Dienstag, 14.05.2019

Mauritius I

Pause vom Reisen - 4 1/2 Wochen Mauritius in ein- und demselben Appartement !!!

WAS HABEN WIR FÜR ZEIT NUN !

Das verführt. Alles ganz gemächlich und plötzlich sind schon 8 Tage 'rum. Wir sitzen am Strand und ich denke mir: meine Güte! Was wir bisher gemacht haben, ist mir schon gar nicht mehr so präsent. Also schnell mal das Handy nehmen und konzentriert tagebuchmäßig aufschreiben, was war.

05.05. Anflug von Australien auf die Insel, einmal ganz drüber weg. "So grün!" entfährt es Geli fasziniert.

Im Vergleich zum trockenen Australien, ist es hier soooo grün .. 

Unten am Flughafen ist es schon fast dunkel. Und es regnet, auch richtig heftig. Zum Glück hatte ich ein Taxi nach Flic en Flac vorgebucht, ungefähr in der Mitte der Westküste, soll einen schönen langen Strand haben und unser einziger Aufenthaltsort hier. Der Fahrer steht mit meinem Namen auf einem Schild in der Ankunftshalle, klappt ja super. Er geleitet uns kurz zu einem Geldautomaten, wir brauchen mauritische Rupien. 100 davon entsprechen etwa 2,50 €. Also einfach immer durch 4 teilen, dann weiste so ungefähr Bescheid. Von Mauritius ist auf der Fahrt nicht viel zu sehen, obwohl es von der Südostecke einmal über die Insel geht. Der Fahrer kennt sich aus und hält direkt vor dem Hintereingang der Appartement-Anlage. Die Fotos davon bei airbnb ohne Umgebung sahen super aus und so ist es auch. Allerdings wirkt der Blick einmal herum nicht ganz so schön, ungepflegtes Brachland gegenüber. Danielle, Mutter des Vermieters und der Vater sind da, sehr freundlich und gut drauf, erklären uns alles. Wir sind ganz (Anm. Geli: SEHR) angetan von der großen Wohnung und der recht modernen Einrichtung. Geli meint, 2. Schlafzimmer, 2. Wohnzimmer und 2. Bad brauchen wir nicht. Das sehe ich anders, sie soll man nicht so bescheiden sein. Abends brauchen wir nichts mehr, denn Wasser und Milch stehen im Kühlschrank bereit! Müsli haben wir diesmal ohne Probleme eingeführt ...

Unsere Anlage von außen, wir wohnen im ersten Stock

Anm. Geli zum rechten Bild: Vor unseren beiden Balkonen sind mehrere Wespennester, es brummt überall. Danielle hat für morgen den Kammerjäger bestellt, der dann auch tatsächlich kommt und die Nester entfernt. Einzelne Wespen suchen aber noch etwa eine Woche ihr Nest (ohne uns zu belästigen)

