Sonntag, 11.11.2018

Die erste Woche im Camper

Weit kommen wir nicht nach dem Start in Cairns. (Anm. Geli: Auch ein bisschen deshalb, weil das Linksfahren doch noch einige Konzentration erfordert. Immer wieder knarzt der Scheibenwischer über die trockene Scheibe, weil Peter wie gewohnt den Blinker auf der linken Seite betätigen will, wo allerdings hier der Scheibenwischerschalter sitzt embarassed) Wir haben gelesen von den schönen Stränden nördlich der Stadt. Der Abstecher zum ersten begeistert uns nicht, es ist aber auch windig und z. T. wolkig, ungemütlich. Wir lassen die nächsten aus und landen dann bei dem in Palm Cove, mit Campingplatz, ca. 20km von Cairns entfernt. Dass wir hier gleich bleiben und unsere erste Nacht im Camper verbringen, liegt auch daran, dass es bald dunkel wird. 17:00 ist gerade richtig, um uns noch kurz im Hellen einzurichten und einen kleinen Gang zum Strand zu machen. Und wir sind richtig angetan, schön hier am Meer und grün mit vielen Bäumen/Palmen

und ansprechend hergerichtet mit parkähnlichen Wegen und netter Promenade und vielen kleinen und großen Restaurants mit gemütlichen Lichtern.

In einem Open-Air Café spielt eine Ukulele-Band. Das Besondere: im Publikum sitzen viele 'Mitspieler', die ein Songbook vor sich haben, nach Ansage des Bandleaders blättern und dann mit ihren Ukulelen in den präsentierten Song einstimmen. Rechts und links zwei ältere Damen, adrett herausgeputzte Fans, die ebenfalls mitspielen.

Auch der Campingplatz ist gut, tolle sanitäre Anlagen, großer überdachter und beleuchteter Küchenplatz mit allem Drum und Dran, schattig mit Bäumen und Büschen.

Wie wir immer wieder erleben werden, gehört eine Küche mit Herd, großen Barbecue-Bratplatten, Kühl- und Gefrierschrank, Töpfen, Pfannen etc. zur freien Benutzung für alle zu jedem Campingplatz in Australien, natürlich je nach Standard mehr oder weniger vollständig ausgestattet. Wir nutzen diese Möglichkeit, müssen uns nicht auf unsere kleine Küche im Camper beschränken. Obwohl hier mal gesagt sei, dass dieser wirklich gut ausgestattet ist und alles funktioniert! Wir mögen ihn!

Neben uns in einem ähnlichen Campervan, ein bisschen länger, eine 5-köpfige Schweizer Familie aus der Nähe von Genf, auch 1 Jahr unterwegs! Die drei schulpflichtigen Kinder werden von den Eltern unterrichtet, nehmen ein zu wiederholendes Schuljahr in Kauf und sehen die Erlebnisse auf dieser Reise als die wertvollste Schule an, die man/frau haben kann - wie wahr! Und sie haben einen Blog, dessen Adresse sie mit Wachsmalstiften gut lesbar außen an's Auto geschrieben haben (deswegen hier: veryfamily.blog). Jedenfalls gefällt uns hier alles so gut, dass wir noch 3 Tage bleiben, uns mit allem vertraut machen, ausruhen und auch mal wieder die direkte Nähe zum Meer genießen. Eines geht allerdings nicht: Schwimmen und Laufen an der Wasserkante. Überall warnen Schilder vor Quallen (marine stinger) und - Salzwasser-Krokodilen! ?

Es gibt ein mit Netzen abgetrenntes und bewachtes Areal im Meer (stinger net), wo gebadet werden kann. Das nutzen wir, ein bisschen mulmig ist mir schon, trotz der Netze. Andererseits kann ich kaum glauben, dass in diesem z. Zt. vom Wind aufgewühlten und stark welligen Wasser Krokodile herumschwimmen. Bis ich entsprechende Fotos/Videos sehe, aber davon später mehr.

