Berichte von 02/2019

Montag, 04.02.2019

Von der Westküste in's Inland, weiter zu den Fjorden

Wir fahren und fahren

und sehen schöne Landschaften und wissen schon gar nicht mehr, wo es wie genau ausgesehen hat.

Mich beschäftigt die Frage, ob auch schon am Ende der Welt Umweltbelastungen ein solches Ausmaß angenommen haben, dass Schäden sichtbar werden. Mir sind nämlich recht häufig und manchmal großflächig an unterschiedlichen Standorten tote Bäume und Sträucher aufgefallen, z. T. mit braunen Blättern und Nadeln, z. T. dicht überzogen mit Flechten, z. T. ganz kahl.

Im Nationalpark-Besucherzentrum in Haast erklärt man mir, dass schwankende Wasserstände, also natürliche Prozesse, die Ursache dafür sind. Das überzeugt mich nicht, sind doch die Standorte zu unterschiedlich und in direkter Nachbarschaft grünt es üppig. Die Schlagwörter aus europäischen Regionen wie Waldsterben, saurer Regen, Luftverschmutzung, Pestizide, Überdüngung, Schädlingsbefall führen hier aber nur zu verständnislosen Blicken. Die Einstellung vieler Bewohner zu Umweltproblemen scheint ganz anders zu sein, es gibt ja auch kaum Industrie. Trotzdem können sorgloser Umgang mit den Ressourcen und Ausweitung holz- und landwirtschaftlicher Nutzung auch hier zu schleichenden Prozessen führen. Im Internet finden wir neben großer Begeisterung für die neuseeländische Natur eben auch alarmierende Berichte z. B. über fatale Folgen der Massentierhaltung (riesige Rinderherden mit entsprechendem Dung) und der Erosion auf den abgeholzten Hügeln. Also nicht nur heile Welt im so abseits gelegenen Neuseeland ...

Nun geht es über den Haast-Pass weiter auf einen Campingplatz nach Wanaka. Wir legen einen Ruhetag ein, waschen. Zeit lassen bei allem.

Die nächste Zwischenstation - Queenstown - erreichen wir über eine eigentlich für unseren Camper wegen starken Gefälles verbotene Bergstraße.

Einziger Camper weit und breit 

Das wird uns erst hinterher klar, ich habe aber die Motorbremse genutzt und mich wie immer sehr bemüht, die normalen Bremsen zu schonen. Gefällt uns gut dort, mit der Seilbahn auf den Stadtberg, schöne Aussicht, Spaziergang an der Seeuferpromenade.

Hier entsteht in der Touri-Info auch das Plakatfoto - wie du richtig erkannt hast, Zina - der 'Milford Wanderer', dem Schiff, das wir morgen für unsere Fahrt über den Milford Sound nutzen werden.

Weiter nach Te Anau zum Kochen und Übernachten auf dem Campingplatz. 

Wir treffen freudig Alena und ihre Familie wieder, Geschichten hin und her. Vorm Schlafen versuche ich einen kleinen Gang weg von allem Licht. Gelingt mir nicht ganz, aber der Sternenhimmel ist so schon unglaublich. Neben Sternen der Milchstraße sehe ich sogar andere Galaxien. Kommt mir so vor, weiß ich aber nicht wirklich, möchte ich noch herausfinden, wenn ich wieder Zuhause bin.

So, nun machen wir uns auf den Weg zum berühmten Milford Sound. Schon auf der Fahrt dorthin kommen wir an schönen Ecken vorbei .



Der Fjord mit bis zu 1000 Meter hohen Felswänden an den Seiten ist DAS Highlight Neuseelands. Vor vielen Monaten habe ich in Hannover im Internet Bilder und Berichte angeguckt, da kamen wir fast die Tränen, so wundervoll sah es dort aus und war es zu lesen. Also SEHR hohe Erwartungen. Damit wir es richtig gut mitbekommen, haben wir eine Overnight-Tour auf einem Cruise-Ship gebucht, auf Empfehlung von einigen.

Wir stellen den Camper auf dem großen Parkplatz ab und laufen mit unserem Gepäck für eine Übernachtung am seichten Ufer entlang zum Schiffsanleger.  Hier unser erster Blick auf den Milford Sound:

Die erwähnte 'Milford Wanderer' liegt schon bereit und es sammeln sich weitere Passagiere auf der sonnenbeschienenen Rückseite der Abfertigungshalle.

Wir haben richtig Glück mit dem Wetter, allerdings auch aufwendig unter ständiger Hinzuziehung der Wetterberichte von Geli punktgenau für diese Tage geplant. Blauer Himmel, strahlende Sonne. Dann wird das Tor zum Anleger geöffnet und wir gehen an Bord. Unsere Kabine ist nicht besonders groß, aber um einiges komfortabler und schicker als die bisher bewohnten - natürlich teurer.

Es gibt 2  Gemeinschaftsbäder, schließlich ist das hier auch wieder keine Luxus-Kreuzfahrt. Wir versammeln uns im Speise- und Freizeitraum,

setzen uns zu zwei Damen, man/frau rückt zusammen. Erläuterungen zum Ablauf: schippern, essen, laufen, schippern, essen, gemütlicher Abend, Sterne gucken. Eine gemischte Gruppe hat sich hier eingefunden, so etwa 24 Personen, ein jüngeres Pärchen und ein jugendlicher Sohn, sonst mittelalt bis älter, viele verschiedene Nationalitäten, bieder bis sportlich. Alles dabei bis auf jung und alternativ. Wir wissen nicht so recht, wo wir uns zuordnen sollen, welche Beschreibung würde auf uns zutreffen? Wie sich im Laufe der Stunden herausstellt, war die zufällige Sitzordnung gut für uns, die beiden Damen (Freundinnen auf Reisen) entpuppen sich als starke lebenslustige Typen. Wir beobachten sie und erzählen und fragen und hören und staunen über die beiden, es macht Spaß.

Wir schippern bis Sandfly Point, dem Endpunkt des Milford Tracks, einem ebenso berühmten wie exklusiven 4-tägigen Wanderweg (nur mit Anmeldung, trotz hoher Gebühren oft ausgebucht).
Währenddessen wird eine leckere Suppe serviert, kaum Zeit, an Deck erste Eindrücke der faszinierenden Landschaft aufzunehmen. Dazu jetzt und bis zur Rückkehr immer wieder Erläuterungen vom Käpt'n über Lautsprecher zur geologischen Entwicklung des Fjordlandes, von dem der Milford Sound ein spektakulärer, aber nur ein Teil ist. Und zur Natur, lange Zeit ganz unberührt. Menschlicher Zugang kurz durch die Maori im 14. Jahrhundert, Erschließung im 19. durch Europäer.   

Wir werden mit einem Schlauchboot in Teilgruppen an Land gebracht, um mit einem Führer den Milford Track ein Stück zurück zu laufen. Dabei gibt es erneut Erläuterungen zu Fauna und Flora. Ich verstehe Teile, noch mehr Englischkenntnisse und Verstehenspraxis wären jetzt schön. Sogar eine der Fallen für Hermeline (stouts), die von europäischen Siedlern eingeführt wurden und sich als Plage für die Vogelwelt entwickelt haben, wird für uns geöffnet und deren Funktionsweise erklärt.

Pounamu oder Greenstone (eine Art Jade) ist an der Westküste Neuseelands überall zu finden, wie uns unser Führer anschaulich erklärt.

