Mittwoch, 14.11.2018

Ein bisschen Outbackfeeling

Beim Durchstöbern diverser Prospekte über den Norden Queenslands stößt Peter auf eine auf den Fotos fantastisch aussehende Schlucht (Cobbold Gorge) am so genannten Savannah Way, welcher quer durch Australien führt. Wir müssen jedoch feststellen, dass der Campingplatz an der Schlucht - wegen der in Kürze beginnenden Regenzeit - von November bis März geschlossen ist. Außerdem ist der Weg dorthin auch wirklich sehr weit! Fast genauso spannend erscheinen uns besondere Höhlen, die sich "nur" 200 km westlich der Küste in Chillagoe befinden. Wir tanken (der Benzinpreis liegt bei etwas mehr als 1 Euro pro Liter) und düsen durch die sich schon nach ca. 70 km verändernde Landschaft. Es wird immer trockener und karger. Uns fallen Termitenhügel auf, die plötzlich zahlreich in der Landschaft rumstehen. Bei einem Stopp sind wir überrascht, wie hart diese Gebilde sind. Wie schaffen die winzigen Tiere das bloß?


Es wird immer einsamer auf der Straße. Halbwilde Rinder grasen immer mal wieder am Straßenrand, da müssen wir manchmal schon ganz schön aufpassen. Außerdem sàumen etliche tote Wallabies den Weg. Sie gibt es hier häufig und sie fallen immer wieder dem Autoverkehr zum Opfer.

Schon von Weitem sind Greifvögel zu sehen, die lauernd über ihnen kreisen. Ab und zu heizen lange Trucks (zum Teil mit 3 Anhängern, so was gibt es in Europa gar nicht!) an uns vorbei.

Es kommt Outback-Feeling auf. Wir legen die von Jürgen extra für unsere Reise zusammengestellte Speicherkarte mit chilliger Musik ein (toll, dass dies in unserem Autoradio geht) und freuen uns über die besondere Atmosphäre.

Als allerdings die Straße plötzlich zur Schotterpiste wird, ist Konzentration angesagt, Schlaglöcher und Spurrillen sorgen für langsames Fahren. Na ja, es sind ja nur noch 30 Kilometer ....
Wir kommen am frühen Nachmittag in Chillagoe an und schaffen es gerade noch die Touristeninformation aufzusuchen, die bereits um 15.30 Uhr schließt. In dem ca. 200 Einwohner zählenden Dorf, geht es beschaulich zu. Wir lernen, dass es in Chillagoe von 1901 bis 1943 eine blühende Erz-, Kupfer-, Blei- und Silberindustrie gab, die aber dann durch andere, verkehrstechnisch einfacher zu erreichende Abbaustätten ersetzt wurde. In der Touristeninformation erfahren wir  einiges über die beschwerlichen Lebensumstände der australischen Einwanderer und immerhin gibt es auch zwei Schautafeln auf denen das Leben und Leiden der australischen Ureinwohner,  der Aborigines, nach der Invasion der Europäer beschrieben wird.
Wir kaufen noch schnell Tickets für eine der drei möglichen Höhlenführungen für den nächsten Tag und machen uns auf den Weg zum so genannten "Balancing Rock". Unglaublich wie der hier in der Landschaft steht! Außerdem gibt es weitere schöne Felsen, teilweise mit stark ausgewaschen Aborigines-Malereien.

Auf dem Campingplatz sind wir die einzigen Gäste. Alles hier wirkt ein bisschen aus der Zeit gefallen, aber das macht auch den besonderen Charme des Platzes aus. Wir können uns vorstellen, wie die Arbeiter hier früher einmal gelebt haben.
Als ich am Abend auf die etwas entfernte Toilette gehe, düsen etliche Wallabies verschreckt an mir vorbei. Wie unglaublich schnell sie sind!!!
Am Morgen dann ein schönes Bild vor unserem Camper: viele friedlich pickende weiße Kakadus und anderes lustiges Federvieh.