Dann weiter, wollen wir doch an der Küste entlang soweit nach Norden wie befestigte Straßen es erlauben, Cape Tribulation liegt dort und ist unser Ziel. An dieser Stelle treffen zwei Welt-Naturerbe-Stätten direkt aufeinander - der Daintree-Rainforest und das Great Barrier Reef.
Bei der Abfahrt endlich ruhiges Meer und sonniges Wetter, eigentlich ideal für eine geführte Paddeltour zu zwei Palm Cove vorgelagerten kleinen Inseln mit Riff und Schildkröten und Exklusiv-Resort.

Der Anbieter hat seinen Stand direkt vor dem Campingplatz, die Kayaks liegen bereit, ich hatte mich informiert. Doch nun passt es nicht, wir wollen ja weiter. Gedanken: 'vielleicht auf dem Rückweg?'

Auf der Strecke wieder schöne Zwischenziele - das erste: Port Douglas, wo wir kurz einkaufen in unserem mittlerweile Lieblingssupermarkt Coles und dann ein bisschen laufen, erst zu einem Park am Meer

und dann an der Küste zu einem Aussichtspunkt auf einer Anhöhe mitten im Wald (Anm. Geli: Trinity Bay Lookout mit Blick auf den wunderschönen Four-Mile Beach).

Teilweise ist der Weg gesperrt, Regenfälle haben einiges weggeschwemmt, wir nutzen die Straße. Mit Mühe kann ich Geli überreden, wenigstens auf dem Rückweg die Abkürzung über den gesperrten Weg zu nehmen. Wir kommen mit etwas Klettern gut oberhalb der Stadt an, sind wieder auf regulären Wegen, sie fand es dann doch gar nicht schlimm. Aber wie nun zurück zum Auto? Die Straße führt zu weit ab. Nach meinem Gefühl wäre es gut, jetzt einen Weg rechts runter zu finden. Da, eine abschüssige Wiese! An deren unterem Ende ist nicht erkennbar, ob ein Durchkommen zur Stadt möglich ist. Ich gehe voran, steil, wieder ein bisschen klettern, aber es geht. Geli bekommt meine Hand - geschafft, wir sind wieder bei Coles, unweit unseres Parkplatzes.

Wir haben von der schönen Mossmann-Schlucht gelesen und steuern diese als nächstes an. Parken am Infozentrum, kurz abklären, wie wohin. Es fährt ein kostenpflichtiger Bus bis zum Eingang der Schlucht. Selber dorthin fahren geht nicht - Aborigines-Gebiet, sie möchten in ihrem Dorf ungestört bleiben. Zweite Möglichkeit: laufen, das machen wir. Es zieht sich etwas, erst pralle Sonne, dann kühlerer Wald. Als wir ankommen, sehen wir von einer Schlucht nicht viel, hier wächst dichter Regenwald, ab und zu sind Zugänge zum felsigen Fluss mit Badestellen möglich.

Buschhühner sind in diesen Tagen häufige Begleiter

Wir machen also wieder eine kleine Wanderung durch Regenwald, der uns aber immer noch begeistert, teilen diese Freude mit Leuten, die wir unterwegs treffen. Als wir zurück zum Eingang kommen, steht gerade ein Bus mit offenen Türen bereit, so offen, dass wir nicht anders können als einfach einzusteigen und Platz zu nehmen, keiner fragt nach irgendwas. So kommen wir recht bequem zum Camper zurück und können unsere Fahrt fortsetzen. Leider neigt sich der Tag schon wieder dem Ende zu, auch heute kommen wir also nicht viel weiter. Campingplatz suchen, 'Wonga-Beach' wird es, nicht so doll, wir sind verwöhnt. Essen, duschen, schlafen. Erst am nächsten Morgen ein kurzer Gang zum Strand. Sehr schön, menschenleer, sie haben hier soviel davon.
So, heute wollen wir ankommen. Obwohl, wir würden vorher noch gern mal die überall erwähnten Krokodile in freier Wildbahn sehen, wir können es ja immer noch nicht richtig glauben. Dazu werden an verschiedenen Plätzen ab dem Daintree-River Schiffstouren angeboten, wir steuern sie zum Vergleichen alle an ...
1. Anbieter: Nette Anlage mit kleinem Laden mitten im Wald, freundliche junge Dame. Auf einem der Regale ist ein grüner Plastiklaubfrosch ausgestellt - Moment mal - der ist ja echt!

