Berichte von 08/2018

Mittwoch, 01.08.2018

Singapur - Ankunft

Wieder mit Emirates im größten Flugzeug der Welt (Airbus A 380 - 853 Passagiere - danke Dietmar) mit einer Std. Verspätung recht entspannt angekommen, Deutschland-Zeit 16:00, hier 22:00. Jetzt wird's stressig. Viele Menschen, Schlangen vor der Abfertigung und wie geht's weiter? Die Adresse der airbnb-Wohnung haben wir, aber wie mit der Metro bis dahin? Oder doch lieber Taxi leisten? Die Frage erübrigt sich, Metro fährt nicht mehr. Wie war das nochmal mit dem Reinkommen und Zimmer/Bad finden, ohne die Gastgeber zu wecken? Steht in der Mail, wir haben ja alles digital dabei. Nun brauchen wir WLAN. Klappt irgendwie nicht sich einzuloggen im Flughafen und ohje, nur noch 1% Akku. Wo ist die Power-Bank?

Schließlich gelingt alles, das Taxi setzt uns punktgenau vor dem richtigen Haus ab, wir wissen was zu tun ist, auch wenn wir den code-gesicherten Schlüsselkasten nicht gleich finden. Da öffnet sich die Tür und Tobi begrüßt uns freundlich auf Deutsch, er ist gebürtiger Leipziger. Obwohl es 12 Uhr nachts ist und seine Frau bereits schläft, erklärt er uns alles in der Wohnung und macht noch einen Nachtspaziergang mit uns, um uns die nächsten food-courts, U-Bahn-Stationen und Einkaufsmöglichkeiten zu zeigen. Um 1:30 liegen wir schließlich im Bett, es ist recht warm, ich schlafe kurz ein, wache aber schnell wieder auf, für mich ist es schließlich erst ca. 20:00 (in Dubai haben wir die Zeitumstellung einfach ignoriert, spät in's Bett, sehr spät aufgestanden) Ich empfinde es als noch wärmer, liege hellwach da und weiß erst jetzt so richtig das wunderbar kühle und ruhige Zimmer in Dubai zu schätzen. Irgendwann schlafe ich doch wieder ein, Geli weckt mich 13:00 Ortszeit, bin ganz schlaftrunken. Sie macht mir eine ganze Kanne (Kräuter-) Tee. So gegen 16:00 ist das Frühstück beendet ...

Wer jetzt denkt: der Tag ist wohl gelaufen, der schaue sich dann mal den nächsten Eintrag an.

Mittwoch, 01.08.2018

Singapur - Tag 1

16:00 also los. Wer uns kennt, weiß was jetzt kommt: natürlich Fahrräder mieten! Auf dem Weg zur U-Bahn stellen wir fest, dass wir die von unseren Gastgebern zur Verfügung gestellten Aufladekarten für die Metro vergessen haben. Zurück? Umdisponieren! Die Struktur einer Stadt erschließt sich einem ganz gut, wenn man zu Fuß Entfernungen abläuft und Straßenlagen im Verhältnis zueinander versteht. Einen groben Stadtplan und GPS haben wir aber auch dabei.

Auch hier führen Fußwege im Vergleich zu den vielen bis zu 8-spurigen Straßen ein eher kümmerliches Dasein, aber wir schlagen uns durch und erreichen die gewünschte Straße mit dem Fahrradverleih.

An der Straßenecke entdecken wir zunächst einen foodstore - und Geli hat Hunger. Ich schließe mich aus Effektivitätsgründen an. Drinnen gibt es von verschiedenen Anbietern Tresen mit bunten Bildern von Speisen zu Preisen um die 3, 4 € und in der Mitte Tische und Stühle für alle. Wir werden an zwei Tresen fündig und lassen es uns schmecken.

Kurz danach bekomme ich (Geli) - wohl bedingt durch die tropischen Temperaturen und/oder den Jetlag (?) - plötzlich Kreislaufprobleme - so dass wir uns erstmal in einem nahe gelegenen Park ausruhen und auf dem Gras liegend umherspringende Eichhörnchen beobachten. Dann erfrischen wir uns im sog. "Kultcafé" am Rande des Parks mit einem kühlen Getränk bzw. typischen Singapur-Kaffee.

Als wir dann für drei Tage ganz gute Fahrräder gemietet haben (= ca. 20 € pro Tag), wird es langsam dunkel. Wir genießen es, uns schneller durch die Stadt zu bewegen. Zunächst versuchen wir es auf Fußwegen, was uns aber zu langsam ist und nutzen dann auch (die Busspuren der) Straßen. Das geht erstaunlich gut, auch wenn mir Peters Überholmannöver manchmal etwas zu waghalsig sind und er außerdem die Sache mit dem Linksverkehr noch nicht so ganz verstehen will, so dass ich ständig "links, links" rufe.

Unser Weg führt uns ins neue Hafenviertel Marina Bay, wo es uns - ob der schwindelerregenden Bauten und Lichter - ein wenig die Sprache verschlägt. Besonders angetan bin ich von den "Gardens By The Bay", einem botanischen Garten mit gigantischen "Supertrees", bewachsene Konstruktionen aus Stahl, ein bisschen Science Fiction für Ökofreunde, denn alles ist richtig gut durchdacht. Die Bäume dienen gleichzeitig als Belüftungsschächte für die Gewächshäuser, Regenwasserspeicher und Stromlieferanten. Abends gibt es eine Lichtshow mit klassischer Musik, während der sich die Menschen einfach auf die bloße Erde legen und die Effekte genießen.

Auch die Architektur des angrenzenden Marina Bay Sands Hotels ist kaum zu toppen, denn auf den drei Hoteltürmen (mit 2561 Zimmern!) befindet sich eine riesige Dachterrasse mit Bäumen und Pool, der allein 146 Meter lang ist. Auch dieses Bauwerk ist besonders in der Nacht faszinierend anzusehen.

Auf dem Rückweg suchen wir noch einen Supermarkt für die dringendsten Lebensmittel - "fair price" soll gut sein, erklären uns Passanten. Drinnen ist unser Erstaunen groß: Preise wie bei uns in der Apotheke! Wir erfahren bei anderer Gelegenheit, dass hier alles importiert werden muss. Aus dem Grund finden wir auch deutsche Konsummarken reichlich vertreten. U. a. leisten wir uns eine einfache Erdbeermarmelade für 6,20 €, günstiger geht's nicht. Danach gelangen wir ein bisschen auf Umwegen durch die immer noch vielbefahrenen Straßen nach Hause. Dort gibt es noch ein leckeres Vollkornbrot und einen kurzen, netten Plausch mit Fifi, unserer Gastgeberin, Tobis aus dem 22 km entfernten Malaysia stammender Frau.

So haben wir an dem spät begonnenen Tag doch noch einige spannende, ruhige, beeindruckende und auch ein bisschen aufregende Erlebnisse gehabt und gehen zufrieden in unser Zimmer. 

Freitag, 03.08.2018

Singapur - weitere Tage

Mit der Zeitumstellung klappt es nicht so gut. Das Einschlafen gelingt weiterhin erst spät, Aufstehen dementsprechend auch. Wir nehmen uns aber diese Zeit und genießen in aller Ruhe unsere Rad-Aktivitäten eher in der 2. Tageshälfte. Es geht zum Mount Faber, dem zweithöchsten Hügel, gute Aussicht auf Stadt und Hafen, 115 m. Eingebettet in die Southern Ridges, einen 10 km langen "Regenwald"-Gürtel am Rande der Stadt, gibt es dort Wanderwege, Baumwipfelpfade, besondere Brückenkonstruktionen etc., die wir z.T. begehen oder befahren. 

 

 

Der Weg dorthin führt wieder durch das 8-spurige Großstadt-Autogewusel, mit dem wir ja gut zurecht kommen, was aber von außen gesehen ein bisschen an die Fahrradkuriere in New York erinnern mag. Und es geht leider nicht ohne Transpiration, Erik, 2x duschen pro Tag ist Minimum.

Nach der Erfahrung mit "fair price" nutzen wir täglich einen der vielen kleinen foodstores für unser warmes Essen. Selber gekocht wird hier im Allgemeinen kaum - zu teuer. Die öffentliche Verkostung enthält dementsprechend aber auch viel Reis/Nudeln, erstaunlicherweise einiges an Fleisch und relativ wenig Gemüse. Und sie schaffen es, egal ob indisch, arabisch oder asiatisch, das Ganze mit diversen Soßen lecker zuzubereiten.

 

Wir haben hier zwar tropische Temperaturen, der Himmel ist aber fast dauerhaft bedeckt und ab und zu regnet es kurz und intensiv. Irgendwie stört uns das nicht, wir haben anscheinend genügend Zeit, die Phase des Sonnenscheins einfach abzuwarten. Außerdem wäre die Wärme wohl noch intensiver, wenn auch noch knallige Sonne hinzu käme.