Wir bekommen einige Antworten auf unsere umweltkritischen Fragen und erhalten einerseits Zustimmung. Unser Führer weist aber auch darauf hin, dass es in Neuseeland immer schon große Flächen mit dem einheimischen sogenannten Tussockgras gab, also nicht alle unbewaldeten Berghügel eine Folge der Waldvernichtung sind. Zurück an Bord gibt es reichlich Abendessen. Eigentlich sind wir nach der Suppe noch nicht so richtig hungrig, aber was sollen wir machen, essen halt mit. Und es schmeckt! Das Schiff ? kreuzt derweil weiter durch den schönen Milford Sound, zu Wasserfällen und herrlichen Ausblicken auf die umliegenden Berge.

Beim Essen können wir das wieder nicht so richtig sehen, sitzen ja unter Deck und so groß sind die Fenster auch nicht. Also schnell und hoch und raus nach draußen, gucken, Fotos machen, gerade noch etwas Licht.

Als es dunkel wird und das Schiff am Nachtankerplatz in einer Bucht festgemacht hat, sitzen viele zusammen und machen Spiele. Das ist wohl so üblich, unsere Crew hat jede Menge Tischspiele bereit gestellt.

Geli sitzt bei unseren beiden Damen und versucht deren Spiel zu verstehen. Für mich ist das ja gar nichts, ich gucke mir das Schiff an und dann die Sterne, so ab 23:00 sind sie richtig gut zu sehen. Wieder ganz besonders. Einige teilen den Anblick mit mir und Geli kommt dann auch dazu.

Ab 22:00 ist der große Schiffsgenerator ausgemacht worden - Nachtruhe. Es läuft nur noch ein kleiner, wenig zu hören, für ein bisschen Licht in den Gängen und Lüftung in den Kabinen. Frühe Nachtruhe bedeutet auch frühes Aufstehen - keine unserer Paradedisziplinen. Generator geht gegen 6:30 wieder an, Frühstück bis 7:30, dann wird alles abgeräumt. Das Schiff fährt noch einmal den Fjord entlang bis auf's offene Meer. Kalt ist es! Alles was wir dabei haben wird angezogen, so geht's. Besonderes Licht und Stimmung, Sonnenaufgang.

Frühstück - heute sogar für mich! 

 

Weit ist die Fahrt auf dem Milford Sound nicht, wir denken, eine Tagesfahrt hätte auch gereicht. Soweit wir das mitbekommen, sind sooo viele Boote tagsüber nicht unterwegs, die persönliche Begegnung mit dem hier bleibt auch für solche Gäste gewahrt. Trotzdem sind wir sehr angetan, haben wir ja auch so ein Glück mit dem Wetter!!!

Nach der Rückkehr bleiben wir noch, fahren mit dem Camper auf den hiesigen Campingplatz

und erkunden zu Fuß ein bisschen die Gegend.

 

Es war ja eine lange Anreise hierher, wir schauen, was es sonst noch so gibt. Die Möglichkeiten sind aber begrenzt, es ist eben wildes Fjordland, wenig erschlossen. Es geht am Fluss entlang, an dem bei Ebbe sandigen Ende der Bucht und etwas einen bewaldeten Hang hinauf. Der Gedenkstein für einen Mann, der sich hier unter widrigsten Umständen für viele Jahre niedergelassen hat, liegt auf unserem Weg. Donald Sutherland war ein schottischer Abenteurer, viel in der Welt unterwegs, von dem beim Anblick der Landschaft sinngemäß der Satz überliefert ist: "Wenn ich mal irgendwo seßhaft werde, dann hier". So kam es, geheiratet hat er und zusammen mit seiner Frau wurde seine Unterkunft über Jahrzehnte eine Herberge für alle Menschen, die sich hierher gewagt haben. Er war für die Europäer der Entdecker und Gründer menschlicher Besiedlung an diesem Platz. Nach ihm ist der hiesige, zweithöchste neuseeländische Wasserfall benannt.
Für ein 'leckeres' Abendessen bin ich heute zuständig, es gibt 'Beutelsuppe' in der Campküche!

Darauf hat Geli sich nur eingelassen, weil wir auf der Tour reichlich verpflegt wurden. Ein Genuss ist es, glaube ich, für sie auch schon rein mental nicht. Mir schmeckt die Suppe, wird sie schließlich mit zerbröselten Spaghetti, Erbsen und reingeleppertem Ei verfeinert (schreibt sich das so? Ich kenne den Ausdruck nur mündlich von dir, Mutti).

Wir müssen Acht geben auf die bissigen Sandflies, die kommen hier massenhaft vor. Es gelingt uns einigermaßen (Nobite!) und so starten wir gut gelaunt bei erneutem Sonnenschein (!) am nächsten Morgen. Unterwegs hat Geli eine kleine Wanderung für uns vorgesehen, ist wirklich schön. Sie ist das letzte Stück einer weiteren bekannten Wanderroute hier, dem 'Routeburn-Track'.

 

 

Hier sehen wir sogar den Pounamu (Greenstone)

Dann geht's mit unserem Auto weiter. Wir kommen durch imposante Bergwelt, Tunnel, weite, mit Tussock-Gras bewachsene Ebenen, an Seen vorbei und erreichen dann die südlichste Stelle unserer fast einjährigen Reise. Mossburn, ein kleiner Ort im Nirgendwo, nur formal für uns bedeutsam.

Von nun an geht's zurück! Da unser räumlicher und zeitlicher Horizont noch immer so weit gefasst ist, halten sich die Emotionen hier in Grenzen. Was heißt schon zurück, wir haben noch fast 7 Wochen Neuseeland und insgesamt mehr als 5 Monate vor uns, da relativiert sich dieser eine Moment. Vielleicht ein klein bisschen Wehmut in den Gedanken, so lange so weit werden wir wohl nie wieder unterwegs sein.

Weiter geht's nach Queenstown, dort übernachten wir.

Donnerstag, 07.02.2019

Queenstown, Mount Cook und zurück nach Christchurch

Abends kommen wir recht spät in Queenstown an. Peter hat bei MapsMe einen Campingplatz gefunden, der direkt am dortigen See liegt.

Leider nicht das beste Wetter hier

Heute wollen wir einen Stellplatz ohne Stromanschluss. Durch die lange Autofahrt sind die Batterien genug aufgeladen. Im Übrigen brauchen wir sowieso wenig Strom, da wir nachts immer den Kühlschrank abstellen (im Gegensatz zu unserem Campervan in Australien, in dem der Kühlschrank praktisch nicht zu hören war, macht dieser hier zuviel Lärm, der vor allem nachts stört). Das Abstellen hat allerdings zur Folge, dass wir jeden Morgen das Tauwasser im Kühlschrank wegwischen müssen ☹️.
Die Stellplätze ohne Strom gefallen uns nicht, sie sind viel zu weit von der Toilette und der Campküche entfernt. Wir mögen nämlich nicht so gern im beengten Campervan kochen (und anschließend darin schlafen). Bisher war dies auch nicht nötig, da es auf allen Plätzen mindestens eine Küche gab. Außerdem treffen wir dort auch oft nette Leute, darüber haben wir ja schon mehrfach berichtet. Netterweise dürfen wir uns für die eine Nacht auf einen Platz mit Stromanschluss (ohne Nutzung) direkt neben der Küche stellen.

Der Campingplatz wird auch von Dauercampern bewohnt, ein von der äußeren Erscheinung schon 'alternativ' wirkender älterer Maori in einem winzigen Wohnwagen mit einer Harley Davidson davor fällt uns besonders auf. Als wir ihn am Abend und morgens treffen, hat er gute Laune und bei Peter im Waschraum singt er vor sich hin. Er erzählt mir, wie zufrieden er mit seinem Leben sei. Mehr bräuchtest du doch eigentlich nicht. Ich denke: Na ja, ein bisschen mehr bräuchte ich schon, aber im Prinzip hat er ja Recht.

