Montag, 28.01.2019

Westküste Südinsel

Nachtrag 1: Wir haben zu unserem vorherigen Eintrag (22.01.) noch ein paar schöne Bilder gefunden und diese nachträglich eingefügt. Wen's interessiert, der kann ja mal ...

Nachtrag 2: Am 16.01. hatten wir "Bergfest", also Halbzeit unseres langen, sich am Anfang 'ewig' anfühlenden Unterwegs-Seins. Das war der Tag, an dem wir ein wunderschönes Teilstück des Abel-Tasman-Walks gelaufen sind. Das zu  erleben, war für uns 'Fest' genug. Ein paar Gedanken dazu sind uns dann doch noch durch Kopf und Bauch gegangen. Dieses Datum hat uns sehr bewusst gemacht, dass unser besonderes Jahr und das zeitweise auch etwas langatmige Reisen durch die Welt (siehe unseren Beitrag vom 24.12.) in dieser Form dann einmal wirklich zuende ist! Das fanden wir in dem Moment schon schade, kurz auch ein trauriges Gefühl ... Aber der Becher ist immer noch halb voll!

Und wir freuen uns natürlich darauf, euch alle wiederzusehen! Und auch darauf, es uns zuhause mal wieder richtig gemütlich zu machen.

Nun aber weiter mit dem nächsten Eintrag:

Ein paar Dinge haben wir noch zu erledigen in Takaka, danach fahren wir gen Südwest. Dazu gehören u. a. in einer Zahnarztpraxis professionelle Zahnreinigung für Geli und noch einmal Brot aus der deutschen Bäckerei. Zunächst müssen wir "over the Hill", wie es hier überall heißt. Der Bergrücken, den wir zu überwinden haben, um aus dem nördlichen Teil heraus zu kommen, ist schon eine gewaltige Barriere. Steil, sehr kurvig und mit einigen Baustellen. Die Überquerung zieht sich.

Es geht durch das Landesinnere der Südinsel mit Bergen und Tälern, großen Rinderherden, Schafen, Hopfen, Beeren und anderem Obst.

Wir landen an der Westküste bei Westport, Carters Beach. Abends regnerisches Wetter, kochen und essen in der Campingplatzküche unter tatkräftiger Mithilfe von Alena, 3-jährige Tochter von Campnachbarn.

Am nächsten Morgen Sonne, Strand und Küstenwanderung zu einer Robbenkolonie.

Unterwegs treffen wir neben Alena und Familie noch Natalia aus Kasachstan, seit vielen Jahren in Australien und Neuseeland wohnhaft, aber immer noch mit starkem (russischem?) Akzent. Ich kann ihr Englisch ganz gut verstehen, besser als das ihrer neuseeländischen Freundin, die mal wieder schnell und breit spricht. Natalia erzählt uns einiges über die Gegend, ihr Leben hier und dies und das. Schließlich bietet sie uns an, uns zu unserem Auto zurück zu bringen, sie steht mit ihrem Wagen am Ende der Strecke. Beim Einsteigen nimmt Geli die Jacke, die auf dem Rücksitz liegt, in ihre Hand um sich zu setzen - und lässt sie irgendwie nicht mehr los, bis wir am Ziel in unser Auto einsteigen wollen. Ohje, ganz in Gedanken Natalias Jacke mitgenommen, die doch so freundlich war und längst auf und davon ist. Was nun? Rein in's Auto und ganz schnell hinterherfahren! Wir merken bald: das wird nix, wir kennen ja ihren Weg gar nicht. Also Stopp und überlegen. Gut, dass sie einiges von sich erzählt hat.