Die Radtour zum East Coast Park führt uns wieder an der Marina Bay und den Gardens of the Bay vorbei, diesmal bei Tageslicht.

 

Über einen Damm, der vor den Meeresfluten schützen soll, geht es immer am Wasser entlang. Wir werden begleitet von einer großen Truppe von Läufern, die einen Wettkampf austragen. Weil hier viel gebaut wird, auch an den Gärten (Motto der Stadt: Let's make Singapur our garden), finde ich keine Alternative zum zwischenzeitlichen Auto-Gewusel und Geli ist etwas genervt. Bald sind wir aber wieder im Grünen und fahren unter Palmen am Meer entlang.

 

Eine kleine Eiskugel, die wir uns bei einer Rast gönnen, kostet 11 Dollar, das finden wir nicht so schön (knapp 7 €). Wir fahren noch ein Stück weiter und beobachten Kinder, die als geschickte Wasserskifahrer auf einem Binnensee ihre Runden drehen. Da es auf dem Rückweg etwas regnet, machen wir in einem offenen Pavillon gemeinsam mit einer einheimischen Familie eine weitere Pause.

 

Suchbild: Wo ist Peter?

In einer Regenpause laufe ich vom Pavillon an den Strand, teste die Wassertemperatur (warm, aber nicht heiß, wie in Dubai) und habe überall Sand an den Füßen, der einfach nicht abgehen will. Also gehe auf den Rasen in Liegestützposition und wische mir die Oberseite der Füße ab. Da ich schon mal in dieser Position bin, hole ich die Liegestützen nach, die ich am Morgen nicht geschafft habe. Jetzt bekomme ich die volle Aufmerksamkeit des schon etwas älteren (auf Nachfrage von Geli: 62 - seine Frau: er lügt) und bisher eher schweigsamen Familienvaters. Er erzählt, dass er aus Taiwan käme und bei den Marines gewesen wäre. Dann zeigt er wie er Liegestütz macht: auf den Fäusten und keinesfalls auf Gras! (aber nicht so viele wie ich ...!). Jedenfalls verbeugt er sich bei unserem Abschied ein paarmal mit erhobenen und aneinander gelegten Handflächen vor mir, was ich natürlich ebenso erwidere.

So, jetzt ist Schlafenszeit, euch und uns eine gute Nacht!

Montag, 06.08.2018

Singapur - letzte Tage

Was noch?
Eine etwas längere Radtour auf die vorgelagerte Insel Sentosa mit diversen Stränden und Resorts, Freizeit- und Wasserpark, Seilbahnen, besonderen Fahrradwegen, weiteren Attraktionen. Wir verbringen ein bisschen Zeit an einem Strand und Geli geht kurz in's Meer.

Ansonsten umrunden wir die Insel, dann wird es dämmrig und wir bringen die Räder zurück zum Verleih. (@Dieter: leider keine Zeit mehr, das von dir empfohlene Resort zu besuchen). Danach ein kleiner Einkaufsbummel in einer Fußgängerzone mitten in der Stadt und gleich um die Ecke Besuch des Stadtteils Little India mit überwiegend indischstämmiger Bevölkerung und vielen quirligen kleinen Straßen voller Läden und Restaurants.

In einem "family restaurant" werden wir fündig und genießen das Abendessen.

Wir haben nun keine Räder mehr und wollen gern mal wieder einen richtig ruhigen Tag verbringen, Wäsche waschen etc. Am frühen Abend zeigen sich plötzlich Ladeprobleme bei meinem Handy mit fest verbautem Akku, die sich aber in Singapur mittels einer von vielen kleinen Smartphone-Werkstätten sogar am Sonntagabend hervorragend lösen lassen. Eigentlich hatte ich diesen - wie ich finde - bemerkenswerten technischen und organisatorischen Vorgang detailreich hier beschrieben, aber das sich selbst so bezeichnende und nur aus einer Person bestehende Redaktionskomitee hat den Abschnitt leider herausgenommen. Jedenfalls ist das der Anlass, das gut organisierte und günstige Bussystem der Stadt (Olli!) auszuprobieren und wieder Richtung Little India zu fahren, auch zum Essen.

Wie am Abend beschlossen, wollen wir nochmal bei Tageslicht Fotos machen und sind mittags schon wieder hier, ergänzen das Gebiet aber durch das arabische Viertel.

 

Anschließend Busfahrt nach Chinatown, wo Geli vor 30 Jahren schon mal war und praktisch nichts wiedererkennt. Wir besuchen ein soziales Wohnprojekt, das u. a. eine tolle Aussichtsplattform im 50. Stock bietet

 

(Hier noch ein Suchbild - insbesondere für unsere kleinen Leser. Was seht ihr in der Mitte? Davon gab's einige auf der Dachterrasse. Die Lösung gibt's über WhatsApp, wenn Ihr mir (Geli) eure Vermutung schickt)

... und nehmen langsam Abschied von Singapur.

Der Weg zu unserer Wohnung. Es hat uns gefallen hier, die Unterkunft war klasse, ganz unkomplizierter, freundlicher Umgang mit den Gastgebern. Teilweise hatten wir sogar die 120 m2 für uns.

Die Stadt hat viele verschiedene Seiten von spektakulär im Großen bis kontaktfreundlich und hilfsbereit bei den Menschen im Kleinen. Geli wäre gern noch ein paar Tage länger hier geblieben, für mich war es so ok. Einig sind wir uns darin, vielleicht und dann gern nochmal wiederzukommen.

Morgen geht's weiter nach Indonesien.

Mittwoch, 08.08.2018

Sumatra - am Rande des Dschungels

Der Flug nach Medan, Sumatra, geht schnell, die Abfertigung im Flughafen nicht. Der Officer meint nach Durchblättern der Pässe, wir bräuchten ein Visum. Das verwundert uns, denn wir hatten in Deutschland ein Anfangsvisum für unseren ungewöhnlich langen Aufenthalt von der indonesischen Botschaft im Pass eingetragen bekommen, allerdings mit dem Hinweis, das nach einiger Zeit verlängern zu müssen. Unsere diesbezüglichen Erklärungen nützen nichts oder werden nicht verstanden, wir müssen zu einem Schalter am anderen Ende. Nach erneutem Durchblättern unserer Pässe dort sollen wir trotz unserer Beteuerungen, schon in Deutschland für Visa bezahlt zu haben, viel Geld bezahlen (wieviel genau verstehen wir aufgrund der von Geli erfolglos korrigierten Englischaussprache nicht richtig). Wir zeigen wieviel wir haben - es reicht nicht. Also ganz unbürokratisch durch alle Pass-, Zoll- und Gepäckkontrollen in die Flughafenhalle und Geld am Automaten gezogen. Weil wir sowieso hiesiges Geld brauchen, nehmen wir gleich ein bisschen mehr - 500.000,-! Wir entwickeln jetzt mal halbherzig die Vermutung, dass die Zahlung hier wohl schon die nötige Verlängerung betrifft. Zurück am Schalter stellt sich heraus, dass mit der Geldsumme irgendetwas nicht stimmt. Schließlich schreibt die junge Frau uns auf, wieviel sie haben will: 1.060.000,- Rupiah, was für Zahlen! Aber wir wollen rein. Geli geht den Weg nochmal und kommt mit endlich genügend Geld zurück. Alles ok, wir haben unsere Visa! Allerdings wird - leider erst jetzt - ein neuer Verdacht immer stärker und ich zeige mal beim Officer gezielt die Pass-Seite mit dem Visaeintrag. Er lächelt und erhebt sich langsam, bedeutet uns zu warten und geht ganz gemächlichen Schrittes auch zu dem Schalter, an dem wir soviel Geld losgeworden sind. Wir werden herangewunken, bekommen dort 1.060.000 Rupiah und eine Entschuldigung. Ankunft in Indonesien.

Anmerkung Geli: Peters Mitteilungsbedürfnis ist recht ausgeprägt, ich bin gespannt wie lange es noch anhält und/oder die ersten von euch hier abschalten ...

Auf den Wegen zum Geldautomaten hatten wir bereits den nächsten freundlichen Mann entdeckt, mit einem Schild: "Peter und Angelika für Thomas". Jaaa! Wie vereinbart werden wir für eine 4,5 stündige Autofahrt ca. 90 km zu unserer Unterkunft - Thomas Retreat - abgeholt. Wir vertrösten ihn etwas und bekommen während der Fahrt dann erste Eindrücke vom Land, nehmen die z. T. sehr holprigen "Straßen" mit Gelassenheit, schließlich wollen wir nun dem Massentourismus ein Stück weit entkommen.

Angekommen! Hier in Bukit Lawang ist es so wie erträumt: Dschungel, Fluss, kleine, verwinkelte Siedlung mit alternativen Läden und Restaurants, alles bisschen freakig, ruhig, irgendwie aus der Welt gefallen. Unsere Unterkunft ist sehr sauber und schön, mit tollem Blick von der Terrasse.

