Donnerstag, 20.06.2019

Auf Safari - Wandern auf einen 4000er und Samburo Nationalpark Park

Heute gehen wir im Aberdare Nationalpark wandern. Wir wollen bis auf 4000 Meter hoch, keine/r von uns ist jemals auf einen so hohen Berg gestiegen. Zunächst geht es aber mit unserem Jeep durch dichten Bambuswald bis auf eine Höhe von 3600 Metern, d. h. der von uns zu bewältigende Anstieg beträgt lediglich 400 Höhenmeter. Wir erleben typische ostafrikanische Bergvegetation. So ähnlich würde es auch am Fuße des Kilimandscharo oder  Mount Kenia aussehen, erklärt uns unser erfahrener Bergführer (Erkennst du die Vegetation wieder, Dirk, oder ist deine Mount Keniabesteigung zu lange her?)

rechts: Hier gibt sehr viele 'Giant Lobelia'

 

Bild ganz oben rechts: Ostrich Lobelia (deutsch: Schopfbaum, fühlt sich unglaublich weich an) und oben: Alpine Thistle (= Alpine Diestel)

 

links ganz oben: Cabbage Lobelia, oben: Aufstieg auf den 'Ol Donyo Lesatima'

 

Geschafft! (4001 Meter, Maps Me meint, es sind nur 3999 Meter, aber davon wollen wir nichts wissen)

links: Beim Picknicken auf dem Gipfel, rechts: Peter im Tussockgras (Ja, das gibt es auch hier)

Da es hier auch gefährliche Tiere wie z. B. Kaffernbüffel gibt, läuft zusätzlich zu unserem Guide ein bewaffneter Ranger mit. Wie immer, bekommen am Schluss beide ein Trinkgeld.

 

Alles in allem eine sehr schöne Wanderung, die - da sind wir uns einig - sogar einfacher zu laufen war als die vorherige auf den Vulkan, da der Weg hier zwar stetig, aber langsam ansteigt. Probleme mit der Höhe hat keiner/keine von uns. 

Auf dem Rückweg mit dem Jeep haben wir das unheimliche Glück für einen kurzen Moment ein 'giant forest hog' in einer kleinen Lichtung inmitten des dichten Gebüschs zu bestaunen. Ein Tier, welches wie aus einer anderen Zeit gefallen zu sein scheint. Hier ein Foto aus dem Netz, denn wir haben es nicht geschafft das Riesenwildschwein so schnell zu fotografieren. Es sah aber tatsächlich genauso aus:

 

Nachdem wir den Nationalpark verlassen haben, werden wir eine ganze Weile auf dieser Straße aufgehalten: 

 

Dieses Straßenteilstück wird "mal eben neu" gemacht. Damit wir weiterfahren können, werden die Steine kurzerhand mit der Schaufel an die Seite geschoben bzw. platt gemacht. Gut, dass unser Geländewagen so robust ist!

Unser nächstes Ziel ist gleichzeitig unser letztes. Es geht in den noch weiter nordöstlich gelegenen Samburo Nationalpark.

Eine kurze Pause legen wir bei einem bekannten Fischrestaurant ein. Außer riesigen Forellenteichen und einem interessanten um einen riesigen Baum gebauten Restaurant, gibt es hier besondere Affen zu sehen. Es handelt sich um sogenannte Colobusaffen. Ich bin völlig fasziniert von diesen schönen Tieren. Ein Angestellter füttert sie mit Kartoffelschalen, die sie scheinbar gerne mögen. Natürlich versorgen sich die Affen ansonsten nach wir vor in erster Linie selber durch Blätter, versichert er uns.

Danach geht's weiter. Im Jeep singen wir "Jambo", ein sehr eingängiges Lied, das wohl jeder Kenia-Urlauber kennt und welches u.a. auch als Geburtstagssong gesungen wird:

Eine weitere Pause machen wir am Äquator. Dabei ignorieren wir die vielen Souvenirstände und schießen nur kurz Fotos. Das erste Mal haben wir den Äquator auf unserer Reise im September auf Sumatra überquert, damals waren wir aber zu müde (es war früher Morgen) um anzuhalten. Wahnsinn, wieviel wir seitdem gesehen/erlebt haben!

