Mittwoch, 10.10.2018

Overland-Tour Flores

Leo treffen wir in einem besseren Hotel außerhalb von Labuan Bajo. Wir sind extra hierher gelaufen, weil wir uns seriöse Angebote erhoffen. Ein Mitarbeiter sagt, dass sie direkt vom Hotel nichts anbieten, aber er hätte einen Freund ... Er ruft ihn an und etwas später sitzt er vor uns, macht irgendwie einen müden Eindruck, Antworten brauchen ihre Zeit. Irgendwas ist mit seinem Auge, er guckt uns nicht direkt an. Was er nach und nach mitteilt, hört sich aber gut an und der Preis stimmt auch. Außerdem sei Kancek, unser Vermieter, sein bester Freund (was dieser später von seiner Seite bestätigt). Unser Anliegen, in einer kleinen Gruppe zu reisen, nimmt er auf, will versuchen, weitere Interessenten zu finden. Wir erfahren, dass hier alles über WhatsApp läuft, alle Anbieter sind in einer Gruppe und tauschen sich aus, bringen Touris zusammen. Auch wir bekommen seine Nummer, mal gucken ob was geht. Nach einigen Vergleichen und Absprachen zu von uns gewünschten Zielen stellt sich im Laufe der Tage sein Angebot für eine 6-tägige Tour zu Highlights auf Flores mit einem 7-sitzigen Auto und privaten, etwas Englisch sprechenden Fahrer als das beste heraus. Mit einem Extra-Guide wäre es noch um einiges teurer. Vielleicht reicht ja das Englisch des Fahrers, um uns zu verständigen. So also insgesamt 351,- € für Auto, Fahrer, Benzin. Übernachtung, Essen, einiges an Eintrittsgeldern kommt oben drauf. Das finden auch unsere Bekannten, Lucy und Emlyn aus England, gut. Wir machen es zusammen, die Kleingruppe ist gefunden! Wir lernen Fany, den Fahrer, kennen, der das Englische wirklich gut hinbekommt und ein netter Spaßvogel zu sein scheint. 1 Mio IDR Anzahlung ohne Quittung, den Rest morgen. 8:10 geht's vor unserer Unterkunft los. Das Gepäck von allen füllt den Kofferraum und einen Sitz, wir verteilen uns auf die übrigen 5, bequem.

1. Ziel: ein Fluss mit Wasserfall in einem großen Waldgebiet zum Schwimmen und Springen, bis 10 m hoch. Wir laufen ein Stück bergauf, bergab, Lucy springt aus 4 m Höhe dann sogar. Das Schwimmen zum und unterm Wasserfall macht großen Spaß.

 

Leider nicht Lucy, stellvertretend zufällig Sylvain aus der Komodo-Gruppe 

Eigentlich wollen wir hier länger wandern, klappt nicht, zuviel Wildnis. Die Landschaft ist schön, viel Grün im Vergleich zu Labuan Bajo, Berge, Täler, Dörfer, Felder ziehen an uns vorbei.

Fany erzählt unterwegs von verschiedenen Volksgruppen mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen, aber auch gemeinsamen Bräuchen, macht es an Beispielen deutlich. 75 % der Bevölkerung sind katholisch, das hängt mit der jahrhundertelangen portugiesischen Besatzung zusammen. Er fährt nicht nur umsichtig, er gibt jetzt sogar den Guide! Essen in einem günstigen Restaurant am Wegesrand, unser Fahrer kennt sich aus und viele Leute auf seiner Insel.

2. Ziel: Ein großes Gebiet mit Spinnennetz-Reisfeldern, die aus familiärem Erbrecht so entstanden sind.

Jetzt geht es schon zu unserer ersten Übernachtungsstation, unser Fahrer kennt sich aus ... Er hat uns das SunRice HomeStay vorgeschlagen, günstig, außerhalb der Stadt.

 

Jeff, der Hausherr, begrüßt uns sehr freundlich, wir seien für die Zeit unseres Aufenthaltes Teil seiner Familie. Er möchte uns und die weiteren Gäste ein bisschen vertraut machen mit seiner Kultur und dem Leben hier auf dem Lande. Essen wird gemeinsam vorbereitet, wir bezahlen was wir für angemessen halten. Abends gibt es Arak, Palmschnaps, den die Leute hier selber brennen, und Geschichten. Fany macht Späße, es wird gelacht und früh in's Bett gegangen. Am Morgen um 5:00 gibt's zum Sonnenaufgang eine Reisfeldführung mit Jeff. Die lässt uns dann eine wirklich beeindruckende Landschaft bei schönem Licht erleben, dabei nette Gespräche mit den Reisenden aus aller Welt.

