Berichte von 04/2019

Mittwoch, 03.04.2019

Good-bye New Zealand - Hello again Australia

Jetzt also Melbourne. Ein beeindruckend schönes Wolkengebirge über der Stadt, jedenfalls vom Flugzeug aus.

Das ist schon mal ein toller Empfang, denken wir. Unten braut sich allerdings im übertragenen Sinne ein schweres Gewitter über uns zusammen. Beim Zoll legen wir die für uns überraschend auch hier nötige schriftliche Deklaration von mitgebrachten Lebensmitteln (Obst, Gemüse etc.) vor. Als wir nach Neuseeland eingereist sind, hatten wir das kennen- und verstehen gelernt. Sie legen großen Wert darauf, nicht über Lebensmittel die einheimische Natur bedrohende Insekten, Samen etc. in's Land zu lassen. Dass das für Australien auch sehr gilt, hatten wir nicht so eingeschätzt und ein paar Rest-Lebensmittel aus unserem Selbstverpflegungsreservoir mitgenommen. Damals in Neuseeland wurde alles dementsprechend aussortiert und gut. Hier werden wir mit unseren Rucksäcken zunächst in die Schlange der zu Kontrollierenden eingereiht. Endlich treffen wir auf einen zweiten Mann, der uns knapp fragt, was wir dabei haben. Während wir noch überlegen und gerade Äpfel angesprochen haben, kritzelt er irgendwas auf unsere Deklaration und schickt uns weiter. Nach einer Weile holt uns ein weiterer Mann, der sehr schnell eher asiatisches Englisch spricht, was auch Geli kaum versteht. Er nimmt unsere Deklaration und fragt wieder, was wir alles dabei haben. Wir zählen einiges auf und sagen ihm, dass wir nicht mehr alles im Kopf haben, aber gern alles auspacken, damit er sagen kann, was reindarf und was nicht. Der Mann wirkt hektisch und aufgeregt, redet weiterhin schnell, ohne auf unsere Bitte, langsamer zu sprechen, zu reagieren. Wir verstehen gar nicht warum. Jedenfalls durchwühlt er das gesamte Gepäck und schließlich liegen alle Lebensmittel auf dem Tisch. Jetzt fängt er an auszusortieren und nimmt unsere Wurst- und Käsebrote und alles Obst und Gemüse weg. So streng war es in Neuseeland nicht, aber gut, ist eben so. Dann wäre da noch eine nicht geöffnete Tüte mit Nüssen, die hätten wir nicht angegeben und das wäre ein Zollvergehen - 420,- australische Dollar. Geli kriegt fast einen Schlag, ihr entgleisen sämtliche Gesichtszüge. Wir sagen ihm, dass er die aussortieren kann, so wäre das in Neuseeland auch gewesen. Nein - die Tüte dürften wir ja mitnehmen, aber wir müssten die Strafe bezahlen. Eigentlich beide, aber er würde sie jetzt nur von einem kassieren. Häh? Wir trauen unseren Ohren nicht und ich lehne die Zahlung ab, will seinen Vorgesetzten sprechen. Nach längerer Zeit kommt eine Dame mit strengem Blick. Wir erzählen die Geschichte aus unserer Sicht - keine Chance, es bleibt dabei. Müssen die hier eine Quote von Strafzahlungen erfüllen und wir sind dran? Wir sollen für eine Tüte Nüsse, deren Einfuhr gar nicht verboten ist, 420,- Dollar Strafe zahlen? Ich will nicht!!! Was passiert, wenn wir das nicht mitmachen? Geli ist schwer geschafft, müde und hungrig. Sie hat keine Lust mehr und zückt ihre Kreditkarte. Der Herr an der Kasse ist nicht vom Zoll, Polizeibeamter. Er versteht unsere Fassungslosigkeit, kann aber nichts machen. Scheiß-Empfang in Australien, ich bin bedient, meine Laune ist richtig schlecht ...

Wir haben massive Verspätung durch das ganze Theater und müssen sehen, dass wir vor 8 abends unser noch im Juni 2018 vom Reisebüro eilig ausgesuchtes Motel erreichen. Die Eile war damals nötig, da nur nach einer erneuten Hotelbuchung noch der Abschluss einer Reiserücktrittskostenversicherung für das komplette Jahr möglich war. Die war uns wichtig, damit wir bei schwerwiegenden Ereignissen in den Familien oder bei uns selbst schnell nach Hause kommen und nicht auf allen Kosten sitzen bleiben.
Jedenfalls zeigt sich jetzt, nachdem uns gerade noch jemand hat einchecken lassen, dass die 'eilige' Unterkunft keine gute Wahl war. Zimmer dicht an dicht, hellhörig, alles altbacken, trostlose Atmosphäre wie in einem amerikanischen Film, der genau das darstellen will. Irgendwo in der Umgebung laute Rockmusik bei einem Open-air Konzert. Es ist Samstagabend und die, die gut drauf sind, haben wohl Spaß. Zu essen und zu trinken gibt's hier nix. Geli will auch nirgendwo mehr hin. Ich schaue bei MapsMe, wo es Lebensmittel gibt, laufe ein paar Straßen weiter und kaufe wenigstens Wasser und einen kleinen Happen zu essen. In der Nacht um 2:30 telefoniert im Nachbarzimmer eine Frau so laut, als ob sie auch ohne Telefon bis in ihr weit entferntes Heimatland (so etwa China) zu hören sein muss.

In diesen Stunden finde ich es schwer, zu guter Laune zurück zu finden.

Von Claudia und Gerd haben wir Aufladekarten mit Guthaben für den ÖPNV bekommen (danke nochmal) und fahren damit am nächsten Morgen zu unserer Airbnb-Unterkunft im Stadtteil St. Kilda. Soll so eine Art Szeneviertel sein. Viele große Bäume in unserer ruhigen Straße, das Haus liegt etwas zurück, hat Charakter. Das Studio auch, ein kleines Refugium ganz für uns - meine Laune steigt. Der Nachbar hat manchmal Besuch, dann wird es vorübergehend laut, auch in der Nacht, wir kommen damit zurecht. Tagsüber sind wir in Melbourne und Umgebung unterwegs.

Der Eingang zum alteingesessenen Luna Park, direkt an der Strandpromenade in St. Kilda

Geli war 1996  schon mal hier, auch in St. Kilda, wir laufen herum. Acland Street ist mittendrin und ein bisschen wie die Limmer Straße in Hannover-Linden. Nach so vielen Jahren für sie kaum wiederzuerkennen. "Ich glaube hier ...?" "... oder hier?" Jedenfalls ist gerade der letzte Tag eines Bluesfestivals in den vielen Kneipen. Wir nehmen die Dogs Bar, energiegeladene Bands und Bier, locker und laut - meine Stimmung ist wieder super.

 

Womit die Leute hier so unterwegs sind ...

An der Uferpromenade geht es zurück zur Tramhaltestelle.

Kunst zum Nachdenken des  Bildhauerpaares Gillie and Marc, die  mit ihren Tier bzw. Tier-Mensch Hybrid Skulpturen weltweite Bekanntheit erlangten.

Schöne Atmosphäre

Dann eine Stadtrundfahrt mit Fahrrädern in einer kleinen Gruppe, geführt von Matt (Freddy's Bike Tours), der hier schon mal als Statist in einer Hollywood-Produktion mitgespielt hat. "Ned Kelly", heißt der Film über einen australischen Outlaw, um den sich viele Geschichten ranken. "Von wem wurde diese Figur schon mal gespielt?" fragt Matt und ich weiß es natürlich: Mick Jagger war's, allerdings wenig erfolgreich. Bei Matt war es eine spätere Version und er erzählt uns diese Geschichte vor einem historischen Gefängnis, in dem eben dieser Ned Kelly eingesperrt war. Viele weitere Geschichten folgen, z. B. über Rod Laver an den Tennis-Stadien, wo unter anderem die Australian Open ausgetragen werden. Und immer wieder ist die Rivalität mit Sydney Thema. Dort Weltstadt mit besonderen Sehenswürdigkeiten, hier lebenswertester Ort der Welt mit viel wuseliger Kultur im Großen und Kleinen. Beide haben ihre Reize, Entscheidung musst du nicht fällen, außer Matt, für ihn eine klare Sache.

