Sonntag, 07.04.2019

Nationalpark Wilsons Promontory: Alles auf einen Streich

Endlich - lange hatte ich mich darauf gefreut, nun ist es soweit. Wir wollen den Nationalpark Wilsons Promontory besuchen. Für den Besuch des Parks nehmen wir - ganz entgegen unserer Gepflogenheiten - sogar einen Bogen von ca. 400 Kilometern in Kauf, denn er befindet sich südöstlich von Melbourne. Unser eigentliches Ziel ist Adelaide, das liegt ca. 1000 Kilometer westlich (Küstenstrecke).

Bei meinem ersten Australienbesuch vor 23 Jahren war ich nur 2 Tage hier, diesmal buchen wir eine Unterkunft für immerhin 4 Tage. Es ist nicht ganz einfach eine einigermaßen bezahlbare Herberge zu finden, im Park selber gibt es lediglich einen großen Campingplatz, auf dem die "Cabins", das sind kleine Hütten/Kabinen, leider ausgebucht sind. Schließlich werden wir bei booking.com fündig, umgehen aber die Buchungsgebühren, indem wir direkt telefonisch buchen. Unsere kleine, extrem saubere, fast sterile "Wohnung" ist super ausgestattet, hat  eine große Terrasse mit schönem Blick und befindet sich nur 3 Kilometer vom Eingang des Nationalparks entfernt.

Leider stehen überall Verbots- und Hinweisschilder herum, so dass ich mich nicht wirklich entspannt bewegen kann.

Um die besonderen Stellen des Parks zu sehen, müssen wir noch über 30 Kilometer fahren. Wilsons Prom oder wie die Einheimischen hier noch kürzer sagen "The Prom" liegt auf einer Halbinsel und übt auf mich deshalb einen so großen Reiz aus, weil der Nationalpark alles "auf einen Streich" bietet: Regen- und Eukalyptuswälder, Berge, Wasser in Form von Fluss und Meer, große Sanddünen, tolle Buchten, Strände und ... besonders wichtig: Tiere. Ich kann es nicht mehr abwarten und fahre schon mal ein  Stückchen in den Park hinein, während Peter sich zunächst noch ein wenig ausruht. Hier ein paar Bilder dazu:

Erster Spätnachmittagsspaziergang auf dem sogenannten 'Wildlife Walk', ein ca. 45-minütiger Gang, wo viele Tiere zu sehen sein sollen. Hier geht's (mit einem wunderbaren Regenbogen) los.

Und tatsächlich höre ich es nach einer Weile plötzlich rascheln und es zeigt sich erst einer und dann ein zweiter ... Wombat!

 So schön!

Diese Tiere sind  - wie einige andere in Australien - Beuteltiere. Sie graben bis zu 20 Meter lange Höhlen, können bis zu 40 km/h schnell sein und sie sind sehr effiziente Wasserkonsumenten (Kängurus benötigen 4x so viel Wasser). Wombats werden erst am frühen Abend aktiv, weswegen wir sie auch erst zu dieser Tageszeit sehen können.

Anm. Peter: Während Geli also gern mit dem Auto schon mal ein ganzes Stück in den Park hinein fahren will, gehe ich zu Fuß erstmal die nähere Umgebung unserer Unterkunft erkunden. Ich laufe bis zum Parkeingang

und komme über einen sehr einfachen Campingplatz, auf dem sich einige freundliche Abenteuerreisende befinden, vorbei am Grab eines der ersten Siedler hier in eine beeindruckende Binnen-Dünenlandschaft. Über Jahrtausende wurde durch starke Winde massenhaft Sand angehäuft, der weiterhin ständig in Bewegung ist und z. T. Waldabschnitte unter sich begräbt.

In den Reiseführern wird davor gewarnt, sich hier zu verlaufen. Die eigenen Fußabdrücke wären durch den Wind nach kurzer Zeit verschwunden und die Orientierung zwischen all den ähnlich aussehenden Sandhügeln würde nahezu unmöglich sein. Ich fühle mich in meinem Element, bin ich doch überzeugt, dass ich auch in vollkommen fremden Gefilden letztendlichen immer den richtigen Weg finde. So stapfe ich umher, werde vom Wind durchgeschüttelt und versuche mir zu merken, wo ich in das Gebiet eingetreten bin - es gibt nur diesen einen Weg hinaus.