 

Kurz vor der Rückkehr trifft Jeff einen Mann aus seinem Dorf, der ihm von dem Tod eines alten Mannes in der letzten Nacht berichtet. Wie es die Tradition vorgibt, kommen alle zum Haus des Toten, spenden etwas und sitzen bei Kaffee oder Tee zusammen. Weil er nun gerad mit uns unterwegs ist, werden wir alle mit eingeladen, sammeln für eine Spende, die Jeff in unserem Namen übergibt. Die Angehörigen sind stolz, dass wir teilnehmen, wir sitzen in dem einfachen Holzhaus in einer Runde zu Füßen des Toten, der in Tücher eingewickelt auf dem Bett liegt, bekommen zu trinken. Viele Menschen, alte, junge und Kinder sind da, schweigen und reden, blicken vor sich hin und lachen. Zwei alte Frauen setzen sich auf das Bett zu dem Toten, weinen und wehklagen. Sterben und Leben, Trauer und Beistand, Stille und Fortgang, alles findet hier gleichzeitig statt, eingebunden in die den Menschen vertrauten Rituale. Geli und ich sind ergriffen und dankbar, dass wir hier sein dürfen, als Mensch unter Menschen, etwas anderes ist nicht wichtig in diesem Moment.
Zurück im HomeStay gibt es Frühstück, wir ordnen unsere Sachen und packen. Abschied von Jeff, weiter geht's.
Fany bringt uns zu den Leuten, die aus den Früchten einer bestimmten Palmart den Arak brennen, zeigt uns den Grundstoff und die Apparaturen. Ein junger Mann kommt, der wie nix die Palmen hochklettert, ohne jegliche Hilfsmittel.

 

Dann läuft er über dünne Seile von Palme zu Palme, barfuß, um Früchte zu ernten. Zu guter Letzt klettert er über die Blätter der Kronen hin und her, alles in schwindelerregender Höhe.

Leider ist kein fertiger Arak mehr da, alles ausverkauft. Dann Mittagspause am schwarzen Südstrand von Flores,

Baden gehen. Die von unserem Fahrer angebotene nächste Unterkunft ist noch günstiger, aber auch an der unteren Grenze dessen, womit wir so zurecht kommen. Wir wohnen im Haus der Familie, haben zwar eigene Zimmer, putzen aber z. B. die Zähne über dem gefliesten Küchenabfluss, in dem auch der Abwasch steht. Die Toilette ist schmuddelig, eine kalte, dünnstrahlige Dusche macht dort alles nass. Auch der Geruch im Haus ist gewöhnungsbedürftig. Wir trösten uns mit der Aussicht auf eine schöne Unterkunft am nächsten Abend, die bereits vereinbart ist.
Am dritten Tag geht's nach Bena, einem traditionellen Dorf unterhalb eines gewaltigen kegelförmigen Vulkans. Auf dem Weg dorthin fahren wir zu einem Aussichtspunkt und machen tolle und witzige Fotos.

Dann Bambuswälder, die besonders Geli faszinierend findet. Wir laufen ein Stück zu Fuß, Fany nimmt uns später wieder auf.

In Bena fühlen wir uns nicht ganz so wohl, weil die Dorfbewohner ein bisschen wie ausgestellt wirken und sich vielleicht auch so fühlen. Aus diesem Grund haben wir die Menschen dort nicht fotografiert, sonderm nur das durchaus beeindruckende Dorf aus der Distanz.

 

Wir sehen sie Betelnuss kauen, eine rote Soße im Mund und um die Zähne. Berauschende Wirkung wird der Substanz nachgesagt, im Internet lesen wir später von den fatalen gesundheitlichen Folgen.
Als nächstes haben wir eine heiße Quelle auf dem Programm. Ist mehr eine Badeanstalt, heute viel von Indonesiern besucht, weil Sonntag ist. Mit unseren kurzen Badehosen und Bikinis fallen wir auf, sind doch viele mit Ganzkörperkleidung im Wasser. Insgesamt aber freundliche Reaktionen, vielleicht manche Blicke skeptisch. Im Dunkeln erreichen wir über unglaublich holprige Straßen (Fany hat dafür den Begriff "FBI" eingeführt: fucking bumpy island) endlich die gute Unterkunft in Riung an der Nordküste. Spezialpreis für uns über unseren Fahrer! So ganz glücklich ist der Besitzer damit nicht, bittet uns, anderen Gästen gegenüber nichts davon zu erzählen. Wir vier nehmen nicht an der in der Unterkunft angebotenen Verpflegung teil, sondern möchten uns ein Restaurant suchen. Ich habe heute abend Lust auf Salat, am liebsten mit Tomaten! Das wird von den anderen etwas belächelt, frommer Wunsch hier in der Gegend. Nach kurzem Austausch mit der Bedienung bekomme ich - Salat mit Tomaten mit mildem Dressing, überhaupt nicht scharf! Alles gut, das Essen für die anderen ist so ok.