06.05. Geli hat Hunger, ihr üblicher Zustand am Morgen. Und wenn der nicht schnell verändert wird, mit heftiger Unleidlichkeit verbunden. Eigentlich nur erwähnenswert, weil das bei mir anders ist (angeblich weil ich mir abends die 'Plautze vollhauen' würde. Aber gestern war dafür gar nichts da!) und ich aus Geli's Sicht deswegen energetisch bestens geeignet bin, morgens etwas zu essen zu besorgen. Brot, Butter, Marmelade, nach MapsMe gibt's über die Straße einen Laden. Ist aber nur 'ne Tankstelle, die nix Dementsprechendes hat. Also weiter die Straße runter, ganz schönes Gefälle, hatte ich mir nicht so vorgestellt, bei den 100 Blicken auf die Karte, bevor wir uns für dieses Appartement entschieden haben. Irgendwann sehe ich rechts so etwas wie einen kleinen Supermarkt. Schmuddelig, dunkel, ein paar Einheimische. Abgepackte Weichbrötchen sind schimmelig in der Verpackung. Aber es gibt Ananasmarmelade und Schoko-Milchcreme und frisches Baguette, das nehmen alle. Die Butter gibt's nur gesalzen, mag ich überhaupt nicht. Also Margarine. Die ist zwar auch gesalzen, aber nur 'n ganz bisschen, versichert mir der Ladenbesitzer in nicht gut zu verstehendem Englisch, obwohl das die Amtssprache ist. Eigentlich sprechen alle Französisch oder Kreol, Englisch nur notgedrungen. Außerdem können wir die (die Margarine jetzt wieder) für unsere Wurstbrote benutzen, sage ich in Gedanken zu mir. Nur heute morgen für Marmelade, da muss Geli durch. Schafft sie auch. Wir lassen es ansonsten seeehr ruhig angehen, sitzen, liegen, essen, trinken, ausgiebige Körperpflege, Liegestütze. Für letztere habe ich mir das zweite (kleinere) Wohnzimmer etwas freigeräumt, ist jetzt mein Fitnessstudio. Was noch? Recherchen und anderes mit dem Handy. Die große Wohnung ist sehr geeignet dafür. Zeit vergeht und es ist gut wie es ist. Warm ist es, den ganzen Tag laufen der Ventilator und manchmal auch die Klimaanlagen. Später fahren wir mit einem der recht klapprigen und sehr viel CO2, Feinstaub, Stickoxide und wer weiß was noch alles in dunklen Wolken ausstoßenden Busse, die ziemlich häufig genau vorm Vordereingang unserer Appartementanlage halten, 3, 4 Haltestellen in ein großes Einkaufszentrum. Dessen Existenz hatte ich schon bei der Buchung des Appartements entdeckt. Nur welche Buslinie wir benutzen müssen, das war bei der Recherche eben einfach nicht 'rauszufinden. Wir stehen mit anderen an der Haltestelle, können am Bus weder Nummer noch Zielort erkennen, fragen den Busfahrer, der uns schon energisch herein winkt, bevor ich zuende gesprochen habe. Wie in Indonesien gibt es einen "Schaffner", der - während der Fahrt - klärt, zu welchem Ziel zu welchem Preis. Wir kommen mit der Sprache noch nicht so gut klar - kreolisches Französisch, gern auch im Wechsel mit einfachem Englisch mit ungewohnter Aussprache, alles das beherrschen sie hier, nur wir nicht. Deshalb belässt es der Schaffner auch bei dem 25 Rupien-Schein, den ich ihm mangels besseren Wissens gebe, tatsächlich nur etwas mehr als der Fahrpreis für einen von uns, umgerechnet ca. -,70 Eurocent, wie wir erst bei der Rückfahrt verstehen. Wir erreichen tatsächlich das Einkaufszentrum, alles gut. Es würde auch in jede europäische Stadt passen, modern, sauber, vielfältig, kleine Läden, Restaurants, Imbisse, großer Supermarkt. Wir schauen uns ein bisschen um, unsere Versorgung ist also gesichert. Dann decken wir uns ordentlich ein, voller Rucksack, Einkaufstasche und zusätzlicher Karton. Mit dem Bus zurück, aussteigen wieder nahezu direkt vor der Vordertür. Nur die bekommen wir nicht auf, der Schlüssel passt nicht. Am Hintereingang schon, wie wir gestern ausprobiert hatten. Da laufe ich schnell hin, ist einmal um den ganzen Block herum. Nun kochen wir Spaghetti mit Tomaten-Zucchini-Möhren-Knoblauchsauce und Salat, lecker.

Dazu mauritianisches Bier und hinterher ein Stück Nussschokolade. Wir sind sehr zufrieden.

07.05. Wir lassen es seeehr ruhig angehen, sitzen, liegen, Recherchen und anderes mit dem Handy, Zeit vergeht und es ist gut wie es ist. Ventilator läuft. Dann in die Stadt Flic en Flac. Unterwegs Skulpturen von Dodos, einem nur auf Mauritius ehemals vorkommenden, großen zutraulichen und flugunfähigen Vogel, der auch deswegen im 17. Jahrhundert schnell Opfer der europäischen 'Eroberer' wurde - ausgestorben.

Die Insel muss ein wahres Naturparadies gewesen sein, komplett bewaldet. Vom Wald ist heute nur noch an ganz wenigen Stellen etwas übrig geblieben und die sind gefährdet wegen eingeführter/invasiver Pflanzen, die den einheimischen kaum eine Chance lassen. Großflächig gibt es jetzt viele Zuckerrohrplantagen.

Touristeninfo, örtlicher Supermarkt, zu unserer freudigen Überraschung nicht viel weniger gut sortiert als der große Supermarkt gestern. Längerer Gang am Strand, schön hier und wenig Menschen. Wir sind zufrieden.