Mittagspause in einem netten kleinen Szenerestaurant in Fritzroy. Straßenkunst in einigen Gassen. Wir haben uns während der Führung gut orientiert, können nun auf eigene Faust weiter erkunden. Dazu leihen wir die Räder der Rundfahrt für einen Tag länger. Fahren auch ein Stück die Küste entlang zu den sogenannten bathing boxes bei New Brighton

Wunderbares Radfahren an der Küste zwischen St. Kilda und New Brighton

1986 hatte Geli Alan aus Melbourne auf einer Chinareise kennengelernt. 1996 hat sie ihn und seine damalige japanische Freundin Yasu besucht und sie sind gemeinsam die Ostküste hochgefahren. Mittlerweile sind die beiden verheiratet und haben zwei Kinder. Der Kontakt ist nie abgerissen und so verabreden wir uns mit der Familie, die in Alans ehemaligem Elternhaus am Stadtrand wohnt. Alan holt uns mit dem Auto ab, es ist doch ein ganzes Stück zu fahren und wir sehen, wie weit Melbourne sich ausdehnt. Wir werden sehr nett aufgenommen und bewirtet, auch wenn die Familie hier bestimmt nicht im Luxus lebt. Leider sitzen wir viel drinnen, obwohl die Sonne scheint. Das ist wohl nicht so deren Ding, sich im durchaus vorhandenen Garten aufzuhalten, der ist aber auch nicht direkt hergerichtet. Der ältere der beiden Jungs (Riki) war von Alan auf der Fahrt als etwas pubertär renitent beschrieben worden und tatsächlich hält er sich zunächst etwas unwirsch im Hintergrund, beschäftigt sich mit irgendeinem digitalen Spiel. Der jüngere, Sami, muss einige Zeit später von der Schule abgeholt werden und wir schlagen vor, dorthin mitzufahren, können ein bisschen australische Schule gucken nebst Garten. Sami ist zunächst auch etwas schüchtern, taut aber mit der Zeit zunehmend auf. So begleiten wir ihn und seine Mutter zu seinem Schwimmkurs im örtlichen Hallenbad, feuern ihn bei seinen Übungen an.

Dann noch einen kleinen Spaziergang und es geht zurück. Es gibt Sushi, eigentlich etwas besonders Leckeres, allerdings nicht so mein Fall. Mittlerweile sind beide Jungs in gutem Kontakt mit uns, machen mit uns Rätselspiele und Zerrfotos von allen, über die wir herzlich lachen.

Alan besucht an diesem Abend der Woche normalerweise einen tibetisch-buddistischen Tempel zum Meditieren und Beten. Er will das ausfallen lassen, aber wir schlagen vor, ihn dorthin zu begleiten. Gesagt, getan, so lassen wir uns auch von dieser fremden Welt für einen Moment berühren. Die Predigt ist auf tibetisch und wird ins Englische übersetzt. Geli kann sie ganz gut verstehen, das Wesentliche bekomme auch ich mit.  Es geht um den Respekt gegenüber unseren Mitmenschen, der letztendlich Frieden schafft, auch im Inneren eines jeden von uns. Mich erinnern die Themen und die Atmosphäre  an eine Veranstaltung mit dem Dalai Lama in der Lüneburger Heide, an der ich vor vielen Jahren teilgenommen habe. Die Regeln sind locker hier, jede/r kann kommen und  gehen wann er/sie will.

Alan bringt uns danach fast bis "nach Hause", ein kleines Stück wollen wir gern noch durch die stillen Straßen im Dunkeln laufen. Es war ein schöner Tag mit viel Austausch und Spaß bei wirklich netten Menschen in Melbourne.

Wir wollen wieder einen kleinen Mietwagen für unsere Strecke von Melbourne nach Adelaide und einige besondere Gegenden, die wir dabei mit dem Auto gut erreichen können. Also Recherche im Netz und Besuche bei Autoverleihern vor Ort. Nicht ganz einfach, schließlich buchen wir im Internet zwei Optionen mit kostenloser Stornierung über ein deutsches Portal, eine davon klappt hoffentlich. Jedenfalls kommen wir beim analogen Suchen wieder in den quirligen Kern von St. Kilda und entdecken einen 'community garden' auf einem recht großen Gelände. Dort wird auf ökologischer Basis allerlei Gemüse und Obst in kleinen und größeren Arealen angepflanzt, alles geht ineinander über, gehegt und geerntet von Einwohnern des Viertels. Hühner, Kaninchen und andere Tiere sind auch dabei.

Die Figur rechts im Bild stammt von einer alten Fahrgeschäft des sich nebenan befindlichen  Luna Parks  und wurde von den Leuten des 'Comunity Gardens' sozusagen vor der Verschrottung "gerettet". 

Mittendrin und Drumherum Kunstwerke aller Art, Ateliers am Rande, eine grüne und bunte Oase. Wie wir im Gespräch mit den Leuten erfahren, war das hier mal eine Bowling Anlage mit einigen kleinen Gebäuden in städtischer Hand, die eingeebnet werden sollte, um dann das Grundstück mitten in hochpreisiger Lage für Millionen zu verkaufen. Eine Anwohnerinitiatie verhinderte das und schuf dieses kleine Paradies, getragen vom Bekenntnis zur Gemeinschaft, Natur, Vielfalt. Wir werden willkommen geheißen uns umzusehen, auch bei den Künstlern während ihrer Arbeit in den Ateliers. Dabei treffen wir Adrian, dessen Werke uns sehr ansprechen. Wir kommen ausgiebig in's Gespräch über Herkunft, Lebensweg etc. Er erklärt uns seine Technik, was besonders mich interessiert und was ich tatsächlich auch nachvollziehen kann. Da er demnächst wieder mal nach Europa kommen will, bieten wir ihm an, doch gerne mal bei uns vorbei zu schauen, Platz genug haben wir ja. Er freut sich sehr und es fühlt sich ein bisschen so an, als wenn wir uns wirklich wiedersehen werden ...

Zu unserer besonderen Reise gab es im Vorfeld viele interessierte Nachfragen und Gespräche bei allen möglichen Gelegenheiten. Auf diese Weise erfuhren wir von Joachim aus Hannover, dass Annette, eine alte Freundin seinerseits aus Osterode am Harz, schon seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Melbourne lebt. Menschen zu treffen ist uns ja ein großes Anliegen. So haben wir mit Annette Kontakt aufgenommen und einfach mal gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, sich in irgendeiner Form mit uns unbekannterweise zu treffen. Ergebnis: sie lädt uns in ihr Haus ein, um dann mal zu sehen, was wir vielleicht noch so zusammen unternehmen können. Wunderbar! Mit dem Zug fahren wir ein ganzes Stück Richtung Osten, an einem Bahnhof werden wir abgeholt. Herzliche Begegnung, ein schöner Anfang. Wir sitzen bei Sonne im schattigen Garten und erzählen uns was uns bewegt, wie alles so kam und was noch kommen mag, das Leichte und Schöne, das Nachdenkliche und Verstehende, wir lachen viel und gestalten eine intensive Begegnung. Die 21-jährige Tochter gesellt sich dazu, ebenso offen und interessiert.

Schöne Sprüche auf dem 'stillen Örtchen'

Am Abend lernen wir auch Annettes Mann und einen ihrer drei Söhne kennen, gemeinsame Essensvorbereitung.

Ein üppiges Mahl, wieder Gespräche, was für ein Tag mit Menschen, die wir gar nicht gekannt, vorher nie gesehen hatten! Annette und Tochter bringen uns  zum Bahnhof, herzlicher Abschied und Winken bis der Zug langsam die Station verlässt.

Anm. Geli:. Im Garten der Familie gibt es australische Tiere zu beobachten, die ich schon eine ganze Weile sehen wollte. Es handelt sich um brushtail possums (= Fuchskusos), nachtaktive Beuteltiere. Das sind die, die u. a. in Neuseeland eingeführt worden sind und dort so viel Unheil z. B. in der Vogelwelt anrichten.  

Es gefällt uns (schon wieder) so gut an einem Ort, dass wir noch nicht weiter wollen. Wir buchen eine andere Unterkunft in Melbourne, weil wir unsere wegen Belegung nicht verlängern können. Diesmal direkt im Zentrum, in der von Wolkenkratzern geprägten Skyline, so wie in Manhattan (vielleicht, waren ja noch nicht da). Das höchste Gebäude der südlichen Hemisphere steht hier, wie Matt uns erklärt hatte. Jetzt treiben wir uns in der Stadt herum, lauschen Straßenmusikern, nutzen die kostenfreie Citytram, haben beide einiges vor, treffen uns später beim IMAX-Kino wieder, schauen mit Popcorn einen 3D Film über Vulkane auf der imposanten Rundleinwand.