Einschub: Für Army, der streng gläubiger Muslim ist, ist es nun Zeit für das Mittgagsgebet. Wir müssen eine ganze Weile auf ihn warten. Wie Army uns anschließend erklärt, versucht er die Gebetszeiten täglich einzuhalten, was aber, wenn er mit Touristen arbeitet, natürlich nicht immer möglich ist. Am Nachmittag spreche ich ihn auf das Thema Homosexualität an, wohlwissend dass homosexuelle Handlungen in Kenia eine Straftat darstellen. Ich frage ihn, ob er lesbische oder schwule Menschen kennt. Ja, er wüsste dass es 'dies' auch in Kenia gäbe, aber er ist der festen Überzeugung, dass sich diese Menschen "umpolen" müssten, ansonsten hätten sie für ihn keine Lebensberechtigung. Auf meine Frage, was er tun würde, wenn eines seiner vielen Kinder homosexuell wäre, lautete seine Antwort, er würde ihm/ihr raten sich das Leben zu nehmen!
Ich habe ihm daraufhin nur erklärt, dass ich drei wunderbare homosexuelle Kollegen habe, die ein zufriedenes Leben führen würden und dass ich finde, dass dieses allen Menschen zustehen würde.
Gott sei Dank ist in Kenia die Mehrheit der Menschen Christen und diese haben - wie ich in mehreren Gesprächen erfahren habe - größtenteils eine (zumindest scheinbar) tolerantere Einstellung. Dies lässt mich hoffen! Es darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden, dass sich die Einstellung gegenüber homosexuellen Menschen in westlichen Ländern ja auch erst in den letzen 30 Jahren langsam verändert hat.

Bevor wir durch den Samburo Nationalpark zu unserer mitten im selbigen Park gelegenen Lodge fahren, besuchen wir noch ein Dorf des Samburo-Stammes. Dies ist einer von über 40 Volksstämmen in Kenia, jeder Bürger des Landes gehört einem solchen Stamm an.
Eigentlich wollen wir keine Touristenveranstaltung, aber das lässt sich leider nicht ganz vermeiden. Als wir ankommen, bekommen zunächst die Männer eine Kette um den Hals gelegt, anschließend tanzen und singen Männer und Frauen getrennt für uns. Auch wir werden mit in den Tanz einbezogen.

Schließlich bekommen auch wir Frauen Ketten um den Hals gelegt (s.o.). Es ist alles ganz lustig ... In einem ARD Weltspiegel Beitrag sehe ich später, dass Perlenketten für die Frauen vor allem eines bedeuten: Sexuelle Abhängigkeit von dem Samburokrieger, der ihr die Ketten geschenkt hat. Er darf mit den z.T. blutjungen Frauen schlafen, wann immer er Lust dazu hat, die Ketten sind eine Art Besitzurkunde.

Der Stammesälteste, Lobiki, erklärt uns nun ein bisschen zum Sozialleben, wir dürfen auch eine Hütte betreten. Es ist sehr eng, Matratzen gibt es natürlich nicht, eine kranke junge Frau liegt in einer Ecke der sowieso schon so winzigen Hütte. Beim weiteren Rundgang, bei dem es eigentlich außer den Hütten nicht viel zu sehen gibt, zählen die jüngeren Kinder des Dorfes für uns auf Englisch. So richtig Lust haben sie aber nicht dazu. Die Menschen leben hier noch immer sehr ursprünglich und ohne Elektrizität und fließendem Wasser, obwohl es - keine 30 Kilometer entfernt - auch größere Städte gibt, in denen es z. B. kleine Supermärkte und Handyläden gibt. Zum Schluss unseres Besuchs präsentieren uns die Frauen des Dorfes verschiedene Waren. Peter und ich wollten ja nichts kaufen, aber ... . Das Ganze dauert maximal eine halbe Stunde, Lobiki weiß genau, wie er westliche Menschen ansprechen muss, macht Witze und bezieht uns mit ein. Noch in der winzigen Hütte bittet er uns um eine Spende für die Kinder des Dorfes. Er ist einer der wenigen Männer im Dorf, die Englisch sprechen. Frauen dürfen offensichtlich lediglich die Waren anbieten, das Verhandeln mit uns ist Männersache. Wir hoffen, dass wir mit unseren Käufen zumindest etwas dazu beitragen, dass es allen im Dorf etwas besser geht.   

Auf dem Weg zu unserer Lodge sehen wir schon gleich wieder viele Tiere, u. a. die besonderen Grevyzebras, die wir noch nicht kannten. Sie haben im Vergleich zu ihren bekannten Artgenossen dünnere Streifen und diese gehen auch nur bis zur Bauchmitte. Und - sie haben lustige Ohren!

Die Samburo Game Lodge liegt direkt am breiten Ewaso-Ng'iro Fluss und so auch unsere Hütte. Überall laufen freche Grüne Meerkatzen herum, Elefanten grasen auf der anderen Flussseite, vor dem Abendessen gibt es manchmal eine Krokodilsfütterung.
Die Lodge gehört zu den ältesten im Park, im Vergleich zu den bisherigen Unterkünften, beherbergt sie sehr viel mehr Gäste. Es gibt einen schönen Swimmingpool, den die Affen auch sehr mögen.