 

 

 

Sonntag, 12.08.2018

Dschungelerlebnisse

Unser Retreat (Anlage mit verschiedenen Unterkunftshäuschen, alle Wohneinheiten mit eigenem Bad und offenes Restaurant/Kneipe/Terrasse) befindet sich auf der südlichen Seite des Flusses, wohin man nur über eine stark schaukelnde Hängebrücke gelangt.

 

Dort ist es ruhiger, auch weil keine Motorräder fahren, auf dem nur schmalen Weg am Fluss entlang. Es gibt hier vereinzelt Unterkünfte, Kneipen, Restaurants und kleine Läden. Am frühen Abend (19:00 ist es dunkel) erkunden wir den Weg auf der Nordseite, der sich direkt unterhalb des eigentlichen Ortes befindet. Dort gibt es dicht gedrängt an einem ebenso schmalen Weg viele Bauten, mit Wellblechdächern, z. T. auch schick. Sie ziehen sich immer am Fluss entlang, mit diversen Essens- und Kleidungsangeboten etc., obwohl nur wenige Reisende unterwegs sind. Wir werden überall freundlich gegrüßt, aber nicht bedrängt. Ab und zu begegnen uns Motorradfahrer, die teilweise schwer beladen geschickt auch durch schmalste Stellen steuern. Ganz am Ende finden wir das Garden Inn, nett eingerichtet mit viel Holz, gedämpftem Licht und guter (westlicher ... ) Musik, wo wir zu Abend essen. Wir fühlen uns wohl.

Nach einem ruhigen Tag im Retreat gehen wir wieder ein bisschen bummeln und laufen bis an den Anfang des Ortes. Bis dorthin erstrecken sich bereits die leidigen Palmöl-Plantagen, die soviel Naturlandschaft verdrängt haben. Gestoppt werden sie nur durch den unzugänglichen Gunung-Leuser-Nationalpark, in dem wir morgen übernachten wollen. Um 19:00 findet die Vorbesprechung statt, mit Hinweisen zu Gepäck und Kleidung.

9:00 Abmarsch in einer 8er Gruppe einschließlich zwei einheimischen Führern. Außer uns noch Gabriel, 21-jähriger Österreicher, zwei Franzosen und eine Französin, alle 26-jährig. Kaum haben wir den ersten Hang erklommen, sehen wir die ersten kleinen Affen in den Bäumen.

Und so geht es den ganzen Tag weiter. Wir begegnen jeder Menge Orang Utans und anderen Affen, großen und kleineren, teilweise ganz nah.

Dieses Video haben wir persönlich aufgenommen. Wir konnten es  aber nur über YouTube hier hochladen.

Die hier lebenden Orang Utans wurden vor Jahren aus Gefangenschaft befreit und über eine Auswilderungsstation wieder an das Leben in der Natur gewöhnt. Mittlerweile haben sie natürlich auch Nachkommen gezeugt. Sie sind an Menschen gewöhnt und deswegen aus der Nähe zu beobachten.

Auf unserem weiteren Weg gibt es zwischendurch geschnittene Früchte und sogar eine warme Mahlzeit mit Reis, Gemüse und Fleisch, alles lieb zubereitet von unseren Guides.

Plötzlich taucht Mina auf, eine Orang Utan Dame, von der wir schon in Deutschland gelesen hatten. Sie gilt aufgrund schlechter Behandlung durch Menschen während ihrer Gefangenschaft als aggressiv und auch unser Guide Ren hat mächtigen Respekt, zeigt uns eine vernarbte Wunde, die sie ihm zugefügt hat. Er schickt uns mit seinem Assistenten schnell voran, geht auf sie zu und versucht sie abzulenken. Das gelingt so einigermaßen und wir erreichen trotz der extremen Steigung zügig das nächste Plateau, da hat uns wohl ein bestimmtes Gefühl angetrieben ...

Wir wähnen uns nun in Sicherheit, Ren kommt dazu, guckt aber etwas besorgt den Weg zurück. Und tatsächlich - Mina kommt! Geli will unbedingt noch ein Foto machen, wir anderen hetzen den nächsten Hang hoch. Oben angekommen beruhigt uns Ren, alles ok! Der Grund? Die nächste Gruppe hat Minas Blickfeld erreicht und sie müssen nun sehen wie sie zurecht kommen.

Wie gesagt, das Gebiet ist unzugänglich und so kraxeln wir den ganzen Tag schweißtreibend steile Hänge hinauf und hinunter, z. T. matschig, z. T. mit großen Abständen zwischen Trittmöglichkeiten - insgesamt 11,6 km.

Körperlich ist es für mich schon anstrengend, so ohne Training in den letzten Wochen. Geli, die kleine "Bergziege", kommt gut zurecht.

Am späten Nachmittag erreichen wir das "Dschungelcamp" am Fluss. Erstmal jetzt in der 6er Gruppe unseren Schlafunterstand aus Bambusstäben mit schwarzen Plastikplanen beziehen.

Es gibt jeweils eine schmale, kunstlederbezogene Matratze mit Mini-Kopfkissen und Bettbezug zum Reinkrabbeln, alles überdeckt von Moskitonetzen, die an der Decke aufgehängt sind.
Nun schnell Badezeug an und abkühlen im Fluss. Während wir das erfrischende Wasser und die starke Strömung genießen, bereiten Ren und seine Kollegen das Abendessen vor. Sie legen eine große Plane aus, polstern sie mit einigen Isomatten und kredenzen in der Mitte auf großen Palmblättern leckere Gerichte, die extra für uns etwas weniger gewürzt sind - mehr hätte es auch nicht sein dürfen.

Es entwickelt sich eine gelöste, heitere Atmosphäre, wir fühlen uns hier bei Kerzenlicht in der wilden Natur irgendwie verbunden miteinander. Nicht zuletzt ist das auch Rens Verdienst, der zwar mit dieser Arbeit hier sein Geld verdient, das alles aber mit einer tiefen Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft, Umsicht, lustigen Anekdoten und Fachkenntnissen betreibt (in ganz gut verständlichem Englisch!), was uns schwer beeindruckt.
Die Nacht ist nicht so prickelnd, 21:00 hinlegen, irgendwie kaputt aber doch nicht richtig müde, viele Geräusche, Toilettengänge ohne Licht. Am nächsten Morgen schöner Sonnenschein, wir bekommen Frühstück und viel heißen Tee, worüber Geli und ich uns besonders freuen. Danach führt uns Ren zu einem halb im Gebüsch versteckten Waran.

Wir laufen wir ein Stück am Fluss entlang, wieder macht uns Ren auf ein besonderes Tier aufmerksam, diesmal einen fliegenden Käfer. Der hat es Geli besonders angetan.

Jetzt gelangen wir zu einem Wasserfall mit Tauchbecken, klettern im Wasser hoch, werden wie Dschungelbewohner geschminkt,

 

baden wieder im Fluss, machen viele Fotos, lachen. Der Altersunterschied spielt keine Rolle, es geht uns allen richtig gut. Nach einer leckeren Nudelsuppe und erneut vielen Früchten

geht's dann an die Rück"fahrt" mit aneinander gebundenen großen Schlauchreifen über den wilden Fluss bis zu unserer Unterkunft, das macht uns großen Spaß!

Nach dem Duschen und Zur-Ruhe-Kommen spüre ich starken Muskelkater und mir ist auch ein bisschen schlecht. Muss mich wohl noch ein bisschen akklimatisieren. Also Ruhe.
Heute: alles wieder gut!

Nachtrag mit etwas Abstand: der Besuch des Nationalparks lässt uns ahnen, wie hier mal intakte Natur ausgesehen und funktioniert hat. Durch die vielen Besucher, z. T. mit Übernachtung in den speziell hergerichteten Camps, wird jedoch einiges zerstört und vermüllt. Auch wenn sich alle bemühen, den Müll wieder mitzunehmen und möglichst wenig Spuren zu hinterlassen: wir haben u. a. jede Menge Klopapier, Speisereste, Zigarettenkippen herumliegen sehen. Es wird eine Klogrube nach der anderen ausgehoben und so viele Plastikplanen-Hütten gehören einfach nicht in ein Naturschutzgebiet. Irgendwo habe ich mal gehört: Uns treibt die Sehnsucht nach dem "Paradies", sobald wir es erreichen, zerstören wir es allein durch unsere Gegenwart. Also nur vom "Paradies" träumen?

Die nächsten Tage besuchen wir ein Naturschutzprojekt. Sind gespannt, was wir dort zu hören und zu tun bekommen.

Es gibt übrigens in der ARD-Mediathek einen Film, der genau die Gegend hier darstellt und auch in Ansätzen kritisch die Palmöl-Problematik thematisiert. Von den negativen Auswirkungen des Tourismus allerdings kein Wort. "Der wilde Norden Sumatras". Einfach "Sumatra Orang Utans ARD" eingeben. Thomas, unser Gastgeber, mit dem wir uns immer mal wieder austauschen, tritt dort auch auf.