Links: Flinders Station mit typischer kurzer Melbourne Tram, rechts: historisches public bath house, mit getrennten Eingängen für Frauen und Männer 

Der Film mit dem deutschen Fotografen und Abenteurer Carsten Peter ist zwar kurz, aber absolut sehenswert und passt ausgezeichnet zu den vielen Vulkanerlebnissen unserer Reise. Nach dem Kino: Melbourne bei Nacht

Ich gehe das 2. Mal auf der Reise zum Friseur, zahle für einen schlechten Schnitt viel mehr als für den guten beim letzten Mal. Naja, jammern auf niedrigem Niveau ... Außerdem will ich nun endlich eine Idee umsetzen, die mich schon lange umtreibt. Wer mich kennt, weiß, dass es mir generell ein Graus ist, wenn Automotoren ohne Grund im Stand laufen gelassen werden und in der begrenzten Umgebung sinnlos jede Menge Abgase produzieren. Geli sieht das ähnlich und so machen wir fast überall auf unserer Reise manches Mal entsprechende Gesten oder sprechen die Leute an - aber auf die Schnelle mit welcher Aussage/Begründung? Ich hatte deswegen mal einen Text dazu verfasst und den übersetze ich heute in der Staatsbibliothek am PC auf Englisch, drucke ihn aus und lasse ihn von Bibliothekaren gegenlesen (die meine Initiative gut finden und mich ermuntern). Anschließend speichere ich ihn auf einem USB-Stick und lasse  ihn in einem Copycenter auf 100 DIN A 6 Kärtchen drucken. Diese Kärtchen verteile ich seitdem bei entsprechendem Anlass mit dem Satz: "It would be nice if you read this. Thank you!"

Wie in jeder Stadt steht auf Wunsch meiner Begleitung auch hier der Besuch des botanischen Gartens an. Wir laufen durch den umgebenden Park bis zum Eingang und es gelingt mir glücklicherweise, direkt dort plötzlich sehr müde zu werden. So wird mir gestattet, es mir auf dem Rasen mit Kopfkissen gemütlich zu machen und ein kleines Nickerchen zu halten. Die Bilder vom Garten sind also ausschließlich von Geli (Anm. Geli: 80 % aller Fotos unserer Reise habe ich geschossen 🙂 - Anm. Peter:. ... von denen aber nur ein Teil zur Veröffentlichung geeignet ist 😘).

Anm. Geli: Und dabei ist der botanische Garten von Melbourne wirklich sehr sehenswert. Sogar das Café hat noch zu 'normalen" Zeiten, d. h. nach 16 Uhr geöffnet, was in Australien und übrigens auch Neuseeland eine absolute Seltenheit ist. 

Auf einer Zugfahrt in Melbourne hatten wir eine deutsche, nicht mehr ganz so jugendliche Work-and-Travel-Frau getroffen, die u. a. im hiesigen Hofbräuhaus als Kellnerin arbeitet. Sie hatte uns empfohlen, dort doch mal vorbeizukommen. Als wir das wirklich machen, staunt sie nicht schlecht. Es gibt Bratwürstchen mit Sauerkraut und Kartoffelbrei, dazu ein leckeres bayerisches Weizenbier. Ihr Chef gestattet ihr, uns Obstler auszugeben. Eine weitere nette Begegnung.

Die Tage in Melbourne gehen zuende. Wir fahren dahin, wo die (schöne!) Zeit hier begann, nach St. Kilda an die Uferpromenade, gönnen uns zum Sonnenuntergang ein leckeres Getränk und sagen "Tschüß".

Am nächsten Morgen laufen wir mit vollem Gepäck zum großen Bahnhof, wo auch der 'Airliner'-Bus abfährt, der uns und viele andere direkt zum Flughafen bringt. Moment mal - Flughafen? Es sollte doch mit einem Leihwagen weitergehen! Des Rätsels Lösung: Es hat nur die Leihoption mit der Firma Hertz geklappt und deren Auslieferungsstation befindet sich am Flughafen. Wir bekommen von dieser renommierten Gesellschaft ein richtig gutes Auto, noch nicht mal 1 Jahr alt, ein Hyundai I 30. So ein komfortables und gut ausgestattetes Auto sind wir gar nicht mehr gewohnt mit unserem 14 Jahre alten Ford Mondeo in Einfachversion zuhause. Muss ich erwâhnen, dass die Kosten trotzdem im Rahmen lagen? Nein, ihr wisst mittlerweile, wie gut wir bei der Schnäppchenjagd sind.

Jetzt also nochmal um Melbourne herum, denn wir wollen in den Wilsons Promontory Nationalpark im Südosten, entgegen unserer eigentlich westlichen Route Richtung Adelaide. Und auf dem Weg dorthin kommen wir ziemlich nah an Alan und Familie vorbei, die wir nochmal besuchen, mit allen zusammen ein bisschen spazieren gehen, draußen in der Natur und wieder nett zusammensitzen.

Sonntag, 07.04.2019

Nationalpark Wilsons Promontory: Alles auf einen Streich

Endlich - lange hatte ich mich darauf gefreut, nun ist es soweit. Wir wollen den Nationalpark Wilsons Promontory besuchen. Für den Besuch des Parks nehmen wir - ganz entgegen unserer Gepflogenheiten - sogar einen Bogen von ca. 400 Kilometern in Kauf, denn er befindet sich südöstlich von Melbourne. Unser eigentliches Ziel ist Adelaide, das liegt ca. 1000 Kilometer westlich (Küstenstrecke).

Bei meinem ersten Australienbesuch vor 23 Jahren war ich nur 2 Tage hier, diesmal buchen wir eine Unterkunft für immerhin 4 Tage. Es ist nicht ganz einfach eine einigermaßen bezahlbare Herberge zu finden, im Park selber gibt es lediglich einen großen Campingplatz, auf dem die "Cabins", das sind kleine Hütten/Kabinen, leider ausgebucht sind. Schließlich werden wir bei booking.com fündig, umgehen aber die Buchungsgebühren, indem wir direkt telefonisch buchen. Unsere kleine, extrem saubere, fast sterile "Wohnung" ist super ausgestattet, hat  eine große Terrasse mit schönem Blick und befindet sich nur 3 Kilometer vom Eingang des Nationalparks entfernt.

Leider stehen überall Verbots- und Hinweisschilder herum, so dass ich mich nicht wirklich entspannt bewegen kann.

Um die besonderen Stellen des Parks zu sehen, müssen wir noch über 30 Kilometer fahren. Wilsons Prom oder wie die Einheimischen hier noch kürzer sagen "The Prom" liegt auf einer Halbinsel und übt auf mich deshalb einen so großen Reiz aus, weil der Nationalpark alles "auf einen Streich" bietet: Regen- und Eukalyptuswälder, Berge, Wasser in Form von Fluss und Meer, große Sanddünen, tolle Buchten, Strände und ... besonders wichtig: Tiere. Ich kann es nicht mehr abwarten und fahre schon mal ein  Stückchen in den Park hinein, während Peter sich zunächst noch ein wenig ausruht. Hier ein paar Bilder dazu:

Erster Spätnachmittagsspaziergang auf dem sogenannten 'Wildlife Walk', ein ca. 45-minütiger Gang, wo viele Tiere zu sehen sein sollen. Hier geht's (mit einem wunderbaren Regenbogen) los.

Und tatsächlich höre ich es nach einer Weile plötzlich rascheln und es zeigt sich erst einer und dann ein zweiter ... Wombat!

 So schön!

Diese Tiere sind  - wie einige andere in Australien - Beuteltiere. Sie graben bis zu 20 Meter lange Höhlen, können bis zu 40 km/h schnell sein und sie sind sehr effiziente Wasserkonsumenten (Kängurus benötigen 4x so viel Wasser). Wombats werden erst am frühen Abend aktiv, weswegen wir sie auch erst zu dieser Tageszeit sehen können.

