Sonntag, 18.11.2018

Bäume, Seen und Wasserfälle

Wir kommen am frühen Abend am Lake Tinaroo in den ca. 700 Meter hoch gelegenen, hügeligen Atherton Tablelands an. Am Campingplatz werden wir von besonderen Vögeln begrüßt.

Wie ich am nächsten Tag erfahre, heißt dieser in Australien häufig vorkommende, bodenbewohnende Vogel (Bush-stone) Curlew und und sieht so aus:

Curlews treten hier immer in Gruppen auf, sie sind in den nächsten Tagen/Wochen unsere ständigen Begleiter. Ihr Ruf ähnelt einem Wehklagen und manchmal hören wir sie auch zischen.
Durch ihre manchmal unbewegliche Körperhaltung und ihren wachen Blick erinnern sie mich ein bisschen an Erdmännchen.

Der Campingplatz selber ist mal wieder schön leer. Wir stellen uns neben ein älteres australisches Paar mit Wohnwagen, Ford und Fahrrädern (so wie wir, wenn wir zu Hause unterwegs sind). Leider wechseln wir nicht ein Wort mit ihnen, weil sie offensichtlich lieber unter sich bleiben wollen. 

Am nächsten Tag ruhen wir uns aus, waschen unsere Wäsche und das Auto (alles ist sehr staubig vom "Outback"), lesen ein wenig und kümmern uns um unser Abendessen. Seitdem wir mit dem Camper unterwegs sind, haben wir irgendwie mehr zu tun, eigentlich kaum zu glauben, aber die tägliche Essenszubereitung und alles was damit zusammenhängt lässt uns tatsächlich weniger Zeit für das Schreiben unseres Blogs. Manches Mal sind wir nach dem Abendessen auch einfach zu müde. In Indonesien haben wir oft die Fahrten in Bus, Bahn und Flugzeug genutzt um Text zu produzieren. Im wackeligen, holpernden Auto dagegen ist es äußerst schwierig zu schreiben.

Nach einer wunderbar kühlen Nacht - wir mussten sogar die dicke Bettdecke rausholen - wollen wir am nächsten Tag auf dem großen See paddeln. Es ist aber sehr bewölkt und sieht nicht so einladend aus. Wir entschließen uns deshalb, mal wieder eine Radtour zu machen. Laut der Homepage des Campingplatzes können wir hier Räder ausleihen. Leider Fehlanzeige!!! In einem nahegelegenen Resort gibt es welche, jedoch sind diese in einem schlechten Zustand. Ich bekomme das Fahrrad des jugendlichen Sohnes des Chefs, nach ein paar Kilometern kann ich nicht mehr auf das kleinste Ritzel schalten. Peter hat ebenfalls Probleme mit der Schaltung. Um den ganzen See (ca. 80 Kilometer) werden wir es mit diesen Rädern unmöglich schaffen. Na ja, schauen wir mal, wie weit wir kommen.

Der See ist übrigens nur zu 23% gefüllt, auch hier hat es weniger als sonst geregnet im letzten Jahr.

Zunächst ist die Straße noch befestigt, nach einer Weile ändert sich dies. Wir kommen aber aufgrund des dickeren Reifenprofils der Räder damit zurecht. Es geht jedoch praktisch den gesamten Weg ständig bergauf und bergab und anders als uns die Frau vom Campingplatz weismachen wollte, gibt es auch keine Downhillstrecke nach der Hälfte des Weges! Peter bezeichnet unseren Ausflug als kombinierte Rad-/Wandertour, denn wir müssen - recht ungewohnt für uns - öfter mal schieben. Trotz der Höhe der Atherton Tablelands ist es immer noch sehr tropisch hier. Wir haben einige atemberaubende Ausblicke auf die Natur.

Und dann kommt etwas, was insbesondere Peter emotional sehr bewegt. Wir haben ja schon öfter besondere "strangler fig trees", so genannte Würgefeigen, gesehen, aber die, die wir hier sehen, verschlägt uns wirklich fast den Atem! Ihr Name ist "cathedral fig" und wir finden, dass dies ein absolut treffender Begriff ist!