Peter (selbstverständlich mit Taucherbrille) und Kerstin am Pool, rechts: die Grünen Meerkatzen trinken gechlortes Wasser (!?!)

links: Die männlichen Tiere haben ein auffällig gefärbtes Skrotum, rechts: Ich ärgere die frechen Affen ein bisschen an unserem Zimmerfenster ...

Im Speiseraum gibt es diese kleine Fledermaus sowie ein Serval, das ist eine mittelgroße Wildkatze, zu sehen.

In den kommenden drei Tagen machen wir noch mehrere Pirschfahrten im Park. Wir beobachten

riesige Elefanten und ...

kleine Dikdiks (zur Erinnerung: Zwergantilopen, sind nicht viel größer als ein Hase),

wunderschön gemaserte Netzgiraffen (Premiere für uns): Schaut nur die lange Zunge im Bild ganz oben rechts; kurz danach entdecken wir zufällig am Straßenrand ...

eine ebenso hübsche Schildkröte, deren Panzer dem Fell des Leoparden ähnlich ist. Ihr Name lautet deshalb auch Leopard Tortoise, sie gehört zu den sogenannten "Small Five" Afrikas. Wurde aber auch Zeit, dass wir eines dieser Tiere finden, denn die "Big Five" (Löwe, Leopard, Büffel, Nashorn und Elefant) haben wir ja schließlich lääängst gesehen😛!

Dann haben wir nochmals das große Glück einen Leoparden zu sehen. Und zwar von ziemlich nah, er liegt dösend auf einem Baum:

Außer dem herunterhängenden Impala (Vergrößern!) sind hier die Nester der Webervögel gut zu erkennen

 

Plötzlich verlässt der Leopard den Baum, vorher wirft er aber noch seine Beute, ein Impala, herunter um dann

einfach zu verschwinden! Aufregend war das wieder ...

 

Auch schön: Leopard und Elefant zusammen auf einem Bild!

Es geht weiter durch hügelige, teils grüne, teils trockene Savannenlandschaft am stets präsenten Fluss:

links: die typischen Doum Palmen

Männliche und weibliche Straußenvögel

                                                          Orynxantilopen

 und Tiere in großen Gruppen wie blau-schwarze Perlhühner und Paviane

Zum Abschluss der drei Tage im Samburo Nationalpark, machen wir eine letzte kleinere Wanderung mit zwei bewaffneten Rangern. Ist wohl auch besser, wenn ich an den Leoparden gestern denke. Es ist ein schönes Gefühl sich spazierend zu bewegen, wir hören immer mal wieder Geräusche: Mal richtig laut, mal ganz leise, auch ein gefährlich klingendes Brüllen ist dabei. Was für mich so klingt wie ein Löwe, sind aber aufgeregte Elefanten, wie uns einer unserer beiden Führer erklärt. Er lädt sein Gewehr ... Und ich dachte immer, Elefanten würden nur trompeten.

Die Giraffen hier sind nicht so zutraulich wie im Wildpark des Aberdare Country Clubs. Sie rennen schnell weg als sie uns sehen. Wir laufen in der Nähe des Flusses, in der Ferne sind friedlich grasende Elefanten zu sehen. Die Geräusche vorhin kamen aus einer anderen Richtung. Wunderbar, dass es hier so viele von den Dickhäutern gibt. Dass sie alle hier genügend zu fressen haben, finde ich erstaunlich. Noch ist es relativ grün, wer weiß, wie es hier in ein paar Monaten aussieht?

rechts: Termitenhaufen: 2/3 des Hügels ist unter der Erde, unten: Peter beim Spaziergang

links: Ausscheidung von Hyänen, die laufen hier natürlich auch herum; rechts ein Klippschliefer, wir sehen viele dieser lustigen Gesellen auf den Felsen:

 

 

Insgesamt hat uns die Safarireise sehr gut gefallen, insbesondere auch deshalb, weil wir zwischendurch immer wieder die Möglichkeit hatten, uns zu Fuß zu bewegen. Die vielen Autofahrten, die mit einer solchen Safari verbunden sind, sind allerdings nicht "so unser Ding" und ich denke, eine kürzere Safarireise kann auch schon sehr bereichernd sein. Die Vielzahl der Tiere, sowohl bezüglich ihrer Anzahl als auch ihrer Vielfalt, die wir alleine in der Masai Mara gesehen haben, waren für mich der absolute Wahnsinn! Diese 'live' und oft aus nächster Nähe zu beobachten, ist ein sehr besonderes Erlebnis. Toll waren auch die Unterkünfte und die Qualität des Essen, wobei Vollpension (fast jeden Tag 2x warmes Essen) 'too much' für uns war. Wir können uns auch gut vorstellen eine solche Gruppenreise noch mal zu machen, denn auch wenn wir hier und da Kompromisse eingehen mussten, war dies für uns eine schöne Erfahrung.

Insgesamt also 1- ! 😉