Langsam zieht die Dämmerung herauf und der Sand mit einzelnen Vegetationsflecken sieht noch mehr überall gleich aus. Zeit, den Rückweg anzutreten. Aber wo geht's zurück und wo war nochmal der Abstieg auf den Waldweg, auf dem ich hierher gelangt bin? Mir fallen die Blätter des Silberfarns aus Auckland ein, die laut Marty von den Aborigines als Wegmarkierung genutzt wurden. Die hätte ich hier jetzt gut gebrauchen können. Mmmh ... Über den Hügel noch und dann da ... oder besser da?Was ist nun mit meinem besonderen Orientierungssinn?

Er führt mich geradewegs (an einem Känguru vorbei)

zurück. Geli hat in der Zwischenzeit (als Ausgleich dafür, dass sie das Auto beschlagnahmt hat) schon mal den Abwasch erledigt und sieht mich vom Fenster aus näher kommen - alles gut.

Am nächsten Tag dann eine längere Wanderung vom Fuße des 'Mount Oberon' zur 'Sealers Cove'. Diese Wanderung habe ich (Geli) damals auch gemacht und sie als seeehr lang in Erinnerung behalten. Wir schaffen die rund 20 Kilometer jedoch relativ problemlos. Der Weg ist erst seit 2016 wieder begehbar. Im Jahr 2011 gab es einen heftigen Sturzregen, der weite Teile des Tracks zerstört hat. Mehrere große Tafeln am Wegesrand zeigen das Ausmaß der Schäden, die unter enormer Anstrengung wieder beseitigt wurden.

 Linkes Bild: Alles wieder repariert, rechtes Bild: Immer wieder gibt es in Australien bushfires (= Waldbrände), die daraus resultierenden Schäden sind hier gut zu erkennen. In der Regel regeneriert sich die Pflanzenwelt danach wieder gut.

Auf dem Weg bekomme ich "Besuch" an meiner Wade von einem ... (Ihr dürft mal wieder mitraten):

Welches Tier ist es? Meldet euch zahlreich!

Nicht nur in Neuseeland gibt es herrlichen Farnwald!

Am Ende unseres Weges gelangen wir zu dieser schönen, einsamen Bucht! 

Tolle Strände und Buchten sehen wir auch am folgenden Tag. Im Sommer es hier sicherlich gut möglich zu baden, jetzt im australischen Herbst ist es zu kalt dafür.

Alles 'Whisky Beach' bzw. auf dem Weg dorthin

Picnic Bay

Nachdem wir diese beiden Strände erlaufen haben (es gibt noch unzählige mehr), erkunden wir die Gegend um den großen, nicht kommerziellen Campingplatz 'Tidal River'. Beim Picknicken dort sehen wir mehrere blau-rote 'Crimson Rosella' Papageien, einer davon stibitzt sich am Nachbartisch eine Pommes und verspeist sie in winzigen Stücken: 

Wunderschöner Spaziergang am Tidal River bis zum Pillar Point.

Auf dem Rückweg halten wir noch einmal am 'Wildlife Track'. Eine Tierart, die ich unbedingt noch sehen will, fehlt nämlich noch. Wir laufen nur ein paar hundert Meter und tatsächlich, da grasen sie plötzlich friedlich zu mehreren. Es handelt sich um: EMUS!

Mit meiner Handykamera kann ich nicht die besten Fotos machen.

Ein Enu rennt urplötzlich (und ziemlich temporeich) davon

Ich kann mich mal wieder kaum lösen von den Tieren. Auch die Landschaft mit der Abendstimmung trägt dazu bei. Peter muss ganz schön drängen. Auf dem weiteren Rundweg sehen wir  erneut Wombats und auch mehrere scheue Kängurus. Manchmal lohnt es sich Wege zweimal zu gehen. Es ist so schön, dass wir die Zeit dazu haben. 

Dieses Känguru (oder Wallaby) guckt zwar interessiert, bleibt aber in einiger  Distanz zu uns (bitte vergrößern)

Das alles ist ein toller Abschied von der wirklich sehenswerten Halbinsel Wilsons Promontory. Gut, dass wir den Umweg gemacht haben!

Am nächsten Tag geht's nach Philipp Island, d. h. wir müssen wieder ein Stück Richtung Melbourne fahren. Und damit ist diese Attraktion nicht ganz so weit entfernt für Alan, Yasu und deren Jungs, die sich dort nochmal mit uns treffen wollen.