Berichte von 09/2018

Donnerstag, 06.09.2018

Was geht so

Es kehrt Reisealltag ein. Bei strahlendem Sonnenschein langsames Übersetzen auf der 'slow ferry' zum "Festland", gut zum Abschiednehmen von unserer Insel.

Gespräche entwickeln sich wieder mit einer einheimischen Englisch-Lehramt-Studentin muslimischen Glaubens und einer Medizin-Studentin aus Deutschland, die gerade Famulatur in einem Krankenhaus in Padang gemacht hat, einem unserer nächsten Reiseziele.
Die Stadt am Fährhafen kennen wir schon, die Unterkunft auch. Am nächsten Tag geht's mit Grab-Taxi zum Flughafen, die Abläufe spielen sich ein. Im Flieger Bekanntschaft zum netten Sitznachbarn, einem Geschäftsmann aus der Großstadt Medan, wo wir alle heil ankommen wollen, trotz der Fluggesellschaft von der schwarzen Liste, Lion-air. Rattert und knarzt hier alles lauter als in den bisherigen Flugzeugen?
Wir steigen schon ein bisschen erleichtert aus und werden vom netten Mann zum Zug in's Zentrum und an der richtigen Haltestelle hinaus begleitet.

Unser Hotel hat diesmal mehr Sterne, fünf stehen auf der Seite im Internet. Die Kosten dafür halten sich sehr im Bereich des Bezahlbaren, so gönnen wir uns das. Erstmal müssen wir aber die wohl längste Strecke bisher laufen mit unseren Rucksäcken. Zwei davon hat jeder plus mein Umhänger mit Papieren und Geld plus Gelis Tüte mit Wanderschuhen, die ich seit Beginn verständlicherweise tragen darf (sie findet nämlich Plastiktüten ganz schrecklich). Wir schaffen das ganz gut.
Mit dieser Ausstattung, meinen kurzen Hosen und Sandalen komme ich mir irgendwie klein vor in Anbetracht der vielen Sterne. Unser Zimmer im 10. Stock ist dann ruhig, kühl und sauber, aber alles ein bisschen alt. Also doch nur drei deutsche Sterne, ich wachse wieder. Außerdem kommt am nächsten Morgen zum Frühstücksbüfett meine beste Kleidung zum Tragen, ordentliches Hemd, helle lange Hose. Geli mit Kleid passend angezogen - wir können uns beruhigt der Speisenauswahl widmen. Es gibt viel Deftiges, eher Brunch. Die Auswahl ist riesig, für uns werden es Croissants, angedeutetes Körnerbrot, Omelette, Marmelade, frische Waffel und - viel Tee! Die überaus freundliche Bedienung erkennt schnell, dass wir den Tee nicht nachgeschenkt haben möchten, sondern lieber die ganze Kanne auf unserem Tisch stehen bleiben soll. Kein Problem.

Am nächsten Morgen steht dann die Kanne bereits auf dem für uns reservierten Tisch.
Wir lassen den jetzigen Tag erstmal ruhig angehen. Mit Hilfe einer jungen Frau an der Rezeption unseres Hotels versuchen wir unsere Weiterreise zum Tobasee zu organisieren, einem riesigen Kratersee inmitten Sumatras mit schönen Landschaften und interessanten gesellschaftlich-kulturellen Aspekten.

Im Internet kursieren die wildesten Geschichten über die Fahrt dorthin mit dem öffentlichen Bus. Abzocke bis zum Geht-nicht-mehr mit Androhung von Gewalt etc. Die Fahrt selber kostet eigentlich nur 2,40 €, aber am riesigen Busbahnhof ist es schwer, bis zu dem Bus mit diesem Preis durchzudringen. Die Frau an der Rezeption weist in ihrem etwas eingeschränkten Englisch auch gleich auf diese Verhältnisse hin (... it's dangerous! Why? Nur zu ahnen was sie meint). Jedenfalls kann sie uns eine Fahrt im Privattaxi für 48,- € anbieten. So einfach wollen wir das nicht oder im Geli-Sprech: "definitely too expensive"! Nach einigen Telefonaten noch ein Angebot: 4,80 €/Person im Sammeltaxi mit Abholung direkt vorm Hotel um 6:00 morgens, Stirnrunzeln. Dann doch erst um 9:00. Es ist nicht allzu schwer für Geli, Abenteuer-Peter von den Vorteilen zu überzeugen und so sagen wir zu, bekommen einen Zettel mit einem Vornamen und einer Telefonnummer.

Da es trüb ist und nicht viel anzusehen gibt laut Reiseführer, schauen wir im Hotelzimmer auf Gelis Tablet über WLAN ein paar Beiträge aus der ARD-Mediathek an.

Später raffen wir uns auf und laufen zu einem Einkaufszentrum, wo wir essen, etwas Obst und eine neue Sonnenbrille kaufen. Den Pool im Innenhof des Hotels schaffen wir nicht mehr, schon wieder müde. Im TV laufen amerikanische Filme mit indonesischen Untertiteln, muss nicht sein.
Richtig früh um 7:45 aufstehen, wir schaffen das! Schnelles Frühstück (ich finde noch zartschmelzende Haferflocken und frische Milch, hhmm), schnelles Packen, 8:50 stehen wir vorm Hotel - und es tut sich 35 Minuten nichts. Ein freundlicher Mann, dessen Funktion unklar ist, steht mit anderen Männern, die eindeutig zum Hotel gehören, neben uns. Auf Gelis Nachfrage ruft er für uns die Nummer von unserem Zettel an. Ergebnis: wir sollen zum Mega-Travel irgendwo in der Stadt kommen. Häh? Die kennen Geli wohl nicht! Etwas anderes war vereinbart! Sie saust mit dem Fahrstuhl hoch zur Hotelrezeption im 9. Stock, ich bleibe beim Gepäck. Jetzt bekommt der freundliche Mann einen Rückruf. Wir sollen warten, in 5 Minuten kommt jemand, der uns abholt zum Mega-Travel. Die Minuten rasen dahin, wo bleibt Geli? Schließlich bitte ich einen Hotelmitarbeiter, in der Rezeption anzurufen und "Angelika" herunter zu bitten. Ich stehe ungeduldig drinnen vorm Fahrstuhl und hoffe damit telepathisch irgendwie die Abläufe beschleunigen zu können. In dem Moment fährt das angekündigte Auto vor und der Fahrer lädt bereits unser Gepäck ein. Mittlerweile wissen nämlich alle Menschen vorm Hotel, was bei uns abgeht und haben ihn entsprechend angewiesen.

Sie kommt!

Und Abfahrt!

Sehr, sehr viel und dichter Verkehr. Der Fahrer ist ein As was schnelle Fahrzeiten in diesem Gewusel angeht. Bei mir beschleunigt sich der Herzschlag leicht und ich kann mir wieder nicht vorstellen, hier selber hinterm Steuer zu sitzen. Trotzdem ist bei allen Fahrten, die wir bisher gemacht haben, nichts passiert, auch wenn nach meinem Empfinden dabei manches Mal nur Millimeter gefehlt haben.

Mega-Travel stellt sich als kleiner Unterstand am Straßenrand heraus. Einige Männer tun mehr oder weniger geschäftig und versuchen uns eine Fahrt zu zweit für viel mehr Geld zu verkaufen. Schließlich sollen wir unser Ticket bezahlen, jetzt 5,40/Person. Nein, 4,80! Wenn ich das hier so lese, kommen mir das irgendwie lächerlich vor. In der Situation geht es aber um 80.000 oder 90.000 und alle Beteiligten diskutieren diese Unterschiede mit großem Ernst. Jedenfalls zahlen wir 2x 80.000 und nehmen nach einer Wartezeit in einem etwas größeren Kombi Platz, zusammen mit einigen Einheimischen, die mittlerweile ebenfalls hergebracht worden sind. Ich darf aufgrund meiner Statur vorne sitzen, Geli in der 2. Reihe mit einer Frau und einem Mann. Zwei weitere Männer sitzen ziemlich eng in der 3. Reihe, weshalb Geli ihnen gleich ein Paket abnimmt, was sich dort noch befindet. Das wiederum nehme ich nach einer Weile in meinen vergleichsweise großen Fußraum, sitze dann ähnlich eng wie alle anderen. Unterwegs wird eine weitere Person aufgenommen, nun also zu 8 in dem dafür nicht vorgesehenem Auto. Die günstigen 80.000 inkl. Abholung vom Hotel relativieren sich langsam ...
Aus der 3. Reihe verlässt eine Person ziemlich bald das Fahrzeug. Das nützt Geli nichts, die nun neben einem Mann sitzt, der sich ziemlich breit macht und vielleicht nicht anders kann.