Geli erinnert sich, in welchem Ort sie wohnt und dass sie Zimmer vermietet. Bei MapsMe findet sie das kleine Dorf, Charleston heißt es und es liegt auf unserem Weg an der Küste entlang nach Süden! Dort angekommen, fahren wir ein bisschen herum, fragen einen Anwohner. Er kennt sie und ihren Mann, beschreibt uns den Weg. Die Orte sind zwar klein, haben also nur wenige Einwohner, die Fläche, über die sie sich erstrecken, ist aber manches Mal groß. So müssen wir ein ganzes Stück durch Felder und Wälder fahren, bis wir an ein Gelände kommen, auf das die Beschreibung zutreffen könnte. Häuser sind nicht zu sehen, hier sind auch die Grundstücke groß und bepflanzt und mit Erdwällen umgeben. Ein Weg führt hinein und rechts sehe ich plötzlich ein umgekipptes Schild: Natalia und ... (den Namen weiß ich nicht mehr, aber es ist der, den der Anwohner uns genannt hat)! In einer offenen Scheune sitzt ein älterer Mann und trinkt eine Flasche Bier. Auf Gelis Frage zeigt er den Weg noch weiter entlang um eine Kurve, Natalias Mann ist er nicht. Um die Ecke dann ein tolles Haus, entweder neu oder super renoviert und ein Mann auf einem Rasentraktor beim Mähen, so groß ist das mit vielen Bäumen bewachsene Grundstück. Er zeigt zum Haus - wir haben es geschafft und Natalia kommt uns mit großem Erstaunen schon entgegen! Sie hat das Verschwinden der Jacke noch gar nicht bemerkt, freut sich aber, dass wir uns so bemühen, sie zurück zu bringen. Wie wir sie bei der Wanderung kennengelernt haben, hat sie gleich noch einen Tipp für einen kurzen Ausflug, wenn wir schon mal in der Gegend sind ... Das machen wir dann tatsächlich und entdecken einen abgelegenen Fluss vor steil aufragenden Felswänden.

Eine alte kleine Eisenbahn aus Goldgräberzeiten kommt davor gerade angefahren, die einfachen kleinen Waggons voll mit Menschen in merkwürdiger Aufmachung: eingepackt in dicke Gummianzüge kehren sie gerade vom "Underworld Rafting" zurück, eine Werbung, die wir vorne an der Hauptstraße schon wahrgenommen hatten und unter der wir uns nichts so richtig vorstellen konnten. Jetzt erzählt man uns voller Begeisterung, was es damit auf sich hat. Es gibt hier ein unterirdisches Höhlensystem, das von dem Fluss durchströmt wird. Nach einem abenteuerlichen Einstieg treibt man/frau auf dicken Reifen im Wasser durch die Höhlen und kommt dabei auch in eine sehr dunkle, die an der Decke von vielen Glühwürmchen erhellt wird. Nach dem Ausstieg fahren alle mit der erwähnten Kleinbahn zurück zum Ausgangspunkt. Wir sind ganz angetan von dem Bericht und gucken an der Hauptstraße nochmal nach dem Angebot. Alles ausgebucht, erst übermorgen gäbe es eine Möglichkeit. Passt wieder überhaupt nicht zu unseren Reiseplänen, wir ziehen bedauernd weiter.

Der Reiseführer weist als Nächstes auf die längste Hängebrücke Neuseelands hin, die gucken wir uns an und wagen den Gang hinüber.

Dort ein kleiner Weg zu Erdspalten vom letzten Erdbeben, der Riss verdeutlicht das Aufeinandertreffen der pazifischen und der australischen Erdplatte. Große geologische Vorgänge, hier im Kleinen erkennbar (allerdings schon wieder recht zugewachsen und nivelliert, so schnell ist die Natur).

Eine weitere Station ist eine Goldmine, in der heute noch manchmal Goldstaub gewonnen wird (Ausbeute lohnt nicht mehr). Die Gerätschaften dafür aus dem 19. Jahrhundert sind alle noch da, wir können sie und viele Tunnel bei unserem Rundgang besichtigen. Erläuterungen dazu gibt vorher eine junge Frau aus Deutschland, Freundin des Ururenkels des schottischen Begründers der Mine, die also immer noch im Familienbesitz ist.

Der von Wurzeln überwucherte Eingang eines besonders ergiebigen Tunnels wird von einer etwas gelangweilten Wärterin bewacht. Es kommen kaum Leute vorbei ... 

Für mich macht sie eine Ausnahme und lässt mich wenigstens einen Blick hinein werfen 

Auf dem weiteren Weg schöne Ausblicke hier und da.

Lang verweilen können wir nicht, wir wollen heute noch bis zu den Pancake Rocks und das schaffen wir auch. Es war lange Zeit rätselhaft, woher diese merkwürdige Gesteinsschichtung kommt, die an aufeinander gestapelte Pfannkuchen erinnert, daher der Name. Heute geht man davon aus, das dicht übereinander liegende, unterschiedlich harte Kalksteinschichten mehr und weniger erodiert sind und dabei diese Muster entstanden sind.