Das passt zu den Gedanken, die Peter sich macht, wenn er nachts manchmal wach liegt. Wieviel Komfort, wieviel Platz brauchen wir in einem neuen Zuhause, wenn auch ich nicht mehr arbeite, wir unser viel zu großes Haus verkaufen und wieder oft in der Welt unterwegs sind (wenn auch nicht solange wie diesmal). Und was für eine Art Zuhause könnte das sein? Ein Wohnwagen wie gerade empfohlen? So lang ist es gar nicht mehr bis dahin, in etwa 6 Jahren ist es 'schon' soweit.

Am Abend beim Abwasch in der Campküche wird Peter plötzlich von einem Mann angesprochen. Er fragt, ob sie sich nicht irgendwo her kennen. Ich sehe, wie es bei Peter kurz rattert und dann weiß er es: Es ist Lutz aus Bremen, zu dem er über einen guten Freund aus Bremen immer mal wieder Kontakt hatte und er übernachtet mit seinem Camper ebenfalls auf diesem Campingplatz in Neuseeland! Wie klein die Welt doch ist!
Am Morgen noch ein netter Austausch mit Lutz und seiner Partnerin Anna, dann geht's bei uns los in Richtung Aoraki/Mount Cook. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einer besonderen Hängebrücke vorbei, bei der viel los ist und ich bitte Peter zu halten. Als wir näher kommen sehen wir, dass dies die "Mutter aller Bungee-Brücken" ist, über die ich schon vorher gelesen hatte. Hier wurde das Bungeejumping im Jahr 1988 sozusagen erfunden. Alle 5 Minuten stürzt sich ein junger Mensch 44 Meter in die Tiefe. Anschließend werden sie von einem Schlauchboot wieder eingefangen.

Die Szenerie ist einmalig und wir schauen uns das Spektakel, das auch auf große Leinwände übertragen wird, eine Weile an.

Dann geht's durch solche Landschaft weiter.

Bald gelangen wir am türkisfarbenen Wasser des Lake Tekapo entlang

zu einem vom "Department of Conservation" (DOC) betriebenen Campingplatz in der Nähe des mit 3724 Meter höchsten Berges Neuseelands, den Aoraki bzw. Mount Cook. Diese DOC-Plätze, die im ganzen Land zahlreich vertreten sind, sind meistens sehr einfach und häufig ohne Duschen und Strom, dafür recht günstig. Immerhin gibt es eine Toilette und einen relativ großen Aufenthaltsraum, der aber ziemlich voll ist und außer ein paar Tischen nichts enthält. So kochen wir das erste und einzige Mal in unserem Camper, alles funktioniert reibungslos.
Der Platz ist inzwischen brechend voll, neben uns eine chinesische Großfamilie. Wir haben Lust noch einen kleinen abendlichen Gang zu machen und laufen 45 Minuten mit schönem Blick auf den Mount Cook hoch zum so genannten "Kea Viewpoint".

Keas sind unter Naturschutz stehende recht intelligente Papageien. Dass wir diesen Vögeln hier tatsächlich begegnen, damit rechnen wir jedoch nicht. Umso schöner dann als genau dies geschieht, als wir am Viewpoint ankommen. Mehrere der olivgrünfarbenen Vögel knabbern und kämpfen miteinander an der Aussichtsplatform.

Auch Peter wird (fast) attackiert!

Dies ist so interessant, dass ich beinahe vergesse, den wunderschönen Blick auf den Mount Cook, der sich jetzt in der Abendsonne in seiner ganzen Pracht zeigt, zu bewundern.

Was für ein unerwartet schöner kleiner Spaziergang! Da hat sich der doch recht lange Anfahrtsweg hierher schon sehr gelohnt.
In der Nacht ist es eisekalt, auf dem Weg zur Toilette - es ist STOCKFINSTER - sehe ich wieder einen unglaublichen Sternenhimmel und mehrere Tiere. Die höre ich aber eher als dass ich sie sehe. Meine Taschenlampe zeigt, dass es Kaninchen sind, aber auf dem Rückweg sehe ich ein größeres Tier, das von hinten wie eine große Katze aussieht. Als ich es anleuchte, dreht es sich um und starrt mich in aufrechter Position an! Es handelt sich um ein wieselähnliches Tier. Vielleicht ein Hermelin? 

Am nächsten Tag regnet es erstmal und deshalb bleiben wir bis Mittags in unserem Camper.

Als wir weiterfahren wollen, klart es etwas auf und wir entschließen uns doch noch den von vielen anderen Reisenden empfohlenen 'Hooker Valley Walk' zu machen. Leider haben dies auch viele andere Touristen heute vor, so viele, wie wir es bisher noch nicht in Neuseeland erlebt haben, was das Wandererlebnis etwas schmälert. In der Mehrzahl sind Chinesen unterwegs, am Abend erfahren wir, dass dies daran liegt, dass sie momentan Neujahrsferien haben und Neuseeland eines ihrer Lieblingsreiseländer ist (was bei manchen Einheimischen hier aber nicht unbedingt auf Gegenliebe stößt). Ich vermute, dass die extrem klare Luft im Kiwiland ein Grund ist, warum so viele Chinesen hierher kommen, denn bekanntlich ist das in China ja etwas anders. Wie unter Wanderern unseres Kulturkreises so üblich, grüße ich die Chinesen beim Vorbeigehen freundlich. Nicht immer wird dies erwidert bzw. oft kreuzen sich die Blicke gar nicht erst. Im direkten Kontakt haben wir allerdings auch nette Begegnungen gehabt, z. B. hat mir eine Chinesin neulich erklärt, wie ich Pak Choi zubereiten kann. Ein häufiger Grund für eine geringere Kontaktaufnahme liegt vermutlich häufig auch an den mangelnden Englischkenntnissen.
Über drei herrlich-wackelige Hängebrücken (ich liebe sie immer noch!), die über tosende Gletscherflüsse führen und durch schöne neuseeländische Grasvegetation geht es zum 'Hooker Lake', einem Gletschersee, der aufgrund des trüben Wetters etwas traurig ausschaut.

Hier sind bei genauerem Hingucken ganze Eisblöcke zu erkennen, die mitten im See liegen. Vom Aoraki/Mount Cook ist heute nichts zu sehen, gut, dass wir den majestätischen Berg gestern sehen konnten.

Am Abend machen wir Station am Lake Tekapo. Auch hier dasselbe Bild, wir bekommen kaum einen Stellplatz, da alles überfüllt ist. Beim Kochen ist auch etwas Geduld und Gelassenheit erforderlich, aber wir nehmen es mit Humor und verspeisen anschließend unser Abendessen draußen bei kalten Temperaturen schneller als gewöhnlich. Dafür aber mit Blick auf den See:

Am nächsten Tag geht es dann schon weiter nach Christchurch. Ursprünglich wollten wir noch eine Aktivität am Lake Tekapo machen, aber es ist uns einfach zu kalt. Ein schöner Zwischenstopp erfolgt am Burkes Pass, ein historisch interessanter und uriger Ort, weil hier im vorletzten Jahrhundert ein sozusagen letzter Posten der Zivilisation war. Hier machten zu Ross Reisende Rast bevor es dann auf den langen beschwerlichen Weg weiter in die eine oder andere Richtung ging. Eine kleine Hütte mit Fotos und Zeitungsausschnitten sowie ein alter Pferdetrog sind Zeugnisse aus der damaligen Zeit. Auch eine Kirche und ein Laden mit alten Schildern sowie einge Oldtimer und Tanksäulen sind hier zu finden.



Besonders lustig fand ich dieses Schild auf der örtlichen Toilette.