Wenn wir zusammensitzen, klappt es mit den Gesprächen zu viert auf Englisch ganz gut. Geli lobt mich und hat mich schon von einer 4+ auf eine 3 hochgestuft. Außerdem bekomme ich, während ich spreche, Simultankorrekturen vorgesagt - was für ein Luxus! ? ?

Wir schlafen gut in unserem geräumigen Zimmer, Frühstück, 8:00 Abfahrt zum Hafen, Eintritt bezahlen für den Naturpark "17 Islands" (@Jürgen: nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Hippies!). Auf dem Boot für den heutigen Tag haben wir zu sechst gut Platz.

Der Kapitän und Fany werden uns zu vier verschiedenen Inseln führen mit einer großen Kolonie von Flughunden, schönen Stränden mit Korallenriffen zum Schnorcheln (Ausrüstung wird gestellt) und auf einen Hügel mit Rundumblick. Die Flughunde, viel größer als Fledermäuse, sehen dann tatsächlich ein bisschen aus wie 'Vampire'.

Auf der Fahrt wie im Fotobuch überall kleine Inseln mit weißen Traumstränden und türkisfarbenem Meer. Aber das hier ist echt und wir dürfen eintauchen!

Mittags gibt es frisch gegrillte Barakudas und Beilagen, lecker.

Ein bisschen grillt die Sonne auch uns, es wird einiges an Creme Faktor 50 heute verbraucht. Zum Glück sind wir viel im Wasser, finden schattige Unterstände und auch auf dem Boot lässt es sich gut aushalten. Wir sind in bester Stimmung und genießen diesen "Südsee"-Tag. Der Käpt'n bekommt für das gesamte Programm 84,- € und freut sich so über diesen Verdienst, dass er uns nach der Rückkehr zu seiner Familie und frittierten Bananen, Kaffee und Tee einlädt. Am Abend gibt er ein reichhaltiges Essen aus, u. a. mit einem gebratenen Huhn, das er am Nachmittag noch liebevoll auf dem Schoß hielt und streichelte. Geli und ich sind etwas geschafft, bedanken uns sehr und überlassen es unseren zwei Mitreisenden, uns beim Essen zu vertreten.
2. Nacht in Riung, dann Weiterfahrt nach Moni, dem Ausgangsort für die 'Besteigung' des Kelimutu-Vulkans. Dort erschöpft sich die geothermische Aktivität in der Speisung dreier Kraterseen, die je nach Versorgung mit unterschiedlichen Mineralien/chemischen Substanzen intensiv in verschiedenen Farben strahlen. Lopez, unser Gastgeber etwas außerhalb des Ortes, kennt sich aus und berät uns bei der Planung für den nächsten frühen Morgen. Gar nicht so einfach, die verschiedenen Informationen und Wünsche unter einen Hut zu bringen. Sonnenaufgang ja (mit vielen anderen) oder nein, keine Wolken ganz früh, aber wenig Licht, so dass die Farben nicht zu erkennen sind. Später besseres Licht, aber vielleicht Wolken. Einen Teil des Rückweg wandern oder nicht. Reicht die Zeit? Es werden verschiedene Varianten diskutiert, auch beim Essen im örtlichen Bintang-Cafe (Bintang ist DIE Biermarke in muslimischen Indonesien und begleitet uns schon lange ...). Schließlich wieder mal 5:00 aufstehen, 6:00 los mit Fany im Auto, 25 Geh-Minuten unterhalb des Aussichtspunktes für die 3 Seen parken. Keine Wolken, aber noch zu wenig Sonnenlicht. Wir laufen erstmal hoch, schon schön, die Landschaft, und wenig Leute. Wir halten uns ein bisschen auf dort oben, die Farben der Seen kommen mit der steigenden Sonne immer mehr zur Geltung.