Es wird gelegentlich geraucht, gerülpst, eine Tank- und eine Essenspause gemacht. 5 Std später erreichen wir den Tobasee. War jetzt keine schöne Fahrt, aber auszuhalten. Die Mitreisenden trotz sprachlicher Barrieren alle freundlich, so auch die Verabschiedung.

Auf den letzten Kilometern kündigt sich ein Gewitter an, der Tobasee begrüßt uns wolkenverhangen mit Regen und Wind. Kühlster Ort bisher auf Sumatra in 900 m Höhe.

Schutz bietet uns die Fähre nach TukTuk, dem touristischen Zentrum der Gegend. Wir werden über ein steiles Brett mit händischer Hilfe direkt vor unserer Unterkunft abgesetzt. Dort geleitet uns ein Mitarbeiter zu unserem Bungalow. Er gibt uns statt der gebuchten Standardausführung die De Luxe-Version. Kundenpflege in Zeiten des Bewertungswettlaufs bei schlechtem Wetter und wenigen Touristen. Für uns also ein schönes Zuhause für die nächsten 4 Tage, direkt am See mit tollem Blick.

Das Restaurant einige Treppen höher, geöffnet von 7:00 - 21:30. Am nächsten Morgen bekommen wir wertvolle Reisetipps von einigen jungen Leuten, die auch hier wohnen. Uns interessieren vor allem die Weiterreise-Möglichkeiten nach Bukitinggi, unserer nächsten Station. Es finden sich nämlich auch dazu wieder ziemlich schreckliche Beschreibungen in den Internetforen.
Später mieten wir uns einen Roller und machen uns auf den unerwartet holprigen Weg zum eco-village-farmstay, einem Projekt einer Indonesierin und ihres deutschen Mannes.

Auf dem Land ihrer Vorfahren haben sie viele heimische Bäume gepflanzt und Plantagen angelegt, ernähren sich von eigenen Erträgen. Sie bieten Gästen die Möglichkeit, mitzuhelfen oder ein paar Tage dort zu verbringen und mit der Bezahlung das Projekt zu unterstützen. Es wird gemeinschaftlich lecker gekocht, wie in den zahlreichen positiven Bewertungen zu lesen ist. Die Fahrt dorthin über Schotterpisten ist sehr anstrengend. Eine Ausschilderung fehlt und so fahren wir zweimal vorbei. Als wir endlich ankommen, begrüßt uns eine Mitarbeiterin sehr freundlich, bittet uns herein und bereitet ein kleines Essen mit frischem Saft, Küchlein und süßen Aufstrichen.

Die Betreiber des Anwesens sind heute nicht da. Die Mitarbeiterin kann kaum Englisch und so können wir unsere Fragen zum Projekt nicht anbringen, hatten wir doch überlegt, hier ein paar Tage zu verbringen. Elias, ein deutscher Student, der heute erst angekommen ist (zu Fuß die 18 km gelaufen!), hat auch noch keine Informationen. Wir schauen uns ein bisschen um und gewinnen nicht den Eindruck eines funktionierenden landwirtschaftlichen Betriebes. Es wirkt eher wie ein Stück Land im Dornröschenschlaf mit einer lebendigen Ecke für gelegentliche Gäste. Insgesamt nehmen wir Abstand von der Idee, hierher zu kommen. Der Preis für die nette Bewirtung eben? "Gebt was ihr wollt." Na, das ist schon ein besonderer Platz!

Unterwegs sehen wir Beispiele traditioneller Batak-Häuser, einer hier heimischen Volksgruppe, die größtenteils in der Neuzeit den christlichen Glauben angenommen hat. Deswegen gibt es viele Kirchen, keine Moscheen, keine Frauen die Kopftücher tragen. Das Miteinander ist sehr liberal und offen gegenüber westlichen Lebensvorstellungen. Auch das ist möglich in Indonesien.

Auf dem Hinweg hatten wir Rast gemacht bei der Bäckerei einer ausgewanderten Deutschen, entdeckten, dass ein ganzes, wunderbar gestaltetes Resort dazu gehört. Außerdem kurze Kontaktaufnahme dort mit einer auf Bali frisch verheirateten jungen Frau aus Deutschland, die sich beim Erzählen jedes Mal bei "mein Freund äähhh, Mann" (der auch aus Deutschland kommt und gerade noch auf dem Zimmer ist) verspricht und dann rot anläuft. Die beiden haben etwas Besonderes vor und sind die Ersten, die uns toppen: ZWEI Jahre unterwegs!!!
Hier wollen wir nun besprechen wie es weiter gehen soll für uns am Tobasee. Daraus wird dann ein komplettes Abendessen und ein Wiedersehen mit Leuten, die bei Treetop in Iboih unsere Nachbarn waren. Wir erhalten leider die Information, dass eine Verlängerung unseres Aufenthaltes in diesem schönen Resort nicht möglich ist, ausgebucht.
Im Dunkeln auf dem Motorroller mit funktionierendem Licht suchen wir den Weg zurück zu unserem Cottage. Jetzt eine warme Dusche! Ja, funktioniert! Ich bin müde, obwohl es erst 20:30 ist. Was soll's, Zähne putzen, schlafen. In der Nacht dann heftiges Gewitter und (bei uns würde man sagen Stark-) Regen, hier ganz normal. Leider habe ich wieder Darmprobleme, aber keine Übelkeit und muss 2x raus. Ich sehe das positiv und denke: so wird aufgeräumt im Darm, gelegentliche Verstopfungen "restlos" beseitigt.
Heute ist es trübe, gelegentlich Regen. Pfannkuchen mit Zucker schmeckt und bekommt mir wieder gut. Der freundliche Mann vom Restaurant entgegnet unserem stirnrunzeligen Blick zum Himmel: time to chill! Wir nehmen ihn beim Wort, schreiben Blog, lesen, hängen ab. Unterbrochen nur von gelegentlichen (etwas halbherzigen) Versuchen Gelis, doch noch irgendeine gemeinsame Aktivität zustande zu bringen. Einen kleinen Spaziergang über das Gelände des Resorts schaffen wir.

Am Abend dann ein schöner Sonnenuntergang 

Sonntag, 09.09.2018

Kleines Pflanzenquiz

Jetzt  seid Ihr dran! 😳 😮 😉

Welche Pflanzen/Früchte sind das? Ich habe sie alle in den letzten Tagen hier am Toba-See fotografiert.

Hier ist die Auflösung:

1. BANANEN (zum Essen)

2. PAPAJA (nicht immer soooo lecker)

3. KAKAO

4. MARACUJA (direkt vom Baum gegessen:super lecker! 

5. (hier z. Zt. keine Früchte, Erntezeit vorbei)

MANGO

 

6. (bitte vergrößern um die Früchte zu erkennen)

CANDLE NUT (habe ich roh gegessen: lecker! Laut Aussage der Einheimischen kein Problem, im Internet steht jedoch, dass sie nur gekocht verzehrt werden dürfen, roh sind sie giftig!

 7. Avocado (die sehen hier wirklich manchmal so aus, essen wir oft als Guacomole)

 

Sonntag, 09.09.2018

Soa, jetzt reicht's!

Sitzen gerade in unserem Restaurant am Tobasee (da wo wir bis heute gewohnt haben) und gucken auf wolkenbruchartigen Regen, der einfach nicht aufhören will. Eine graue Wand schiebt sich vor das Panorama, Einzelheiten sind nicht mehr zu erkennen.

Vor 2 Tagen haben wir eine Wanderung auf MapsMe-Wegen gewagt und sind im Regen zurückgekehrt.

Es war schon eine anstrengende Kraxelei, sehr steil und teilweise schlammig, nur Wurzeln und Sträucher zum Festhalten. Für mich eine geliebte Herausforderung, für Geli weniger. Da war also der Regen noch das kleinere Übel.

Gestern 70 km Motorroller-Tour über die Halbinsel Samosir, die mitten im See liegt und auf der wir auch unsere Unterkunft haben.

Was hat uns begleitet nach anfänglichem blauen Himmel? Heftiger Regen! Wir mussten uns immer wieder unterstellen, weil es zu extrem war. Aber Zeit genutzt: warm gemacht mit Dehnübungen, Kniebeugen, Liegestütz. Beste Gelegenheit.

Vollkommen durchnässt und frierend sind wir zurückgekommen. Wenigstens schöne warme Dusche. Also von 6 Tagen hatten wir einen ohne Regen am Tobasee.
Gleich um 17:15 holt uns die Fähre ab. Wir fahren mit dem Sammeltaxi gegen 22:00 in 10-16 Std nach Bukittinggi, Nachtfahrt ... Mal sehen, ob wir dort mal etwas im Trockenen unternehmen können. Wenn nicht, geht's ziemlich schnell weiter, nach Java.

