Dienstag, 09.04.2019

Phillip Island und die "Penguin Parade"

Wir kommen schon mittags an der Brücke an, vom Festland 'rüber nach Phillip Island (südöstlich von Melbourne) und gucken uns die zu diesem Zeitpunkt dort stattfindende Pelikanfütterung an. Bereits seit über 30 Jahren werden diese Vögel hier gefüttert. Da jeder von ihnen ca. 1,5 kg Nahrung benötigt, ist das, was sie täglich hier bekommen - und sehr viele von ihnen gehen sowieso leer aus - viel zu wenig um davon zu überleben. Sie müssen also zusätzlich selber fischen gehen.

Es ist wahrlich ein Spektakel, was sich hier in San Remo am Hafen abspielt als die Fischerfrau das Areal mit den Pelikanen betritt. Ca. 35 Vögel warten schon seit 1 Stunde aufgeregt auf die Reste des großen Fischrestaurants von nebenan. Es ist ein Hauen und Stechen, einige Pelikane versuchen sogar die Beute der anderen aus deren Hautsack zu klauen.

Anschließend ist es schön anzusehen, wie diese riesigen, majestätischen Vögel nach der Fütterung alle wieder in Richtung Meer fliegen.

Am selben Tag besichtigen wir noch einen historischen Bauernhof auf der winzigen, über eine Brücke zu erreichenden Churchill Island und ein Koala Conservation Centre auf Phillip Island. Auf dem Hof schauen wir uns auch eine 🐑sschur an. Obwohl natürlich sehr touristisch, befindet Peter, der eine solche Schur noch nicht "live" gesehen hat und eigentlich auch keine rechte Lust dazu hatte, dass es ja doch mal ganz interessant ist, zu erleben wie (fix) ein Schaf geschoren wird. Nur den australischen Slang des Schafscherers zu verstehen, das ist - auch für mich - nicht einfach.

Ein Besuch dieser historischen Farm in perfekter Bauernhofidylle und überall von Meer umgeben, kann das harte Leben vor 150 Jahren allerdings nur bedingt zeigen, durch die Infotafeln in den alten Gebäuden bekommen wir eine etwas bessere Vorstellung.

Hochlandrinder und rechts eine besondere, sogenannte Cape Barron Gans mit gelbem Schnabel, die hier überall herumlaufen

Im Koala-Zentrum haben wir Glück: Bei unserem Besuch am frühen Abend ist einer der "Eukalyptusfresser" plötzlich sehr aktiv und wir können ihn/sie aus nächster Nähe - in relativ natürlicher Umgebung - beobachten. Dies ist auch möglich, weil die Wege hier im Park auf Baumwipfelhöhe verlegt worden sind.

Tags drauf besuchen wir das recht interessant gestaltete Antarktikamuseum auf der Insel. Es gibt viel zu lernen über Geologie, klimatische Verhältnisse und deren erschreckenden Wandel, Fauna und Flora. Eine Wärmebildkamera zeigt uns, an welchen Stellen (rot) wir am meisten Wärme verlieren in eisiger Umgebung.

Spaß haben wir in einem interaktiven Ausstellungsbereich mit einer riesigen Videoleinwand. Plötzlich befinden wir uns nämlich mitten auf einer Eisscholle und bekommen Besuch von ....

Wir freuen uns, als wir nach dem Museumsbesuch Alan, Yasu und ihre Jungs wiedersehen.

Ein kleiner Spaziergang am Meer bei den "Nobbies", das sind  Felsen an der Südwestspitze von Phillip Island (im Restaurant mit schönem Ausblick sind bereits alle Stühle hochgestellt und wir bekommen  gerade noch so, es ist  schließlich schon 15.55 Uhr, einen Kaffee) mit netten Gesprächen und dann geht's auch schon zu dem eigentlichen Highlight von Phillip Island, der "Penguin Parade". Nach Anbruch der Dämmerung kommen jeden Abend 200 - 1000 Zwergpinguine an Land.

Größenvergleich: In der Mitte des Bildes ist der hier vorkommende Zwergpinguin zu sehen. Rechts der größte Pinguin, der  Kaiserpinguin und links der Königspinguin.

Diese, nur ca. 33 cm großen Tiere, watscheln mehr oder weniger schnurstracks zu ihren Erdhöhlen, die sie zum Ruhen und in der entsprechenden Jahreszeit, auch zum Nisten und Mausern aufsuchen. Vorher sind sie, teilweise über einen Monat lang, auf Futtersuche im Meer. Insgesamt sollen auf Phillip Island 32000 der flugunfähigen Tiere ihre Heimat haben, das ist weltweit die größte Kolonie. Vor der europäischen Besiedlung gab es 9 weitere Zwergpinguinkolonien, die bedingt durch den Straßen- und Häuserbau sowie eingeführte Tiere wie Füchse und Wiesel allesamt verschwunden sind.

Leider sind Anfang April nicht so viele Minipinguine unterwegs, d. h. wir sehen zunächst vergleichsweise wenig, die - um sich vor Feinden zu schützen, übrigens immer in Gruppen - urplötzlich aus dem Meer auftauchen. (Fotografieren ist nicht erlaubt, das Blitzlicht würde die Vögel stören). Aber viel schöner ist es sowieso die Pinguine auf dem Weg nach oben zu ihren Nestern zu begleiten. Sie laufen direkt neben den Boardwalks entlang, einigen ist es anzusehen, wie erschöpft sie von ihrer "Seereise" sind. Scheinwerfer leuchten den Strand mit fahlem Licht aus - daran haben sich die Tiere schon lange gewöhnt. 

Links: Strand mit den beiden Tribünen, rechts: Warten auf die Pinguine im Nieselregen

Im Folgenden einige Bilder aus dem Netz:

 

Rechtes Foto: Schon am Nachmittag hatten wir einige Pinguine bei den Nobbies gesehen, ich bin unter den Boardwalk geklettert und habe zwei gefilmt: 

Anm. Peter: Geli bei ihrer unermüdlichen Motivsuche

Ich war zunächst etwas überrascht zu sehen, welchen Massentourismus-Charakter die Penguin-Parade inzwischen angenommen hat (im Vergleich zu 1996). Auf den zwei Tribünen haben bis zu 3000 Menschen Platz! Wie wir erfahren, ist diese Attraktion so berühmt, dass es z. B. Touristen aus China gibt, die nur für die Parade für 2 Tage anreisen. Unvorstellbar!
Bei uns sind es weitaus weniger Menschen (vielleicht auch wegen des zeitweise einsetzenden Nieselregens) und somit hält sich der Ansturm auf die Bühnen und Boardwalks einigermaßen in Grenzen. Wie dies allerdings in den Sommermonaten aussieht, möchte ich mir nicht vorstellen ...
Ein Gutes hat der Trubel: Sämtliche Eintrittsgelder fließen in den Naturschutz.