Sonntag, 12.08.2018

Disco am Rande des Dschungels

Heute ist nicht viel passiert. Außer dass in einem kurzen unbeobachteten Moment direkt neben Geli ein Thomas Leaf Langure ihre letzte Feigenration aus Deutschland stiebitzt hat, um sie dann trotz der kompliziert zu öffnenden Tüte auf dem Dach genüßlich zu verzehren.

Tondi, ein 19jähriger Mitarbeiter des Retreats, der sich von Anfang an um uns gekümmert hat, sitzt immer mal wieder bei uns und es gibt nette Gespräche - auf Englisch, was sonst. Das erstaunt mich und ich frage ihn, wo er das gelernt hat. Ein bisschen in der Schule, ein bisschen in einem Kurs im Dorf letztes Jahr und auch mit Hilfe des Internets, ist die Antwort. Obwohl sein Wortschatz an einigen Stellen größer ist als meiner, hapert es hier und da an der Grammatik. Es entwickelt sich eine kleine Englischstunde, bei der er sich wissbegierig und gelehrig zeigt. Kein Wunder, hat er doch eine ausgewiesene Fachkraft vor sich.

Ein bisschen aufgeregt ist er auch, denn heute abend gibt es Live-Music und er spielt in der Band! Ich hatte ihn schon ab und zu auf einer akustischen Gitarre herumschrammeln hören und war nicht so angetan davon. Mal seh'n, wie es heute abend wird.

Ausgeruht sitzen wir gegen 21:00 bereit und sind zunächst mal enttäuscht, wie wenig Leute gekommen sind. Irgendwann beginnt die Band und sie machen es richtig gut - vor allem Tondi überrascht mich mit seinem virtuosen Leadgitarren-Spiel! Es gibt allerdings kaum Beifall, wir klatschen umso lauter. Ich denke an Urlaube in den 70ern zurück, wo z. B. auf Sardinien bei Auftritten lokaler Bands der Bär los war. Aber: je später es wird, desto voller! Massen junger europäischer Frauen - ich bin fast versucht Mädchen zu sagen - strömen heran mit nur wenigen männlichen Begleitern und also in der Folge dann auch, wie von Magneten angezogen, junge einheimische Männer. Das was sich dort jetzt abspielt, ist Sache dieser Generation und wir denken langsam an Rückzug. Obwohl es auch spannend ist zu sehen, wie die Männer trotz sprachlicher und kultureller Unterschiede ausgefeilte, auf das jeweilige Objekt der Begierde individuell abgestimmte Balzstrategien mehr oder weniger erfolgreich ausprobieren. Jedenfalls geht jetzt auch hier die Post ab. Zwischen den Bandauftritten wird von einem DJ Musik aufgelegt, auf die die jungen Leute nur zu warten scheinen. Die Musik der Band ist mehr unsere Richtung, von Metal über Red Hot Chilli Peppers bis Robbie Williams. Die jungen Leute feiern und singen alles mit. Es wird viel geraucht und Alkohol getrunken - anscheinend kein Problem trotz islamischen Glaubens. Gegen 2:00 nachts ist dann mal Ruhe, wir nehmen es gelassen, anders als unsere italienischen Zimmernachbarn, die ein solches Spektakel heute abend nicht erwartet hatten und ziemlich genervt sind.

Dienstag, 14.08.2018

Schulbesuch, Tondis Zuhause und eine Höhle

Es gefällt uns gut hier in Bukit Lawang. Wir haben keine Eile. Während viele andere maximal drei Tage hier sind: Ankommen, 1 bis 2 Tage Orang Utans, Abreise, nehmen wir uns die Zeit, auch das Dorf mit seinen verschiedenen Seiten ein bisschen kennenzulernen.

Heute müssen wir für unsere Verhältnisse früh aufstehen, 8.00 Uhr. Wir haben vor, mit Tondi, den wir inzwischen schon ein bisschen lieb gewonnen haben, die örtliche Grundschule zu besuchen. Nach Durchquerung des besiedelten Teils laufen wir ca. 2 km durch die bereits erwähnten Palmölplantagen. Dabei fällt auf, dass diese - wenn man direkt davor steht - nicht unmittelbar als verheerende Kultivierungs- und Profitmaximierungsuntat zu erkennen sind. Es sprießt auch hier mit unbändiger Kraft aus dem Unterholz, kleine Rinderherden leben von dem üppigen Gras dazwischen. Erst beim genaueren Hinsehen und bei erhöhtem Standort fällt auf: alles in Reih und Glied, die großen Pflanzen alle gleich. Im direkten Kontakt also anders als vorgestellt, trotzdem nicht weniger katastrophal für die Umwelt

Es ist heiß, mal wieder läuft keiner zu Fuß außer uns. Motorräder dröhnen hupend an uns vorbei. Bei der Ankunft in der Schule frage ich nach einer Toilette für Frauen. Falsche Frage: Tondi erklärt uns, dass Kinder und Lehrer zum nahegelegenen Bach gehen. Ich entscheide mich kurzerhand das umliegende Grün zu nutzen.

Es gibt ca. 6 Klassenräume in der Schule, ausgestattet mit einfachen Holztischen und -stühlen sowie einer alten Kreidetafel.
Als wir ankommen, befinden sich die Kinder, die übrigens alle eine Schuluniform tragen, in ihren Räumen und es wird nicht ganz klar, was sie dort machen. Ob sie gerade Pause haben, fragen wir. Nein, sie müssten Aufgaben machen, so die Antwort. Wir gehen in drei unterschiedliche Klassen, wobei die Kinder in den höheren Klassen mit jeweils nur 5-6 Schüler*innen ganz freundlich sind, aber sehr schüchtern. Ganz anders in der Klasse mit den 8jāhrigen, hier sind alle ganz aufgeregt als wir kommen. Peter schreibt seinen Namen an die Tafel und fordert die Kinder auf, auch ihren zu schreiben. Die Jungs bejubeln jeden Anschrieb und Peters Versuche, den Namen richtig auszusprechen, jeweils mit einem "Give Five".

Als wir in die Mathebücher der Schüler schauen, wundern wir uns über die für diese Altersgruppe recht anspruchsvollen Aufgaben: (6x17) + (4x17) = (6+4) x 17 = 10x17 = 170

Wir werden herzlich verabschiedet und bedauern es, dass wir nicht wenigstens ein paar Radiergummis für die Kinder mitgebracht haben. Diese fehlen, als Peter die von ihm mit Bleistift in's Heft eingetragenen Lösungen wieder entfernen will - wer kann das ahnen? So bleibt uns nur die Möglichkeit ein bisschen Geld für die Schule zu spenden (und die Lösungen stehen zu lassen). 

Anschließend laufen wir noch mal ein paar Kilometer zu Tondis Dorf. Wir lernen seine Eltern kennen, die in einem zusammengezimmerten "Häuschen" mit hier und da fehlenden Brettern und Steinfußboden leben. In einem Zimmer befinden sich eine kleine Holz-Kochstelle und eine Art Brunnen. Ich staune darüber, dass es einen relativ großen Kühlschrank gibt, in dem sich jedoch außer ein paar Limonen nichts befindet. Die Toilette ist ein Loch im Boden, das nach Gebrauch mit Hilfe eines Gefäßes mit Wasser gespült wird. Im Eingangsbereich hängen ein paar Familienfotos an der Wand. Wir sitzen auf Plastikstühlen, die Eltern wollen unbedingt auf dem Fußboden bleiben. Wir erfahren, dass Tondis Mutter 58, sein Vater 60 Jahre alt ist. Beiden fehlen etliche Zähne, der Vater ist schwerhörig. Es fāllt uns schwer, einfach so freundlich zusammen zu sitzen, tut uns doch eigentlich die ganze Situation innerlich weh.
Tondi zeigt uns ein Fotobuch. Wieder staunen wir, denn dieses Buch ist von der deutschen Ex-Freundin seines älteren Bruders. Sehr liebevoll wird darin beschrieben und bebildert, wie die beiden sich kennengelernt und verliebt und was sie bei ihren Besuchen zusammen auf Sumatra in dem einen Jahr der Beziehung unternommen haben. Warum die beiden kein Paar mehr sind, können wir nur erahnen.
Tondi erzählt uns, dass er mit seinen Geschwistern dafür verantwortlich ist, seine Eltern zu versorgen. Sie können schon jetzt ihren Lebensunterhalt nicht mehr selber bestreiten. Deshalb gibt er jeden Cent an sie ab, den er verdient. Kost und Logis werden ihm vom Arbeitgeber gestellt, außer seinem Smartphone besitzt er weiter nichts. Während des Gesprächs bittet uns Tondis Mutter mehrere Male, ihren Sohn nach Deutschland mitzunehmen. Wir versuchen mit Tondis Übersetzungshilfe ein bisschen zu erklären, dass das nicht so einfach geht und es viele Hürden und Ausschlusskriterien gibt, wenn Menschen, die in Indonesien in großer Armut leben, in Deutschland für ihre Verhältnisse viel Geld verdienen möchten. Schwierige Situation ... Mir kommt zwischendurch schon der Gedanke, Tondi einfach mal für ein paar Wochen nach Deutschland einzuladen. Viele "aber" schließen sich an. Würden wir die nötige Kraft und Zeit aufbringen, sein  gewohntes soziales und kulturelles Umfeld in der so anders gearteten Umgebung bei uns auszugleichen? Welche Möglichkeiten können wir organisieren, dass er (womit?) ein bisschen Geld verdienen kann?

