Dienstag, 05.03.2019

Nordinsel - anders, aber auch schöne, besondere Ecken

Die Geschichte unserer 'Abenteuer' geht weiter, wieder sehr ausführlich. Wir möchten auf diese Weise die Reise auch für uns dokumentieren, uns später an Details erinnern. Sorry for that, lest einfach drüber weg.

Von Turangi fahren wir am Lake Taupo entlang zum namensgebenden Ort.

Uns war die lange Seepromenade dort empfohlen worden. Wir laufen hin und her, rasten in einem Strandcafé, wo wir österreichische Großeltern mit ihren 2 kleinen australischen Enkelsöhnen treffen. Etwas, was uns schon einige Male begegnet ist. Erwachsene Kinder ziehen von Europa nach Australien, um sich hier ein (anderes) Leben aufzubauen. Eltern (und andere Familienangehörige) bleiben zurück, versuchen mühsam Kontakt zu halten, auch zu den irgendwann geborenen und so weit entfernten Enkelkindern. Besuche in Australien. Im Pensionsalter länger, damit es sich lohnt. Zusammenrücken in der Wohnung der Kinder, tägliches Zusammensein, vor allem mit den Kleinen. Der Großvater ist schon etwas ermattet, schließlich sind sie jetzt 2 Monate hier. Er bleibt in der Sonne sitzen, während die Oma sich müht und anständiges Verhalten von den 3- und 5-jährigen einfordert, die einfach keine Lust auf eine Stunde Café haben und überall herumwuseln. Ambivalente Gefühlslage, morgen geht's zurück nach Österreich, Trauer und Erschöpfung, Nähewünsche und Verhaltenserwartungen, Abschied und Sehnsucht, alles mit und ohne Worte spürbar.

Wir fahren ein bisschen herum in der Umgebung. Besichtigen die Huka-Falls. Hier fließen 20000 Liter Wasser pro Sekunde den angeblich 9 Meter hohen Wasserfall herunter. Kommt uns zwar nicht so hoch vor, die Wassermassen sind aber beachtlich.

Dort treffen wir ein nicht mehr ganz so junges englisches Paar wieder, mit dem wir vor ca. vier (!) Monaten zusammen auf Fraser Island waren. Auch die beiden sind länger u. a. in Neuseeland und Australien unterwegs, machen die Reise ihres Lebens. Freudige Überraschung, Geschichten hin und her, Tipps. Wirklich nett die beiden, nach der Verabschiedung habe ich ein bisschen das Gefühl, trotz der unzähligen Bekanntschaften unterwegs hier doch besser Adressen ausgetauscht zu haben. Wir werden sie wohl nie wiedersehen, schade.

In der Nähe gibt es ein Geothermalkraftwerk. Wie bereits berichtet, befinden wir uns in einer entsprechenden Zone. Besichtigung möglich, aber laut dem Mann am Tor sind wir zu spät heute. Er schickt uns zu einem frei zugänglichen Aussichtspunkt, von dem wir die Stätten angucken können, wo das heiße Wasser herkommt. Den finden wir nicht gleich, landen stattdessen bei einem ganz versteckten Campingplatz im Wald mit vielen Tieren, u.a. Alpakas. Warum die Australier und die Neuseeländer diese Tiere hier vergleichsweise häufig halten, konnten wir nicht so richtig in Erfahrung bringen.

Dann aber der Ausblick. Ein Amerikaner ist mit uns hier, ich versuche mit ihm meine Begeisterung für diese Art der Energiegewinnung zu teilen, im Gegensatz zu den massiven fracking-Aktivitäten der USA und der Nutzung fossiler Energieträger. Er stimmt zu, scheint angetan, was denkt er wirklich? In Zeiten der Wahl eines Donald Trump weißt du ja nie ...

Die Ausmaße der Anlage sind enorm, mit unserer Kamera lässt sich dies nicht wirklich einfangen.

Zurück in der Stadt finden wir ein Lokal, essen. Mal wieder nicht so doll für mich, fettes Fleisch bleibt liegen. Immerhin habe ich jetzt verstanden, dass ich "stir fried" bestellen muss, wenn ich das haben möchte, was ich mag. So gesehen am Nachbartisch und bei der Bedienung nachgefragt.

Unser Airbnb ist gut für den Preis, eigenes Badezimmer, Kühlschrank, Wasserkocher, mehr aber auch nicht. Ein bisschen laut in der Nacht, die Straße führt direkt vorbei. Am nächsten Morgen geht es recht früh los, wir wollen ein ganzes Stück nördlich der Stadt die Öffnung des Wehrs vor den Huka-Falls miterleben. Große Wassermassen donnern dann durch die engen Passagen vor den Wasserfällen. Wir sehen sie noch gerade so.