Wo ist Geli?

Am nächsten Tag werden wir uns noch einen nicht minder imposanten Baum angucken, den "curtain fig tree" (siehe oben). Die Fotos können vermutlich nicht annähernd zeigen, wie gigantisch diese 500 Jahre alten Bäume sind.
Die Samen dieser Würgefeigenart keimen, von Vögeln oder anderen Tieren transportiert, oben auf einem anderen Baum, die ausgebildeten Wurzeln wachsen dann durch die Luft nach unten und verankern sich anschließend in der Erde. Nun wachsen diese Wurzeln stark und schlingen sich um den Wirtsbaum, so dass dieser schließlich abstirbt. Das Besondere dieser beiden Exemplare hier ist, dass sie auch noch einen zweiten Baum umschlungen haben.

Gestärkt durch die "Kraft des Baumes" ?strampeln wir weiter zum Lake Barrine. Was für ein kleiner, friedlicher Vulkansee! Wir lassen es uns bei kalten Getränken, Kaffee/Kakao und leckerem Kuchen gutgehen.

Der freundliche Kellner erzählt uns von seinem Austauschjahr in Celle und dass er auch Hannover gut kennen würde.

Am See entdecken wir weitere riesige Bäume, diesmal Koniferen, die so genannten Kauri pines, sie werden bis zu 50 Meter hoch. Wieder stehen wir staunend vor diesem Zwillingsexemplar.

Nun unsere letzten Kräfte zusammennehmen um den letzten Anstieg nach Yungaburra zu schaffen. Zu allem Übel löst sich auch noch Peters Lenker. Nun ist endgültig klar, dass wir die letzten 30 Kilometer nicht mehr fahren können.
Peter hat die Idee, in einem Pub/Hotel nach der/dem BesitzerIn eines davorstehenden, alten Pick-up Geländewagens zu fragen. Vielleicht wäre es ja möglich, dass diese/r uns mit den Rädern gegen Geld zum Campingplatz bringt. Und tatsächlich, dieser Van gehört zwar nicht der Wirtin hinter dem Tresen, aber sie hat auch einen. Ja, sie würde uns in der Notsituation gerne zum Campingplatz zurückbringen. Das Problem sei nur, dass gerade Hauptessenszeit sei und sie deshalb jetzt noch nicht wegkönne. Wir warten natürlich und gönnen uns ein herrlich kühles Shandy (Alster) bzw. ein lokales Bier. Nach einer Weile kommt die Wirtin auf uns zu und sagt, sie hätte 2 Fahrer gefunden, die uns mit ihrem Pick-up jetzt fahren würden. Unkompliziert werden die Räder auf der Ladefläche verstaut und es geht los. Es stellt sich heraus, dass unsere jungen "Taxifahrer" deutscher und englischer Nationalität sind und als Backpacker hier gerade für ein paar Monate auf einer Erdbeerfarm arbeiten, im Hotel wohnen. Wir finden es unglaublich, dass sie, um uns zu helfen, ihr Auto selbstverständlich an mehr oder weniger fremde Personen verleiht, freuen uns aber natürlich sehr darüber, rechtzeitig vor dem Dunkelwerden 'zu Hause' zu sein. Wir wollen den beiden etwas Geld für ihre Mühe geben, sie lehnen dankend mit der Bemerkung ab "... man hilft sich unter Backpackern ..." - was für ein Kompliment für uns, wir gehören dazu. Das Benzingeld für die Wirtin nehmen sie auf unser Drängen dann aber mit.

Am nächsten Tag wollen wir versuchen Platypus (= Schnabeltiere) zu sehen. Diese besonderen, mal wieder auch nur in Australien beheimateten Tiere, sehen so aus:

Wir fahren zu einem kleinen Fluss in Yungaburra, wo sie angeblich zu finden sind, gehen dort am Wasser entlang und warten, immer mal wieder leise und geduldig, ... nichts passiert.

Kannste nix machen, war trotzdem ein schöner Spaziergang. Dann schauen wir uns noch ein bisschen die Kleinstadt Yungaburra an. Hier gibt es eine Reihe "alter" Gebäude, die als Kulturerbe aufgelistet sind.