Dienstag, 11.09.2018

Irgendwie doch immer weiter

Jau, eine Nachtfahrt, wie sie im Buche steht! (in den Blogs der Backpacker in Indonesien)

Aber erstmal runter von der Fähre mit vollem Gepäck im dicken Regen durch Pfützen und Sturzbäche. Ein paar Leute des Fahrtvermittlers holen uns ab, haben mehr oder weniger funktionierende Schirme dabei. Wir sind zu viert, Alexandro aus Italien und Sabine von der Insel Tasmanien (was für geografische Voraussetzungen für eine Paarfindung! Sie haben aber mal zusammen in England studiert). Die beiden waren in der gleichen Unterkunft am Tobasee und begleiten uns nach Bukittinggi, einer größeren Stadt im mittleren Teil Sumatras. Von dort wollen wir in's Harau-Tal, wo es landschaftlich sehr schön und gut zum Wandern sein soll. 

Nun warten wir im "Büro", einer kleinen Garküche mit Tischen und Stühlen. Dabei habe ich die Gelegenheit, dem jungen Koch beim Zubereiten indonesischer Speisen zuzuschauen. Ich entdecke die Ursache der für mich so schwer zu verdauenden Schärfe. Er hat verschiedene Plastikflaschen und Schüsselchen mit Soßen, die er immer mal wieder dazu gibt. Außerdem schneidet er in der Ecke mit diversen Gemüsesorten verschiedene Chilischoten klein und mischt sie in der großen Blechpfanne über dem Gaskocher unter das Essen. Daneben stehen Schälchen mit Salz und Zucker, Pfeffer kann ich nicht entdecken.
Nach diesen Beobachtungen habe ich nun die Möglichkeit, dem aufgeschlossen wirkenden und etwas Englisch sprechenden Koch, der meine interessierten Blicke ohne offensichtliche Reaktion genau registriert hat, zu erklären, wie er bitte ein Essen für mich zubereiten möchte. Ich wähle Ei, Reis, Gurken, Frühlingszwiebeln, Tomaten, alles in die Pfanne mit etwas Oel und Salz, mehr nicht! Er macht es nach einigen fragenden Hinweisen auf seine Soßen genau so, gibt die Tomaten natürlich erst später dazu, sie würden ja sonst verkochen. Gurken kommen roh direkt auf den Teller. Und er schneidet beim Zerkleinern der Tomaten den grünen Strunk heraus! Etwas, worauf ich viel Wert lege und was ich selbst in besseren Restaurants in Deutschland manchmal nicht erlebe. Er probiert wie jedes Mal das Ergebnis des Kochvorgangs - und verzieht beinah schmerzerfüllt das Gesicht. Das ist nicht sein Geschmack! Für mich alles gut, ein bisschen Salz noch dazu, das wird mir bekommen.

Der Fahrtvermittler, Vater des Kochs, erklärt uns, dass noch 3 weitere Reisende dazu kommen, wir also zu siebt im Auto sitzen würden, naja. Das steckt gerade im Stau, schwierige Verkehrsverhältnisse aufgrund des ständigen Regens. Um 18:30 fing das Warten an, um 21:30 endet es. Wir nehmen erstmal im Kleinbus großzügig auf den beiden hinteren Reihen Platz. Es heißt, die drei weiteren steigen unterwegs zu. Die vorderen Seitenscheiben sind während der Fahrt geöffnet, trotz des Regens. Nach einer Weile verstehen wir den Grund: es riecht im Inneren nach Abgasen, irgendein Defekt zwischen Abgasführung und Lüftungssystem. Ohje, das bleibt nicht das einzige Erschwernis. Außer den Platzverhältnissen, die bleiben großzügig, denn die drei Angekündigten sind unterwegs nicht aufzutreiben, vielleicht vom Wolkenbruch vertrieben.

In der Nacht platzt ein Reifen, zum Glück bei niedriger Geschwindigkeit, wir merken fast nichts davon. Der Fahrer, nicht englischsprechend und am Anfang mürrisch, muss erstmal einen festen, ebenen Untergrund finden und dann für die Montage des Reservereifen (es gibt einen) raus in die Nässe, er tut uns leid und sammelt Bonuspunkte. Weiter geht's. Z. Zt. noch viel Verkehr, große Lastwagen, Busse, Motorräder, enge Orte, gute Straßen mit waghalsigen Überholmannövern, schlechte und ganz schlechte Geröllwege, Schlaglöcher. Wir schütteln hin und her, Platz genug dafür ist ja. Schlafen? Unvorstellbar, dennoch scheint es zu gelingen. Geli wird am nächsten Tag von Schnarchphasen meinerseits berichten. Sie selbst macht wohl kein Auge zu, obwohl sie es schafft zu liegen, braucht ja nicht sooviel Platz. Der Fahrer ist sympathischerweise beunruhigt, weil es nun kein Reserverad mehr gibt. Das ist beim allgemeinen Zustand von Auto, Reifen und Straßen wohl tatsächlich ein Problem. So sucht er die ganze Nacht nach einer Reifenwerkstatt, hält immer wieder an, fragt wie selbstverständlich auch um 2:00, 3:00, sie haben die Reifengröße nicht. Stunden vergehen. Die Jagerei über mehr als 500 km und dieser ständige Abgasgestank sind so nervig, dass schon Fragen aufkommen "Was machen wir hier eigentlich? Sollte so unsere Reise verlaufen?"
Wir tanken, rasten, essen, gehen zur Toilette, muss ja sein. Als es hell wird, kann der Fahrer nicht mehr, er versucht auf dem Lenkrad wenigstens kurz zu schlafen, wieder Bonuspunkte für das rechtzeitige Beachten von Grenzen. Weiter. Hat nicht gereicht. Er muss sich richtig hinlegen, eine Stunde Pause in einer "Raststätte".

DerTransport von A nach B ist mehr eine Expedition und schweißt uns zusammen, auch zeichensprachlich und mit indonesischen Sprachbrocken mit dem Fahrer. Zwischen den langen Phasen des Jeder-für-sich-Dahindösens lustige und persönliche Gespräche mit den beiden anderen. Die Sonne scheint, es ist auch mal gute Stimmung.

Kurz danach findet unser Fahrer den richtigen Reifen (gebraucht) in einer kleinen Werkstatt am Straßenrand, der Mitarbeiter dort beherrscht alle Handgriffe für das Umziehen aus dem Effeff und hat auch eine Maschine, die ihm hilft, druckluftbetrieben, etwas einfacher als in Deutschland. Der 'neue' Reifen kommt an's Fahrzeug, Reserverad wieder in seine Halterung. Der Fahrer zahlt 9,- (€) für alles.

Etwas später sausen wir über den Äquator, keine Energie, den Fahrer um einen Fotostopp und die glückbringende Rückwärtsüberquerung zu Fuß zu bitten. 14:15 erreichen wir Bukittinggi nach 16:45 Stunden. Geli will nur noch schnell in die gebuchte Unterkunft im Harau-Tal. Wir ordern ein Grab-Taxi und werden nach weiteren 1,5 Std direkt vor einer Felswand abgesetzt. Sonnenbeschienene Bungalows, Dusche, Essen und Trinken. Holländerinnen von früheren Orten, die auf anderen Wegen auch hierher gekommen sind. Frau/Man trifft sich auf Sumatra.

Am nächsten Morgen trübe ... Pfannkuchen, Tee, ihr kennt das. Der Besitzer setzt sich dazu, wie seine Frau nett, kontaktfreudig, offen, gut drauf. Englisch mit erstaunlichem Wortschatz, nur gelernt 'by doing' mit Gästen. Seeehr persönliche Themen: Muslima ohne Koptuch? Ja! Jetzige Beziehung, frühere Beziehungen, Enttäuschungen, Liebesschmerz, Umgang mit Stress, Sexualität, Alter, -sunterschieden. Ernsthaftigkeit und Lachen. Ich finde es gerad mal wieder erstaunlich, was an Kontakten und Austausch möglich ist auf dieser Reise. Ich bin das erste Mal soweit weg in einer ganz anderen Kultur und erlebe, wieviel Verbindendes entstehen kann zwischen Menschen auf der Welt, das hatte ich so nicht erwartet. Wenn ich allerdings von der Terrasse des Restaurants zur Seite gucke und die Menschen auf dem Reisfeld hart arbeiten sehe, wird mir klar, dass wir und auch der Besitzer hier trotz seiner Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen zum privilegierteren Teil gehören. Viele sind davon ausgeschlossen, profitieren vielleicht ein bisschen von dem Geld was wir in's Land bringen, mehr nicht.