Die waren aber sehr pünktlich mit der Öffnung! Auf dem Rückweg zum Auto findet Geli den Wohnungsschlüssel von heute morgen in ihrer Tasche - nochmal zurück, Mist.
Für die nächsten fünf Tage haben wir ein Airbnb-Schlafzimmer in Rotorua gebucht. Auf dem Weg dorthin liegt das berühmte Geo-Thermalgebiet Wai-O-Tapu, touristisch sehr gut besucht. Geli hat unter Inkaufnahme eines kleinen Umwegs ein weiteres, verstecktes, nichtsdestoweniger spektakuläres Thermalareal entdeckt und da fahren wir jetzt hin. Es heißt Orakei Korako, befindet sich weit abseits der Hauptstraße und liegt auf der anderen Seite eines Flusses, ist nur mit einer Fähre zu erreichen. Wir hoffen, dass dies alles die Zahl der Besucher reduziert. Und tatsächlich, mit einigen wenigen Leuten haben wir das erstaunliche und wie nicht von dieser Welt stammende Feld für uns. 

Am Nachmittag erreichen wir Rotorua, machen Rast an einem  See und nehmen 'Riechproben' in der Stadt. Es soll hier nämlich ein permanenter Schwefelgeruch in der Luft liegen, so verbreitet blubbert es hier überall aus dem Boden, wie z. B. in einem Thermalpark mitten in der Stadt.


Anm. Geli: In der Nähe der dampfenden Seen entdecke ich diese Sumpfhuhnart, genannt 'Pukeko'. Sie fallen besonders durch ihre tiefblaue Brust auf. 'Pukekos' sind uns nicht nur in Neuseeland häufig begegnet, sie sind auch in Australien beheimatet.

Bei unserer Unterkunft etwas außerhalb, daher geruchsfrei, soll es Fahrräder zu mieten geben und eine Werkstatt ist auch gleich mit dabei. Wie sich herausstellt, fertigt Jeff hier etwas grummelig und nicht soo gesprächig äußerst hochwertige Mountainbikes und spezielle Räder, u. a. für Single-Speed-Rennen. Das Letztere heißt: keine Gangschaltung, nur eine Übersetzung, aber die hat es in sich! Mit diesem Rad hat ein Neuseeländer vor Jahren die Weltmeisterschaft gewonnen!

Die Unterkunft ist nicht vom Feinsten, aber seine für die Vermietung zuständige Partnerin Janelle ist eine sehr nette, unkonventionelle und betriebsame Frau. Wir teilen Bad und Küche mit den Bewohnern. Jeffs jüngere Söhne sind am Wochenende zu Besuch. Unser Schlafen, Essen kochen, duschen klappt problemlos mit dieser Familie und in dem recht großen Bungalow.

Die Wäsche, die wir jetzt mal waschen müssen, nimmt Janelle zu ihrer mit dazu. Wir hängen alles zum Trocknen auf und bekommen am nächsten Tag unseren Teil zusammengelegt zurück.
Bei Jeff leihen wir Räder aus. Das sind dann aber schon "normale" Mountainbikes, nachdem wir erklärt haben, dass wir viel Fahrrad fahren, aber nicht so sportlich ambitioniert auf speziellen Mountainbike-Trails. Die befinden sich nämlich zuhauf und z. T. sehr anspruchsvoll nebenan im Whakarewareewa-Forest. In einem 6 ha großen Teilstück dort, "Redwood Memorial Grove" genannt, wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Rahmen eines Programms zur Bewertung der Lebensfähigkeit verschiedener exotischer Baumarten für die kommerzielle Forstwirtschaft in Neuseeland kalifornische Redwoods gepflanzt.