Gasthaus und Hotel, gebaut 1910

Metzgerei (1922)

Nach einer schönen Wanderung um den Lake Eacham, einem weiteren Kratersee, geht Peter dort schwimmen/tauchent - trotz eines hier lebenden Süßwasserkrokodils. Schilder weisen darauf hin, dass es harmlos sei, wenn man es nicht angreift oder belästigt. Wir haben es nicht gesehen ...

Auch hier gibt es wieder eine besondere Vegetation mit zahlreichen riesigen Bäumen.

Neuer Tag, neues Glück: Wir fahren zu einem Platypus Park, wo wir von einer Führerin zu einem kleinen, sehr schön angelegten See gebracht werden.

Wir lernen, dass die Tiere den ganzen Tag aktiv auf Futtersuche sind und wir ruhig normal sprechen können, denn das zeigt ihnen, dass wir keine Raubtiere sind. Nach einer Weile tauchen tatsächlich zwei Schnabeltiere auf, zwar können wir sie nur von Weitem sehen, aber es ist schön anzusehen, wie sie ihre Runden drehen (wenn Ihr das Foto vergrößert, könnt Ihr vielleicht einen erkennen).

Platypus sind übrigens eine von 2 Säugetierarten, die Eier legen, anstatt lebende Jungtiere zur Welt zu bringen! Auch sind sie eine der wenigen Spezies von giftigen Säugetieren. Die männlichen Schnabeltiere haben einen Sporn am Hinterfuß, der ein Gift versprüht, welches beim Menschen starke Schmerzen auslöst.

Den restlichen Tag verbringen wir mit Autofahren durch die Tablelands, vorbei an hügeligen Landschaften und den trotz Regenmangels schönen "Millstream' Wasserfällen.

Zwischendurch erholen wir uns in dem durch heiße Mineralquellen gespeisten Thermalbad 'Innot Hot Springs'.

Wer an europäische Saunen und Bäder gewöhnt ist, mag vielleicht ein bisschen irritiert sein, denn das Areal um die 6 z.T. sehr kleinen Becken ist recht einfach ausgestattet. Außenliegen zum Ausruhen oder Gastronomie suchen wir vergeblich. Wir können uns nicht vorstellen, für ein solches Ziel über 100 Kilometer weit zu fahren, so wie es zwei supernette Männer aus Cairns getan haben, die wir in einem der Pools kennenlernen.
Das Wasser in einem der Becken ist wirklich SEHR heiß (44 Grad). Es bedarf ein bisschen Zeit und dann schafft es Peter schließlich auch hinein.

Zurück geht es durch Landschaften, die dem Allgäu ein wenig ähneln,

wir merken, es gefällt uns einfach zu gut hier (genau wie dir, Rüdiger) und bleiben deshalb noch eine Nacht in den Tablelands, genauer gesagt in dem Ort Millaa Millaa.
Am nächsten Tag schauen wir uns drei relativ nah beieinanderliegende Wasserfälle an  (ja, die gibt's hier reichlich!).

Zillie Wasserfall

Ellinja Wasserfall

Auf der Weiterfahrt stoppen wir für eine dreistündige Wanderung zum North Johnston Lookout bzw. runter zum Johnston River. Auch z. T. aus Fitness-Gründen, denn regelmäßige Dehn- und Streckübungen sowie Rückenschule Bauch, Beine, Po, Bizeps und Trizeps, Yoga, Zumba etc. machen wir hier nicht, ist alles in Hannover zurück geblieben.

2 junge Deutsche, die vor uns dorthin gewandert sind, sagten der Ausblick sei "ganz O. K.", wir fanden ihn sensationell (wie unterschiedlich Geschmäcker doch sein können!).

Leider fanden dies auch etliche fiese "horse flies", das sind Bremsen, so dass wir diesen schönen Ausguck doch relativ schnell verlassen mussten.

So, nun fahren wir Richtung Süden zum 'Mission Beach". Ich hatte gehört, dass hier noch etliche Cassuaries in freier Wildbahn herumlaufen. Zu gerne würde ich ein solches Tier noch sehen.