Freitag, 15.02.2019

Christchurch II und Picton

Kurz eine Bemerkung zu den von uns eingestellten Videos: Uns wird angezeigt, dass diese bei euren Blogbesuchen recht selten angeklickt werden. Wir würden gern wissen, woran das liegt. Es wäre nett, wenn ihr mal schreiben könntet, ob es z. B. zuviel Zeit kostet, es technische Probleme gibt oder sie nicht so von Interesse sind etc. Danke

 

Nächster Eintrag

Wir freuen uns nach Christchurch zurückzukommen und sind so rechtzeitig am Abgabeort unseres Campers, dass wir noch 2 Nächte auf einem guten Campingplatz hier verbringen können. Dort endet also unsere 12-wöchige  Camperzeit (einschließlich Australien). Wir bereiten alles für die Rückgabe vor, fahren in die Innenstadt, wo wir schon mal anfangen, all die Unternehmungen umzusetzen, die wir beim ersten Mal nicht geschafft haben. Also heute das Zentrum für zeitgenössische Kunst, die neue Kunstgalerie, den botanischen Garten und ein Festival in einem daran angrenzenden Park.

 

Beeindruckende Bilder aus der Kunstgalerie 

Bei einem Bootsverleih am Avon River entdecken wir gute und günstige Leihräder, die wir gleich reservieren, damit wir auch die nächsten Tage mobil sind und die Stadt weiter erkunden können.

Am nächsten Tag statten wir mit unserem Fahrzeug noch kurz Nelleke, unserer Gastgeberin von vor 4 Wochen, einen Besuch ab. Der Grund dafür ist, dass wir ihren Haustürschlüssel versehentlich mitgenommen haben, was uns allerdings erst nach 2 Wochen aufgefallen ist (Nelleke selber hatte es noch nicht einmal bemerkt). Wir freuen uns jedenfalls, sie wiederzusehen und Ruby (die Hündin) ist auch ganz aus dem Häuschen, als sie uns erkennt. Wir haben nicht versucht, nochmal bei ihr unterzukommen, obwohl es uns so gut gefallen hat, weil wir gern direkt in der Stadt wohnen wollen. Seit einiger Zeit war ihr Zimmer aber auch sowieso schon wieder ausgebucht. Jetzt schnell noch einmal die Dünen hoch und einen Blick auf den wunderbaren Strand werfen, das war's.

Jetzt geht's zu unserer neuen Unterkunft, ein ganzes Häuschen für uns, die Vermieter sind im Urlaub! Wir haben den Code für den Schlüsselkasten und können unser Gepäck abladen.

Weiter zur Campervan-Rückgabe, die problemlos klappt. Ein Fahrer bringt uns anschließend zur Haltestelle einer Buslinie, die direkt vorm Fahrradverleih hält - was für ein reibungsloser Ablauf! Mit den Rädern geht es zurück in unsere Unterkunft.

Am frühen Abend sind wir bei Kiki zum Abendessen eingeladen (die Schwester einer Kollegin, vielleicht erinnert ihr euch, wir haben sie schon einmal besucht). Sie und ihre Familie sind gerade umgezogen, deshalb erwarten wir noch etwas Chaos. Dem ist aber nicht so. Das Haus ist komplett eingerichtet und auch schon dekoriert. Das liegt daran, dass in Neuseeland die Häuser oft komplett mit Möbeln, Teppichen, Dekomaterial etc. verkauft werden.

 

Es gefällt uns gut bei Kiki und ihren drei Jungs (Kikis Mann Paul, ein Neuseeländer, ist leider gerade wieder geschäftlich unterwegs). Ein paar Freunde des ältesten Sohnes sind zu Besuch, es geht entspannt zu. Wir bereiten gemeinsam das Essen zu, steuern den Wein bei. Das hatten wir angeboten, wir mögen gern zusammen kochen. Der Abend geht viel zu schnell zu Ende und die Fahrradrückfahrt über versteckte Grünstreifen passt gut zu den ? Gläsern Wein. Vielleicht sehen wir uns ja mal in Hannover, Kiki und ihre Familie kommen regelmäßig zu Besuch nach Deutschland.
Die nächsten Tage gondeln wir mit den Rädern in der Stadt herum, nehmen an einer interessanten Führung durch das Canterbury Museum teil, halten uns wieder im Botanischen Garten auf.

Theater und wieder Regent Street 

Im Museum Szenen aus Christchurch zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Auch das Leben der Maoris in Neuseeland vor dem Eintreffen der Europäer wird nachgestellt

Der flugunfähige Riesenvogel Moa (bis 3,60 m) wurde leider durch die Maoris ausgerottet. Heute kann man ihn nur anhand von Knochenfunden rekonstruieren 

Wie dieser Schriftzug hierher kommt, ist uns ein Rätsel 

Die große Kathedrale, die bei dem Erdbeben von 2011 stark beschädigt wurde und eingezäunt ist, schauen wir uns von außen an.

Überall in Christchurch gibt es Plakate mit Fotos vor und nach dem Beben, die das ganze Ausmaß der Katastrophe zeigen. Es gibt auch immer noch viele Baustellen in der Stadt, zu groß waren die Schäden, um sie zügig wieder zu beseitigen.

Und wir genießen die schöne Unterkunft nah an der Stadt, ruhig und mit grünem Garten.

Die Katze wird gerne von mir mit verpflegt.

Unser nächstes Ziel ist Picton, ganz im Norden der Südinsel. Von dort wollen wir dann die Fähre nach Wellington zur Nordinsel nehmen. Als Abwechslung fahren wir mal wieder mit dem Bus. Die Fahrt dauert 5 Stunden und ist rumpelig. Vielleicht, weil wir ganz hinten sitzen, vielleicht weil es eben nur kurvige, bergige Landstraßen gibt und keine Autobahn. Das ist für diese Fahrt ok. Nur die Vorstellung, dass wir uns auf der Nordinsel nur noch so fortbewegen, erscheint nicht gerade verlockend.

Unsere Unterkunft, ein (Backpacker-) Hostel, hat mit seinen vielen bunten Wänden, den dicht an dicht liegenden Zimmern mit 'Pappwänden' und der WG-Küche zwar seinen eigenen Charme, entspricht aber auch nicht so unbedingt unseren Vorstellungen. In Indonesien war das noch anders. Sind wir inzwischen zu verwöhnt? Aber wovon? Im Campervan war doch auch nicht alles perfekt. Ich weiß es nicht. (Einschub Peter: Aus meiner Sicht steigt nach so langer Zeit der ständigen Einstellung auf neue Umgebungen und neue Menschen das Bedürfnis nach etwas Privatsphäre)

 

Am darauffolgenden Tag erleben wir eine wunderbare Schiffsfahrt durch den Marlborough Sound (buchten- und inselreiche Meeresarme, ganz im Norden der Südinsel) und eine der schönsten Küstenwanderungen unserer bisherigen Reise!
Wir wollen ein Teilstück, so ca. 15 Kilometer, des so genannten 'Queen Charlotte-Tracks' (für Insider - von 'Meretoto/Ship Cove' zur 'Furneaux Lodge' am Endeavour Inlet) laufen.
Bei unserer Ankunft in der wunderschönen, einsamen Bucht 'Ship Cove' informieren wir uns zunächst anhand von Schautafeln ausführlich über Captain James Cooks verschiedene Schiffsreisen hierher bzw. über seine Kontakte mit den dortigen Maori-Stämmen im 18. Jhd.. Reich an Holz, frischem Wasser und großen Fischvorkommen diente 'Ship Cove' Cook und seiner Mannschaft als ein wichtiges Basislager für seine Expeditionen. 


Was sind das bloß für Früchte?

