Mittwoch, 26.09.2018

Yogyakarta III und Bromo

... eine tolle Stadt! Wir mögen das quirlige Leben überall, die "Millionen" kleiner Stände mit allem Möglichen zum Verkaufen, die vielen Motorroller, Fahrrad- und Motorradrikschas.

Neben einigen Bereichen, die spürbar auf Touristen (viele aus Asien) ausgerichtet sind, gibt es ruhige, grüne (man glaubt es kaum) Viertel, in denen einfaches indonesisches Leben stattfindet.

Dort sind die Gassen mitunter sehr eng, die Menschen verrichten ihre Dinge vor oder im offenen Haus, vieles steht herum,

Vogelkäfige hängen am Dachüberstand, mehr oder weniger magere Hühner laufen da und dort und picken nach wer weiß was. Hühnerfleisch und -eier finden sich übrigens in vielen Speisen, die morgens, mittags und abends gegessen werden. Kein Wunder also, dass es soviele Hühner gibt, sie und ihre Eier gehören hier wohl zu den Grundnahrungsmitteln. Jedenfalls bewegen wir uns immer wieder gern in diesen Teilen der Stadt, zu Fuß oder mit Fahrrädern, die wir bei ViaVia für 1,50 am Tag ausgeliehen und ein bisschen zurechtrepariert haben.

Dabei begegnen uns die Menschen sehr freundlich und vielleicht ein bisschen erstaunt, freuen sich anscheinend, dass mal jemand vorbeikommt und sich interessiert.

Wir fühlen uns so wohl in unserer ruhigen kleinen Oase im Hinterhof der geschäftigen Straße und mit dem städtischen Drumherum.

Unsere nächste Station, den Vulkan ? Bromo, wollen wir wegen der Fülle an Touristen nicht am Wochenende besuchen. So kommt es, dass wir unseren Aufenthalt hier ein um's andere Mal verlängern. Ein Luxus, den sich Langzeitreisende erlauben können. Andere Gäste kommen und gehen, wie anderswo auch. Immer wieder ergeben sich dabei nette Kontakte. (Hallo Ihr beiden Berlinerinnen, guckt ihr hier wirklich mal rein?) Das englische Paar, von dem wir schon mal kurz geschrieben haben, reist einen Tag vor uns zum Bromo. Wir stehen im regen WhatsApp-Kontakt und erfahren so von den Komfortverhältnissen beim Zugfahren, Wetter, Essensmöglichkeiten, lohnenswerten Zielen.

Dann ist es soweit, Abschied von Yogya. Lange Zugfahrt, fast 8 Std. Wir sitzen mit vier indonesischen Frauen auf zwei gegenüberliegenden Bänken, es ist eng und schaukelig. Freundliche Blicke beim Füße arrangieren, ein bisschen Englisch mit einer jungen Muslima. Geli wundert sich über die stoische Ruhe, mit der die Menschen im Zug stundenlang in einer Haltung verharren, braucht sie doch minutenweise Drehungen und Wendungen, um Rückenschmerzen zu vermeiden. Ich laufe herum, freie Bänke, kann mich mal ausstrecken.

Am Bahnhof, es ist schon ca. 17:00, finden wir Mitarbeiter, die uns ruckzuck die anschließende Weiterfahrt zum Bergdorf am Bromo verkaufen - wir sind erleichtert, war doch dieser Teil der Reise noch unklar. Nachdem sich weitere 10 Mitreisende gefunden haben (das dauert dann schon noch 1,5 Stunden) fahren wir in der Dunkelheit im vollgestopften Bus in 2 Std auf 2300 m. Der Motor tut sich schwer, es geht z. T. im Kriechgang extrem steile Straßen hoch. Großer Hunger als wir ankommen. Alles dicht, außer einem kleinen Warung. In der Auslage etwas wie 'Erbsen, Karotten, Bohnen', Nudeln mit Lauch, sieht richtig gut aus. Dazu werden uns Reis und gebratene Hähnchenteile angeboten. "Not spicy?" Wenn das jetzt so ist wird es ein Festmahl für mich. Und tatsächlich - fast wie zuhause, lecker und bekömmlich! Das beste Essen bisher in einem Warung für mich für 1,08 €.