Einige von denen sind aufgrund der reicheren Böden und der höheren Niederschläge in der Region hier schneller als in Kalifornien  gewachsen und erreichen nur 100 Jahre später eine Höhe von über 70 Metern. Das Gebiet ist jetzt geschützt, wird weiterhin mit Redwoods bepflanzt und dient der Erholung. Es ist auch Heimat für vom Aussterben bedrohte Vogelarten geworden. Als wir das erste Mal auf einfacher Strecke dort hinein fahren, sind wir und besonders Geli überwältigt von der Pracht dieser Bäume. Es gibt an einer Seitenstraße ein Infocenter und einen Baumwipfelpfad, das merken wir uns. Aber jetzt auf befestigter Straße (ohne Autos) erstmal weiter in den Whakarewareewa-Forest, wir wollen zum Mountainbike-Zentrum und uns genauer informieren über passende Strecken. Es geht steil hoch, schon fast zuviel für mich. Ich bin aber auch ziemlich dick angezogen, war kalt beim Start heute morgen. Auf der Anhöhe finden wir unter vielen anderen den Hinweis auf eine Abfahrtsstrecke niedrigerer Kategorie mitten durch den Wald, das können wir wohl wagen. Ich fahre vor - und es macht Spaß! Und auch Geli höre ich hinter mir juchzen. Recht eng, Kurven, steile kleine Hügel auf und ab, immer bergab mit einiger Geschwindigkeit. Da ist es fast schade, dass der Weg zuende ist und wir auf dem befestigten Weg weiter zum Zentrum fahren. Ergiebig ist es dort nicht, fast nur zu steile und weite Strecken gibt es hier. Also ziehen wir weiter über normale Straßen zurück Richtung Rotorua. Dabei passieren wir ein weiteres großes Geo-Thermalgebiet. Die Hauptattraktion, einen Geysir, der in Abständen gewaltig in die Höhe schießt, wollen wir uns in den nächsten Tagen bei einer kleinen Wanderung vom Whakarewareewa-Forest aus anschauen. Durch kleine Waldgebiete und an Flussläufen entlang erreichen wir einen interessanten Fahrradweg an der Sulphur Bay des Lake Rotorua.

Auch dort überall schwefelige Thermalquellen, die schon von den Maoris und den ersten europäischen Siedlern für Bäder genutzt wurden (nicht ohne Unfälle aufgrund der Gase). Ein Maoridorf gibt es auch heute noch am See, wir schauen kurz vorbei.

Kunstvoll geschnitztes Maori-Eingangstor.

Besonders schön ist das ehemalige Badehaus Rotoruas.

Die im Jahr 1904 schlossartig erbaute Anlage beherbergt heute ein Museum, welches momentan aber erdbebensicher renoviert wird.

Es gibt etwas zu erledigen. Neues Ladekabel für die Handys aus einem der großen Einkaufszentren. Gelis interner Handyspeicher und ihre SD-Karte sind voll mit Tausenden von Fotos, die sie bisher gemacht hat. Auf dem Handy geht gar nichts mehr!!! Nun sollen alle Fotos aus dem internen Speicher zum Erhalt der schnellen Zugriffsmöglichkeit auf eine neue, größere Speicherkarte, die anstatt der bisherigen eingesetzt wird. Das muss 100%-ig klappen, die Verlustpanik lauert schon im Hintergrund. Dafür brauchen wir einen PC. Jeff will ihr seinen nicht geben, schlechte Erfahrungen mit Viren. Was bleibt? Die örtliche Bibliothek. In Australien wie bei uns eine weit verbreitete und bürgernahe Institution, deren öffentlich zugängliche PCs auch wir nutzen dürfen.

Während Geli am PC sitzt, entdecke ich dieses Buch ...

Klappt alles super wie gewünscht. Neuer Speicherplatz für neue Fotos! So gerüstet fahren wir mit unserem kleinen Auto nachmittags zu einigen wunderschönen Seen, in den Bergen der Umgebung.

Lake Rotokakahi (Grüner See)

Lake Tatawera und Lake Tikitapu (grüner See)

Wir lesen auf einem Plakat von einer Bootstour über den Lake Tarawera zu einem Hot Water Beach. Wasser aus heißen Quellen direkt am Seerand. Das ist es!

Ich vermisse schon seit Längerem warmes Baden in der Natur, hier geht's. Als wir am nächsten Tag zur Abfahrtszeit wieder da sind, stellt sich heraus, dass das Boot nicht fährt. Enttäuschung. Geli versucht am Telefon noch irgendetwas hin zu bekommen, aber es bleibt nur der lange Wanderweg dorthin und evtl. zurück mit dem Boot. Zeitlich sehr eng, kein Wasser und keine Verpflegung unterwegs. Aber ich will dahin! Ein paar Menschen kommen und gehen, baden hier, paddeln herum und - fahren mit Motorbooten u. a. zum Angeln auf dem See herum. Ahaaa! Ich spreche einen jüngeren Mann an, der gerade mit seinem Kompagnon ein richtig schickes Schiff vom Trailer in's Wasser gelassen hat. Kein Problem, sagt er, sie nehmen uns mit, bringen uns zu besagtem Beach, einfach so. Zurück geht nicht, sie bleiben über Nacht draußen. Kein Problem, sage ich, wir laufen zurück. Er schaut skeptisch auf meine nackten Füße. "Nein, Wanderschuhe haben wir dabei." Geli guckt etwas ungläubig, steigt aber verhalten mit ein - was ist das jetzt wieder für ein 'Peter-Abenteuer'? Rasant geht die Fahrt über den See. Besten Dank und guten Fang!

