Sonntag, 21.04.2019

Land-schaften lll: Flinders Ranges

Am nächsten Tag weiter in die Flinders Ranges, nördlich von Adelaide, schon etwas Outback. Zumindest das wollen wir noch erleben, wenn wir schon den Uluru (früher Ayers Rock) auslassen. Wieder ca. 500 km, unser Auto bringt uns brav überall hin.

 

Zwischendurch ein kurzer Stopp im urigen Städtchen Quorn, die letzte Ortschaft vor dem "richtigen" Outback. Letzter Posten der Zivilisation mit ausreichender Infrastruktur wie einem größeren Supermarkt, weiterführende Schulen, einem kleinen Krankenhaus, ein paar Ärzten und - auch sehr wichtig für die weiter im Landesinneren gelegenen Dörfer - drei Apotheken! Eine Reise in die Vergangenheit ist mit einer Fahrt  der hier verkehrenden historischen Dampflokeisenbahn möglich (wir haben sie nur gehört).

Wir fahren und fahren, hinter Quorn sind kaum noch Autos unterwegs, trotzdem tote Tiere auf der Straße. Die Flinders Ranges begleiten uns als 500 km lange Gebirgskette, sind immer gut zu sehen.

Schließlich kommen wir gegen 16:30 Uhr in Parachilna am Prärie Hotel an, unserem heutigen Übernachtungsziel.

Der Ort besteht aus genau diesem kleinem Hotel mit angeschlossenem Campingplatz, es leben insgesamt drei Einwohner hier. Die Unterkunft ist ein historisches Gebäude, welches sich gut in seine Umgebung einfügt. Vielleicht ein ehemaliger Bahnhof, denn ein paar Meter weiter führen Gleise in diese endlose Einöde, kaum zu glauben.
Und - was für eine Landschaft! Diese nehmen wir allerdings zunächst kaum wahr, denn als wir aus dem Auto aussteigen, ist es erstens sehr heiß und zweitens werden wir von Hunderten von Fliegen empfangen (Anm. Geli: so wie du, Christel, es auch schon beschrieben hast)!
Egal, wir haben Zeitdruck, denn ich, Peter, will gern noch vor der Dunkelheit in die nahe Parachilna-Schlucht, damit wir den morgigen Tag für weitere Expeditionen zur Verfügung haben. So fahren wir also noch ca. 15 Kilometer langsam über eine kaum befestigte Piste und werden von den vorbeirasenden 4WDs (Anm. Geli: das sind Fahrzeuge mit Allradantrieb, Mama) total eingestaubt. Alles klappt wie geplant, wenn wir auch etwas ziellos auf einem spontan entdeckten Weg in schroffer Felslandschaft hin und zurück laufen. Es stellt sich heraus, dass die Schlucht nur aus der Durchgangs-Schotterstraße mit gelegentlichen Seitenwegen besteht. Die kurze Wanderung auf einem solchen führt uns bei schönem Abendlicht durch die trockene Landschaft.

Einsame Kängurus hüpfen umher, an einer Stelle sehen wir ein skelettiertes ... .

 

Es ist friedlich hier und weit und breit ist kein Mensch zu sehen, nur wir, die Fliegen und die Landschaft. Angesichts dieser Fliegeninvasion entwickle ich eine für mich zufriedenstellende Lösung. Ich benutze ein Stofftaschentuch (so etwas Praktisches besitze ich tatsächlich noch) als Fliegenwedel und ein ärmelloses Shirt als Kopftuch, kann mich also gut hier bewegen. Später wird davon noch zu sehen sein. 

Anm. Geli: Am Abend gibt es im Restaurant den berühmten "FMG" (= Feral Mixed Grill) mit Känguru- und Emufleisch sowie Kamelwürstchen. Dafür ist das Hotel über die Grenzen Südaustraliens hinweg bekannt.

Falls Ihr euch, genau wie ich, über das Kamelfleisch wundert, ja, es gibt tatsächlich Kamele im Outback Australiens. Sie wurden im 19. Jahrhundert von den Engländern als Transporttier eingeführt, aber mit dem Bau von Straßen und Eisenbahnen überflüssig und deshalb einfach in die Wildnis entlassen. Seither haben sie sich stark vermehrt und fügen dem Wüstenökosystem Australiens einigen Schaden zu, was in der Bevölkerung aber kaum bekannt ist.
Wie hat's geschmeckt? Das Emufleisch war etwas zäh, Kamel und Känguru ganz gut. Aber wie so häufig, viel zu wenig Gemüsebeilage. Gut, dass ich noch einen Salat dazu bestellt hatte.