Die anschließende Wanderung kann einfach nur als traumhaft beschrieben werden (bei wieder mal schönsten Sommerwetter, was natürlich viel ausmacht), aber schaut selbst:

Nach Ankunft in der Furneaux Lodge, einer netten Unterkunft mit Restaurant, wo wir uns gut vorstellen könnten, ein paar Tage zu verbringen, lassen wir es uns bei einem leckeren Getränk gutgehen und nehmen dann unser Boot zurück nach Picton.

 

Montag, 25.02.2019

Auf in den Norden Neuseelands - endlich wärmer!?

Es ist eine ziemlich große Fähre, die uns hinüber bringt durch die Malborough Sounds auf die Nordinsel nach Wellington, Hauptstadt Neuseelands.

 

Dreieinhalb Stunden tolle Fjordlandschaft (von der wir den ersten Teil ja schon kennen) mit vielen Buchten, Engstellen und dann auf's offene Meer über die Cook-Straße.

Der Wind weht heftig, auf dem Außendeck suchen wir uns geschützte Ecken um zu staunen (... und die Sonne zu genießen).

Drinnen sitzen wir mit Handgepäck in der Nähe einer Cafeteria. Großes Gepäck wird wie im Flughafen vorher eingecheckt. Wen treffen wir dort? Das dänische Paar, mit dem wir im Abel-Tasman Nationalpark paddeln waren! Überraschung, Freude, Geschichten hin und her, nett und schön wie immer.

In Wellington haben wir nach längerer Zeit mal wieder die Transportorganisation zu bewältigen zu unserer airbnb-Unterkunft bei Louisa, die mitten im Zentrum wohnt. Mit 'Uber'-Taxi bekommen wir es hin, auch wenn es nicht ganz einfach ist, dass der Fahrer und wir uns in dem Gewusel von Autos, Bussen und Menschen am Fährterminal finden. Die Wohnung ist hell und schön eingerichtet, mal was anderes nach der Backpacker-Alternativ-Unterkunft in Picton.

Unser Zimmer ist allerdings klein und wir können uns nicht bedenkenlos in Küche und Wohnzimmer ausbreiten, weil Louisa zwar geschrieben hat, dass sie sehr "busy" wäre, aber tatsächlich z. Zt. nicht arbeitet und viel zuhause ist. Unternehmen wir halt mehr in der Stadt und essen mal außerhalb.

Was machen wir? Viel in der wuseligen Stadt (u. a. Cuba Street) und an der Seepromenade herumlaufen, einmal auch im Rahmen einer Stadtführung, bei der wir einen guten Überblick und viele Hintergrundinfos bekommen. Die Dame führt uns u. a .zu einer schönen alten Holzkirche, die für Hochzeiten etc. und Veranstaltungen aller Art gemietet werden kann. Die Bänke werden dann abgeschraubt.



Was noch? Eine wunderbare 40 km Radtour mit an sich guten Rädern, die Geli günstig über book.me besorgt. Immer am Wasser entlang und über einen Berg zurück in die Innenstadt.

 

Anm. Geli: Am Strand beobachten wir diese, an Neuseelands Küsten endemischen  Vögel mit orangenen Schnäbeln, die so genannten neuseeländischen Austernfischer. Es ist sehr lustig anzusehen, wie sie alle anderen Vögel konsequent verscheuchen. 

Unterwegs wird dann aber eine kleine Reparatur an meinem Rad nötig. Die Inbusschraube, mit der die Tretkurbel befestigt ist, hat sich gelockert. So rutscht die Tretkurbel bei jeder Umdrehung ein bisschen durch, nervt. Erst versuche ich es mit dem Finger und kann die Schraube tatsächlich etwas fester ziehen, so lose ist sie schon. Hält aber nicht lange. Auf der Strecke haben wir eine andere Radgruppe mit E-BIKES (wie kann man/frau nur ...) vom gleichen Verleiher überholt (!), die auch noch von einem der Mitarbeiter geführt wird! Das ist jetzt die Hoffnung, während wir am Strand Pause machen, vielleicht hat der Werkzeug dabei. DIe Gruppe kommt aber nicht, wir haben sie wohl gänzlich abgehängt. Am Straßenrand wird gearbeitet, ich frage die Männer nach Werkzeug. Das passende haben sie nicht, versuchen trotzdem zu helfen, hält nicht lange. Wir kommen durch einen Ort, ich suche nach einer Tankstelle o. ä.. Nix. Da ist ein altes Werbeschild für einen Klempnerbetrieb an einem Haus, versuchen, rufen, fragen. Erstmal bellt wuchtig ein großer Hund und streckt seinen Kopf durch das Eingangstor. Ein Mann kommt und huch, öffnet das Tor, einfach so. Der Hund ist friedlich, der Mann freundlich. Er versteht, was ich erzähle und zeige, ich komme mit meinem Englisch zurecht! (Obwohl Geli im Hintergrund Korrekturen vor sich hinmurmelt) Und er hat den passenden Inbusschlüssel. Den gibt er mir nicht nur nicht, er macht es gleich selber und zieht so fest, dass ich schon um die Schraube fürchte. Den Rest des Weges ist alles gut. Auch am langen Anstieg (der erwähnte Berg, puh, da geht es aber lange ganz schön hoch), den ich relativ schnell angehe, weil es mir im kleinsten Gang irgendwie zu mühselig ist, keine Probleme. Außer japsen, schwitzen und Durst, großen Durst! Deswegen brauche ich oben angekommen etwas zu trinken, jetzt und sofort.

Geli hat eine andere Taktik, ihr fällt es beim Berge-Hochfahren leichter, langsam im ganz kleinen Gang zu treten. Sie braucht länger, dafür kennt sie japsen und schwitzen gar nicht. Jedenfalls hat sie das Geld und das Schloss bei sich und ist weit und breit nicht zu sehen. Ich bemerke oben einen kleinen Lebensmittelmarkt in einer Seitenstraße und ich habe Durst, jetzt und sofort! Wie mache ich das nun? Fahrrad an der Ecke stehen lassen - unangeschlossen - in der Hoffnung, dass sie es sieht und nicht vorbeifährt und keiner klaut, dem Supermarktbesitzer erklären, dass er sein Geld später bekommt und trinken!!! Genauso klappt es. Als ich mit der Flasche am Mund zurückgehe, steht Geli schon am Rad, guckt sich suchend um und - hat auch Durst!

Wir haben während der Zeit auf der Südinsel gelegentlich die Tagesthemen aus Deutschland geguckt und dabei die Diskussionen um den Brexit ein bisschen mitbekommen. Die für mich merkwürdigen Riten im englischen Unterhaus haben mich amüsiert und iinteressiert. Irgendwann vorher auf unserer Reise hatte uns jemand erzählt, dass es im Parlament in Wellington ähnlich zugehen würde. Während der Stadtführung wurde das auch kurz angeschnitten. Geli bucht also für uns eine Besichtigungstour mit Teilnahme an einer Sitzung des Parlaments.