08.05. Wir lassen es sehr ruhig angehen, wollen dann aber doch ein Fortbewegungsmittel, um gut überall hinzukommen. Im Internet hatte ich schon vor Längerem richtig günstige Angebote für Motorroller (Scooter heißen sie hier) gefunden. Eigentlich sind ja Fahrräder unsere 1. Wahl. Die werden hier nicht angeboten, wir müssten suchen, und die Steigungen sind, wie gesagt, nicht ohne. Außerdem wollen wir die gesamte Insel erkunden, so etwa 50 km nach Norden, Osten und Süden, größer ist es hier nicht. Also Scooter wäre schon ideal. Einige weitläufige Erkundigungen und Vergleiche hier im Ort führen uns schließlich zu einem Anbieter, der nur ca. 100 € Kaution für den Fall einer selbstverschuldeten Karambolage haben will, alle anderen 200,-. Wir nehmen ihn für 3 Wochen, ca. 13,- €/Tag, allzeit bereit vor unserer Tür, müssen ihn nicht jeden Tag benutzen.

09.05. Wir lassen es seeehr ruhig angehen, sitzen, liegen, Recherchen und anderes mit dem Handy, Ventilator läuft nicht mehr, es sind sehr angenehme Temperaturen, Zeit vergeht und es ist gut wie es ist.
Am Nachmittag dann doch noch ein kleiner Ausflug mit dem Scooter in's Landesinnere.

Zuckerrohrplantagen überall

Der Verleiher hatte uns eingetrichtert, niemals mehr als 80km/h zu fahren, könnte sonst teuer werden. Nur auf der ansteigenden Straße hier besteht diese Gefahr nun gar nicht. Mit Mühe und Not schafft unser Rollerchen 40, als es noch steiler kommt gerade mal 20. So hatten wir uns das nicht gedacht. Als wir aber zurück Richtung Flic en Flac/Küste gucken, wird uns klar, dass wir gerade erhebliche Steigungen bewältigt haben.

Bei MapsMe hatte ich Wege zu einem Aussichtspunkt zwischen spektakulär geformten Bergen gefunden. Als wir am Abzweig ankommen, ist der Weg als 'privat' gekennzeichnet mit Schranken. So klappt das kleine Wandern wohl nicht auf Mauritius. Wir versuchen weiter hier und da ein bisschen in die Natur zu kommen, treffen aber auf Müllhaufen und Schotterwege mit abenteuerlichen Schlaglöchern. Lieber zurück, um 18:00 wird's dunkel.

Das Abendlicht ermöglicht schöne Aussichten

10.05. Was war da bloß? Ich weiß es nicht mehr ... Wahrscheinlich Strand bei der Hilton Hotelanlage in Wolmar, südlich von Flic en Flac

11.05. Ausflug zum Trou aux Cerfs mit dem Scooter. Straßen- und Wegegewirr, manchmal nur Einbahn, Umwege. Wir und ich als Fahrer müssen uns anstrengen, dahin zu finden. Es ist ein komplett üppig grün bewachsener Vulkankrater mit kleinem Teich am Grund. Früher hielten sich hier mal Hirsche auf, deshalb der Name (Cerf).

Mittlerweile alles besiedelt in der Umgebung, keine Chance mehr für die Tiere. Wir laufen einmal herum auf dem Kraterrand. Ist jetzt kein Highlight hier. Und das Wetter ist auch nicht doll. Weiter zur Stadterkundung Curepipe, einem dicht besiedelten Ort gleich um die Ecke, wieder Straßengewirr. Geli probiert vegetarische Samosas am Straßenstand, sie schmecken ihr ganz gut als Appetitanreger. Wir finden ein ganz einfaches Speiselokal mit Gerichten, die mich ansprechen. Nur Einheimische hier, kein Ort für Touristen. Das Essen schmeckt gut, die Rechnung nicht, wie mir aber erst hinterher auffällt. Stimmt nicht mit den Preisen auf der Speisekarte überein. Und der Wert des mauritianischen Geldes ist mir noch nicht so vertraut. Wir bummeln durch die Stadt, hier findet das pralle Leben statt. Busbahnhof, ganz schöne Kirchen, viele Geschäfte, riesige Märkte in Hallen und einfachen Unterständen.

Die Marktbeschicker hier haben einen ausgesprochenen Ordnungssinn ...

Noch ein nettes Café für Kaffee und Kakao, sehr leckerer Kuchen mit Schlagsahne! Nur - wir haben noch keinen Hunger. Kaffee/Kakao schmecken aber auch ausgezeichnet.