Wir übernachten in einer nett eingerichteten Holzhütte. Zum ersten Mal seit langer Zeit stellen wir vor dem Schlafengehen die Klimaanlage an.
Am nächsten Morgen wäscht Peter zunächst etwas notdürftig unsere Autoscheiben, der so neue Wagen sieht mittlerweile wie ein 10 Jahre altes Staubpaket aus.

Es geht erneut durch die Parachilna Schlucht, wir fahren nun weiter Richtung Osten, am Nordrand der Flinders Ranges.

Es gibt einige Camper (Bild re), sie übernachten hier selbstversorgt für ein oder mehrere Tage ohne fließendes Wasser und Strom, finden so Entspannung und Ruhe vom vielleicht stressigen Alltag.

Wir erreichen den kleinen Ort Blinman (35 Einwohner), früher Kupferabbaustätte mit entsprechendem Gedenkstein, und sehen Aborigines-Kunst

Je länger wir uns hier aufhalten, umso schöner erscheint uns die Landschaft. Die Fahrt durch zwei weitere Schluchten, Brachina und Bunyeroo im Ikara-Flinders Nationalpark dauert zwar recht lange und ist für Peter als Fahrer bei teilweise 36 Grad und auf teilweise sehr holprigen Pisten auch sehr anstrengend mit unserem kleinen Wagen (wir begegnen nur einem anderen Auto ohne 4WD!), aber so erhalten wir tiefere Einblicke in die besondere Landschaft. Geologisch besteht die Bergkette hier aus Gesteinen des Präkambriums, die ein Alter von bis zu einer Milliarde Jahren haben! Ein bisschen ehrfürchtig blicken wir uns um.

Auch Emus sehen wir ein letztes Mal, sie passen hier, wie ich finde, besonders gut in die Landschaft:

So kommen wir erst am Nachmittag im touristischen (es ist Ostern!) Wilpena Pound an und schaffen es nicht mehr, die besonderen, wie in einem riesigen Amphitheater angeordneten Berge hinaufzuwandern. Macht nichts, wir werden morgen an anderer Stelle hochlaufen.

Anm. Peter: Wieder mal ein Postkartenfoto, ein solcher Blick ist nur aus dem Flugzeug möglich

Einen kurzen Spaziergang machen wir dennoch, prächtige Eukalyptusbäume und viele Kängurus/Wallabies begegnen uns.

In Sonnenuntergangsstimmung geht's nach Hawker zur nächsten Airbnb Unterkunft für zwei Tage, einem ganzen Haus. Wir werden herzlich begrüßt von Denise, einer älteren Dame, die mit ihrem Mann direkt in ihrem zweiten Haus gegenüber wohnt. Ich genieße es sehr mit der freundlichen, lebendigen Frau zu sprechen, sie erzählt mir vieles aus ihrem Leben und ich frage auch interessiert nach. So berichtet sie mir u. a., dass ihr fast 70-jähriger Mann einen Schlaganfall hatte und sie deshalb schon seit längerem beide Häuser verkaufen wollen. Wegen der besseren ärztlichen Versorgung ist ein Umzug nach Quorn geplant. Das Problem: Keiner will nach Hawker ziehen und so bleibt zunächst alles beim Alten. Da ihr Mann so sehr an den Flinders Ranges hängt und sie ihre Arbeit im örtlichen Tourismusbüro liebt, sei das auch momentan noch kein Problem, aber langfristig wird es schwierig werden.
Peter wird nach einer Weile unruhig, es war ja auch schließlich ein anstrengender Tag heute. So beenden wir unser Gespräch dann nach ca. einer halben Stunde (Anm. Peter: sehr knapp gerechnet ...).
Die Wohnung ist - nennen wir es mal - 'rustikal' bzw. etwas altbacken eingerichtet, wir machen es uns trotzdem bequem und freuen uns über mal wieder viel Platz und die gute Ausstattung.

Anm. Peter: In dieser Gegend ist Wasser äußerst wertvoll und so wird jeder Tropfen in großen Behältern hinterm Haus gesammelt (das sind längst nicht alle, die ich auf dem Grundstück gefunden habe)

Für den nächsten Tag hat Peter auf Maps Me einen Wanderweg gefunden, es geht zum Rawnsley Bluff, 920 Meter hoch gelegen.