Rechts das historische Parlaments-gebäude, links der 'Bienenstock' für die Abgeordnetenbüros ("beehive")

Bei unserer Ankunft findet gerade eine Klimaschutzdemonstration statt, da reihe ich mich gerne ein ... (letzte Reihe) 

Die Besichtigung ist beeindruckend, besonders die nachträgliche Sicherung des Hauses gegen Erdbeben, die wir im Keller erklärt bekommen. Das riesige historische Gebäude 'schwebt' auf beweglichen Stützen. Unglaublich was heute technisch machbar ist. In der Sitzung erleben wir die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern, die in den Medien zunächst viel Beachtung gefunden hat, weil sie zu Beginn ihrer Amtszeit ein Kind bekommen hat. Es ist ihr aber mittlerweile gelungen, durch ihre sozialen Schwerpunkte in der Politik Aufmerksamkeit zu erzielen. So wurde der Mindestlohn erhöht, die Elternzeit verlängert, mehr Geld in den sozialen Wohnungsbau und das Gesundheitssystem gesteckt. Im Parlament tritt sie "tough" auf, weiß sich zu behaupten zwischen all den sonstigen männlichen Rednern. Ich verstehe nicht alle gesprochenen Worte, bekomme aber die Atmosphäre des kultivierten Streits und ein paar Inhalte über die Unterlagen mit, die uns zur Verfügung gestellt wurden. Fotografieren dürfen wir dort nicht.

Anm. Geli: Auf den Straßen in der Nähe des Parlamentsgebäude sehen die Lichtzeichen der Ampeln übrigens so aus: (Bild bitte vergrößern)

Sie erinnern an die Frauenrechtlerin Kate Shepphard, die zusammen mit anderen neuseeländischen Frauen erreicht hat, dass dieses Land als erstes  das Frauenwahlrecht eingeführt hat. Und zwar im Jahr 1893! (Zur Erinnerung: in Deutschland passierte dies im Jahr 1918 und in der Schweiz gar erst in allen Kantonen im Jahr 1971). Dazu passt auch das folgende Plakat aus einer Ausstellung zur Frauenrechtsbewegung im 'Te Papa' Museum, welche ich am folgenden Tag besuche: 

Die Entscheidung zur Art unserer Fortbewegung auf der Nordinsel ist gefallen: kein Campervan. Ein kleines Auto soll es ab nächster Woche sein. Wir werden uns dann Unterkünfte bei airbnb, booking.com und Co. suchen. Im Internet finde ich ein sehr gutes Angebot, Filiale in Wellington. Wir laufen hin, ganz schön weit. Der Preis ist kaum zu glauben, mal fragen, ob das alles so stimmt. Und ob es nur Schrottautos dafür gibt. Ergebnis: alles gut, 13,20 € pro Tag, Mazda 2, 7-10 Jahre alt, gepflegt und gut in 'Schuss'. Manches Mal haben wir für 2 Fahrräder 60 €/Tag bezahlt. Dazu: wir werden per Auto mit allem Gepäck von unserer Unterkunft abgeholt am Morgen der Abreise aus Wellington. Super! Gebucht! Kein Problem, mich als Fahrer einzutragen, die Sache mit dem deutschen Führerschein muss ich bei einer Kontrolle ggf. selber klären.

Im Museum 'Te Papa' verbringen wir einige Zeit damit, die ausführliche Präsentation maorischer Kultur und die Auswirkungen darauf durch die europäische Besiedlung anzuschauen. Da passt es wie die Faust auf's Auge (was ist das für ein merkwürdiger Vergleich? Aber vielleicht in diesem Zusammenhang dann doch irgendwie passend), dass ich aus den Panoramafenstern des Museums auf einem weitläufigen Gelände eine große Gruppe Maoris sehe, die einen tanzend und singend, die anderen drumherum. Dabei machen sie bei einigen Aufführungen die typischen Gesten wie aufgerissene Augen, herausgestreckte Zungen, Kampfgebärden. Sie waren schon immer ein 'Kämpfervolk' um die besten Ressourcen im jeweiligen Siedlungsgebiet. In ihren Geschichten geht es jetzt aber auch um die Reaktion auf und Verarbeitung von tragischen Begegnungen mit Europäern und deren Kultur. Was ich dort sehe, fasziniert mich sehr. Das ist keine Touristenveranstaltung, das machen sie für sich selbst. Ich suche Geli und will da runter. Das dauert und als wir endlich auf dem Platz ankommen, löst sich die Versammlung gerade auf. Bin sehr enttäuscht und bleibe einfach auf dem Rasen sitzen, beobachte die Menschen, versuche in ihren Gesichtern zu lesen, in ihrem Habitus, in ihrem Miteinander. Irgendwie berührt mich die Begegnung hier sehr, ohne Worte, es ist die Stimmung, Energie, Schwingung oder wie immer ich das nennen soll. Schließlich spreche ich einen jüngeren Mann an und frage nach dem Grund für die Ansammlung hier. In Wellington findet in diesen Tagen die alljährliche große Versammlung von Vertretern aller maorischen Stämme in Neuseeland statt. Hier wird der Geschichte, den Ahnen gedacht, aktuelle Politik abgesprochen, getanzt, gesungen, geweint, gelacht, voller Stolz. Wir kommen an einem anderen Tag noch einmal hierher, hören temperamentvolle Reden auf maorisch, sehen wieder kurze Tänze und Gesänge.

Alle können dabei sein, sich drumherum gruppieren, keine Absperrung. Ich sehe Maoris, stark tätowiert, auch im Gesicht, würdevolle Bewegungen, ich sehe hellhäutige Maoris, tobende Kinder verschiedenster Hautfarbe, Weiße, nah dabei mittendrin oder interessiert drumherum, wie ich. Geli ist nochmal im Museum. Es gibt viele Verbindungen zwischen Weißen und Maoris, das wirkt hier anders als in Australien zwischen Aborigines und Weißen.

Es gefällt uns in Wellington, wir wollen länger bleiben. Das geht nicht bei Louisa, sie hat neue Gäste, vermittelt uns an einen Freund, Jarred heißt er. Hoch am Hang überm Meer suchen wir die Straße ab nach dem Weg zu seinem Haus, die schweren Rucksäcke haben wir abgestellt, Geli passt auf. Uns ist ein schwieriger, längerer Abstieg angekündigt worden. Schließlich finde ich den schmalen, steilen Pfad, wir stehen vor dem - verschlossenen Haus. Alles Klopfen, Rufen nützt nichts, keiner da. Unter Jarrads Nummer läuft nur der AB, also nochmal Louisa anrufen. Nach kurzem Hin und Her hat sie den richtigen Tipp: Schlüssel unter der Matte. Im Haus sieht es etwas unordentlich und nicht so ganz sauber aus. Später erfahren wir, dass Jarred am Tag unserer Abreise hier auszieht. Unser Zimmer ist aber richtig gut, frische Bettwäsche, sauber. Der Ausblick vom Wohnzimmer ist fantastisch, wir richten uns ein, bereiten uns etwas zu essen, ganze große Küche für uns, alles da.

Jarred und seinen Mitbewohner lernen wir in den 2 Tagen nur kurz kennen.

Der Stadtberg in Wellington heißt Mount Victoria, den soll man 'machen'. Erst steile Straßen, dann Waldwege, die plötzlich ohne Alternative zu Mountainbike-Trails werden. Wir müssen sehr aufpassen, eine Fahrerin kann gerade noch ausweichen, erschrickt sich. Oben ein toller Blick, kalter Wind, Jacken dabei, gut.

Zum Abschied am letzten Spätnachmittag ein Café in der Nähe des Meeres mit Liegewiese und Sitzsäcken, entspannte Atmosphäre,  schöne warme Sonne. Also wenn sie scheint, ist es schon wärmer als auf der Südinsel, macht sie aber leider nicht immer und dann ist es auch hier kühl bis kalt. 

Lustig: Hier sieht die Bedienung des Cafés an der Nummer meines Hutes, wo er/sie die Bestellung hinbringen muss!

Die komfortable Abholung zu 'unserem' Mietwagen klappt wie verabredet.