 


14:00, es regnet. Wir sind im Bungalow, schreiben Blog ... ... ... Mist!

Samstag, 15.09.2018

Harau-Tal und Bukittinggi

Die Leute hier versprechen: morgen scheint die Sonne. Und tatsächlich, das schöne Wetter am nächsten Morgen lädt uns zu einer längeren Wanderung durch das Harau-Tal.

Links unsere Hütte

Bei MapsMe auf dem Handy hatte ich nach Wegen dafür geguckt. Sah gut aus bis auf ein kleines Leer-Stück, zu umgehen nur mit einem Riesenumweg. Wir fragen einen Mitarbeiter, der uns eigentlich den kompletten Weg führen will, ob es möglich ist, dort durchzukommen. Er meint: "Yes, it's ok, try it". Also los, an den Hundert Meter hohen Felswänden entlang Richtung 'Leerstelle'. Der breite Weg endet allerdings wie eingezeichnet im Nichts, besser gesagt am Rande eines riesigen, unter Wasser stehenden Reisfeldareals.

Was nun? Zwischen den Feldern gibt es schmale, erhöhte Wege, mehr oder weniger trocken, unterbrochen von Gräben. Wir versuchen es dort ("Yes, it's ok. Try!"), irgendwann geht's nicht weiter.

Zurück und auf einem Pfad direkt unterhalb der Felswand entlang. Bald ist auch von dem Pfad kaum noch etwas zu erkennen. Wir schlagen uns durch's Gestrüpp, hoch, runter, durch Matsch und Wasser. Noch halten unsere Wanderschuhe, sind ja von richtig guter Qualität. Die Stimmung hält nicht, habe ich doch wieder mal einen 'Super-Weg' ausgesucht, furchtbarer geht's kaum noch, meine Geli obergenervt!!! Auch hier zurück, was nun? Es sieht so aus, als ob etwas trockenere Wiesen und Buschreihen ein Weiterkommen ermöglichen. Wir versuchen es - und es wird wieder nass. GELI bestimmt: da gehen wir jetzt durch!!! Ich gehorche und gehe vorweg. Es wird immer matschiger, wir versinken im wässrigen Schlamm, die Schuhe füllen sich damit, saugen sich fest, bis zu den Knien, bei Geli drüber hinaus. Jeder Schritt ist mühsam, aber es gibt keine Alternative. Ich erreiche schließlich eine Erhöhung, habe wieder festen Boden unter den Füßen. Geli macht derweil ungewöhnliche Geräusche, die auf großen Unmut hindeuten könnten, unterbrochen von spitzen Schreien. Ich rufe ihr zu: "Nicht stehenbleiben, immer weiter, weiter, hierher!" Schließlich schafft sie es, ich halte Abstand, näher dran ist vielleicht gefährlich.

Eine der Reisbäuerinnen bemerkt uns, weist uns auf unsere Gesten hin aus der Ferne den weiteren (trockenen) Weg auf den Erhöhungen zwischen den Feldern. Tiefe Gräben queren wir über Bambusstäbe, einmal sogar mit einer Art Geländer, und kommen so langsam voran.

Geli bemerkt Motorräder auf der anderen Seite eines Grabens - ein letztes Stück und wir haben es geschafft! Der Beginn trockenen Landes!

Etwas weiter bietet uns ein kleiner Unterstand Schatten und Sitzgelegenheit.

Schnürbänder unter dem Schlamm finden, mit quatschendem Geräusch den Schuh vom Fuß lösen. Das Auskippen gelingt schwer, zu dickflüssig. Dementsprechend ist auch die Einlegesohle kaum herauszubekommen, sie klebt. Das Ende der Strümpfe ahnen wir unter der hellbraunen Sauce, die Bein und Fuß umhüllt. Auswringen soweit möglich und alles zum Trocknen in die Sonne.

Die schafft trotz intensiver Strahlung nicht viel, wir geben ihr wohl zu wenig Zeit. Wieder rein in die feuchtwarmen Sachen und los. Sonnenschein und idyllische Landschaft, abgeschiedene Dörfer mit freundlichen Menschen, die uns grüßen und zuwinken. Wir spüren die Besonderheiten an unseren Füßen bald nicht mehr und genießen.

Der schöne Weg verläuft nicht ganz so wie auf der digitalen Karte eingezeichnet, aber im Großen und Ganzen stimmt die Richtung. Bis er plötzlich endet. Unausweichlich. Geli hatte schon vorher darauf hingewiesen, dass unser Standort seit einiger Zeit irgendwo im Nichts angezeigt wird. Ich begegnete diesem Einwand mit dem Hinweis, dass, wie schon mal erlebt, die Kartengenauigkeit bei MapsMe in solch abgelegenen Gegenden und bei untergeordneten Pfaden nicht so hoch sei. Nach einer Weile würde dann wieder alles stimmen. Außer hier und jetzt ... Obwohl Geli lange nichts getrunken hat, hungrig ist und zur Toilette muss, will sie partout keine Pause machen, nur weiter. Tatsächlich suche ich schon seit einiger Zeit nach einer Weggabelung, die uns mehr nach rechts über den Berg bringt. Es war bisher nichts zu erkennen. Ich glaubte, sie müsse jeden Moment kommen. Nun zurück. Da waren junge Männer, den Hang ein Stück hinunter mit irgendwelchen Arbeiten beschäftigt. Während wir laufen suche ich den Berg hinauf nach Anhaltspunkten ab für einen Weg oberhalb des jetzigen. Ist da nicht ziemlich weit oben eine ansteigende Kante zu sehen? Könnte das der gesuchte Weg sein? Falls ja, wie sollen wir dorthin kommen, auf kurzer Distanz einen solchen Höhenunterschied überwinden? Die jungen Männer können kein Englisch, verstehen aber trotzdem irgendwie, dass wir nach Harau wollen und nicht wissen wie. Sie rufen nach einem Kollegen, der nicht kommt. Wir gehen weiter und sehen ihn in einer Holzhütte sitzen. Mit Worten, die wir nicht verstehen, aber mit Gesten, die wohl "zurück, dann hoch" bedeuten, bestärkt er uns in der Hoffnung, dass wir hier nicht ganz falsch sind und es eine Möglichkeit gibt, heute noch einmal anzukommen. Eine Frau, die etwas oberhalb am Wegesrand Feldfrüchte schon auf dem Hinweg bearbeitet hatte, grüßt uns wieder freundlich und versteht ebenfalls unser Anliegen, macht die gleichen Gesten wie der junge Mann eben. An einer Weggabelung, die in keiner Weise unserer Karte entspricht, werden wir fündig. Etwas versteckt biegt ein Weg den Berg hinauf ab. Der soll jetzt wohl der eingezeichneten "Straße" entsprechen. Kein Wunder, dass Geli das so nicht eingeschätzt hat und schnurstracks weiter gelaufen ist.

Nach dieser erlösenden Entdeckung unseres weiteren Wanderweges gelingt es mir, Geli von einer Pause zu überzeugen, zumal sich gerade wieder ein sonnenschützender Unterstand im Gebüsch anbietet. Essen, trinken, ausruhen. Ab hier alles gut, die schöne Landschaft rückt wieder in den Mittelpunkt.

Nachdem unsere letzten Wasservorräte aufgebraucht sind, können wir in einem kleinen Dorf unterwegs sogar kühle Getränke kaufen. Schon ein bisschen groggy, aber doch zufrieden mit unserer Abenteuer-Wanderung erreichen wir unsere Unterkunft und freuen uns auf Dusche und Abendessen.
Noch am gleichen Tag werden Wanderschuhe, Sohlen, Strümpfe in einem großen Bottich mit Hannover-Waschpulver gründlich gewaschen, gespült und zum Trocknen aufgestellt.
Am Abend gemütliches Zusammensitzen mit Einheimischen, vielen Gästen, Gitarre und Lagerfeuer (Klischee?). Lustige Erzählungen mit den Holländerinnen, ich komme mittlerweile ganz gut zurecht, mich auf Englisch an Gesprächen zu beteiligen. Schöner Abschluss unserer Tage hier.
In aller Ruhe packen wir morgens und fahren mit einem alten und klapprigen Beçak (Moped mit Beiwagen) zur Busstation in den nächsten größeren Ort.