Nach der Rückkehr zum Fluss geben wir Tondi etwas Geld für seine Tätigkeit als unser Guide. Er selbst wird nichts davon haben ...

Wir sind etwas angeschlagen und ruhen uns ein bisschen aus. Um 17.00 Uhr brechen wir zur nahegelegenen Fledermaushöhle auf. Mehrere Einheimische raten uns ab, es sei zu spät. Wir wissen es wieder mal "besser" und erreichen über ein von der verantwortlichen Holländerin wunderschön gestaltetes Waisenhaus, in dem Kinder nach der großen Sturzflut 2003 ein neues Zuhause fanden,

die recht imposante Höhle. Gerade zu dieser Zeit machen sich viele Tiere auf den Weg nach draußen. Zum Glück treffen wir am Eingang noch einen Guide an, für den sich das Warten bis zum Einbruch der Dunkelheit nun doch gelohnt hat und ohne den wir niemals den richtigen Weg hinein und hinaus gefunden hätten.

Wir müssen ganz schön kraxeln um die verschiedenen Abschnitte der Höhle zu erreichen. Dabei sind weniger die Fledermäuse  als die zum Teil sehr engen  Gänge das Faszinierende an dieser Höhle. Als wir nach einer Stunde herauskommen, ist es draußen genauso stockdunkel wie drinnen. Die bereits erprobten Handytaschenlampen weisen uns nun auch den Weg nach Hause. 

 

Samstag, 18.08.2018

Abschied und weiter

Es prallen starke Widersprüche aufeinander in dem Ort am Dschungel und doch hat das alles mich im Inneren berührt. Gedanken an Wiederkehr kommen auf und ich scheine nicht der Erste zu sein, dem das passiert. Überall finden wir Spuren von Europäern, die in Bukit Lawang und Umgebung hängen geblieben sind oder immer wieder kommen.

Die Natur tritt trotz allem so überwältigend kraftvoll und voller Schönheit auf, zeigt uns wie sich über Jahrmillionen Biodiversität entwickelt hat. Es ist ein traumhaftes Stück Erde - und die Menschen hier sind mir an's Herz gewachsen.

 

Für mich persönlich genügen die hiesigen Lebensbedingungen für Reisende: Bett, Sitzklo, Dusche, Essen und Trinken das mir schmeckt und bekommt (hat etwas gedauert, das herauszufinden), freundliche, lachende Menschen, Musik - fertig, reicht.

Am 16. verlassen wir Bukit Lawang nach 10 Tagen dann doch, aber nicht den Dschungel. Eine mühselige Fahrt mit dem Geländewagen führt uns nach Tanghahan. Wir übernachten in der Jungle Lodge, die ihrem Namen Ehre macht. Anders, aber auch sehr schön, kleiner, noch näher dran.

 

Nachmittags besuchen wir eine Elefantengruppe, die hier um den Preis der von Menschen bestimmten Begrenzung ein Refugium hat und nicht von verärgerten Bauern wegen der "Plünderung" von Feldern gejagt und vergiftet wird, wie in anderen Teilen Sumatras. Doch es gibt auch Geschichten, dass dieses Leben mit Menschen nicht ohne Dressur abgeht. Wir verzichten auf's Reiten, versuchen den großen Tieren irgendwie respektvoll zu begegnen und hoffen, dass sie das spüren.

Am nächsten Tag unternehmen wir noch eine tolle Flusswanderung, durchschwimmen einige tiefe Stellen bis zu einem Wasserfall, "Dschungelbuch-Atmosphäre". Eigene Fotos konnten wir hier nicht machen, deshalb 2 Bilder aus dem Internet:

16:00 ist Abfahrt mit einem Privatauto zur Busstation, um von dort den Nachtbus um 19:45 nach Banda Aceh zu nehmen, ganz in Sumatras Norden gelegen, 11 Std. Fahrt. Es geht bis an Indonesiens geographischen Anfang, der heißt "Kilometer Null", auf der Insel Pulau Weh, von Banda Aceh mit der Fähre gut erreichbar.

In der Nähe der Busstation endlich wieder ein Geldautomat, wir decken uns ein. Unser Privatautofahrer organisiert den Fahrkartenkauf, alles ist geregelt und der große Reisebus kommt pünktlich.

Nach all den ausgeleierten Geländewagen hat er eine geradezu luxuriöse Ausstattung mit Fast-Liegesitzen, WC an Bord, Kopfkissen, Decken. Letztere sind bei der intensiven air-condition auch nötig. Geli hat die Befürchtung, dass sie während der Nachtfahrt kaum zum Schlafen kommen wird und sich Rückenschmerzen einstellen. Wird mir wahrscheinlich nicht viel anders ergehen. Ich finde es aber gut, dass wir uns auf diese Aktion trotz der Beschwerlichkeiten einlassen.

Eine Autobahn gibt es hier nicht, also brettert der unerschrockene Busfahrer kurvige, schmale Straßen entlang durch Dörfer und Städte, überholt Tankwagen, andere Busse, nimmt Leute auf und setzt sie ab, macht 1x Pause um 2:30 zum Essen und Trinken für alle, um 5:00 nochmal vor einer Moschee zum Beten (nicht für alle) und setzt uns schließlich gegen 7:00 morgens nach wenigen kurzen Schlafphasen etwas gerädert (wir nicht er) am Zielort ab.

Sofort stürzt sich eine Gruppe von TukTuk- und Taxifahrern auf die Reisenden, besonders auf uns. Wir haben keine Ahnung, wo in der Stadt sich von hier aus gesehen unsere Unterkunft befindet und so lassen wir uns mit unserem relativ umfangreichen Gepäck doch eher auf einen etwas seriöser wirkenden Taxifahrer ein, den Geli von den geforderten 100.000,- IDR noch schnell auf 80.000,- runterhandelt. Nachdem wir ihm die Adresse gezeigt haben, fährt er zielgerichtet Richtung Zentrum und deutet schließlich auf eine Inschrift an einer Straße, in der ein Wort der von uns angegebenen Adresse auftaucht. Langsam fährt er weiter und sucht, wie wir mutmaßen, nach der Hausnummer 17. Nicht auszumachen, diese Nummer, wo ist das bloß? Er fährt die breite, viel befahrene Straße auf und ab, fragt immer wieder Leute, die ihm alle etwas anderes erzählen, biegt in Nebenstraßen ab, fährt diese rauf und runter, fährt zwischendurch nochmal ganz woanders hin.

Der Fahrer tut uns leid, was haben wir ihm bloß für eine Adresse gegeben und er gibt sich doch solche Mühe. Auf seine zeichensprachliche Anregung hin beschließen wir, ihm doch die 100.000,- zu geben. Die Verständigung mit ihm ist mühselig, er spricht kein Englisch. Bei uns und besonders bei Geli steigt der Pegel nun auch an, sie ist müde, hat Hunger, ist verschwitzt, muss zur Toilette. Alle Aktionen des Fahrers führen nicht weiter, wir wollen jetzt zu einem kleinen Hotel, bei dem er uns zwischenzeitlich schon mal absetzen wollte, weil es ja wohl ganz in der Nähe unserer Zieladresse läge. Dort haben wir den Hinweis "Free WiFi" gesehen und Geli überlegt, dass wir im Internet nochmal checken, was mit der Adresse los ist. Auch die Umsetzung dieses Wunsches ist schwierig, will er da nicht hin oder versteht er uns nicht? Als er fast an der Einfahrt zum Hotel vorbei fährt, obwohl ein großes Schild darauf hinweist, werde ich etwas massiver und nötige ihn, nun endlich abzubiegen. Nach dem Aussteigen bekommt er den erhöhten Obolus, er entschuldigt sich dafür, dass es nicht richtig geklappt hat mit dem Transport und wir bekommen im Hotel nach ein bisschen Hin und Her das Passwort für den Internetzugang. Geli gibt "Routenplanung vom aktuellen Standort zur gewünschten Adresse" ein und siehe da, wir sind komplett falsch. Mit der Adresse ist alles ok, nur der Taxifahrer hatte keine Ahnung, wo das ist! Erst jetzt wird uns klar, dass wohl Leute, die sich ein bisschen Geld verdienen wollen, am Busbahnhof ihre Dienste anbieten, ohne wirklich einen Überblick über die Adressen in ihrer Stadt zu haben, geschweige denn ein Navi.