 

Nun geht's Richtung Norden nach Turangi am Lake Taupo, in der Nähe des Tongariro Nationalparks, wo es eine der schönsten Wanderungen der Welt geben soll. Ruhe wollen wir uns aber auch gönnen, haben ein Studio mit Vollausstattung für uns allein im Angler's Paradise gemietet (kannste direkt so in's Deutsche übernehmen, heißt genauso). Das Wetter soll schlechter werden. Es regnet, wir faulenzen. Kaufen ordentlich ein, Selbstversorgung rund um die Uhr.

Erkundigungen ergeben, dass der notwendige Transfers-Dienst für das von uns geplante spektakuläre Tongariro Alpine Crossing (die besagte Wanderung) nur bei stabil gutem Wetter (vor allem bezüglich des Windes) stattfindet. Das heißt warten, letztlich 5 Tage bis alles passt. Wir verlängern und bleiben 7 Tage vor Ort. Bevor das große Abenteuer beginnt, nutzen wir die direkte Umgebung: kleine Wanderungen und eine rasante Mountainbiketour am hiesigen Fluss entlang mit vielen kleinen Steigungen und Abfahrten, kurvig, auf schmalen Spuren durch dichten Wald, über Hängebrücken, macht uns großen Spaß.

Wenn auch nicht durchgehend, aber immer mal wieder schickt die Sonne Wärme und schönes Licht.

Anm. Geli: Immer mal wieder gibt es auch Brombeerbüsche mit dicken leckeren Beeren. Wir probieren ausgiebig,

Ich habe das Gefühl, dass mir davon schwindelig wird. Am nächsten Tag lesen wir auf einem Schild, dass manche Büsche mit Herbiziden besprüht worden sind  ... (sie gelten hier als "pest", also als invasiv wachsender Schädling). Warum allerdings nicht überall diese Warnschilder sind, verstehen wir nicht!

Der Fluss, an dem wir uns bewegen, ist weithin bekannt für die Fliegenfischerei. Wir sehen mehrere kunstvoll agierende Angler (daher der Name unserer Unterkunft). Einer erklärt uns wie das so geht, wieviel sie fangen und dass meistens der Fisch zurück in's Wasser gegeben wird, es geht mehr um den Sport.

Auf einem Waldspaziergang umrunden wir einen versteckten See in den Bergen und entdecken beim Herumfahren wie es hier und da aus der Erde dampft. Wir sind nun in dem Gebiet angekommen, wo geothermische Vorgänge an der Erdoberfläche massiv erlebbar werden. Hier ist die Erdkruste aufgrund der Kollision zweier Kontinentalplatten brüchig. Das heiße Erdinnere macht sich bemerkbar, meistens in kleinen Dosen, manchmal in dramatischen Ausbrüchen und Erdbeben. Wir entdecken dampfende Löcher direkt neben der Straße, aus denen heißes Wasser sprudelt. Und einen kleinen Park mit heißen Thermalquellen nebst daraus gespeistem Bad. Besuchen? Vielleicht später noch.

Was für eine Spinne sitzt da in der Mitte der Farnwedel?

Es ist Geli oder zumindest ihr Schatten!

 

Dann ist es soweit, Wetter richtig gut, wir buchen den Transfer vom Autoparkplatz am Ende der Strecke zum Startpunkt, wollen die knapp 20 km lange Wanderung an den Vulkanen entlang wagen. Extrem steile Aufstiege und Abstiege über losen, rutschigen Geröllschotter sind angekündigt, aber auch ca. 2000 Leute, die ebenfalls auf diese Bedingungen gewartet haben. Mal sehen, wie es wird ...

Dienstag, 26.02.2019

TONGARIRO-ALPINE-CROSSING

Wir freuen uns wie Bolle auf die so spektakulär beschriebene Tongariro-Alpine-Crossing-Wandertour mit drei aktiven Vulkanen. Der Namensgeber Tongariro ist einer davon. Der starke Wind hat nachgelassen und die Sonne lacht vom Himmel! Beste Bedingungen also für den Trek inmitten Neuseelands allererstem Nationalpark (1887), wir haben ja auch lange genug gewartet. Morgens fahren wir um 8 Uhr zum Abfahrtsplatz des Shuttlebuses, den wir telefonisch gebucht haben. Die zahlreich an der Hauptstraße parkenden Autos lassen erahnen, wie voll es tatsächlich auf der Tour heute sein wird, aber wir lassen uns in unserer guten Laune davon nicht beeinträchtigen und überreden den Parkplatzeinweiser erstmal, direkt am Endpunkt des langen Wanderweges parken zu dürfen (das erspart uns nämlich noch weitere 2 km auf staubiger Straße). So hatte ich es auch mit dem Shuttlebusbetreiber am Telefon ausgemacht (Manchmal macht es sich eben doch bezahlt, dass meine Englischkenntnisse nicht die schlechtesten sind). Nur sehr wenige PKWs parken hier: kein Wunder, gibt es doch eigentlich eine Parkbegrenzung von vier Stunden.

Wir dürfen ganz vorne im Shuttlebus einsteigen. Der Fahrer, ein auf sein Land spürbar stolzer Maori, der mit seinen 63 Jahren bereits ebenso stolzer Urgroßvater ist, bringt uns zum Ausgangspunkt der Tour und erzählt uns während der Fahrt von seinem UrUrUrgroßvater, der hier einst als 'Chief' (= Häuptling) fungierte.

Wir erfahren, dass es in diesem Gebiet, welches heute ein Nationalpark ist, viele für Maoris heilige Stätten und Berggipfel gibt. Deswegen ist es von der UNESCO sowohl als Weltnatur- als auch Weltkulturerbe anerkannt.
Als wir ankommen, trifft uns beinahe der Schlag: Lange Warteschlangen vor den Toiletten, etliche Busse, auch größere, kommen (immer noch!) an

und Trauben von Menschen, u. a. auch ganze Schulklassen, die sich alle auf denselben Weg machen. Ich frage einen Ranger, ob es Sinn macht noch ein wenig zu warten, aber er meint, dass sich die Massen auf dem Weg gut verteilen würden. Ich nutze die Gelegenheit und erkundige mich auch, ob die hier zahlreich wachsenden Heidegewächse und Pampasgräser einheimische Pflanzen sind.

Erstere, die übrigens den in unserer Lüneburger Heide wachsenden Gewächsen sehr ähnlich sind, wurden aus Schottland als Nahrungsquelle für die ins Land gebrachten Fasane und Moorhühner eingeführt (falls Ihr euch fragt warum: zur Jagd, darauf wollten die vielen eingewanderten Briten nämlich nicht verzichten). Über das Pampasgras erfahre ich, dass es verschiedene Arten gibt, ein neuseeländisches und das eingeführte südamerikanische, welches wir auch aus unseren Gärten kennen. Das Letztere wächst hier jedoch invasiv, d. h. es nimmt anderen einheimischen Pflanzen den Platz weg und genau so ist es auch mit dem Heidekraut.

 

Zum Schutz der einheimischen Pflanzen rupft Peter Heidekraut aus ...😉

So schön wie es (auch hier) aussieht, es gehört hier nicht hin. Alle Versuche es zu dezimieren, sind bisher gescheitert, die Nationalparkverantwortlichen hoffen, dass ein an zwei Stellen im Park ausgesetzter (schottischer) Käfer dies irgendwann schafft. Das Pampasgras welches hier im Park wächst, ist angeblich ein Hybrid, also zusammengesetzt aus den beiden beschriebenen Arten. Das gibt es also auch noch. 

Wir warten noch ein wenig und machen uns dann auf den Weg (es ist mittlerweile nach 10 Uhr).

Tolle Vukanlandschaft, zunächst noch bewachsen, dann - je höher wir kommen - immer karger. Der Weg lässt sich gut laufen, auch weil er zunächst über einen schönen Boardwalk führt. Ein kleiner Umweg führt zu den kleinen Soda Springs.