Die Holländerinnen in einem ähnlichen Gefährt

Wegen des Gepäcks und des auf indonesische Statur ausgelegten Platzangebotes kann nur Geli im Wagen sitzen. Ich setze mich auf den Rücksitz, quetsche mein linkes Bein zwischen Moped und Beiwagen. Wenn da irgendwas nicht hält ... Die Wege haben z. T. sehr große Schlaglöcher und es ist eng, immer wieder Gegenverkehr. Der Fahrer kennt jede Unebenheit, er macht es gut.
Der Bus ist günstig, für die locals noch mehr. Wir sind die einzigen Fremden, werden wieder freundlich angelächelt, fühlen uns mitten in Indonesien und haben gute Stimmung. An der Endstation in Bukittinggi wird's schwieriger. Das erste Grab-Taxi, das uns zur Unterkunft bringen soll, findet uns nicht, es ist laut, hektisch, enges Auto- und Menschengewusel. Eine junge Muslima mit Englischkenntnissen hilft uns mit unserem Extra-Handy, ein altes, das wir mit einer indonesischen SIM-Karte ausgestattet haben, um auch ohne WLAN in's Internet zu kommen. Mit dem zweiten Taxi klappt es dann. Zimmer für 2 Nächte ist ok, warme Dusche! Einfaches Frühstück, alle Einkaufs- und Essensmöglichkeiten um die Ecke. Am frühen Morgen (4:30) dann der Hammer ?. Durch alle Wände, geschlossenen Fenster, Ohrstöpsel und über den Kopf gezogenen Decken brüllt der Muezzin seinen Aufruf zum Morgengebet über eine Lautsprecheranlage, die auch zum Festival in Wacken passen würde (wie wir am nächsten Tag entdecken). Das reicht aber noch nicht, stimmen doch nach und nach weitere Muezzin mit atonalen Gesängen in den Aufruf ein, wenn auch etwas leiser. Wenn die Tonfolgen nicht so fremdartig wären, könnte man meinen, so auf einem Rummelplatz zu stehen, dass man die Musik von allen Fahrgeschäften gleichzeitig hört und das um diese Uhrzeit! Die wenig begeisterte Reaktion der vielen Backpacker, die durch dieses "Tal" hier gehen müssen, hat dazu geführt, dass die Besitzerin einerseits etwas hilflos kostenlos Ohrstöpsel verteilt und anderseits für 40 Mios pro Stück vier geräuschgedämmte Kapseln angeschafft hat (IDR), die an geschlossene Sonnenbänke erinnern. Nach der ersten Nacht überlegen wir ...

Was unternehmen wir?

Einen Spaziergang zu einem schönen Ausblick in die bergig-grüne Umgebung von einem Panoramapark aus, mit vielen wilden, aber an die Menschen gewöhnten Affen (auch um die Ecke). 

Von dort aus durchqueren wir ein künstliches Höhlensystem zur Munitionslagerung, das die Japaner hier im 2. Weltkrieg durch Kriegsgefangene anlegen ließen. Was für eine Schinderei. Als wir endlich wieder in's Freie gelangen, wird aus dem Spaziergang  dann noch eine Wanderung in einen Canyon mit einer nur so genannten "Great Wall".

In diesem hat Geli vor 30 Jahren Flughunde gesehen, die sind aber nicht mehr da. Einen gepflegten englischen Tee in schönem Geschirr und mit Milchkännchen nehmen wir in der stilvollen Bar des Novotel-Hotels zu uns, kostet aber auch ordentlich. Gemüsemarktbesuch, Bummel durch Einkaufsstraßen, bekömmliches Essen im De Kock Café, nach dem auch ein holländisches Fort benannt ist (oder umgekehrt). Die freundliche chinesische Gastgeberin organisiert uns eine günstige Fahrt mit einem vergleichsweise luxuriösen Sammelbus zum nächsten Flughafen. Jetzt geht's weiter wie geplant nach Java. Wir halten uns nach Vorgabe für die Anfahrt und den Check-in 8 Std vor Abflug bereit, der Bus braucht nur 2 3/4 Std, das gibt's also auch.

Auf Wiedersehen, Sumatra, das war eine wunderbare Zeit hier!

Samstag, 15.09.2018

Angekommen auf Java

Wir sind jetzt schon ein paar Tage in Yogya(karta) auf Java! 

Berichte folgen bald ...

Die Auflösung des Pflanzenquiz findet Ihr ab sofort über den entsprechenden Fotos (Blogeintrag vom 09.09.18)

The winner is: ZINA! Du hast fünf von sieben Abbildungen richtig erkannt! 

Herzlichen Glückwunsch!😳

Mittwoch, 19.09.2018

Yogyakarta I

Mit Lion-Air nach Yogyakarta, alles gut.

Schwierig wie immer die Organisation des Grab-Anschlusstransportes. Bekommen wir das nochmal spannungsfreier hin? Letztlich aber total easy werden wir vor unserem Guesthouse abgesetzt. Live-Music empfängt uns aus diversen Kneipen drumherum, das soll nur bis 24:00 gehen. Moscheen sind weiter entfernt, bessere Nachtruhe wurde uns angekündigt von vorherigen Gästen, die wir in Bukittinggi kennengelernt haben. Der "bellboy" öffnet den bereits verschlossenen Eingang, es war ein später Flug.

Die Unterkunft mit kleinem Pool ist großartig, ein bisschen bleiben bitte. Wir laufen in der Stadt herum, Besichtigen z. B. Sultanspalast und Wasserschloss mit einer architektonisch sehenswerten Moschee (siehe Fotos unten), gehen essen und einkaufen. Bringen Kleidung, die es nötig hat, zur Wäscherei. Sie ist für wenig Geld einen Tag später zurück an unserer Rezeption.

Jetzt wollen wir mal Touren in die Umgebung machen und stehen dafür früher auf. Vor einem Jahr hatte ich von einer Höhle (Goa Jomblang) gelesen, in die man 60 m abgeseilt wird. Dann läuft man ein ganzes Stück durch die Dunkelheit in eine zweite Höhle, in der ein besonderes Naturphänomen zu beobachten ist. Gebrochen durch die Laubkrone eines Baumes und 'unendlich' viele kleinste Wassertröpfchen in der Luft, fallen Sonnenstrahlen durch ein großes Loch in der Höhlendecke in die Dunkelheit, fantastisch anzusehen, verzaubert alle, die hier mal sein durften.

Aber wir wollen keine insgesamt organisierte Tour, wie sie zuhauf angeboten wird. Mit dem Grab-Taxi schlagen wir uns die 40 km bis zur Höhle durch und das ist sinnbildlich gemeint. Der Fahrer beherrscht sein Auto und dessen Bewegung im Straßenverkehr nicht besonders gut. Er fährt ungewöhnlich zögerlich und hat auch wenig Verständnis für den Weg zu unserem Ziel, reagiert nicht auf Wegweiser, ist nur fixiert auf sein Navi-Handy und dessen z. T. unpassende Hinweise. Na, das ist ja "das Richtige" für einen wie mich! Ich gebe zu, das macht mich nervös, zumal wir zu einer bestimmten Uhrzeit ankommen wollen. Und ich kann nicht mit ihm sprechen, er kann kein Englisch. Wie befürchtet, landen wir irgendwann in der totalen Pampa, er weiß auch nicht, fährt in die falsche Richtung, kehrt um. Ich zeige ihm an einer Weggabelung, wo er weiterfahren soll, verfolge ich das Mehr-oder-weniger-Vorankommen doch auf einer eigenen Karte auf meinem Handy. Der Weg ist sehr holprig, immer wieder setzt der Unterboden auf. Wir beschließen auszusteigen, es ist nicht mehr weit. Nach ein paar Schritten erreichen wir eine bessere Straße aus einer anderen Richtung und dort ist auch gleich die Höhle.

Jetzt wird's organisiert, es geht nicht anders und kostet 1 Mio für uns beide.

Gummistiefel, Klettergeschirr, Helme werden gestellt, klare Anweisungen gibt's dazu. 30 Leute sind schon da. Das sind sehr wenig im Vergleich zu anderen Attraktionen in der Gegend, wir können uns glücklich schätzen. Als Paar werden wir 60 m abgeseilt.

In der Mitte des Bildes ist ein anderes Paar zu sehen 

Ich sage zu Geli: "Vor einem Jahr ... und jetzt sind wir hier!" Toll, richtig toll! Alles genauso!