 

Hier nur ein Einzelexemplar

Auch bunte Papageien kreischen über uns in den Bäumen.

Die ca.1 Stunde dauernde Führung durch die beleuchtete Donna-Cave ist sehr beeindruckend und aufgrund der recht gut verständlichen Ausführungen unseres "Privatguides" (Ja, wir waren tatsächlich alleine) auch sehr informativ.

Wir sind immer wieder begeistert von solchen spektakulären Kalksteinhöhlen, hier sind es nicht nur die riesigen Kammern sowie die üblichen Stalagmiten und -titen, sondern diese hier zeichnet sich besonders durch die verschiedenen Ebenen und Durchgänge aus, über die wir dann schließlich auch wieder nach draußen gelangen. Unser Guide berichtet, dass ein großer Teil dieser Höhle im Jahr 2011 durch enorm starken Regen überflutet wurde, so dass sie 8 Monate geschlossen blieb. Ein bisschen erzählt der Ranger uns auch vom Leben im dörflichen Chillagoe. Er wohnt hier mit seiner Frau und 2 kleinen Kindern. Sobald seine älteste Tochter auf die weiterführende Schule muss, werden er und seine Familie den Ort verlassen müssen. Auf die 200 Einwohner angesprochen, antwortet er nur knapp: es gäbe viel "gossip" (Klatsch und Tratsch) im Dorf.

Hier die Felsformation, die der Höhle ihren Namen gab, erkennt Ihr die Madonna?

Als Teile eines großen unterirdischen Systems gibt es hier auch noch einige Höhlen zum Selbsterkunden, was Peter sehr reizvoll findet. Die erste Höhle, die wir aussuchen, endet nach einem kurzen Abstieg relativ abrupt, ist aber trotzdem recht abenteuerlich. Die zweite Höhle, die nur Peter erkundet, geht steil nach unten und ist dunkel. Seine Handtaschenlampe ist nicht die beste und als es dann auch noch sehr eng wird, kehrt er lieber um.

Noch immer ist unsere Abenteuerlust nicht gestillt und so machen wir uns auf und fahren noch etwas weiter ins Outback auf unasphaltierter, staubiger, rötlicher Straße. Es ist ein bisschen aufregend - ein wenig wie in einem Film! Wir erreichen die "Archways", kein Auto weit und breit zu sehen, schon wieder sind wir die einzigen Besucher. Die Höhlen hier sind ganz anders: halboffen, verwunschen, von Grün durchzogen. viele Schmetterlinge. Wir durchlaufen sie staunend ...

Zurück In Chillagoe wollen wir es nicht versäumen uns noch die Übereste der "smelters", der Mineralschmelzhütten, anzuschauen. Gut zu erkennen sind noch drei Schornsteine, ein paar alte Schmelzöfen und die Ruinen des Labors, in dem z. B. das Eisenerz qualitativ untersucht wurde. Es ist kaum vorstellbar, dass die Menschen bei diesen Temperaturen hier in der Mineralschmelze gearbeitet haben.

Peter kommt schwitzend aus dem Stollen

Nun geht es langsam zurück, mit Jürgens Musik und wieder mit etlichen entgegenkommenden Trucks. Auch ein Baum mit Unterhosen liegt auf dem Weg!

Was das wohl zu bedeuten hat?

Auf dem Rückweg sehen wir auch die neue Einnahmequelle der hiesigen Bergbauindustrie: Wir kommen an etlichen Marmorsteinbrüchen vorbei Was für ein Kraftakt es sein muss, diese  Felsbrocken auszuheben!

Nun geht es zurück in die Zivilisation, wir wollen noch heute in die Atherton Tablelands, eine grüne Hochebene, auf die ich mich schon eine ganze Weile sehr freue, habe ich sie doch bei meinem Besuch im Jahre 1996 nur sehr kurz erleben können.