Donnerstag, 07.02.2019

Queenstown, Mount Cook und zurück nach Christchurch

Abends kommen wir recht spät in Queenstown an. Peter hat bei MapsMe einen Campingplatz gefunden, der direkt am dortigen See liegt.

Leider nicht das beste Wetter hier

Heute wollen wir einen Stellplatz ohne Stromanschluss. Durch die lange Autofahrt sind die Batterien genug aufgeladen. Im Übrigen brauchen wir sowieso wenig Strom, da wir nachts immer den Kühlschrank abstellen (im Gegensatz zu unserem Campervan in Australien, in dem der Kühlschrank praktisch nicht zu hören war, macht dieser hier zuviel Lärm, der vor allem nachts stört). Das Abstellen hat allerdings zur Folge, dass wir jeden Morgen das Tauwasser im Kühlschrank wegwischen müssen ☹️.
Die Stellplätze ohne Strom gefallen uns nicht, sie sind viel zu weit von der Toilette und der Campküche entfernt. Wir mögen nämlich nicht so gern im beengten Campervan kochen (und anschließend darin schlafen). Bisher war dies auch nicht nötig, da es auf allen Plätzen mindestens eine Küche gab. Außerdem treffen wir dort auch oft nette Leute, darüber haben wir ja schon mehrfach berichtet. Netterweise dürfen wir uns für die eine Nacht auf einen Platz mit Stromanschluss (ohne Nutzung) direkt neben der Küche stellen.

Der Campingplatz wird auch von Dauercampern bewohnt, ein von der äußeren Erscheinung schon 'alternativ' wirkender älterer Maori in einem winzigen Wohnwagen mit einer Harley Davidson davor fällt uns besonders auf. Als wir ihn am Abend und morgens treffen, hat er gute Laune und bei Peter im Waschraum singt er vor sich hin. Er erzählt mir, wie zufrieden er mit seinem Leben sei. Mehr bräuchtest du doch eigentlich nicht. Ich denke: Na ja, ein bisschen mehr bräuchte ich schon, aber im Prinzip hat er ja Recht.

Das passt zu den Gedanken, die Peter sich macht, wenn er nachts manchmal wach liegt. Wieviel Komfort, wieviel Platz brauchen wir in einem neuen Zuhause, wenn auch ich nicht mehr arbeite, wir unser viel zu großes Haus verkaufen und wieder oft in der Welt unterwegs sind (wenn auch nicht solange wie diesmal). Und was für eine Art Zuhause könnte das sein? Ein Wohnwagen wie gerade empfohlen? So lang ist es gar nicht mehr bis dahin, in etwa 6 Jahren ist es 'schon' soweit.

Am Abend beim Abwasch in der Campküche wird Peter plötzlich von einem Mann angesprochen. Er fragt, ob sie sich nicht irgendwo her kennen. Ich sehe, wie es bei Peter kurz rattert und dann weiß er es: Es ist Lutz aus Bremen, zu dem er über einen guten Freund aus Bremen immer mal wieder Kontakt hatte und er übernachtet mit seinem Camper ebenfalls auf diesem Campingplatz in Neuseeland! Wie klein die Welt doch ist!
Am Morgen noch ein netter Austausch mit Lutz und seiner Partnerin Anna, dann geht's bei uns los in Richtung Aoraki/Mount Cook. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einer besonderen Hängebrücke vorbei, bei der viel los ist und ich bitte Peter zu halten. Als wir näher kommen sehen wir, dass dies die "Mutter aller Bungee-Brücken" ist, über die ich schon vorher gelesen hatte. Hier wurde das Bungeejumping im Jahr 1988 sozusagen erfunden. Alle 5 Minuten stürzt sich ein junger Mensch 44 Meter in die Tiefe. Anschließend werden sie von einem Schlauchboot wieder eingefangen.

Die Szenerie ist einmalig und wir schauen uns das Spektakel, das auch auf große Leinwände übertragen wird, eine Weile an.

Dann geht's durch solche Landschaft weiter.

Bald gelangen wir am türkisfarbenen Wasser des Lake Tekapo entlang

zu einem vom "Department of Conservation" (DOC) betriebenen Campingplatz in der Nähe des mit 3724 Meter höchsten Berges Neuseelands, den Aoraki bzw. Mount Cook. Diese DOC-Plätze, die im ganzen Land zahlreich vertreten sind, sind meistens sehr einfach und häufig ohne Duschen und Strom, dafür recht günstig. Immerhin gibt es eine Toilette und einen relativ großen Aufenthaltsraum, der aber ziemlich voll ist und außer ein paar Tischen nichts enthält. So kochen wir das erste und einzige Mal in unserem Camper, alles funktioniert reibungslos.
Der Platz ist inzwischen brechend voll, neben uns eine chinesische Großfamilie. Wir haben Lust noch einen kleinen abendlichen Gang zu machen und laufen 45 Minuten mit schönem Blick auf den Mount Cook hoch zum so genannten "Kea Viewpoint".