Anm. Peter: Während Geli also gern mit dem Auto schon mal ein ganzes Stück in den Park hinein fahren will, gehe ich zu Fuß erstmal die nähere Umgebung unserer Unterkunft erkunden. Ich laufe bis zum Parkeingang

und komme über einen sehr einfachen Campingplatz, auf dem sich einige freundliche Abenteuerreisende befinden, vorbei am Grab eines der ersten Siedler hier in eine beeindruckende Binnen-Dünenlandschaft. Über Jahrtausende wurde durch starke Winde massenhaft Sand angehäuft, der weiterhin ständig in Bewegung ist und z. T. Waldabschnitte unter sich begräbt.

In den Reiseführern wird davor gewarnt, sich hier zu verlaufen. Die eigenen Fußabdrücke wären durch den Wind nach kurzer Zeit verschwunden und die Orientierung zwischen all den ähnlich aussehenden Sandhügeln würde nahezu unmöglich sein. Ich fühle mich in meinem Element, bin ich doch überzeugt, dass ich auch in vollkommen fremden Gefilden letztendlichen immer den richtigen Weg finde. So stapfe ich umher, werde vom Wind durchgeschüttelt und versuche mir zu merken, wo ich in das Gebiet eingetreten bin - es gibt nur diesen einen Weg hinaus.

Langsam zieht die Dämmerung herauf und der Sand mit einzelnen Vegetationsflecken sieht noch mehr überall gleich aus. Zeit, den Rückweg anzutreten. Aber wo geht's zurück und wo war nochmal der Abstieg auf den Waldweg, auf dem ich hierher gelangt bin? Mir fallen die Blätter des Silberfarns aus Auckland ein, die laut Marty von den Aborigines als Wegmarkierung genutzt wurden. Die hätte ich hier jetzt gut gebrauchen können. Mmmh ... Über den Hügel noch und dann da ... oder besser da?Was ist nun mit meinem besonderen Orientierungssinn?

Er führt mich geradewegs (an einem Känguru vorbei)

zurück. Geli hat in der Zwischenzeit (als Ausgleich dafür, dass sie das Auto beschlagnahmt hat) schon mal den Abwasch erledigt und sieht mich vom Fenster aus näher kommen - alles gut.

Am nächsten Tag dann eine längere Wanderung vom Fuße des 'Mount Oberon' zur 'Sealers Cove'. Diese Wanderung habe ich (Geli) damals auch gemacht und sie als seeehr lang in Erinnerung behalten. Wir schaffen die rund 20 Kilometer jedoch relativ problemlos. Der Weg ist erst seit 2016 wieder begehbar. Im Jahr 2011 gab es einen heftigen Sturzregen, der weite Teile des Tracks zerstört hat. Mehrere große Tafeln am Wegesrand zeigen das Ausmaß der Schäden, die unter enormer Anstrengung wieder beseitigt wurden.

 Linkes Bild: Alles wieder repariert, rechtes Bild: Immer wieder gibt es in Australien bushfires (= Waldbrände), die daraus resultierenden Schäden sind hier gut zu erkennen. In der Regel regeneriert sich die Pflanzenwelt danach wieder gut.

Auf dem Weg bekomme ich "Besuch" an meiner Wade von einem ... (Ihr dürft mal wieder mitraten):

Welches Tier ist es? Meldet euch zahlreich!

Nicht nur in Neuseeland gibt es herrlichen Farnwald!

Am Ende unseres Weges gelangen wir zu dieser schönen, einsamen Bucht! 

Tolle Strände und Buchten sehen wir auch am folgenden Tag. Im Sommer es hier sicherlich gut möglich zu baden, jetzt im australischen Herbst ist es zu kalt dafür.

Alles 'Whisky Beach' bzw. auf dem Weg dorthin

Picnic Bay

Nachdem wir diese beiden Strände erlaufen haben (es gibt noch unzählige mehr), erkunden wir die Gegend um den großen, nicht kommerziellen Campingplatz 'Tidal River'. Beim Picknicken dort sehen wir mehrere blau-rote 'Crimson Rosella' Papageien, einer davon stibitzt sich am Nachbartisch eine Pommes und verspeist sie in winzigen Stücken: 

Wunderschöner Spaziergang am Tidal River bis zum Pillar Point.

Auf dem Rückweg halten wir noch einmal am 'Wildlife Track'. Eine Tierart, die ich unbedingt noch sehen will, fehlt nämlich noch. Wir laufen nur ein paar hundert Meter und tatsächlich, da grasen sie plötzlich friedlich zu mehreren. Es handelt sich um: EMUS!

Mit meiner Handykamera kann ich nicht die besten Fotos machen.

Ein Enu rennt urplötzlich (und ziemlich temporeich) davon

Ich kann mich mal wieder kaum lösen von den Tieren. Auch die Landschaft mit der Abendstimmung trägt dazu bei. Peter muss ganz schön drängen. Auf dem weiteren Rundweg sehen wir  erneut Wombats und auch mehrere scheue Kängurus. Manchmal lohnt es sich Wege zweimal zu gehen. Es ist so schön, dass wir die Zeit dazu haben. 

Dieses Känguru (oder Wallaby) guckt zwar interessiert, bleibt aber in einiger  Distanz zu uns (bitte vergrößern)

Das alles ist ein toller Abschied von der wirklich sehenswerten Halbinsel Wilsons Promontory. Gut, dass wir den Umweg gemacht haben!

Am nächsten Tag geht's nach Philipp Island, d. h. wir müssen wieder ein Stück Richtung Melbourne fahren. Und damit ist diese Attraktion nicht ganz so weit entfernt für Alan, Yasu und deren Jungs, die sich dort nochmal mit uns treffen wollen. 

Dienstag, 09.04.2019

Phillip Island und die "Penguin Parade"

Wir kommen schon mittags an der Brücke an, vom Festland 'rüber nach Phillip Island (südöstlich von Melbourne) und gucken uns die zu diesem Zeitpunkt dort stattfindende Pelikanfütterung an. Bereits seit über 30 Jahren werden diese Vögel hier gefüttert. Da jeder von ihnen ca. 1,5 kg Nahrung benötigt, ist das, was sie täglich hier bekommen - und sehr viele von ihnen gehen sowieso leer aus - viel zu wenig um davon zu überleben. Sie müssen also zusätzlich selber fischen gehen.

Es ist wahrlich ein Spektakel, was sich hier in San Remo am Hafen abspielt als die Fischerfrau das Areal mit den Pelikanen betritt. Ca. 35 Vögel warten schon seit 1 Stunde aufgeregt auf die Reste des großen Fischrestaurants von nebenan. Es ist ein Hauen und Stechen, einige Pelikane versuchen sogar die Beute der anderen aus deren Hautsack zu klauen.

Anschließend ist es schön anzusehen, wie diese riesigen, majestätischen Vögel nach der Fütterung alle wieder in Richtung Meer fliegen.

Am selben Tag besichtigen wir noch einen historischen Bauernhof auf der winzigen, über eine Brücke zu erreichenden Churchill Island und ein Koala Conservation Centre auf Phillip Island. Auf dem Hof schauen wir uns auch eine 🐑sschur an. Obwohl natürlich sehr touristisch, befindet Peter, der eine solche Schur noch nicht "live" gesehen hat und eigentlich auch keine rechte Lust dazu hatte, dass es ja doch mal ganz interessant ist, zu erleben wie (fix) ein Schaf geschoren wird. Nur den australischen Slang des Schafscherers zu verstehen, das ist - auch für mich - nicht einfach.

Ein Besuch dieser historischen Farm in perfekter Bauernhofidylle und überall von Meer umgeben, kann das harte Leben vor 150 Jahren allerdings nur bedingt zeigen, durch die Infotafeln in den alten Gebäuden bekommen wir eine etwas bessere Vorstellung.

Hochlandrinder und rechts eine besondere, sogenannte Cape Barron Gans mit gelbem Schnabel, die hier überall herumlaufen

Im Koala-Zentrum haben wir Glück: Bei unserem Besuch am frühen Abend ist einer der "Eukalyptusfresser" plötzlich sehr aktiv und wir können ihn/sie aus nächster Nähe - in relativ natürlicher Umgebung - beobachten. Dies ist auch möglich, weil die Wege hier im Park auf Baumwipfelhöhe verlegt worden sind.

Tags drauf besuchen wir das recht interessant gestaltete Antarktikamuseum auf der Insel. Es gibt viel zu lernen über Geologie, klimatische Verhältnisse und deren erschreckenden Wandel, Fauna und Flora. Eine Wärmebildkamera zeigt uns, an welchen Stellen (rot) wir am meisten Wärme verlieren in eisiger Umgebung.