Nach dem Hochseilen durch 20 Männer (wie wir hinterher sehen)

gibt es Essen und Trinken, im Preis enthalten. Unsere Einschätzung: hat sich gelohnt. Nun zurück, aber wie? Plan: in den nächsten Ort fahren lassen, dann mit öffentlichem Bus weiter. Fahren lassen klappt nicht so gut, wir laufen. Und halten den Daumen raus. Sofort werden wir ein kleines Stück mitgenommen, dann fahren die freundlichen Leute aus Singapur in eine andere Richtung. Wieder laufen, Google Maps zeigt wo wir lang müssen. An der Hauptstraße eine Motorrad-Werkstatt, aber Transportaufgaben sind nicht vorgesehen. Der übliche Ablauf: schwierige Organisation Grab-Taxi ... und irgendwann ergibt sich alles - wie immer. Ein Motorroller-Fahrer bietet uns an, uns zum nächsten Busterminal zu fahren, zu zweit! Etwas Verhandlung um den Preis, dann sitzt Geli hinterm Fahrer und ich hinter Geli und hinter mir der Rucksack. Was alles möglich ist. Wir sind froh, gut voran zu kommen, ganz schön weit! Das Bezahlen läuft übrigens immer total korrekt ab. Was vereinbart wurde, wird bezahlt, daran halten sich alle und auch das gibt uns ein sicheres Gefühl in Indonesien.
Der Bus fährt nach einer Weile los mit dem Beifahrer an der offenen Tür, der lautstark mit Passanten klärt, wer zusteigen möchte. Klingt manchmal auch wie eine Aufforderung einzusteigen. Anscheinend hängt der Verdienst im öffentlichen Bus von der Anzahl der Fahrgäste ab. Die Bustour dauert lang, sehr lang. Eine Baustelle ist der Grund. Am Busbahnhof in Yogyarkata, es ist bereits dunkel, sprechen uns sofort Leute an für den Weitertransport in der Stadt. Verhandlungen, Abfahrt. Wir müssen uns kurz trennen, denn diesmal geht's auf zwei Motorrollern weiter, etwas komfortabler. Sie bemühen sich in dem uns bereits bekannten Gewusel in Sichtkontakt zu bleiben. Unsere Straße ist Einbahn, das kümmert Motorroller-Fahrer nicht, der Umweg wäre zu groß. Forsch und behutsam im jeweils richtigen Moment gefahren, erreichen wir unversehrt unser vorübergehendes Zuhause. Geli geht duschen, ich einkaufen. Wir wollen auf der Terrasse essen. Nun macht Geli Tomatensalat, ich dusche. Live-Music ist von der Straße zu hören, das animiert mich zu einem kühlen Bier dort, die Band ist gut, leicht jazzig. Wir gehen zufrieden und müde in's Bett.
Jetzt ist mal wieder Ruhe dran. Ein bisschen am Pool liegen, Blog schreiben, richtig gute Gespräche mit einem englischen Paar, zu dem wir im Guesthouse schon ein paar Tage Kontakt haben. Später sitzen wir zusammen in einem Café, die Themen gehen uns nicht aus. Die nächsten Aktivitäten vorbereiten, schnell ist es wieder Abend.

Freitag, 21.09.2018

Yogyakarta II

Nachdem wir einen Tag faul am Pool gelegen haben, ist nun wieder Zeit für die nächste Aktivität. Was gibt es Schöneres als Kultur in Kombination mit einer Fahrradtour? Bei Via-Via, einem Traveller- Cafe mit sozial-ökologischem Anspruch, werden wir fündig. Diese Cafes sind an mittlerweile 16 Orten in der Welt stationiert (zum Beispiel auch in der Stadt Entebbe in Uganda, vielleicht, Christel, hast du bzw. deine Familie davon schon gehört?) und sie bieten unter anderem verschiedene Ausflüge in die Umgebung an.
Ein Besuch der Tempelanlagen Borobodur und Prambanan ist Pflichtprogramm für jeden Yogyakartabesucher und auch wenn Peter gerade das nicht will, gelingt es mir, ihn dafür zu gewinnen. Wir werden die ca. 50 km lange Strecke zwischen diesen beiden Stätten mit Mountainbikes zurücklegen, das überzeugt ihn. Anreise davor/danach mit Auto. 

Borobodur ist das größte buddhistische Monument der Welt. Nach einem Vulkanausbruch war es fast tausend Jahre verschüttet und wurde erst ab 1814 auf Initiative der britischen Kolonialmacht freigelegt. Ein Jahrhundert später waren es dann die Holländer, die mit den Restaurierungsarbeiten begannen.

Prambanan hingegen ist eine wenig später erbaute, große hinduistische Anlage, die durch Erdbeben, zuletzt 2006, beschädigt wurde, aber immer noch sehr beeindruckend da steht, auch dank fortlaufendem Wiederaufbau. Beide Stätten gehören zum UNESCO Weltkulturerbe.

Wir brechen morgens um 7 Uhr auf. Einziger weiterer Teilnehmer ist Andreas, ein Kölner. Wir sind froh, dass das Wetter, eigentlich war Regen angesagt, noch hält. In Borobodur ist es nicht zu voll, wir können die 2 Stunden dort gut genießen, denn die "Sonnenaufgangsbesucher" sind bereits alle weg.

Unter den vielen glockenartigen Kuppeln hat sich jeweils eine Buddha-Statue befunden, heute z. T. erhalten, z. T.  zerstört

Hier eine der restaurierten Statuen, von nah und fern

Peter fragt sich, wie es sein kann, dass hier im Jahre 800 zwischen den einzelnen Bauteilen Zement verarbeitet worden ist. Diesen hätten erst die Holländer bei der Restaurierung verwendet, so die Antwort eines auskunftsfreudigen indonesischen Aufsehers.
Einschub Peter: In dessen Umgebung entdeckt Geli eine Gruppe junger spanischer Frauen in Shorts - ohne den IHR am Eingang ausgehändigten Sarong zum Bedecken der bloßen Beine! Und sie bekommen keinen Verweis, wie kann das sein? Sie fragt bei ihnen nach und gibt auch gleich selber die Antwort: "You are young and I am old!" Lautes Lachen der Spanierinnen. Ob das der Grund ist? Schließlich ist aus meiner Sicht ein optischer Unterschied kaum erkennbar ...

Nun freuen wir uns auf die Radtour. Ob diese wohl auch über Hauptstraßen führt?
Zunächst lernen wir Harry kennen (Einschub Peter: hallo Papa, wie du!), unseren Guide. Lustig, dass es diesen Namen auch hier in Indonesien gibt. Er erklärt uns, dass eine Teilstrecke der Tour durch die verkehrsreiche Stadt Yogyakarta selbst geht und bietet uns an dieses Stück lieber mit dem Auto zurückzulegen. Da kennt er aber die "fahrradkuriererfahrenen" Hannoveraner schlecht! Mehrere Male fragt er, ob wir uns 100% sicher sind, er hat da wohl so seine Erfahrungen. Für uns aber keine Frage und für Andreas auch nicht und los geht's!

Zunächst vorbei an Tabakfeldern, Chilipflanzen (Jan!) und Erdnussbäumchen. Wir fahren meistens auf Asphalt, nur manchmal sind auch Sandwege und Stellen mit steinigen Untergrund dabei.

Harry lässt uns das Tempo bestimmen, er fährt hinten. 1x klingeln bedeutet links abbiegen, 2x klingeln rechts. Dies klappt bei den beiden Männern nicht immer ? ! (Einschub Peter: ???) Es geht zügig voran, Harry hat eine gute Strecke ausgesucht, an einem kleinen Kanal entlang fahren wir nach Yogya hinein. Wir stoppen an einem Warung und lassen uns das Mittagessen gut schmecken! (Einschub Peter: für mich in Teilen zu scharf)

Plötzlich das, was wir schon den ganzen Tag erwartet haben: heftiger Regen! Gut, dass wir gerade sowieso Pause machen. Nach einer Weile können wir weiterfahren, sehen aber schon weitere unheilvolle Wolken am Himmel. Dann plötzlich bricht ein heftiger Blitz vom Himmel und ein Donner, wie ich ihn schon lange nicht mehr gehört habe. Erneute Zwangspause von ca. 30 Minuten ... Überlegungen, die Tour abzubrechen und am nächsten Tag mit dem Fahrrad nach Prambanan zu fahren, werden ūberflüssig, der Regen wird schließlich doch immer weniger. Der Weg durch die Stadt ist völlig unproblematisch. Wir müssen lediglich ein paar Mal größere Straßen überqueren. So erreichen wir nach weiteren 20 km in recht guter Verfassung (Einschub Peter: außer Gelis Popo) die zweite Tempelanlage.

 

Ganesha, Sohn des Shiva

Auch hier halten sich nicht mehr zu viele Menschen auf und es gibt sogar noch eine schöne Sonnenuntergangsstimmung.

Ein erfüllter Tag geht - zwar für hiesige Verhältnisse vergleichsweise kostspielig (ca. 78,- € pro Person) - mit einer leckeren Pizza und Salat in "unserer" Backpacker-Straße zu Ende.