Keas sind unter Naturschutz stehende recht intelligente Papageien. Dass wir diesen Vögeln hier tatsächlich begegnen, damit rechnen wir jedoch nicht. Umso schöner dann als genau dies geschieht, als wir am Viewpoint ankommen. Mehrere der olivgrünfarbenen Vögel knabbern und kämpfen miteinander an der Aussichtsplatform.

Auch Peter wird (fast) attackiert!

Dies ist so interessant, dass ich beinahe vergesse, den wunderschönen Blick auf den Mount Cook, der sich jetzt in der Abendsonne in seiner ganzen Pracht zeigt, zu bewundern.

Was für ein unerwartet schöner kleiner Spaziergang! Da hat sich der doch recht lange Anfahrtsweg hierher schon sehr gelohnt.
In der Nacht ist es eisekalt, auf dem Weg zur Toilette - es ist STOCKFINSTER - sehe ich wieder einen unglaublichen Sternenhimmel und mehrere Tiere. Die höre ich aber eher als dass ich sie sehe. Meine Taschenlampe zeigt, dass es Kaninchen sind, aber auf dem Rückweg sehe ich ein größeres Tier, das von hinten wie eine große Katze aussieht. Als ich es anleuchte, dreht es sich um und starrt mich in aufrechter Position an! Es handelt sich um ein wieselähnliches Tier. Vielleicht ein Hermelin? 

Am nächsten Tag regnet es erstmal und deshalb bleiben wir bis Mittags in unserem Camper.

Als wir weiterfahren wollen, klart es etwas auf und wir entschließen uns doch noch den von vielen anderen Reisenden empfohlenen 'Hooker Valley Walk' zu machen. Leider haben dies auch viele andere Touristen heute vor, so viele, wie wir es bisher noch nicht in Neuseeland erlebt haben, was das Wandererlebnis etwas schmälert. In der Mehrzahl sind Chinesen unterwegs, am Abend erfahren wir, dass dies daran liegt, dass sie momentan Neujahrsferien haben und Neuseeland eines ihrer Lieblingsreiseländer ist (was bei manchen Einheimischen hier aber nicht unbedingt auf Gegenliebe stößt). Ich vermute, dass die extrem klare Luft im Kiwiland ein Grund ist, warum so viele Chinesen hierher kommen, denn bekanntlich ist das in China ja etwas anders. Wie unter Wanderern unseres Kulturkreises so üblich, grüße ich die Chinesen beim Vorbeigehen freundlich. Nicht immer wird dies erwidert bzw. oft kreuzen sich die Blicke gar nicht erst. Im direkten Kontakt haben wir allerdings auch nette Begegnungen gehabt, z. B. hat mir eine Chinesin neulich erklärt, wie ich Pak Choi zubereiten kann. Ein häufiger Grund für eine geringere Kontaktaufnahme liegt vermutlich häufig auch an den mangelnden Englischkenntnissen.
Über drei herrlich-wackelige Hängebrücken (ich liebe sie immer noch!), die über tosende Gletscherflüsse führen und durch schöne neuseeländische Grasvegetation geht es zum 'Hooker Lake', einem Gletschersee, der aufgrund des trüben Wetters etwas traurig ausschaut.

Hier sind bei genauerem Hingucken ganze Eisblöcke zu erkennen, die mitten im See liegen. Vom Aoraki/Mount Cook ist heute nichts zu sehen, gut, dass wir den majestätischen Berg gestern sehen konnten.

Am Abend machen wir Station am Lake Tekapo. Auch hier dasselbe Bild, wir bekommen kaum einen Stellplatz, da alles überfüllt ist. Beim Kochen ist auch etwas Geduld und Gelassenheit erforderlich, aber wir nehmen es mit Humor und verspeisen anschließend unser Abendessen draußen bei kalten Temperaturen schneller als gewöhnlich. Dafür aber mit Blick auf den See:

Am nächsten Tag geht es dann schon weiter nach Christchurch. Ursprünglich wollten wir noch eine Aktivität am Lake Tekapo machen, aber es ist uns einfach zu kalt. Ein schöner Zwischenstopp erfolgt am Burkes Pass, ein historisch interessanter und uriger Ort, weil hier im vorletzten Jahrhundert ein sozusagen letzter Posten der Zivilisation war. Hier machten zu Ross Reisende Rast bevor es dann auf den langen beschwerlichen Weg weiter in die eine oder andere Richtung ging. Eine kleine Hütte mit Fotos und Zeitungsausschnitten sowie ein alter Pferdetrog sind Zeugnisse aus der damaligen Zeit. Auch eine Kirche und ein Laden mit alten Schildern sowie einge Oldtimer und Tanksäulen sind hier zu finden.



Besonders lustig fand ich dieses Schild auf der örtlichen Toilette.