Spaß haben wir in einem interaktiven Ausstellungsbereich mit einer riesigen Videoleinwand. Plötzlich befinden wir uns nämlich mitten auf einer Eisscholle und bekommen Besuch von ....

Wir freuen uns, als wir nach dem Museumsbesuch Alan, Yasu und ihre Jungs wiedersehen.

Ein kleiner Spaziergang am Meer bei den "Nobbies", das sind  Felsen an der Südwestspitze von Phillip Island (im Restaurant mit schönem Ausblick sind bereits alle Stühle hochgestellt und wir bekommen  gerade noch so, es ist  schließlich schon 15.55 Uhr, einen Kaffee) mit netten Gesprächen und dann geht's auch schon zu dem eigentlichen Highlight von Phillip Island, der "Penguin Parade". Nach Anbruch der Dämmerung kommen jeden Abend 200 - 1000 Zwergpinguine an Land.

Größenvergleich: In der Mitte des Bildes ist der hier vorkommende Zwergpinguin zu sehen. Rechts der größte Pinguin, der  Kaiserpinguin und links der Königspinguin.

Diese, nur ca. 33 cm großen Tiere, watscheln mehr oder weniger schnurstracks zu ihren Erdhöhlen, die sie zum Ruhen und in der entsprechenden Jahreszeit, auch zum Nisten und Mausern aufsuchen. Vorher sind sie, teilweise über einen Monat lang, auf Futtersuche im Meer. Insgesamt sollen auf Phillip Island 32000 der flugunfähigen Tiere ihre Heimat haben, das ist weltweit die größte Kolonie. Vor der europäischen Besiedlung gab es 9 weitere Zwergpinguinkolonien, die bedingt durch den Straßen- und Häuserbau sowie eingeführte Tiere wie Füchse und Wiesel allesamt verschwunden sind.

Leider sind Anfang April nicht so viele Minipinguine unterwegs, d. h. wir sehen zunächst vergleichsweise wenig, die - um sich vor Feinden zu schützen, übrigens immer in Gruppen - urplötzlich aus dem Meer auftauchen. (Fotografieren ist nicht erlaubt, das Blitzlicht würde die Vögel stören). Aber viel schöner ist es sowieso die Pinguine auf dem Weg nach oben zu ihren Nestern zu begleiten. Sie laufen direkt neben den Boardwalks entlang, einigen ist es anzusehen, wie erschöpft sie von ihrer "Seereise" sind. Scheinwerfer leuchten den Strand mit fahlem Licht aus - daran haben sich die Tiere schon lange gewöhnt. 

Links: Strand mit den beiden Tribünen, rechts: Warten auf die Pinguine im Nieselregen

Im Folgenden einige Bilder aus dem Netz:

 

Rechtes Foto: Schon am Nachmittag hatten wir einige Pinguine bei den Nobbies gesehen, ich bin unter den Boardwalk geklettert und habe zwei gefilmt: 

Anm. Peter: Geli bei ihrer unermüdlichen Motivsuche

Ich war zunächst etwas überrascht zu sehen, welchen Massentourismus-Charakter die Penguin-Parade inzwischen angenommen hat (im Vergleich zu 1996). Auf den zwei Tribünen haben bis zu 3000 Menschen Platz! Wie wir erfahren, ist diese Attraktion so berühmt, dass es z. B. Touristen aus China gibt, die nur für die Parade für 2 Tage anreisen. Unvorstellbar!
Bei uns sind es weitaus weniger Menschen (vielleicht auch wegen des zeitweise einsetzenden Nieselregens) und somit hält sich der Ansturm auf die Bühnen und Boardwalks einigermaßen in Grenzen. Wie dies allerdings in den Sommermonaten aussieht, möchte ich mir nicht vorstellen ...
Ein Gutes hat der Trubel: Sämtliche Eintrittsgelder fließen in den Naturschutz.

Mittwoch, 10.04.2019

Kurzer Zwischenbericht - Achtung: wir haben jetzt alle ehemals fehlenden Einträge fertig, also bitte vor diesem Bericht nachgucken!

Stand: 10.4.19

Alles gut, wir sind gesund und munter auf unserem erneuten Weg durch Australien, diesmal Südküste. Da dieser Teil der Reise überhaupt nicht vororganisiert war, haben wir einiges damit zu tun, zu checken, WO wir genau hin wollen, die Art der Fortbewegung zu organisieren, Unterkünfte zu finden, Leute zu besuchen, Unternehmungen zu buchen. In der wenigen verbleibenden 'Freizeit' ruhen wir uns ein bisschen aus, faulenzen auch mal. Deswegen lassen unsere Einträge im Blog auf sich warten. Wegen einiger Nachfragen nun dieser kurze Zwischenbericht. Mittlerweile haben wir unsere weitere Reiseroute festgelegt, ein tolles Mietauto (so ein neues hatten wir auch zuhause noch nie - trotzdem günstig), Flüge gebucht und alle Unterkünfte bis zum vorletzten Ziel gefunden. Wir besuchten Annette aus Osterode und ihre Familie und Alan und Yasu mit ihren 2 Söhnen, alle seit Jahrzehnten in Melbourne. Im Moment fangen wir gerade die Great Ocean Road an, lassen uns Zeit, diese mit mehreren Stopps gut zu erkunden. Davon und allem anderen berichten wir demnächst wieder. Liebe Grüße an euch alle!

Montag, 15.04.2019

Die Elemente und wie sie es schafften, besonderes Land zu schaffen - Land-schaften I - Great Ocean Road

Nach Philipp Island kommt die Great Ocean Road, hier besonders die 12 Apostles. Das sind vorgelagerte Felsformationen, umgeben von Wasser, die der Erosion an der (Steil-)Küste durch Wellen, Wind und Wetter (bisher) widerstanden haben. Also Überbleibsel einer früheren Küstenlinie. Insgesamt halten wir uns 7 Tage hier auf, fahren von Aireys Inlet bis Childers Cove bei Mepunga an der imposanten Küste entlang. Wir laufen immer wieder zu Aussichtspunkten und spektakulären Strandabschnitten und entlang besonderer Wanderwege auch im Hinterland.

Hier geht's los mit der tollen Küste - Aireys Inlet

Eine besondere Unterkunft über Airbnb für eine Nacht hier. Das Frühstück hat Geli auf der Terrasse einnehmen müssen, obwohl es morgens noch nicht gerade warm war.

Diese king parrots (Königspapageien) werden täglich von unseren Gastgebern gefüttert.

Wir haben besser keine Bewertung für diese Unterkunft geschrieben, weil wir die beiden alten Leute mit Hippie-Einschlag so sympathisch und nett fanden. Aber die Sauberkeit war echt grenzwertig.

Kochen wollten wir in der Küche unserer Gastgeber nicht (Grund s. o.), im örtlichen Pub war es urig-locker und lecker, leider an diesem Abend keine Live-Music

Als Ausgleich dann bei Apollo Beach die beste Unterkunft unseres gesamten Jahres bis jetzt. Großzügig, sauber, ruhig, komplett eingerichtet, besonders in der Küche alles da wie zuhause, toller Ausblick zum Meer durch bodentiefe Fensterfront vor der Terrasse. Leider überwiegend auf nicht so tolles Wetter ...

Wir sind trotzdem unterwegs

Anm. Geli: Diese Seealgen sind wirklich besonders, auch die Saugknöpfe, mit denen sie sich an den Steinen festhalten, sind faszinierend.

Und das Wetter wird auch wieder besser. Schöne Kletterei 'deadend' über zugegebermaßen schroffe Felsen - nicht ohne das übliche 'Schimpfen'

Im Hinterland (Maits Rest) findet Geli mal wieder ihren geliebten Farn

... und wir riesige Bäume, wohl die größten Laubbäume der Welt, wie zu lesen ist. Manchmal entdecken wir - ganz weit oben - sogar Koalas.