Unser Zimmer ist klein, sehr klein. Aber neu. Sehr neu. So neu, dass am nächsten Morgen direkt neben unserem Bett draußen am Haus weitergearbeitet wird. Mörtel anrühren, Winkelschleifer zum Fliesen schneiden und mit dem Hammer alles richtig hinklopfen, so gegen 7:00. Tolle Zeit. Wir sind nämlich erst kurz wieder am Schlafen. Geli ist zufällig um 1/4 vor 5 zur Toilette gegangen und hat einen wunderbaren Sonnenaufgang direkt von unserem Fenster aus entdeckt. Weil das so besonders aussah, habe auch ich mühsam ein Auge aufreißen und gucken müssen. Hat etwas gedauert, bis wir wieder eingeschlafen sind. Eigentlich steht man hier generell um ca. 3:00 morgens auf, läuft zu einem der Aussichtspunkte hoch am Berg, um bei Sonnenaufgang das einzigartige Panorama zu bewundern. Viele buchen auch eine Aufstiegshilfe per Jeep. Die donnern dann in der Nacht durch's Dorf, haben wir heute nicht gehört, so tief war der Schlaf. Das ist eben nicht unsere Zeit.

Naja, wir dösen noch etwas vor uns hin, bekommen ausnahmsweise einen Pfannkuchen zum Frühstück (sonst scharfes Nasi Goreng) und gehen wandern, ohne Sonnenaufgang.

Die z. T. sehr steile Route ist die gleiche (wie schaffen die das nachts hier bloß hoch?). Wir kommen an all den Aussichtspunkten vorbei, die in aller Frühe vor Touristen überquellen. Zugegebermaßen ist der Blick jetzt bei auch noch wolkigem Himmel nicht soo spektakulär, aber auch ganz schön. Außerdem genießen wir ihn ganz für uns alleine.
Es zieht sich weiter zu hier oben auf 2700 - 2800 m. Viele Touristen, viele Buden. Um diese Zeit trostlos verwaist kommen wir an einfach zusammengezimmerten Unterständen mit Plastikplanen vorbei: heißer Tee etc. für die Massen. Mittendrin ein einzelner Stand der noch besetzt ist:

heißer Tee für Geli und Peter - Resteverwertung am Bromo. Nun wollen wir in einem großen Bogen runter zum 'Sandmeer', einer großen Ebene um zwei Vulkane, einer davon der aktive Bromo. In Urzeiten gab es hier mal einen riesigen Zwillingsvulkan, nach dessen Ausbruch das jetzige Gelände nach und nach entstanden ist. Unser Bergdorf liegt auf dessen ehemaligen Kraterrand. Ein bisschen fängt es an zu regnen, wir laufen auf einer sich schlängelnden Straße abwärts, auch mal wieder hoch. So richtig kommen wir dem Sandmeer nicht näher, haben also noch ordentlich was vor uns. Ein Jeep fährt in die gleiche Richtung, der Fahrer bietet Geli an, uns runter zum Bromo zu bringen. How much? Zuviel, was sonst. Sie verhandeln, Geli bleibt hart, wir wollen wandern. Without money! Einsteigen, steile Abfahrt zur Ebene.

Die zwei Indonesier mit ihrem Jeep 

Von dort zu Fuß weiter.

Es zieht sich, der Sand ist weich, viele Spuren von Jeeps und Motorrädern. Kurz vorm Bromo, das Gelände steigt unwegsam an, gibt es Angebote, zu Pferd bis zur 200-Stufen-Treppe am Bromo zu gelangen.

Wir wandern.

Endlich, letzte Stufe erreicht, plötzlich fängt es an zu grollen und zu donnern. Das kommt aus dem Krater, in den wir nun hinein blicken.

Es zischt, grummelt und dampft in der Tiefe. Schwaden starken Schwefelgeruchs ziehen vorbei. Ahnung vom Erdinneren, Begriffe wie Höllenschlund, Unterwelt drängen sich auf. Ein bisschen ehrfürchtig stehen wir da und staunen. Welche Kräfte walten hier, wie klein und zerbrechlich ist alles Menschliche dagegen. Fotos. Auf dem sehr schmalen Kraterrand ist ein Weg zu erkennen, Geli geht ihn ein Stück.