 

Mittwoch, 26.09.2018

Yogyakarta III und Bromo

... eine tolle Stadt! Wir mögen das quirlige Leben überall, die "Millionen" kleiner Stände mit allem Möglichen zum Verkaufen, die vielen Motorroller, Fahrrad- und Motorradrikschas.

Neben einigen Bereichen, die spürbar auf Touristen (viele aus Asien) ausgerichtet sind, gibt es ruhige, grüne (man glaubt es kaum) Viertel, in denen einfaches indonesisches Leben stattfindet.

Dort sind die Gassen mitunter sehr eng, die Menschen verrichten ihre Dinge vor oder im offenen Haus, vieles steht herum,

Vogelkäfige hängen am Dachüberstand, mehr oder weniger magere Hühner laufen da und dort und picken nach wer weiß was. Hühnerfleisch und -eier finden sich übrigens in vielen Speisen, die morgens, mittags und abends gegessen werden. Kein Wunder also, dass es soviele Hühner gibt, sie und ihre Eier gehören hier wohl zu den Grundnahrungsmitteln. Jedenfalls bewegen wir uns immer wieder gern in diesen Teilen der Stadt, zu Fuß oder mit Fahrrädern, die wir bei ViaVia für 1,50 am Tag ausgeliehen und ein bisschen zurechtrepariert haben.

Dabei begegnen uns die Menschen sehr freundlich und vielleicht ein bisschen erstaunt, freuen sich anscheinend, dass mal jemand vorbeikommt und sich interessiert.

Wir fühlen uns so wohl in unserer ruhigen kleinen Oase im Hinterhof der geschäftigen Straße und mit dem städtischen Drumherum.

Unsere nächste Station, den Vulkan ? Bromo, wollen wir wegen der Fülle an Touristen nicht am Wochenende besuchen. So kommt es, dass wir unseren Aufenthalt hier ein um's andere Mal verlängern. Ein Luxus, den sich Langzeitreisende erlauben können. Andere Gäste kommen und gehen, wie anderswo auch. Immer wieder ergeben sich dabei nette Kontakte. (Hallo Ihr beiden Berlinerinnen, guckt ihr hier wirklich mal rein?) Das englische Paar, von dem wir schon mal kurz geschrieben haben, reist einen Tag vor uns zum Bromo. Wir stehen im regen WhatsApp-Kontakt und erfahren so von den Komfortverhältnissen beim Zugfahren, Wetter, Essensmöglichkeiten, lohnenswerten Zielen.

Dann ist es soweit, Abschied von Yogya. Lange Zugfahrt, fast 8 Std. Wir sitzen mit vier indonesischen Frauen auf zwei gegenüberliegenden Bänken, es ist eng und schaukelig. Freundliche Blicke beim Füße arrangieren, ein bisschen Englisch mit einer jungen Muslima. Geli wundert sich über die stoische Ruhe, mit der die Menschen im Zug stundenlang in einer Haltung verharren, braucht sie doch minutenweise Drehungen und Wendungen, um Rückenschmerzen zu vermeiden. Ich laufe herum, freie Bänke, kann mich mal ausstrecken.

Am Bahnhof, es ist schon ca. 17:00, finden wir Mitarbeiter, die uns ruckzuck die anschließende Weiterfahrt zum Bergdorf am Bromo verkaufen - wir sind erleichtert, war doch dieser Teil der Reise noch unklar. Nachdem sich weitere 10 Mitreisende gefunden haben (das dauert dann schon noch 1,5 Stunden) fahren wir in der Dunkelheit im vollgestopften Bus in 2 Std auf 2300 m. Der Motor tut sich schwer, es geht z. T. im Kriechgang extrem steile Straßen hoch. Großer Hunger als wir ankommen. Alles dicht, außer einem kleinen Warung. In der Auslage etwas wie 'Erbsen, Karotten, Bohnen', Nudeln mit Lauch, sieht richtig gut aus. Dazu werden uns Reis und gebratene Hähnchenteile angeboten. "Not spicy?" Wenn das jetzt so ist wird es ein Festmahl für mich. Und tatsächlich - fast wie zuhause, lecker und bekömmlich! Das beste Essen bisher in einem Warung für mich für 1,08 €.

Unser Zimmer ist klein, sehr klein. Aber neu. Sehr neu. So neu, dass am nächsten Morgen direkt neben unserem Bett draußen am Haus weitergearbeitet wird. Mörtel anrühren, Winkelschleifer zum Fliesen schneiden und mit dem Hammer alles richtig hinklopfen, so gegen 7:00. Tolle Zeit. Wir sind nämlich erst kurz wieder am Schlafen. Geli ist zufällig um 1/4 vor 5 zur Toilette gegangen und hat einen wunderbaren Sonnenaufgang direkt von unserem Fenster aus entdeckt. Weil das so besonders aussah, habe auch ich mühsam ein Auge aufreißen und gucken müssen. Hat etwas gedauert, bis wir wieder eingeschlafen sind. Eigentlich steht man hier generell um ca. 3:00 morgens auf, läuft zu einem der Aussichtspunkte hoch am Berg, um bei Sonnenaufgang das einzigartige Panorama zu bewundern. Viele buchen auch eine Aufstiegshilfe per Jeep. Die donnern dann in der Nacht durch's Dorf, haben wir heute nicht gehört, so tief war der Schlaf. Das ist eben nicht unsere Zeit.

Naja, wir dösen noch etwas vor uns hin, bekommen ausnahmsweise einen Pfannkuchen zum Frühstück (sonst scharfes Nasi Goreng) und gehen wandern, ohne Sonnenaufgang.

Die z. T. sehr steile Route ist die gleiche (wie schaffen die das nachts hier bloß hoch?). Wir kommen an all den Aussichtspunkten vorbei, die in aller Frühe vor Touristen überquellen. Zugegebermaßen ist der Blick jetzt bei auch noch wolkigem Himmel nicht soo spektakulär, aber auch ganz schön. Außerdem genießen wir ihn ganz für uns alleine.
Es zieht sich weiter zu hier oben auf 2700 - 2800 m. Viele Touristen, viele Buden. Um diese Zeit trostlos verwaist kommen wir an einfach zusammengezimmerten Unterständen mit Plastikplanen vorbei: heißer Tee etc. für die Massen. Mittendrin ein einzelner Stand der noch besetzt ist:

heißer Tee für Geli und Peter - Resteverwertung am Bromo. Nun wollen wir in einem großen Bogen runter zum 'Sandmeer', einer großen Ebene um zwei Vulkane, einer davon der aktive Bromo. In Urzeiten gab es hier mal einen riesigen Zwillingsvulkan, nach dessen Ausbruch das jetzige Gelände nach und nach entstanden ist. Unser Bergdorf liegt auf dessen ehemaligen Kraterrand. Ein bisschen fängt es an zu regnen, wir laufen auf einer sich schlängelnden Straße abwärts, auch mal wieder hoch. So richtig kommen wir dem Sandmeer nicht näher, haben also noch ordentlich was vor uns. Ein Jeep fährt in die gleiche Richtung, der Fahrer bietet Geli an, uns runter zum Bromo zu bringen. How much? Zuviel, was sonst. Sie verhandeln, Geli bleibt hart, wir wollen wandern. Without money! Einsteigen, steile Abfahrt zur Ebene.

Die zwei Indonesier mit ihrem Jeep 

Von dort zu Fuß weiter.

Es zieht sich, der Sand ist weich, viele Spuren von Jeeps und Motorrädern. Kurz vorm Bromo, das Gelände steigt unwegsam an, gibt es Angebote, zu Pferd bis zur 200-Stufen-Treppe am Bromo zu gelangen.

Wir wandern.

Endlich, letzte Stufe erreicht, plötzlich fängt es an zu grollen und zu donnern. Das kommt aus dem Krater, in den wir nun hinein blicken.

Es zischt, grummelt und dampft in der Tiefe. Schwaden starken Schwefelgeruchs ziehen vorbei. Ahnung vom Erdinneren, Begriffe wie Höllenschlund, Unterwelt drängen sich auf. Ein bisschen ehrfürchtig stehen wir da und staunen. Welche Kräfte walten hier, wie klein und zerbrechlich ist alles Menschliche dagegen. Fotos. Auf dem sehr schmalen Kraterrand ist ein Weg zu erkennen, Geli geht ihn ein Stück.