Jetzt noch - was? Natürlich der BOTANISCHE GARTEN! Wieder Straßengewirr. Ist dort aber nicht so ansprechend. Also Heimweg, wieder - Straßengewirr ... Nicht so einfach, sich hier zurechtzufinden. Das ungewohnte Rollerfahren in diesem Straßenwirrwarr bei dem Verkehr, den "speed-bumps" und plötzlichen Schlaglöchern strengt mich wohl sehr an, ich bin kaputt, Kopfdruck. 18:00 in's Bett, schlafen bis nächsten Tag 8:00, 14 Std

12.05. Wir können es noch extremer: alles seeehr ruhig angehen, sitzen, liegen, essen, trinken, Recherchen und Filme gucken mit dem Handy, Zeit vergeht und es ist gut wie es ist. Heute können wir sagen "ein Sonntag im Bett". Telefonversuche mit meiner Mutter - ihr Tag und der aller Mütter heute. Leider ist sie nicht da oder hört es vielleicht nicht. Vorm Schlafengehen bringe ich nochmal Müll in die Tiefgarage, wenigstens 'n paar Schritte raus aus der Wohnung.

13.05. Heute wollen wir aber was machen! Gegen 11:00 fahren wir an den Strand legen uns wieder auf die wunderbaren Liegen der Hilton Appartement-Anlage, Geli badet, taucht ein bisschen, ich schreibe diesen Blog hier.

So, Zeitsprung. Es ist der 02.07. und ich oder wir haben es nicht geschafft, die Erlebnisse auf Mauritius damals weiter aufzuschreiben. Im Rückblick anhand der datierten Fotos und zusammenfassend ging es so weiter:

14.05. Wunderschöne, geführte Tageswanderung zu den Tamarind Falls, das Beste was wir bisher von Mauritius gesehen haben, so tolle Natur gibt's hier also auch. Unser Blick auf die Insel verändert sich positiv.

Anm. Geli: links Blick von oben auf das Tal der Wasserfälle, rechts: Unsere australischen Mitwanderer, Prakash, unser Führer, und Peter vor dem Start der Wanderung

Köstliche, zur Zeit gerade reife, süß-saure, aus Südamerika stammende, China-Guaven (woher der Name kommt, konnte uns keiner erklären), es gibt sie in höheren Lagen überall auf der Insel, sie wachsen leider sehr invasiv, verdrängen also einheimische Pflanzen. 

Linkes Bild: Eine christliche Kapelle am Wegesrand. Prakash, selbst ein Hindu, betet davor und erklärt uns später "Hier auf Mauritius gehören alle Religionen zusammen und deshalb ist es egal, wo ich bete". Rechtes Bild: Der erste von mindestens 10 Wasserfällen, die wir erwandern.  



Die Wanderung ist einfach nur traumhaft, immer und immer wieder tauchen Wasserfälle, kleine Seen und besondere Felsformationen auf. Der Weg ist oft nicht gut zu sehen, wir müssen uns durchschlängeln und klettern, ohne Prakash wären wir wahrscheinlich aufgeschmissen gewesen.

Hier zeigt Peter auf einen Termitenbau, von denen sich einige oben in den Bäumen befinden! 

Linkes Bild: Die beiden Australier (übrigens Hochzeitsreisende, von denen gibt's hier auf Mauritius einige), kühlen sich mit einem Sprung ins Nass ab, leider haben wir unser Badezeug vergessen

Hinter diesem Wasserfall können wir entlang laufen: Fantastisch 

Linkes Bild: Auf dem Rückweg begegnen wir einem Jugendlichen, der mühsam die Pfefferkörner aus den Büschen schlägt. Rechtes Bild: Peter mit Prakash Familie in deren Haus

Zum Abschluss der richtig anstrengenden Tour (das finden auch unsere australischen Mitwanderer) gibt es zuhause bei unserem netten und kundigen Führer Prakash kaltes Bier - herrlich erfrischend! Nur Geli protestiert und guckt etwas böse, ich muss sie und uns ja noch mit dem Scooter nach Hause bringen. Angeblich herrscht hier absolutes Alkoholverbot im Verkehr. Es geht alles gut. Während der Wanderung habe ich schon bemerkt, dass ich im Tal unten meinen Hut vergessen habe, weiß genau, wo ich ihn schweißnass bei einer Pause an einem Zaun aufgehängt habe. Prakash verspricht, den Hut bei seiner nächsten Tour zu holen und außerdem den Mitarbeitern des Wasserkraftwerkes dort unten Bescheid zu sagen. Kein Problem, hier sind sonst kaum Leute unterwegs, wird sich finden, meint er. Ich bin skeptisch. Und tatsächlich, er meldet sich nicht. Wir haken nach, ja, demnächst, dann doch nicht. Hut also weg.

Fortsetzung folgt ...