Bei Cape Otway besuchen wir ein historisches Gelände um den Leuchtturm. In einem den Aborigines- Zeiten nachempfundenen Lehmhaus überschüttet uns der zuständige (weiße) Guide nahezu mit interessanten Geschichten und Informationen zum Leben und den Gebräuchen der Aborigines. Er selbst hat auch indigenes Blut in seinen Adern und ist scheinbar sehr identifiziert mit diesen Menschen. Zu Beginn kommt er mehrmals außer Atem vom ununterbrochenen Reden. Vielleicht passiert es auch nicht so häufig, dass wirklich interessierte und geduldige Zuhörer hier vorbei kommen. Da möchte er womöglich die Gelegenheit nutzen. Mich beeindruckt eine Karte Australiens, die zeigt, welche Stämme in welchen Regionen gelebt haben. Ganz Australien war besiedelt, auch das unwirtliche Innere, das Outback, z. T. kleinteilig unter vielen Gruppen aufgeteilt, die sich immer wieder untereinander vermischt haben und Handel betrieben (aber auch Kriege führten). Also war Australien vor 10.000en Jahren tatsächlich bis in die letzten Winkel von den Aborigines besiedelt und nicht nur die leichter zu bewirtschaftenden fruchtbaren Gegenden. Die Europäer haben ihnen einen ganzen Kontinent weggenommen und nicht nur bestimmte Landstriche.

 

Auf dem Weg zum Leuchtturm sehen wir viele dieser leblosen Bäume. 

Anm. Geli: Wie wir erfahren, handelt es sich um eine bei Koalas sehr beliebte Eukalyptusart, den sogenannten Manna gum. Die Tiere hatten sich in dieser Gegend seit ihrer Relokalisation vor ca. 100 Jahren stark vermehrt (wegen des guten Futters und umfassenden Schutzes). Die Folge: Sehr viele Bäume sind kahlgefressen. Aber das ist nicht alles: Die Koalas beraubten sich so ihrer Lebensgrundlage, so dass etliche von ihnen verhungerten.

Wieder einmal Strandspaziergang, diesmal am sogenannten Wreck Beach:

Seltsame Felsformationen 

Anm. Geli: Eine typische, häufig vorkommende endemische Pflanze Australiens ist die Banksie. Es gibt  viele verschiedene Arten, die allerdings nicht immer so farbenprächtig sind, wie auf diesem Foto hier.

Und nun der Höhepunkt, die Gegend um die 12 Apostel:

Als erstes noch kurz vor Sonnenuntergang zu den Felsen bei den Gibson Steps

... dann die Gegend um 'Loch Ard Gorge'

Oben die eigentlichen 12 Apostles, von denen es allerdings - bedingt durch Erosion des Kalkgesteins - inzwischen nur noch 8 gibt.

Irgendwann werden aber auch diese verschwunden sein ... und wieder neue entstehen

Um Port Campbell und "The Arch"

Strand mit der Formation 'London Bridge', die bis 1990 noch 'London Arch'  hieß und aus 2 Bögen bestand!

 Über die australische 'Bay of Islands' weiter zum Strand 'Childers Cove'

War schön hier - wieder mal. Und trotz vieler Touristen an manchen Hauptattraktionen haben wir mitunter wunderbare Ecken gefunden, ganz für uns allein.

Mittwoch, 17.04.2019

Land-schaften II: Grampians

Dann  soll es ein Gebirgszug sein, etwa 170 km in's Landesinnere, der "Grampians Nationalpark". In Halls Gap, einem kleinen Ort mittendrin, beziehen wir - schon im Dunkeln - Quartier.

Am nächsten Morgen wandern wir zum Aussichtspunkt "Pinnacle". Die Tour führt durch eine malerische Schlucht, den Grand Canyon, durch einen nur schulterbreiten Felsgang, die Silent Street, durch lichte Bergwälder und über schrundige Abhänge mit großen, bizarren Felsbrocken hinauf zu einer exponierten Felsnadel oberhalb einer senkrechten Wand.

Und zurück auf einem ganz anderen Weg, das mögen wir gern.

Am Ende der Wanderung nahe Halls Gap  sehen wir noch einige Kängurus und Emus, die es hier in den Grampians recht häufig gibt. Bei der Ankunft in unserer Unterkunft zeigt die Besitzerin Geli und ein paar indischen Touristen, wie die zahlreichen Kakadus gefüttert werden können. Ob das gut für die an sich wilden Tiere ist?

Wir bleiben 2 Nächte und fahren dann von morgens an mit einigen Zwischenstopps bei überwiegend bedecktem Himmel

Reeds Lookout

re: Ausguck 'The Balconies'

an weiteren schönen Ecken ca. 500 km bis Adelaide, es wird wieder spät. Dort übernachten wir in einer einfachen Unterkunft in einem Vorort.

Geli beim Spielen mit den Kindern der kenianischen (was für ein Zufall - das letzte Ziel unserer Reise) Gastfamilie

Übrigens weist uns beim Übergang vom Bundesstaat Victoria nach South Australia ein Schild an der Autobahn darauf hin, dass auch hier (wieder mal) die Einfuhr bestimmter Lebensmittel wie Obst und Gemüse verboten ist. Es gibt einen menschenleeren Parkplatz mit speziellem Müllbehälter. Wir halten erstmal an und überlegen. Nach der Erfahrung am Zoll vor einiger Zeit (...☹️) entschließen wir uns schweren Herzens, unsere z. T. ungeöffneten Vorräte wegzuschmeißen! Tatsächlich erfolgt (auch bei der weiteren Fahrt) keinerlei Kontrolle aber wer weiß, was passiert wäre, wenn ...

Sonntag, 21.04.2019

Land-schaften lll: Flinders Ranges

Am nächsten Tag weiter in die Flinders Ranges, nördlich von Adelaide, schon etwas Outback. Zumindest das wollen wir noch erleben, wenn wir schon den Uluru (früher Ayers Rock) auslassen. Wieder ca. 500 km, unser Auto bringt uns brav überall hin.

 

Zwischendurch ein kurzer Stopp im urigen Städtchen Quorn, die letzte Ortschaft vor dem "richtigen" Outback. Letzter Posten der Zivilisation mit ausreichender Infrastruktur wie einem größeren Supermarkt, weiterführende Schulen, einem kleinen Krankenhaus, ein paar Ärzten und - auch sehr wichtig für die weiter im Landesinneren gelegenen Dörfer - drei Apotheken! Eine Reise in die Vergangenheit ist mit einer Fahrt  der hier verkehrenden historischen Dampflokeisenbahn möglich (wir haben sie nur gehört).

Wir fahren und fahren, hinter Quorn sind kaum noch Autos unterwegs, trotzdem tote Tiere auf der Straße. Die Flinders Ranges begleiten uns als 500 km lange Gebirgskette, sind immer gut zu sehen.

Schließlich kommen wir gegen 16:30 Uhr in Parachilna am Prärie Hotel an, unserem heutigen Übernachtungsziel.

Der Ort besteht aus genau diesem kleinem Hotel mit angeschlossenem Campingplatz, es leben insgesamt drei Einwohner hier. Die Unterkunft ist ein historisches Gebäude, welches sich gut in seine Umgebung einfügt. Vielleicht ein ehemaliger Bahnhof, denn ein paar Meter weiter führen Gleise in diese endlose Einöde, kaum zu glauben.
Und - was für eine Landschaft! Diese nehmen wir allerdings zunächst kaum wahr, denn als wir aus dem Auto aussteigen, ist es erstens sehr heiß und zweitens werden wir von Hunderten von Fliegen empfangen (Anm. Geli: so wie du, Christel, es auch schon beschrieben hast)!
Egal, wir haben Zeitdruck, denn ich, Peter, will gern noch vor der Dunkelheit in die nahe Parachilna-Schlucht, damit wir den morgigen Tag für weitere Expeditionen zur Verfügung haben. So fahren wir also noch ca. 15 Kilometer langsam über eine kaum befestigte Piste und werden von den vorbeirasenden 4WDs (Anm. Geli: das sind Fahrzeuge mit Allradantrieb, Mama) total eingestaubt. Alles klappt wie geplant, wenn wir auch etwas ziellos auf einem spontan entdeckten Weg in schroffer Felslandschaft hin und zurück laufen. Es stellt sich heraus, dass die Schlucht nur aus der Durchgangs-Schotterstraße mit gelegentlichen Seitenwegen besteht. Die kurze Wanderung auf einem solchen führt uns bei schönem Abendlicht durch die trockene Landschaft.

Einsame Kängurus hüpfen umher, an einer Stelle sehen wir ein skelettiertes ... .