Was nun? Mir fällt ein, dass Gabriel, der Österreicher, von dem wir schon mal kurz berichtet haben, uns die Grab-App empfohlen hatte, mit der man in ganz Südostasien private Fahrdienste kostengünstig und transparent in Anspruch nehmen kann. Auch Anto (Danke!) hatte Geli schon in Hannover darauf hingewiesen. Jedenfalls hatte sie die App gleich runtergeladen und gesagt, getan, nach 8 Minuten kommt ein Auto vorgefahren, dessen Fahrer uns für 25.000,- IDR endlich zu unserer Unterkunft bringt, auch wenn er wegen eines großen Umzugs in der Stadt (Nationalfeiertag) ein paar Umwege fahren muss. Wir legen noch ein bisschen drauf, wir sind so froh.

Sonntag, 19.08.2018

Gelis kleine GESCHICHTEN (wiederkehrende Rubrik)

Ein typischer Tagesbeginn bei uns sieht momentan so aus: Wir schlafen aus (herrlich!) und gehen dann irgenwann zum Frühstück. In Unterkünften mit "westlichen" Touristen gibt es z. B. folgendes Angebot: (Ulrike, kommt dir das bekannt vor aus der Zeit, als du hier warst?)

(20.000 indonesische Rupiah entsprechen ca.1, 20 €)

Ich esse mal "Toast Scrambled Eggs", mal "Porridge", mal "Pfannkuchen", letzteren auf Empfehlung von Peter. Der hat mittlerweile nach Übelkeit und einem Tag Gar-nichts-essen das Intervallfasten eingestellt und lässt sich neben Nudelsuppe mit Gemüse 2-3x am Tag "plain pancake" schmecken, also ohne alles, aber mit Benutzung des Zuckerstreuers. Bekommt ihm bestens.

Dazu bestellen wir uns immer einen oder auch zwei 1,5 Liter Töpfe heißes Wasser für unsere diversen Teebeutel. Gut, dass Peter gar keinen Kaffee trinkt und ich auch gut ohne auskommen kann, denn hier gibt es nur Indonesien-Kaffee (häufig mit gesüßter Kondensmilch), der nichts mit unserem Kaffee gemein hat. Indonesier essen übrigens in der Regel mehrmals täglich ausschließlich Reis: pur, mit Sauce, Ei und/oder Hühnchen. 

Nach dem Frühstück lesen wir, schreiben/telefonieren über WhatsApp (die Indonesier haben für ein gut funktionierendes digitales Netz gesorgt, z. T. besser als bei uns) oder schauen im Blog nach Kommentaren/formulieren etwas Neues. Oft treffen wir auch interessante Leute, mit denen wir uns über Reise- oder Lebenserfahrungen austauschen (Anm. d. Red.: Wie ihr euch sicherlich lebhaft vorstellen könnt, freut Geli sich sehr, "ausgiebig kommunizieren" zu können, gerade wenn die Gespräche auf Englisch stattfinden). Das kann dann auch schon mal bis 14:00 Uhr dauern?. Leider bestehen die Sitzgelegenheiten hier häufig aus harten Holzstühlen oder -bänken, was das Vergnügen etwas schmälert. Bequeme Polster gibt's hier scheinbar nicht.

Typisch für Bukit Lawang ist ein gelegentlicher Stromausfall. Meistens betrifft das dann das gesamte Dorf. Daraufhin wird - zumindest für Thomas' Gäste - der Generator angeschmissen und knattert vor sich hin. Außerdem wird jeden Mittag für eine gewisse Zeit eine Pumpanlage mit Verbrennungsmotor für die Brauchwassertanks auf den Dächern angestellt, um die Versorgung von Waschbecken, Duschen und WCs zu gewährleisten. So umnebelten uns im Restaurantbereich gelegentlich Benzingerüche. Alltag, wenn die Zivilisation in's grüne Herz Sumatras eindringt!

Nach diesen 'anstrengenden" Erlebnissen ist es Zeit, dass wir uns ausruhen und duschen (die schwüle Luft wirkt sich mal mehr, mal weniger auf uns aus). Ich empfinde es hier zwar angenehmer als in Singapur, da es zumindest nachts ein wenig abkühlt, aber die Feuchtigkeit ist auch hier teilweise immens.Mosquitos gibt es erstaunlicherweise nicht so viele, was uns wundert.

Leider macht sich auch bei uns der bei Reisenden in tropischen Ländern praktisch immer auftretende Reisedurchfall, auch Bali Belly oder Montezuma's Rache genannt, inzwischen bemerkbar (bei Peter kurz und heftig, bei mir mal mehr, mal weniger, aber dauerhafter). Dieser bereitet vor allen dann Grund zur Sorge, wenn man eine mehrstündige Busfahrt vor sich hat oder wie es gestern der Fall war, wir irgendwo auf einem großen Markt sind und der Weg zur Unterkunft ca. 15 Minuten beträgt. Vorher haben wir in Banda Aceh, wo wir inzwischen angekommen sind, in einem sogenannten Warung, einer kleinen Garküche, gegessen. Da es keine Speisekarte in englischer Sprache gab, haben wir bei der Bestellung nur auf die abgebildeten Essensbildchen zeigen können. In Peters Nudelsuppe und in meinem Reisgericht waren mindestens 15 kleine grüne und rote Chilischoten. Diese extreme Schärfe zeigte schnell ihre Wirkung.

Ich bin gespannt, ob wir uns irgendwann besser an das Essen hier/die Keime gewöhnen bzw. lernen, was uns gut bekommt. Das ist etwas schwierig, weil wir ständig den Ort wechseln und das gleiche Gericht unterschiedlich zubereitet wird. Heute Mittag jedenfalls essen wir deshalb erstmal in einem Hotel, in dem es auch "westliche" Gerichte gibt und abends sind wir froh als wir eine Lokalität entdecken, die wir in Deutschland meiden: Pizza Hut! Es gibt Knoblauchbrot und - das erste Mal nach unserer Abreise in Deutschland - endlich mal wieder Salat sowie natürlich Pizza.

Was fällt uns bisher sonst noch auf in Indonesien?
Es ist z. B. nicht immer einfach sich als Fußgänger*in durch die Stadt zu bewegen. Meistens gibt es gar keine Bürgersteige und wenn, dann sind diese unterbrochen durch hochstehende Gullydeckel mit Eisenbügeln, so dass wir aufpassen müssen nicht darüber zu stolpern. Manchmal tauchen auch plötzlich unvermittelt große Löcher vor einem auf. Als Rollstuhlfahrer*in würde einem hier nur die Straße bleiben. Allerdings haben wir bisher noch keine gesehen, was uns angesichts des Lebensstandards hier aber auch nicht wirklich verwundert. Allerdings glaube ich  - Andreas, du wirst das sicherlich von deinen Asienreisen bestätigen  können - dass man als Rollifahrer trotz der haarstrstäubenden Verkehrsverhältnisse hier tatsächlich zurechtkommen würde. Ich habe noch nie das Gefühl gehabt, dass es gefährlich ist oder keine Rücksicht genommen wird.

Zum Schluss noch ein Suchbild aus dem Dschungel. Wahrscheinlich ist es wieder, wie einer meiner Neffen sagte, viel zu simpel, weil "jeder Maulwurf erkennen könne, was darauf zu sehen sei", aber so seht Ihr, welchen Lebenwesen wir noch so begegnet sind. Antworten wieder gerne an mich!

 

 

Freitag, 24.08.2018

Banda Aceh und Inseltage

Bei Indojunkie, einer Reiseseite im Internet zu Indonesien, und auch anderswo hatten wir gelesen, dass in der Provinz Aceh die strengen Scharia-Gesetze gelten. Da wir aber gern auf die vorgelagerte Insel Pulau Weh wollen, mit Traumstränden und Schnorchelparadiesen, müssen wir da durch. Wir haben uns also auf Einschränkungen bezüglich Kleidung und Auftreten gefasst gemacht und wollen diese Seite auch ein bisschen erleben.
In der Stadt Banda Aceh ist von der Strenge aber nichts zu spüren. Wir sehen immer wieder unverschleierte Frauen, häufig christlichen Glaubens, wie wir erfahren, die sich selbstverständlich auf den Straßen bewegen. Überhaupt ist die Atmosphäre locker und entspannt, wir werden gegrüßt, gefragt wo wir herkommen und zu gemeinsamen Fotos gebeten. Hier sind europäische Touristen noch etwas Besonderes, es gibt viel freundliche Aufmerksamkeit. Wir übernachten in einem HomeStay, einer privaten Unterkunft mit vielen Backpackern und großer Küche, in der man sich zum Essen und Klönen trifft. Alles DZ mit eigenem Bad, kein Schlafsaal. Überall WLAN. Unser Zimmer ist ruhig, hat Klimaanlage, aber nur ein Hockklo, mit dem ich nicht so gut zurecht komme, für Geli kein Problem. Das Gastgeberpaar ist auch sehr freundlich und äußerst hilfsbereit, sie haben nicht ohne Grund sehr gute Bewertungen im Internet. In der Küche stehen Weißtoast, eine Art Marmelade, Schokocreme, Tee etc. zur Verfügung, was zwar nicht durchgehend unseren Speisevorlieben entspricht, aber Geli für's Erste hilft, wenn sie mit Hunger aufwacht.