Schnell in die Badehose und ab in's Wasser. Dort ist es anders als erwartet, ganz kühle Stellen, dann wieder warm, hin und her. Ich bewege mich immer mehr auf die Quellen zu, vorsichtig, und das ist auch gut so.

Denn stellenweise ist es richtig heiß, nicht auszuhalten. Ich suche nach einer Stelle mit guter Mischung und finde sie, allerdings nur bis Sitztiefe, muss dabei ständig das Wasser herumschieben, mischen, um eine einigermaßen angenehme Temperatur hinzubekommen. Mit entspanntem Schwimmen in warmen Wasser hat das nicht viel zu tun. Es ist trotzdem schön, toller See, ruhige Landschaft, sonniger Tag.

Was macht eigentlich Geli? Die nähert sich allmählich, hat Zeit damit verbracht, irgendeine komfortablere Rückkehrmöglichkeit zu finden. Und sie hat es geschafft! Wir werden in einer Stunde von einem Boot der Ausflugslinie abgeholt, die heute nur wenige Touren machen, aber dies mit einem anderen Auftrag verbinden konnten. Telefonisch geklärt hat das der Platzwart des hier gelegenen, sehr einfachen Campingplatzes (auf dem z. Zt. auch nur ein Zelt steht) auf seinem Katamaran. Na bestens, alles geregelt, nun gemeinsam die heißen Quellen genießen.

Nach der Rückkehr genießen wir noch kurz im Café an der Anlegestelle Kaffee und Kakao und fahren dann an einem weiteren See entlang zurück.

Was machen wir noch? In der Stadt haben wir eine Art "Fressmeile" gefunden: Pubs, Bistros, Eisdielen, Restaurants etc. Jetzt nicht so Billigläden und pöbelndes Publikum, etwas edler. Nicht weit vom Seeufer, deshalb kommen wir ein paar Mal hier vorbei, finden eine gute Pizza, Bratwurst, Stampfkartoffeln usw. Und leckeres Bier. Eine Gaudi bekommen wir dort dann doch noch mit: Chilli-Wettessen. Wir können es kaum glauben, welche Mengen an z. T. oberscharfen Chillivarianten vertilgt werden. 2 Frauen und 4 Männer beteiligen sich, darunter der mehrmalige lokale Sieger.

5 der 6 Teilnehmer/innen vor dem Wettbewerb: Noch sind sie bester Laune

Wer aus dem vor ihr/ihm stehenden Wasser- und Milchgläsern trinkt oder ausspuckt, scheidet aus. Zunächst die Amerikanerin, dann die Frau aus dem asiatischen Raum tun sich das nicht länger an und scheiden aus. Am Ende zwei Männer, einer aus Schottland, ein Aussie.

Der 'Meister' ist schon raus. Rote, feuchte Augen, Luftgeschnappe bei dem einen, ganz cool der Australier (ganz rechts) - er gewinnt, bekommt viel Applaus und 100,- $ + Essensgutschein, nicht gerade pralle. Am Schluss werden im Publikum Reste der verkosteten Chilipizza verteilt. Geli probiert ein winzig kleines Stück und kann es nicht fassen! Davon haben die ganze Stücke gegessen??? Sie ist froh über einen Schluck Milch, der ihr vom Banknachbarn angeboten wird.

Wie wir uns das so gedacht hatten, unternehmen wir noch die kleine Waldwanderung zu schönen Aussichtsplätzen, von wo wir auch den bereits erwähnten Geysir in aller Pracht bewundern können.

Außerdem ein ausgiebiger Spaziergang durch den Redwood-Wald

und am späteren Abend den Canopy Treewalk, der zwischen den hohen Stämmen der Redwood-Bäume hindurch führt. Über den Hängebrücken können wir dabei Holzlaternen-Skulpturen bewundern, die in der Dunkelheit beleuchtet werden. Gleichzeitig leuchten farbige Scheinwerfer einige Waldbodenvegetationen und Baumfarne aus.

Die gesamte Installation wurde nach strengen ökologischen Vorgaben von einem neuseeländischem Designer entworfen (David Trubridge). Den Baumwipfelpfad selbst hat eine deutsche Firma so aufgebaut, dass die Bäume in ihrem Wachstum nicht behindert werden. Dieser stimmungsvolle Gang ist ein schöner Abschluss unserer Zeit in Rotorua.