Wie beschrieben: Fliegeninvasion

Anm. Peter: Letztes Bild (re) - wo ist Geli?



Nochmal neugierige und unerschrockene Kängurus

Es ist eine herrliche Tageswanderung, wir lassen uns Zeit und genießen die Aussicht von oben. Schließlich sind wir die letzten, die unten am Berg wieder ankommen. Kurz vorher allerdings stolpere ich über einen kleinen Stein und falle um wie ein Baum. Verletze mich an Beinen und Rippen und habe anschließend noch eine ganze Weile damit zu tun. Aber gut, dass das erst auf dem Rückweg passiert ist!

Leider müssen wir am nächsten Tag schon wieder abreisen, wunderbare Tage liegen hinter uns.

Gleißende Sonne und Weite

Gerne würden wir in Hawker noch die Galerie des lokalen Künstlers Jeff Morgan anschauen, laut Denise ist diese aber geschlossen. Doch wir haben Glück, vermutlich wegen der Osterfeiertage hat sie doch geöffnet und wir lernen den bescheidenen Künstler sogar persönlich kennen. Das Besondere sind - neben einer imposanten Stein- und Fossiliensammlung - seine riesigen, etwa 25 m x 5 m großen Wandgemälde, die teilweise mehr als 1 Jahr tägliche Arbeit bis zur Fertigstellung in Anspruch nahmen. Seine Bilder der hiesigen Landschaften sind in extra dafür gebauten hohen, z. T. runden Gebäuden entstanden und bedecken ringsum die Wände. Sie werden auf den Böden durch Arrangements von fließendem Wasser, Naturmaterialien und -geräuschen sowie Tierpräparaten ergänzt,  so dass wir uns nochmal wieder in die gerade so intensiv erlebte Landschaft zurück versetzt fühlen. Sehr, sehr beeindruckend!



Ein letztes Erlebnis in den Flinders Ranges bekommen wir anschließend nach einer eineinhalbstündigen Fahrt Richtung Süden im 'Mount Remarkable Nationalpark'. Wir laufen in der wirklich bemerkenswerten Alligator Schlucht zwar nicht die gesamte Ring-Route, weil es erstens schon recht spät ist und zweitens mir meine Rippen doch etwas zu schaffen machen.
Wir erreichen zunächst einen Lookout



und dann eine steile Treppe hinunter in die Schlucht.

Anschließend geht's am Flüsschen entlang zu den sogenannten "Terraces". Leider ist momentan kaum Wasser vorhanden, hier steht Peter mitten im Flussbett.

Der Weg führt uns zurück zu 'The Narrows". Hier sehen wir nun endlich eine 'gorge (Für Peter: das wird nicht "george" ausgesprochen 😀), also eine Schlucht, wie sie im Buche steht und die ihrem Namen alle Ehre macht.

Die Fahrt zu unserer nächsten Unterkunft, einem wirklich netten B&B Hotel in Port Gemein an der Küste, findet leider im Dunkeln statt. Hier sehen wir auch die letzten Kängurus unserer Australienreise, fast gerät uns sogar eins unter die Räder. Es ist wirklich ratsam in diesem Land nicht in der Nacht über Landstraßen zu fahren.

Anm. Peter: Geli ist gerade SEHR hungrig. Wer sie kennt, weiß, dass sie schon bei 'normalem' Hunger ziemlich unleidlich wird. Dementsprechend 'beschwerlich' für mich ist dieser abschließende Teil der heutigen Etappe. Und Port Germein ist ein verschlafenes Nest, gerade am Abend. Doch wir - und besonders Geli - haben Glück: es gibt noch etwas zu futtern im örtlichen Imbiss und wir können zufrieden und erfüllt zu Bett gehen. Am nächsten Morgen machen wir ein paar Fotos von der Unterkunft und den dort liebevoll arrangierten Dekos. Dann laufen wir bis zum Ende des unglaublich langen Piers hier (1,5 Kilometer!), früher ein wichtiger Schiffsanleger für den Güterverkehr, auf dem sogar eine kleine Eisenbahn fuhr.

Es geht zurück nach Adelaide, noch eine recht weite Fahrt. Wir kommen an einem nahezu ausgetrockneten Salzsee vorbei. Bei meinem Gang dort sind die Kristalle gut sichtbar. Geli ist müde, bleibt im Auto sitzen.