Wir nehmen an angeregten Gesprächen in der Küche teil, treffen interessante und nette junge Leute aus Holland, Frankreich, Argentinien - und mehrere auch aus Deutschland. Mir fällt wirklich erfreut auf, wie selbstverständlich wir einbezogen und interessiert befragt werden, obwohl wir eher die Eltern-, in meinem Fall schon fast die Großeltern-Generation darstellen.
Die Nordküste der Provinz Aceh war 2004 eine der am stärksten vom Tsunami betroffenen Regionen mit Zehntausenden von Toten. Wir möchten ein bisschen verstehen, wie die Menschen mit dem schrecklichen Ereignis fertig geworden sind. Auf einem langen Spaziergang sehen wir uns zunächst eine große Moschee, dann das Tsunami-Museum und schließlich das riesige Kraftwerksschiff an, das damals weit ins Landesinnere gespült wurde, unglaublich.

Die Schrecken des Dezember 2004 werden noch einmal deutlich. Vor allem wird an diesen Plätzen jedoch die Solidarität hervorgehoben, die die Menschen in diesem Unglück aus aller Welt erfahren haben und wie viele Helfer persönlich nicht nur zum Aufräumen, sondern zum Zusammenstehen in größter Not und Trauer da waren. Das Erleben dieser Mitmenschlichkeit soll helfen, die Tragödie verarbeiten zu können.
Unser Super-Gastgeber bringt uns und einige Mitbewohner mit seinem Van nach 2 Tagen zur Fähre, deren Fahrt er telefonisch wegen des regnerischen und stürmischen Wetters die letzten Tage immer wieder überprüft hat. Außerdem hat er den Fahrkartenkauf für uns organisiert, so dass wir nicht in die lange Schlange müssen mit unseren großen Rucksäcken. Er will für all das partout auch nicht ein bisschen Geld annehmen. Geli sammelt trotzdem ein und steckt das Geld in die Fahrertür.

Die Überfahrt ist problemlos. Schon vor dem Aussteigen werden wir wieder von Taxifahrern bedrängt, die uns zu unserer Unterkunft bringen wollen. Unsere Mitreisenden Anna und Samira, Studentinnen aus Deutschland, wollen auch zum Ort Iboih und verhandeln für uns vier aufgrund ihres knappen Budgets besonders hart. Für 7,20 € (also 1,80/Person) fahren wir schließlich mit einem Minibus, der in Deutschland maximal 6 Personen aufnehmen dürfte, zunächst zu neunt bis fast an das andere Ende der Insel.
Hier übernachten wir an einem Hang überm Meer mit schönem Blick und teilen uns das Badezimmer mit diesmal älteren anderen. Wir haben leider keine Unterkunft mit eigenem Bad mehr buchen können. Über eine längere Steintreppe gelangen wir an's Wasser und gehen tauchen. Die Vielzahl bunter Fische ist wirklich sehr beeindruckend, nur etwas Sonne fehlt. Überhaupt ist es weiterhin immer wieder sehr regnerisch und stürmisch und das nervt nun langsam. Dazu kommen, wie bereits von Geli beschrieben, Magen-Darm-Probleme. Wir sind wenig unterwegs und das, was wir sehen, begeistert uns nicht gerade. Der Ort, die Küste, das Meer, eigentlich ein Traum.

Doch es wird kaum etwas draus gemacht, bzw. es wird verschandelt. Ohne Plan wird mal hier, mal dort gerodet, angefangen zu bauen, liegen gelassen, woanders neu angefangen, abgerissen. Überall liegen alte Baumaterialien, Müll, ausgerissene Pflanzen und Baumstämme herum. Die Häuser, Bungalows, Geschäfte sehen herunter gekommen und schrottig aus. Niemand greift ordnend ein, das ist auch eine Seite dieses Landes.

Unser englischer Gastgeber bestätigt dieses planlose, naturschädigende Vorgehen und ist froh, dass er zusammen mit seiner indonesischen Nachbar-Vermieterin in ihren Bereichen für mehr Ordnung und achtsamen Umgang mit der Natur sorgt.

Es klart auf und wir fahren mit dem Motorroller über die Insel. Die Sonne taucht alles in ein freundliches Licht, auch unser Gemüt. Am Kilometer Null Indonesiens treffen wir viele indonesische Touristen - sie wollen gemeinsame Fotos!

Die Affen kennen diesen Platz, es gibt leichte Gelegenheit an Futter zu kommen, hängen doch an den abgestellten Motorbikes diverse Tüten mit Essbarem. Dass es manchmal Widerstand gibt, wissen sie auch - und wie man ihn bricht! Will ein Mensch die Affen vertreiben, gehen sie mit gefletschten Zähnen und entsprechenden Geräuschen leicht auf ihn zu. Meistens macht das soviel Angst, dass der Mensch aufgibt. Ich habe aber auch Jugendliche beobachtet, die gleich einen Stock in die Hand nehmen und unerschrocken auf die Affen zugehen, sich von deren Drohgebährden nicht beeindrucken lassen und sie in die Bäume vertreiben - bis wieder ein ängstlicherer Vertreter der Gattung Mensch auftaucht und das Spiel von Neuem beginnt. Es ist also eine Frage des Auftretens, wie es ausgeht. Oder der Einstellung, diese Konfrontation nicht einzugehen, sich aus den Lebensbereichen der Affen herauszuhalten und sie nicht an diese Art der Futterbeschaffung zu gewöhnen.

Die Tankanzeige des Motorrollers geht gegen Reserve. Benzin gibt's am Straßenrand, gleich neben Kartoffeln und Ananas. Eine alte Frau löffelt 2 Liter aus einem Bottich in eine Kanne mit langer Tülle, unter unserem Sitz wird eingefüllt.

Nächster Halt: Pulau Weh Paradise, ein gehobenes Resort im Süden der Insel. Bungalows für 1.5 Mios die Nacht (90 €). Wir sitzen auf der Terrasse des Restaurants und schauen auf türkisfarbenes Meer mit weißen Schaumkronen, Palmen im Vordergrund ebenso weißer Sandstrand. Postkarte.

Ein Bungalow ist gerade frei, wir dürfen ihn anschauen. Das ist jetzt selbst für europäische Verhältnisse Luxus. Vom Boden bis zum Spitzdach verglaste Front zum unverstellten Blick auf's Meer, entweder von einer edlen Polstermöbel-Sitzgruppe im vorderen Teil aus oder vom etwas erhöhten großzügigen Bett mit schlichter, feiner Bettwäsche im hinteren Teil. Anschließend ein großes Badezimmer mit Felswandimitat. Vielleicht die Handschrift von Steve, einem Kanadier, der hier lebt. Den haben wir eben im Restaurant kennen gelernt. Er wirkt als "Consultant", wie uns die freundliche und immer intensiv lachende Dame von der Rezeption verrät, die übrigens gebürtig aus Bukit Lawang kommt und behauptet, Mina aus dem Dschungel sei ihre Tante (wieder lautes Lachen). Wir sind jedenfalls angetan, haben aber schon woanders gebucht. Und hätten das wohl auch sonst nicht genommen, schließlich liegt dieser Platz weit weg vom sonstigen Leben auf der Insel - und soviel Luxus brauchen wir nicht, unbedingt ...

Steve hat für uns ein Treffen mit Lia, der zuständigen Indonesierin der Unterkunft arrangiert, in der wir ab morgen wohnen werden. Dort bekommen wir schon mal einen Eindruck von der Örtlichkeit und Lage. Wir vereinbaren noch, dass wir am nächsten Tag von unserer derzeitigen Unterkunft abgeholt werden.
Jetzt aber Hunger! Auf zum "Bixio-Café", einem italienischen Restaurant am Long Beach in der Nähe unserer bisherigen Unterkunft, ausgewählt in der Hoffnung auf bekömmlicheres Essen. Es ist schon dämmrig, der Platz ist richtig schön mit warmer Beleuchtung unter Bäumen. Noch ein toller Strand, ruhig, ein paar Bungalows, vielleicht 2-3 Lokale. Ich finde Bruschetta - Knoblauchbrot mit lecker zuzubereitem Tomatendipp und Tagliatelle al ragu - selbstgemachte Nudeln mit Fleischsoße. Und ich bekomme Bier! Das heißt hier Apfelsaft, weil es eigentlich verboten ist. Alles bekommt mir bestens, ich glaube ich bin durch mit Magen-Darm. Leider Geli nicht. Es folgt für sie eine nicht so gute Nacht und auch der ganze nächste Tag ist dadurch für sie überschattet.
Es ist endlich sonniger heute und Feiertag im muslimischen Aceh, außerdem Meeres-Ruhetag, was wir richtig sinnvoll finden. Jedenfalls sind deswegen auch viele indonesische Touristen hier, aber es ist fast überall geschlossen und wir müssen ein Stück laufen, bis wir im Olala-Café essen können. Durch die Sonne wirkt nicht mehr alles so fad, wir bekommen einen positiveren Eindruck von Iboih. Im Café treffen wir alte Bekannte und neue Leute, wieder interessante Gespräche. Geli möchte gern liegen, sie braucht etwas Ruhe. Wir finden Liegen auf einer Terrasse am Meer, ab 14:00 ist die Ruhezeit vorbei und nach dem dadurch möglichen Tauchabenteuer (siehe nächsten Eintrag) und einem letzten Besuch im trendigen Café bleu werden wir von Lia pünktlich 18:00 abgeholt zu unserem Bungalow mit eigenem Bad und Frühstück in der Nähe der Inselhauptstadt Sabang.