Rückweg. Querfeldein über das Sandmeer Richtung Bergdorf mit unserer Unterkunft, MapsMe hilft. Ein letzter steiler Aufstieg,

oben blicke ich zurück, tolles Panorama auch von hier, noch nicht dunkel, aber der Vollmond macht schon besonderes Licht. Duschen, essen gehen. Teuerstes Bier in Indonesien, egal. Wie geht's morgen weiter? Es gibt so Überlegungen ... vielleicht ... eventuell ... morgen früh doch zum Sonnenaufgang zu einem Aussichtspunkt ... weil es ja heute so bewölkt war ... Wir hadern, wir kennen uns, einfach schwer für uns so früh. Vorm Einschlafen Wecker stellen oder nicht? Wir einigen uns!
3:45 klingelt's. Mein Vorschlag war nämlich: nicht soo früh aufstehen und einen Aussichtspunkt nahe des Dorfes nehmen (ich denke an den Panoramablick gestern am Schluss). Gelis Bedenken: wenn wir schon früh aufstehen, dann aber auch für einen richtig schönen Blick! Recht problemlos klappt es mit dem Aufstehen und Fertigmachen (warm anziehen, es ist kalt hier oben). Wenn wir wollen, können wir! Die Stelle von gestern abend ist schnell erreicht, wirklich schon ganz schön bei dem sehr hellen Mond. Da wir noch Zeit haben, geht Geli den ansteigenden Weg auf dem Kraterrand weiter, Handytaschenlampe reicht, wir kommen höher und höher. Noch besserer Blick, noch besserer Blick. Schließlich ist die höchste Stelle in Dorfnähe erreicht, wir sind insgesamt vielleicht 20 Minuten gelaufen, ohne Kraxelei. Und das Besondere: keine Massenveranstaltung, wir haben das hier für uns! Am Horizont ist unter dem schwarzen Nachthimmel schon eine ganz leichte rötliche Färbung zu erkennen.

Die Sonne kündigt sich an. Eine besondere, zauberhafte Stimmung entsteht, einfach so, einfach geschenkt. Dieses Erlebnis allein ist es schon wert, einmal so früh aufgestanden zu sein. Wir genießen die Minuten, es wird heller und heller. Der Himmel irgendwie geteilt. Dem helleren Teil gegenüber immer noch dunkle Nacht mit einem strahlenden Vollmond mittendrin.

Sie kommt. Alles Helle kann nicht mithalten mit dieser Kraft, die da hervortritt, Licht schickt, immer größer wird. Und Wärme.

Es ist nämlich kalt, saukalt. Schal, Jacke und Strümpfe reichen nicht, ich bin durchgefroren. Aber jetzt wird es besser, tut gut.

Über dieses Erlebnis des Sonnenaufgangs ist unser eigentliches Anliegen ein bisschen in den Hintergrund getreten. Wir wollten ja das Bromo-Panorama genießen. Das tun wir nun auch, Fotos.

Geli fehlen ein bisschen die Wolken über dem Sandmeer, die im Reiseführer so dekorativ das Foto von dem Moment hier schmücken. Aber es ist auch so großartig. Wir treten erfüllt den Rückweg an.

Nochmal hinlegen, wenigstens kurz. Wir müssen uns rechtzeitig um den Transport zurück zum Bahnhof in der Stadt kümmern, 13 Uhr nochwas fährt unser Zug, viele Möglichkeiten gibt es nicht. Aus einem bereits vollbesetzten, klapprigen Bus kommt das Angebot, noch zuzusteigen. Wir wissen nicht, wo wir hinpassen sollen, auch mit den großen Rucksäcken. Die zuständigen Männer reden irgendwas, wir sind ein bisschen unschlüssig, der Bus fährt ohne uns ab. Jetzt sitzen wir da, weit und breit keine weiteren Touris zu sehen. Bekommen wir den nächsten Bus voll? Müssen wir den Transport alleine bezahlen? Es dauert, aber es klappt. 6 weitere Leute finden sich, Holländer, Tschechen und Polen. Eigentlich fährt der Bus erst mit 15 Personen ab, wenn weniger, dann teurer. Wir beraten in der Gruppe, in der einige den gleichen Zug wie wir bekommen müssen. Noch ist etwas Zeit. Aber es kommen keine weiteren mehr. Etwas teurer geht's los, bergab nun schneller, rechtzeitig am Bahnhof, alles gut.

Donnerstag, 27.09.2018

Surabaya und Flug nach Flores

Der Zug bringt uns nach Surabaya (Ostjava), dort haben wir eine Unterkunft in der Nähe des Flughafens. Geli versucht eine Weiterfahrt mit Grab zu buchen, wir würden aber auch einen offenen Kleinbus (Bemo oder Angkot) nehmen, in dem sich hinten längs zwei schmale Bänke befinden, sehr eng. Diese drehen innerhalb aufgeteilter Areale ihre Runden in den Städten, Leute steigen zu und aus, es kostet -,30 Cent, egal wie lange man mitfährt. Schneller als es mit Grab klappt kann ich so einen heranwinken, 5 Leute sind schon drin, wir passen mit Gepäck gerade eben noch hinein. Ich sage die Straße, zeige zusätzlich das Handy mit der Adresse. Ja, ist gut. Wir sind skeptisch, wieso soll gerade dieser Bus in die von uns gewünschte Richtung so weit außerhalb des Zentrums fahren? MapsMe lässt mich die Route verfolgen, grundsätzlich ok. Wir fahren weit durch dichten Verkehr, längst sind die anfänglichen Mitfahrer ausgestiegen, ein paar neue hinzugekommen.

Dann heißt es aussteigen. Was nun? Anscheinend hat der Bus die Grenze seines Areals erreicht, wir wechseln, organisiert vom hilfsbereiten bisherigen Beifahrer, klappt bestens. Auch der neue Fahrer guckt auf's Handy, Vergewisserung des Beifahrers: weißt du wo das ist, lässt du die beiden an der richtigen Stelle raus? (das kann ich mittlerweile irgendwie gestisch, mimisch, vom Tonfall, von Sprachbrocken verstehen). Wieder das Gefühl: wir sind gut aufgehoben bei den Menschen in Indonesien, toll! Danke! Trotzdem gucke ich weiterhin mit, wir bleiben in der richtigen Spur. Wir fahren noch weiter als eben. Dann sind der Fahrer und ich uns einig, wir müssen raus. Da stehen wir nun, vollbeladen, von einem HomeStay nichts zu sehen. Stattdessen enge Straße mit sehr viel Verkehr, zu beiden Seiten unzählige Buden und Verkaufsstände, alles bisschen runtergekommen, schmuddelig. Ohje, ich sehe Geli an, was in ihr vorgeht, ist gar nicht schwer. Wir fallen auf hier und brauchen kaum fragen, die Leute wissen, was wir wollen, zeigen weiter in die Straße hinein. MapsMe sagt, wir sind schon vorbei. Es war aber wirklich nichts zu sehen bisher. Also weiter der Richtung der ausgestreckten Arme folgen. Eine Frau, die uns überholt hat, bleibt stehen und zeigt auf die andere Straßenseite. Da ist es! Schmucke Fassade, sogar ein bisschen edel, Hochzeiten kann man hier feiern und Seminare abhalten, das ist auf den Bildern zu erkennen und englisch zu lesen. Wirkt vollkommen deplatziert in der Umgebung und wir sind froh darüber! Netter Empfang, toller Raum, schönes Bad, bestes Zimmer, das wir je in Indonesien hatten. Ich sehe Geli an, was in ihr vorgeht, ist gar nicht schwer.

Nun aber endlich essen. Im HomeStay gibt's nix, die Umgebung hatte ich gerade beschrieben. Weit laufen ist nicht, Gelis Hunger ist zu groß. Also ein Warung, einer von den etwas größeren. Wir bestellen erstmal eine Portion, ich esse konsequent nichts mehr, was mir nicht bekommt. Es gibt Nudeln mit ein bisschen Gemüse und Ei. Das Probieren ergibt: die Soße ist für mich zu scharf. Geli findet sie richtig lecker. Ich bestelle das Gleiche ohne Soße. Geli hat schon aufgegessen und ordert die nächste Portion, mit Soße. Bekommt ihr das? Egal. Zuverlässig kommt etwas später im Zimmer der Durchfall, mich lässt er aus. Die Beeinträchtigung ist jetzt aber nicht so stark, es kann alles normal weitergehen.
Einziger Kritikpunkt an der Unterkunft: das Frühstück am nächsten Morgen. Würstchen mit Ei am Spieß, etwas scharf gewürzt. Wir lassen es mehr oder weniger. Transport zum Flughafen, reservierte Tickets besorgen, einchecken, frühstücken mit Kakao/Cappuccino und richtig leckeren Butter-Croissants! Flughafen-teuer, egal. Fliegen, landen,

alles gut.