Rückweg. Querfeldein über das Sandmeer Richtung Bergdorf mit unserer Unterkunft, MapsMe hilft. Ein letzter steiler Aufstieg,

oben blicke ich zurück, tolles Panorama auch von hier, noch nicht dunkel, aber der Vollmond macht schon besonderes Licht. Duschen, essen gehen. Teuerstes Bier in Indonesien, egal. Wie geht's morgen weiter? Es gibt so Überlegungen ... vielleicht ... eventuell ... morgen früh doch zum Sonnenaufgang zu einem Aussichtspunkt ... weil es ja heute so bewölkt war ... Wir hadern, wir kennen uns, einfach schwer für uns so früh. Vorm Einschlafen Wecker stellen oder nicht? Wir einigen uns!
3:45 klingelt's. Mein Vorschlag war nämlich: nicht soo früh aufstehen und einen Aussichtspunkt nahe des Dorfes nehmen (ich denke an den Panoramablick gestern am Schluss). Gelis Bedenken: wenn wir schon früh aufstehen, dann aber auch für einen richtig schönen Blick! Recht problemlos klappt es mit dem Aufstehen und Fertigmachen (warm anziehen, es ist kalt hier oben). Wenn wir wollen, können wir! Die Stelle von gestern abend ist schnell erreicht, wirklich schon ganz schön bei dem sehr hellen Mond. Da wir noch Zeit haben, geht Geli den ansteigenden Weg auf dem Kraterrand weiter, Handytaschenlampe reicht, wir kommen höher und höher. Noch besserer Blick, noch besserer Blick. Schließlich ist die höchste Stelle in Dorfnähe erreicht, wir sind insgesamt vielleicht 20 Minuten gelaufen, ohne Kraxelei. Und das Besondere: keine Massenveranstaltung, wir haben das hier für uns! Am Horizont ist unter dem schwarzen Nachthimmel schon eine ganz leichte rötliche Färbung zu erkennen.

Die Sonne kündigt sich an. Eine besondere, zauberhafte Stimmung entsteht, einfach so, einfach geschenkt. Dieses Erlebnis allein ist es schon wert, einmal so früh aufgestanden zu sein. Wir genießen die Minuten, es wird heller und heller. Der Himmel irgendwie geteilt. Dem helleren Teil gegenüber immer noch dunkle Nacht mit einem strahlenden Vollmond mittendrin.

Sie kommt. Alles Helle kann nicht mithalten mit dieser Kraft, die da hervortritt, Licht schickt, immer größer wird. Und Wärme.

Es ist nämlich kalt, saukalt. Schal, Jacke und Strümpfe reichen nicht, ich bin durchgefroren. Aber jetzt wird es besser, tut gut.

Über dieses Erlebnis des Sonnenaufgangs ist unser eigentliches Anliegen ein bisschen in den Hintergrund getreten. Wir wollten ja das Bromo-Panorama genießen. Das tun wir nun auch, Fotos.

Geli fehlen ein bisschen die Wolken über dem Sandmeer, die im Reiseführer so dekorativ das Foto von dem Moment hier schmücken. Aber es ist auch so großartig. Wir treten erfüllt den Rückweg an.

Nochmal hinlegen, wenigstens kurz. Wir müssen uns rechtzeitig um den Transport zurück zum Bahnhof in der Stadt kümmern, 13 Uhr nochwas fährt unser Zug, viele Möglichkeiten gibt es nicht. Aus einem bereits vollbesetzten, klapprigen Bus kommt das Angebot, noch zuzusteigen. Wir wissen nicht, wo wir hinpassen sollen, auch mit den großen Rucksäcken. Die zuständigen Männer reden irgendwas, wir sind ein bisschen unschlüssig, der Bus fährt ohne uns ab. Jetzt sitzen wir da, weit und breit keine weiteren Touris zu sehen. Bekommen wir den nächsten Bus voll? Müssen wir den Transport alleine bezahlen? Es dauert, aber es klappt. 6 weitere Leute finden sich, Holländer, Tschechen und Polen. Eigentlich fährt der Bus erst mit 15 Personen ab, wenn weniger, dann teurer. Wir beraten in der Gruppe, in der einige den gleichen Zug wie wir bekommen müssen. Noch ist etwas Zeit. Aber es kommen keine weiteren mehr. Etwas teurer geht's los, bergab nun schneller, rechtzeitig am Bahnhof, alles gut.