Wir sind mit Ruhe (außer Motorradgeknatter) mal ganz für uns.

Samstag, 25.08.2018

Meine Begegnung mit dem "weißen Hai"

(Achtung Conny! Außerdem nichts für Leute, die kein Blut sehen können, bzw. auch nicht die Beschreibung davon)

Ich bin unter Wasser mit Brille und Flossen, Schnorchel mag ich nicht. Allein. Wir hatten eine Brille vergessen, also haben wir uns abgewechselt. Und Geli hat Magenprobleme, ist nur kurz im Wasser gewesen. Ich schwimme ein Stück weiter weg, so um die Ecke bis zu einem versteckten kleinen Strand. Alles gut, viele Korallen, neue und alte, abgestorbene und gesunde. Noch mehr Fische aller Arten, bunte Vielfalt. Darunter auch einige größere, bis zu 70 cm lang und ganz schön hoch, aber schmal. Normalerweise schwimmen diese, auch wenn der Abstand noch groß ist, von mir weg, wenn sie mich sehen. Auf dem Rückweg ist da ein dunkelbunter Großer der bleibt.

Ich schwimme näher, bin ja gut beweglich im Wasser, weil ich Flossen trage. Er versteckt sich leicht in einer Felslücke, in der sich auch noch anderes Getier befindet. Ich sehe nur lange Fühler die herumtasten. Jedenfalls tauche ich noch ein bisschen in seine Richtung und habe dann den Eindruck, als wenn er mir in seinem nicht sehr großen Maul die kleinen, zahlreichen Zähne zeigt. Na gut, ich mache noch einen leichten Schlag mit der Flosse im Wasser, so dass er vielleicht etwas Strömung spürt und setze dann meinen Weg fort.

Beim Luftholen sehe ich nah der steinigen Küste zwei Schnorchler, die mir nach einer Weile zuwinken, ich winke zurück. Plötzlich spüre ich etwas wie einen Stromschlag an meinem rechten Unterschenkel. Uups, denke ich, nun ist es passiert. Vielleicht eine Muräne, die sich gestört gefühlt hat, weil ich zu nahe an ihrem Versteck vorbei geschwommen bin? Oder vielleicht doch nur ein Ast, der im Wasser schwimmt und den ich unglücklich an einer scharfen Kante getroffen habe? Ich drehe mich um und versuche irgendetwas unter Wasser auszumachen. Der Meeresgrund und Felsen sind weit entfernt, das mit der Muräne kann also nicht sein. Ein Ast ist auch nicht zu entdecken. Aber da: der dunkelbunte Große von eben ist der einzige, der sich im Wasser um mich herum befindet. Ca. drei, vier Meter entfernt guckt er in meine Richtung und wirkt irgendwie angriffslustig. Der war's! Ist mir 10, 15 m gefolgt und hat mir heimtückisch in's Bein gebissen! Ist das zu fassen? Ist doch nicht zu glauben! Ich untersuche die leicht schmerzende Stelle und kann nur Druckstellen entdecken, keine offenen Wunden. Jedenfalls entschließe ich mich, mich nicht auf eine Auseinandersetzung einzulassen. Zumal der Fisch zwar immer noch zu erkennen ist, aber mich auch seinerseits nicht weiter attackiert. Zurück an unserem Strand bemerke ich dann doch zwei kleine leicht blutende Wunden. Das Meerwasser hatte das wenige Blut wohl gleich weggespült.

Jetzt schnell zu Geli, die meine Erzählung kaum glauben mag.
12 Stunden später: alles gut, Wunden verschlossen, keine Beschwerden. Aber immer noch Erstaunen über meinen intensiven Kontakt mit der tropischen Unterwasserwelt. Mal seh'n was bei den nächsten Tauchgängen passiert ...

Dienstag, 28.08.2018

Der weiße Hai war ein Riesendrückerfisch

Die Internetrecherche hat folgende Informationen ergeben:

DRÜCKERFISCHE

Sie sehen harmlos und drollig aus - Drückerfische. Doch insbesondere die Schwergewichte unter ihnen - der bis zu 75 Zentimeter große und an die 10 Kilogramm schwere Riesendrückerfisch (Balistoides viridescens) kann unter bestimmten Umständen zu einer großen Bedrohung für Schwimmer und Taucher werden.

DRÜCKERFISCHE: SCHÖN ANZUSEHEN, ABER IN DER BRUTSAISON AGGRESSIV!

In der Brutsaison geht von ihnen die größte Gefahr aus. Dann beschützen die Tiere ihr Gelege mit einer Vehemenz, die jeden noch so hartnäckigen Nestplünderer in die Flucht treibt. Zunächst zeigen Drücker dann gewöhnlich ihre Drohgebärden – wenn diese ignoriert werden, schwimmen die Fische den Eindringling aggressiv an, was normalerweise ein Fluchtverhalten des vermeintlichen "Eindringlings" einleitet.

Ein Schwimmer oder Taucher, der dieses Drohverhalten nicht wahrnimmt, läuft Gefahr, gebissen zu werden.

Mit ihrem starken Gebiss knacken Drückerfische Muscheln und zerbeißen Korallen, Seeigel und sonstige harte Nahrung. Entsprechend verheerend ist der Biss der Tiere.

Mühelos kann ein Riesendrückerfisch ein Fingerglied abtrennen oder tief ins Gewebe beißen. 

Fazit: Glück gehabt !!! Und Fische besonders in der Brutsaison in Ruhe lassen!

Donnerstag, 30.08.2018

Endlich - unser erster Traumstrand zum Bleiben!

Eines Nachmittags: Wir erkunden mit dem Motorroller die Insel und wollen zu Freddie's, einer Unterkunft am Meer, die im Reiseführer in den höchsten Tönen beschrieben wird und im Internet bereits Monate im Voraus ausgebucht ist. Der Name kommt von einem Südafrikaner, der diesen schönen Platz vor Jahren aufgebaut hat, sich um die Korallen vor dem Strand kümmert und hervorragend kochen soll. Vielleicht - so hoffen wir - ist es ja möglich, vor Ort noch ein Zimmer zu ergattern. Als wir dort ankommen - ein unscheinbares, ausgeblichenes Schild weist uns in letzter Minute den Weg - müssen wir jedoch feststellen, dass tatsächlich nichts mehr frei ist. Wir laufen zum Meer runter und trauen unseren Augen kaum: ein Superstrand mit feinem weißem Sand, türkisfarbenem Wasser und verschiedenen Palmenarten. Und das Beste: Es sind kaum Leute hier, wie kann das bloß sein?

 

Wir laufen am Meer entlang und entdecken ca. 100 Meter weiter ein Restaurant mit mehreren freistehenden Bungalows direkt über dem Strand.

Als ich höre, dass es eine richtige italienische Espressomaschine gibt und wir heute Abend bei frischen Fisch einem Konzert lauschen können, sind wir vollends aus dem Häuschen und so - Ihr könnt es euch sicherlich gut vorstellen - gehören wir zu den letzten Gästen an diesem Abend ... .

Während wir alles genießen, wird uns beiden klar, dass wir hier gern bleiben möchten. Zu unserer großen Freude ist in 2 Tagen tatsächlich noch einen Bungalow mit Meerblick frei!

 

Nun sind wir schon den dritten Tag hier, und haben noch mal um 2 Nächte verlängert, denn es ist wirklich alles top!

Wir schauen von unserem bequemen Bett

oder der Terrasse direkt auf üppig blühende Pflanzen, Bäume und Meer,

 

zum (zugegebermaßen recht einfachen, aber völlig ausreichendem) Frühstücksbüfett sind es nur 15 Meter, zum Strandrestaurant ein kleines Stückchen weiter und schnorcheln kann man hier auch wunderbar. Am besten finde ich unser Freiluft-Badezimmer, ich freue mich jedesmal über die Eidechsen, die grünen Pflanzen und den freien Himmel während des Duschens.