    

 

Blow Hole bei den Pancake Rocks

Sogenannte Nikau Palmen, die es nur in Neuseeland gibt, sind hier besonders häufig 

Auf dem nahegelegenen Campingplatz in Punakaiki läuft es wie immer: kochen in der Campküche, Leute treffen, Geschichten hören und erzählen, verabschieden, schlafen, weiterziehen.

Unterwegs in Greymouth tanken und einkaufen, Ankunft in Hokitika. Am nächsten Tag ist es dort sonnig und bewölkt, wir fahren in die Berge zu einer Schlucht mit Hängebrücke. Das Wasser hier sollte laut Werbeprospekt türkisblau und milchig sein, da es aber in den letzten Wochen stark geregnet hat, ist die Farbe ein bisschen anders ...

Anschließend umrunden wir (mit dem Auto ...) einen schönen See mit dichtem Regenwald, machen aber hier und da eine kleine 'Laufpause'.

 

Jungs beim Spielen am See

Dann finden wir einen Hinweis auf einen der letzten Kahikatea-Wälder. Das sind bis zu 60 m hohe Urwaldriesen, die größten Bäume Neuseelands, leider von europäischen Siedlern massiv abgeholzt. Manche stehen hier seit 500 Jahren und die Art gibt es bereits seit Dinosaurier-Zeiten.

Zurück im Ort begeben wir uns an den Strand, wo in diesen Tagen ein Wettbewerb 'kreatives Gestalten mit Strandgut'  (Hokitika Driftwood Festival) ausgetragen wird. Der Platz eignet sich besonders gut, weil hier kilometerweit Mengen von Baumstümpfen, Ästen, Wurzeln herumliegen. Alle können mitmachen, jedes Werk hat einen Anhänger mit Bezeichnung und Urheber, Besucher stimmen ab. Wir finden einige interessante und lustige Montagen.

 

 

Vom Festival inspiriert, wird auch Peter kreativ ...

Neben vielen Tieren wie Alpakas, Hühner, Wildschweine, Katzen, Schafe sind auch nette Leute auf dem Campingplatz, junge und ältere.

Wir verbringen am nächsten Tag einige Zeit zusammen in der Campküche mit Wohnzimmer, weil es ununterbrochen regnet. Geli hat Rückenprobleme und Ischiasbeschwerden. Ursache: Ihr fehlt Yoga und Fitnessgymnastik! Wie sie halt so ist, erzählt sie das in der Küche und siehe da, ein Physiotherapeut aus Duisburg ist anwesend und berät bei Übungen, die Geli umgehend auf dem Teppichboden des "Wohnzimmers" ausführt. Mit ihm und seiner Frau (Lehrerin ... ) folgen lange Gespräche. Zwischendurch kurze Kontakte zu vier jungen Frauen aus Deutschland, die gerade ihr Abi gemacht haben (davon gibt es hier wirklich sehr viele) und die z. T. aufmerksam unsere Lehrersichten vom Schulgeschehen verfolgen.

Leider nur ohne Menschen

Das nasskalte Wetter ist besonders blöd in der Nacht, wenn wir zum Pinkeln raus zu den Toiletten müssen. Ich beeile mich danach, durch den Regen schnell wieder zurück in's warme Bett zu kommen, bin geblendet von dem hellen Licht auf der Toilette und trete in schnellem Lauf gegen einen Stein, falle mit Füßen, Knien und Händen in den Matsch. Knie aufgestoßen, Zehen in den Sandalen verstaucht, tut weh, bin nass, bin müde, Mist! Geli, die den Gang unverletzt überstanden hat und wieder im Bett liegt, darf ich nichts sagen, weil sie nachts nicht angesprochen werden will, kann sonst nicht wieder einschlafen. Also hole ich mir mein Handtuch, das zum Trocknen immer über dem Fahrersitz hängt und wische - nur mit den äußeren Enden, damit ich mir nicht das ganze Handtuch versaue - Hände, Kniee und Füße ab, rein in's Auto, ab wieder unter die Decke, mir reicht's! ... Und ich schlafe dann doch ganz gut wieder ein ...