 

Es ist friedlich hier und weit und breit ist kein Mensch zu sehen, nur wir, die Fliegen und die Landschaft. Angesichts dieser Fliegeninvasion entwickle ich eine für mich zufriedenstellende Lösung. Ich benutze ein Stofftaschentuch (so etwas Praktisches besitze ich tatsächlich noch) als Fliegenwedel und ein ärmelloses Shirt als Kopftuch, kann mich also gut hier bewegen. Später wird davon noch zu sehen sein. 

Anm. Geli: Am Abend gibt es im Restaurant den berühmten "FMG" (= Feral Mixed Grill) mit Känguru- und Emufleisch sowie Kamelwürstchen. Dafür ist das Hotel über die Grenzen Südaustraliens hinweg bekannt.

Falls Ihr euch, genau wie ich, über das Kamelfleisch wundert, ja, es gibt tatsächlich Kamele im Outback Australiens. Sie wurden im 19. Jahrhundert von den Engländern als Transporttier eingeführt, aber mit dem Bau von Straßen und Eisenbahnen überflüssig und deshalb einfach in die Wildnis entlassen. Seither haben sie sich stark vermehrt und fügen dem Wüstenökosystem Australiens einigen Schaden zu, was in der Bevölkerung aber kaum bekannt ist.
Wie hat's geschmeckt? Das Emufleisch war etwas zäh, Kamel und Känguru ganz gut. Aber wie so häufig, viel zu wenig Gemüsebeilage. Gut, dass ich noch einen Salat dazu bestellt hatte.

Wir übernachten in einer nett eingerichteten Holzhütte. Zum ersten Mal seit langer Zeit stellen wir vor dem Schlafengehen die Klimaanlage an.
Am nächsten Morgen wäscht Peter zunächst etwas notdürftig unsere Autoscheiben, der so neue Wagen sieht mittlerweile wie ein 10 Jahre altes Staubpaket aus.

Es geht erneut durch die Parachilna Schlucht, wir fahren nun weiter Richtung Osten, am Nordrand der Flinders Ranges.

Es gibt einige Camper (Bild re), sie übernachten hier selbstversorgt für ein oder mehrere Tage ohne fließendes Wasser und Strom, finden so Entspannung und Ruhe vom vielleicht stressigen Alltag.

Wir erreichen den kleinen Ort Blinman (35 Einwohner), früher Kupferabbaustätte mit entsprechendem Gedenkstein, und sehen Aborigines-Kunst

Je länger wir uns hier aufhalten, umso schöner erscheint uns die Landschaft. Die Fahrt durch zwei weitere Schluchten, Brachina und Bunyeroo im Ikara-Flinders Nationalpark dauert zwar recht lange und ist für Peter als Fahrer bei teilweise 36 Grad und auf teilweise sehr holprigen Pisten auch sehr anstrengend mit unserem kleinen Wagen (wir begegnen nur einem anderen Auto ohne 4WD!), aber so erhalten wir tiefere Einblicke in die besondere Landschaft. Geologisch besteht die Bergkette hier aus Gesteinen des Präkambriums, die ein Alter von bis zu einer Milliarde Jahren haben! Ein bisschen ehrfürchtig blicken wir uns um.

Auch Emus sehen wir ein letztes Mal, sie passen hier, wie ich finde, besonders gut in die Landschaft:

So kommen wir erst am Nachmittag im touristischen (es ist Ostern!) Wilpena Pound an und schaffen es nicht mehr, die besonderen, wie in einem riesigen Amphitheater angeordneten Berge hinaufzuwandern. Macht nichts, wir werden morgen an anderer Stelle hochlaufen.

Anm. Peter: Wieder mal ein Postkartenfoto, ein solcher Blick ist nur aus dem Flugzeug möglich

Einen kurzen Spaziergang machen wir dennoch, prächtige Eukalyptusbäume und viele Kängurus/Wallabies begegnen uns.

In Sonnenuntergangsstimmung geht's nach Hawker zur nächsten Airbnb Unterkunft für zwei Tage, einem ganzen Haus. Wir werden herzlich begrüßt von Denise, einer älteren Dame, die mit ihrem Mann direkt in ihrem zweiten Haus gegenüber wohnt. Ich genieße es sehr mit der freundlichen, lebendigen Frau zu sprechen, sie erzählt mir vieles aus ihrem Leben und ich frage auch interessiert nach. So berichtet sie mir u. a., dass ihr fast 70-jähriger Mann einen Schlaganfall hatte und sie deshalb schon seit längerem beide Häuser verkaufen wollen. Wegen der besseren ärztlichen Versorgung ist ein Umzug nach Quorn geplant. Das Problem: Keiner will nach Hawker ziehen und so bleibt zunächst alles beim Alten. Da ihr Mann so sehr an den Flinders Ranges hängt und sie ihre Arbeit im örtlichen Tourismusbüro liebt, sei das auch momentan noch kein Problem, aber langfristig wird es schwierig werden.
Peter wird nach einer Weile unruhig, es war ja auch schließlich ein anstrengender Tag heute. So beenden wir unser Gespräch dann nach ca. einer halben Stunde (Anm. Peter: sehr knapp gerechnet ...).
Die Wohnung ist - nennen wir es mal - 'rustikal' bzw. etwas altbacken eingerichtet, wir machen es uns trotzdem bequem und freuen uns über mal wieder viel Platz und die gute Ausstattung.

Anm. Peter: In dieser Gegend ist Wasser äußerst wertvoll und so wird jeder Tropfen in großen Behältern hinterm Haus gesammelt (das sind längst nicht alle, die ich auf dem Grundstück gefunden habe)

Für den nächsten Tag hat Peter auf Maps Me einen Wanderweg gefunden, es geht zum Rawnsley Bluff, 920 Meter hoch gelegen.

Wie beschrieben: Fliegeninvasion

Anm. Peter: Letztes Bild (re) - wo ist Geli?



Nochmal neugierige und unerschrockene Kängurus

Es ist eine herrliche Tageswanderung, wir lassen uns Zeit und genießen die Aussicht von oben. Schließlich sind wir die letzten, die unten am Berg wieder ankommen. Kurz vorher allerdings stolpere ich über einen kleinen Stein und falle um wie ein Baum. Verletze mich an Beinen und Rippen und habe anschließend noch eine ganze Weile damit zu tun. Aber gut, dass das erst auf dem Rückweg passiert ist!

Leider müssen wir am nächsten Tag schon wieder abreisen, wunderbare Tage liegen hinter uns.

Gleißende Sonne und Weite

Gerne würden wir in Hawker noch die Galerie des lokalen Künstlers Jeff Morgan anschauen, laut Denise ist diese aber geschlossen. Doch wir haben Glück, vermutlich wegen der Osterfeiertage hat sie doch geöffnet und wir lernen den bescheidenen Künstler sogar persönlich kennen. Das Besondere sind - neben einer imposanten Stein- und Fossiliensammlung - seine riesigen, etwa 25 m x 5 m großen Wandgemälde, die teilweise mehr als 1 Jahr tägliche Arbeit bis zur Fertigstellung in Anspruch nahmen. Seine Bilder der hiesigen Landschaften sind in extra dafür gebauten hohen, z. T. runden Gebäuden entstanden und bedecken ringsum die Wände. Sie werden auf den Böden durch Arrangements von fließendem Wasser, Naturmaterialien und -geräuschen sowie Tierpräparaten ergänzt,  so dass wir uns nochmal wieder in die gerade so intensiv erlebte Landschaft zurück versetzt fühlen. Sehr, sehr beeindruckend!



Ein letztes Erlebnis in den Flinders Ranges bekommen wir anschließend nach einer eineinhalbstündigen Fahrt Richtung Süden im 'Mount Remarkable Nationalpark'. Wir laufen in der wirklich bemerkenswerten Alligator Schlucht zwar nicht die gesamte Ring-Route, weil es erstens schon recht spät ist und zweitens mir meine Rippen doch etwas zu schaffen machen.
Wir erreichen zunächst einen Lookout



und dann eine steile Treppe hinunter in die Schlucht.

Anschließend geht's am Flüsschen entlang zu den sogenannten "Terraces". Leider ist momentan kaum Wasser vorhanden, hier steht Peter mitten im Flussbett.

Der Weg führt uns zurück zu 'The Narrows". Hier sehen wir nun endlich eine 'gorge (Für Peter: das wird nicht "george" ausgesprochen 😀), also eine Schlucht, wie sie im Buche steht und die ihrem Namen alle Ehre macht.