Wer noch einen kleinen Film dazu anschauen will, bitte diesen link nutzen:

https://youtu.be/MD6tVmIqyo8

Jetzt aber zurück, denn Geli und ich wollen auf jeden Fall noch einen Teil des Rückweges laufen. Lucy und Emlyn wollen lieber in Ruhe frühstücken und packen, was wir gestern und heute morgen schon gemacht haben. Unser Gepäck befindet sich bereits im Kofferraum. Fany ist trotzdem nicht begeistert, hat "bad experiences" mit wandernden Holländerinnen, auf die er mal Stunden warten musste und denen er einen Suchtrupp hinterher geschickt hat. "MapsMe zeigt sowieso nicht richtig an ..." Außerdem, vermute ich, möchte er einfach nicht so spät in Maumere ankommen, fürchtet die Verlängerung der vereinbarten Arbeitszeit (16:00). Während der Rückfahrt versucht er noch, nicht zu hören, wo ich mit Geli aussteigen möchte. Aber ich lasse ihn da nicht raus, er hält. Beim Abschied sage ich ihm, dass ich kein "Dutch girl" bin, sondern "one of the best pathfinders of the world" - keine Antwort. Wir stieben los, wollen wir doch zeigen, dass wir entgegen aller Prognosen rechtzeitig zur Abfahrt unten sind. Auch Lopez meinte, dass der Weg nicht so ganz einfach zu finden sei. Hier jetzt vor Ort aber kein Problem, alles eindeutig. MapsMe zeigt korrekt an. So genießen wir die abwechslungsreiche, grüne Landschaft in den intensiven Farben des frühen Morgens. 

Bald sind wir schon in der Nähe des Dorfes und entscheiden, noch den Schlenker zum Wasserfall zu machen, es ist Zeit genug.

Als wir an der Unterkunft ankommen, ist es kurz nach 10:00, 11:00 wollten wir spätestens los. Die beiden sitzen noch beim Frühstück, wir bekommen heißen Tee und einen Früchteteller. Fany unterdrückt seine Freude über unser pünktliches Erscheinen, er macht ein grimmiges Gesicht. Auf Gelis Frage, ob er "angry" sei antwortet er nur "when I'm angry, I already hit you" - Fany-Späße.
Nun geht's los, eigentlich zum wunderschönen Koka-Beach an der Südküste. Fany meint, wir fahren zu einem anderen Beach, es sei zu spät. 'Strafe' für unsere unerwünschte Wanderung? Die Landschaft jedenfalls ist atemberaubend, Flores wie es im Buche steht. Dann das Meer und - Koka-Beach! Fany-Späße ... Der Doppelstrand ist schwer erreichbar, furchtbarer Holperweg, eigentlich unvorstellbar für einen normalen PKW. Fany erklärt, warum. Die Bauern drumherum könnten ihre Plantagen beidseits des Weges nicht so weiterbestellen, wenn hier eine normale Straße mit dann höherem Verkehrsaufkommen gebaut werden würde. Nach der Schranke für das (geringe) Eintrittsgeld, das wir hier wie an jeder Station unserer Reise bezahlen: Ooooohh! Einfach umwerfend.

In dem kleinen und einfachen Restaurant gibt es frisch gegrillten Fisch, das dauert. Deswegen erst bestellen, dann baden, dann essen, dann ein bisschen ruhen, dann abfahren. Genug Zeit für alles. Geli und ich besteigen sogar noch den Felshügel am Ende, machen Fotos. Allerdings bin ich barfuß, das geht gar nicht.

 

Der Fels und der Sand dazwischen ist so heiß, dass ich nicht auftreten kann. Ich versuche Grasbüschel zu treffen, beiße die Zähne zusammen und schaffe es bis oben. Aber runter geht nicht mehr, ich brauche Schuhe, bitte Geli mir diese vom ein Stück entfernten Restaurant zu holen. Stehe so lange auf plattgetretenem Gras, da geht's gerade so. Sie ist gar nicht begeistert, macht sich aber ein wenig schimpfend auf den Weg. Findet dann eine einfachere Lösung. Der Eintrittsmann (erneut, gering) für den Fels leiht ihr seine Flipflops, so geht's.
Letzte Etappe unserer Reise, auf nach Maumere. Ist nicht so weit, ab Stadtrand (16:00!) fühlen wir schon den Abschied nach 6 intensiven gemeinsamen Tagen. Auch Fany. Er spricht davon, dass es für ihn gar nicht so gut ist, wenn er sich mit seinen Gästen so nah kommt. Es war so, es hilft nichts. Umarmungen, gute Wünsche, gemeinsame WhatsApp-Gruppe. Lucy und Emlyn bleiben 2 Tage im Zentrum, uns bringt er zu unserem Resort etwas außerhalb, nun ist wirklich Ende.