Die Wanderer verteilen sich übrigens tatsächlich ganz gut, wir merken nicht, dass hier Tausende unterwegs sind. Das liegt auch daran, dass die meisten nur in eine Richtung laufen.
Bald kommt die berüchtigte Steigung "Devils's Staircase" (= Teufelstreppe). Ich finde sie aber überhaupt nicht anstrengend, es ist halt eine etwas längere steilere Stelle, die aber gut zu schaffen ist. (Anm. Peter: wie war das mit der kleinen 'Bergziege'?  ...)

 o 

Zwischendurch immer wieder schöne Blicke auf den heiligen Vulkan Ngauruho, der deshalb auch nicht bestiegen werden sollte. Bei der anschließenden Rast (für die vielen Menschen sind tatsächlich in dieser Einöde Toilettenhäuschen installiert)

treffen wir 2 gutgelaunte junge kanadische Männer, die gerade eben diesen Vulkan (auch noch) bestiegen haben. Sie kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus, der Weg sei zwar etwas beschwerlich, weil er nur über Geröll führt, aber die Aussicht .... Wir glauben es ihnen gerne und freuen uns mit ihnen, eine kritische Bemerkung zur Bedeutung des Vulkans für die Maoris kann ich mir allerdings nicht verkneifen.

Solche Pflanzen finden sich in dieser unwirtlichen Gegend

Von hier können wir auch schon erkennen, wie der Weg weitergeht. Nach Durchquerung einer großen Ebene

geht es weiter hoch Richtung 'Red Crater', wir entdecken Menschen als kleine Punkte auf dem Kammweg.

Um dorthin zu gelangen, müssen wir eine etwas kritische Stelle überwinden, es ist eng und bröckelig und wir müssen uns an Haltegriffen festhalten, aber auch das bewältigen wir gut.

Auf dem Kammweg angekommen, sehen wir immer mehr vom 'Red Crater' und ... sind beindruckt! Die Aktivitäten des erloschenen Vulkans beschränken sich allerdings auf Dämpfe und Gase, die in der Umgebung an vielen Stellen aus Erdspalten aufsteigen. Die Gefahr eines Ausbruchs besteht "nur" bei den drei aktiven Hauptvulkanen. Zur Zeit nach menschlichem Ermessen allerdings nicht, sonst wären wir sicherlich alle nicht hier.

Der Aufstieg führt uns letztendlich auf fast 1900 Meter.

Wir sind im 'Herr der Ringe-Land'. Hier wurden tatsächlich einige Teile der Filme gedreht und Peter meint dies auch zu erkennen (ich habe die Filme nie gesehen). Was für eine sensationelle Aussicht! Vor uns die grünen "Emerald Lakes", weiter im Hintergrund der blaue See. Allerdings auch sehr windig, wir möchten uns nicht vorstellen, wie es hier an vielen anderen Tagen aussieht, nämlich kalt und stürmisch. Vermutlich können unsere Fotos/Videos nicht das zeigen, was wir gesehen haben, wir wollen sie euch aber trotzdem nicht vorenthalten!

Dann kommt der vielleicht schwierigste Teil der Wanderung, es geht über Vulkangeröll ziemlich steil hinunter zu den "Emerald Lakes". Peter hat seine eigene Art dort herunterzukommen. Ich gehe es lieber etwas langsamer an. Erneut einzigartige Ausblicke, findet Ihr nicht auch?

Wir laufen begeistert um die Seen herum und trotzen dem Schwefelgeruch, der hier in der Luft liegt (soll wie "faule Eier" riechen, ich persönlich habe allerdings noch nie in meinem Leben 'faule Eier' gerochen). Peter ist total fasziniert von den Dämpfen, die hier überall aufsteigen. Anm. Peter: ich probiere auch mal, wie heiß das Wasser der grünen Seen inmitten all der Dämpfe ist - kalt ...

Anm. Peter: Durch die Dämpfe ist im Hintergrund der 3. Vulkan des Tongariro-Nationalparks zu sehen, der schneebedeckte, 2794 m hohe Ruapehu 

Zwischendurch hören wir immer wieder einen Hubschrauber: Jeden Tag gibt es hier etliche Wanderer, die sich verletzen oder überschätzen und deshalb an dieser Stelle abgeholt werden.

Nun müssen wir aber weiter von den grünen Seen zu dem blauen See (siehe Foto bzw. Video oben). Der Wegweiser sagt uns, dass wir noch mehr als die Hälfte des Weges vor uns haben.

Ganz entgegen unseren Erwartungen (wir hatten anderes gelesen) bleibt der Track schön,

Blick zurück auf den Abstieg vom 'Red Crater', Wahnsinn, oder?

Wir genießen jeden Meter und obwohl sich das letzte Stück etwas hinzieht, schaffen wir die restlichen 10 Kilometer auch noch relativ problemlos.

Ich habe zwar Schmerzen von meinen Kniebandagen, weil sich diese zu sehr eingeschnitten haben, aber ich wollte mein 2017 operiertes Knie nicht zu sehr fordern. Wie sich am nächsten Tag herausstellt - hätte ich diese wohl doch eher ausziehen müssen, zumal die Wanderung von den Höhenmetern her auch gar nicht so anstrengend war.

Die dies verursachenden Kniebandagen sind wohl mittlerweile ein bisschen eng, sie sind ja auch "nur" ca. 25 Jahre alt!

Anm. Peter: Der zweite Teil der Wanderung ist auch deswegen kurzweilig, weil wir immer wieder einige Wanderer treffen, mit denen wir die Faszination für diese unglaubliche Landschaft an manchen Stellen geteilt haben. So entwickelt sich dann u. a. ein Gespräch mit einer Spanierin, die mit ihrer Mutter unterwegs ist und mit der eine merkwürdige Sprache spricht. Es ist katalanisch und sie ist eine glühende Verfechterin der dortigen Unabhängigkeitsbestrebungen, die ja auch in Deutschland viel Aufmerksamkeit erlangt haben. Da der Weg schmal ist und nur für zwei reicht, kann ich mal ganz auf mich gestellt auf Englisch mit ihr diskutieren. Mir fällt auf, dass sie die übrigen Spanier ziemlich pauschal für rechtsgerichtete Franco-Anhänger hält, die das besondere Leid, das den Katalanen während der Diktatur zugefügt wurde, nicht anerkennen. Und die ihnen ihre Sprache, kulturelle Eigenarten etc. nicht zugestehen. Ich teile ihr meine Hoffnung mit, dass den Katalanen in ernsthaften Verhandlungen besondere Rechte eingeräumt werden und sie dann Teil Spaniens bleiben können. Gespräche dieser Art tragen dazu bei, dass wir ohne es richtig zu merken, bald schon unser Auto am Ende des Wanderweges erreichen.

Nach der Tour überredet Peter mich noch dazu, die im letzten Blogeintrag erwähnten Hot Pools zu besuchen. Wir buchen einen kleinen Privatpool, in dem sehr heißes Wasser ist. Wir dürfen uns darin 30 Minuten aufhalten. Es ist zwar alles ein bisschen spartanisch dort, das Bad tut unseren Knochen aber nach dem Walk seeeehr gut!

Dies ist der größere, öffentliche Pool der Anlage.

FAZIT: 
Der Tongariro-Alpine Crossing Track ist eine der schönsten Wanderungen, die ich in meinem bisherigen Leben gemacht habe (und ich habe schon sehr viele schöne Wanderungen gemacht!). Allerdings war für mich das super-schöne Wetter dabei ein wichtiger Faktor, denn nur so kann meiner Meinung nach der Weg seinen ganzen Zauber entfalten.