Die Fahrt zu unserer nächsten Unterkunft, einem wirklich netten B&B Hotel in Port Gemein an der Küste, findet leider im Dunkeln statt. Hier sehen wir auch die letzten Kängurus unserer Australienreise, fast gerät uns sogar eins unter die Räder. Es ist wirklich ratsam in diesem Land nicht in der Nacht über Landstraßen zu fahren.

Anm. Peter: Geli ist gerade SEHR hungrig. Wer sie kennt, weiß, dass sie schon bei 'normalem' Hunger ziemlich unleidlich wird. Dementsprechend 'beschwerlich' für mich ist dieser abschließende Teil der heutigen Etappe. Und Port Germein ist ein verschlafenes Nest, gerade am Abend. Doch wir - und besonders Geli - haben Glück: es gibt noch etwas zu futtern im örtlichen Imbiss und wir können zufrieden und erfüllt zu Bett gehen. Am nächsten Morgen machen wir ein paar Fotos von der Unterkunft und den dort liebevoll arrangierten Dekos. Dann laufen wir bis zum Ende des unglaublich langen Piers hier (1,5 Kilometer!), früher ein wichtiger Schiffsanleger für den Güterverkehr, auf dem sogar eine kleine Eisenbahn fuhr.

Es geht zurück nach Adelaide, noch eine recht weite Fahrt. Wir kommen an einem nahezu ausgetrockneten Salzsee vorbei. Bei meinem Gang dort sind die Kristalle gut sichtbar. Geli ist müde, bleibt im Auto sitzen.

Samstag, 27.04.2019

Adelaide - benannt nach einer deutschen Prinzessin Adelheid

In der Hauptstadt des Bundesstaates South Australia, wo wir 5 Tage bleiben wollen, werden wir in unserem (über Airbnb gebuchten) Art-Deco Miniapartement unglaublich freundlich von unserem Vermieter Kevin begrüßt.

Und nicht nur das: Auch ein 'cheese platter' mit frischgebackenem Brot, leckerem Käse, Oliven und eine Flasche Rotwein erwartet uns auf dem kleinen Küchentisch.
Außerdem auch Peters Hut, den er in der Wohnung bei Wilsons Prom ganz oben im Kleiderschrank ob der fehlenden Sonne liegen lassen hatte und der uns nachgeschickt wurde! Was leider nicht angekommen ist, ist die Kreditkarte (Peter hatte seine in Melbourne einfach nicht auffinden können und sie deshalb sperren lassen). Schon vor Wochen hatte er eine neue aus Deutschland angefordert. Na ja, ein paar Tage Zeit sind ja noch! 

Von Adelaide, deren Einwohner*innen sich damit rühmen niemals Strafkolonie gewesen zu sein, gewinnen wir in diesen Tagen einen guten Eindruck. Die Stadt, ursprünglich als provinziell verschrien, hat sich in den letzten Jahren gemausert. Es gibt eine lebendige Innenstadt, sehr viel Grün und einige schöne Gärten

Ibise, gibt's hier - wie scheinbar überall in Australien - natürlich auch und im Botanischen Garten die seltene Victoria-Seerose (Anm. Peter: Wieder einmal Botanischer Garten, wie gesagt ...)

Kakteenanlage im Botanischen Garten

und - wie bei uns - Liebesschlösser an Brückengeländern 

Der von seiner Heimatstadt begeisterte Kevin weist uns auf einen Rundgang hin, an vielen alten (heritage-listed) Häusern vorbei.

Links das architektonisch  bemerkenswerte 'Beehive Building', gebaut im Jahre 1896, ein beliebter Treffpunkt der Einheimischen. Das Rathaus (rechts) lässt sich natürlich nicht mit unserem in Hannover vergleichen😀

Anm. Peter: In der Fußgängerzone hören wir einem Musiker mit einem besonderen Instrument zu, einem 'Chapman Stick'

Es gibt es hier zur Zeit die wunderbaren 'Leafies'. Figuren, die lokale und französische Künstler zusammen kreiert haben und die überall in der Stadt zu finden sind. Einige Menschen finden sie ein bisschen 'creepy' (= unheimlich), auch weil sie öfter den Ort wechseln.

Anm. Peter: Schweine in der Fußgängerzone - erinnern mich an meine Heimatstadt Bremen (Sögestraße). Der 'Stein' ist ein in der Gegend gefundener Meteorit aus Eisen, sehr schwer und im Stadtmuseum zu finden

Außerdem etliche Szeneviertel,

Ausgrabungen unterhalb von Einkaufspassagen, die momentan durch einen 'Leafie' etwas unheimlich sichtbar gemacht wurden, eine große Uni und inzwischen auch viele Fahrradwege (ein bisschen wie Hannover; mit 1,3 Millionen Einwohnern allerdings fast 3x so groß).

Anm. Peter: Das multikulturelle Zusammenleben in der Stadt funktioniert gut, findet auch an der Uni seinen Niederschlag.

Der Radverkehr soll gefördert werden, deswegen gibt es hier kostenlose und gut in Schuss befindliche Fahrräder an verschiedenen Leihstellen in der Stadt. Das nutzen wir und machen eine Fahrradtour am River Torrens

bis zum Henley Beach. Überall entlang des Weges hören wir lautstark Vögel singen (wir sind mitten in einer Großstadt!), einmal mehr fällt uns auf, was uns in Europa an Vogelvielfalt verloren gegangen ist, bzw. weiter verloren geht (Rückgang der Feldvögel um 57 %).

Am Ende des Films ist eine Parkbank mit Peter zu sehen. Sie wird in diesem Blogeintrag noch eine Rolle spielen.

Am Henley Beach, ca. 12 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt

Ein paar Fitnessübungen tun uns gut ...

Auf dem Rückweg - schon fast am Ziel - bemerkt Peter, dass er unseren Rucksack, in dem sich u. a. Portemonnaie und Kreditkarten befinden, nicht auf dem Rücken hat. Selbst bei den Fitness-Übungen haben wir nicht bemerkt, dass gar kein Rucksack abzusetzen war. Oh Schreck, wir haben ihn irgendwo nach dem Ausräumen der Pausenbrote stehenlassen! Wir sind halt an manchen Tagen viel unterwegs und irgendwann lässt dann die "awareness" nach. Peter rast zurück und muss seeehr weit fahren. Ich bleibe in Sorge in der Nähe der Fahrradverleihstelle. Nach einer Weile dann seine erlösende SMS, der Rucksack steht noch auf der abgewandten Seite der etwas abseits stehenden Parkbank, wo wir ihn vergessen haben (siehe Film oben, er ist vom Weg aus praktisch nicht zu sehen gewesen). Was für ein Glück!

Anm. Peter: Typisch für Australien (auch für Neuseeland), und ebenfalls in Adelaide sichtbar, ist eine anscheinend andere Bauordnung. Die führt zumindest in den Städten dazu, dass viel dichter bebaut wird. Mir ist während unserer Zeit hier aufgefallen, dass die Häuser einen großen Teil des jeweiligen Grundstücks bedecken, sehr dicht aneinander gebaut werden und wenig Gartenfläche vorhanden ist. Hier wird wohl mehr Wert auf große Wohnflächen als auf eigene schöne grüne Gärten gelegt, die einen ja auch etwas vom Nachbarn abgrenzen können.

Bei uns beträgt der Mindestabstand zur Grundstücksgrenze 3 m (von beiden Seiten). Das ist hier nicht üblich.

Ergänzung Peter: Auf einer unserer Touren durch die Stadt schauen wir uns das Rathaus an (auch weil es hier gerad eine öffentliche Toilette gibt ...) und erfahren etwas über die Namensgeberin der Stadt. Sie wurde nach der deutschen Prinzessin Adelheid von Sachsen-Meiningen benannt,  die durch Heirat von 1830-37 den Rang einer englischen Königin bekleidete

Das hier vorbereitete Bankett hat nichts mit unserer Anwesenheit zu tun, wir haben nur mal einen heimlichen Blick hinein gewagt

Bei unserer Abreise aus Adelaide fehlt leider immer noch Peters Kreditkarte, immerhin ist die Geheimzahl, die ja in separater Post zugestellt wird, angekommen. Kevin, liebenswert und hilfsbereit wie er ist, verspricht uns die Karte, sollte sie in den nächsten Tagen bei ihm eintreffen, an unser nächstes Ziel, Perth, zu senden ...