Es hat handelt sich um einen White-lipped frog und er lebt im Laden, wie uns die Dame erklärt. Jedenfalls geht die nächste Tour um die Mittagszeit los. Das ist ungünstig, weil entsprechend der Tide noch Hochwasser ist und dann kaum Krokodile zu sehen sind. Sie bietet uns an, kostenlos wiederkommen zu können, wenn wir keine Crocs sehen. Das ist ein gutes Angebot, passt aber überhaupt nicht zu unseren Reiseplänen. Die sollen uns ja so schnell wie möglich weit über den hier riesigen Daintree-River führen, der in gewisser Weise die Grenze zwischen "zivilisiertem" Australien und der Wildnis darstellt. Dort werden wir nur eingeschränkte Versorgungsmöglichkeiten vorfinden, also decken wir uns an dem Getränke-Großhandelsfahrzeug, das gerade zufällig auf dem Parkplatz steht, mit 12 großen Flaschen Wasser ein. Das erste Angebot wollen wir uns nun überlegen und fahren mal zum nächsten. Dort wird die Tour auf einem Solarboot angeboten, wg des fehlenden Motorlärms vielleicht nicht schlecht und günstiger auch noch. Aber wieder die ungünstige Zeit. Wir überlegen weiter und schauen uns um die Ecke schon mal den beeindruckenden Fluss und die nicht weit entfernte Fähre an. Auf dem Anleger treffen wir zwei ältere australische Frauen, die hier wohnen und uns einiges zu den Krokodilen und dem Leben sonst erzählen. Als sie von unserer großen Reise nach viel Lebensarbeit erfahren, erwähnen sie ihren großen Plan, den sie jetzt nach ihrer vielen Lebensarbeit umsetzen wollen. Sie warten gerade auf ihre Männer, die mit einem neuen Hausboot auf dem Weg hierher sind, mit dem sie im nächsten Lebensabschnitt herum schippern wollen.

Wir entschließen uns, auf den letzten Anbieter zu setzen, der auf der anderen Seite, schon in der "Wildnis", die Tour in einem Creek (kleinerer Flusslauf) anbietet und der uns von anderen Reisenden empfohlen worden ist. Also freundliche Verabschiedung und Auffahrt zur Fähre, kaum Wartezeit.

Jetzt sind wir im wilden Norden.

Anm. Geli: Hier einer der schönsten Ausblicke unserer bisherigen Reise,  der Alexander Lookout

Trotzdem bekommen wir aber nach einigen Kilometern im Café am Noah Beach, in dem wir die Tour buchen, heiße Schokolade und guten Kaffee. Der Strand auch hier sehr schön, dichtes Grün an weißem Sandstrand. Am Treffpunkt dann ca. 10 Personen. Darunter wieder eine Familie, diesmal aus Karlsruhe, ein 3/4 Jahr unterwegs, 2 Kinder 6 und 9 Jahre alt, die sie mit Sondergenehmigung als Pädagogen in dieser Zeit selber unterrichten dürfen. Was alles möglich ist, wenn Menschen von einem Plan überzeugt sind ...
Der Bootsführer, ein älterer und hier sesshafter Australier, fährt mal langsam, mal schneller auf dem Creek durch die zum Teil wunderschöne Flusslandschaft.

Die ausführlichen Erklärungen zur Landschaft und den Krokodilen werden trotz meiner Bitte um Pausen durchgehend sehr schnell und australisch breit-nuschelig abgegeben. Selbst Geli kommt nicht mit, weist mich ab, wenn ich versuche, Übersetzungen von ihr zu bekommen, sie muss sehr konzentriert zuhören, um überhaupt irgendwas zu verstehen. Es geht vorbei an üppigen Mangrovenwäldern, die eine wichtige Rolle in diesem Ökosystem spielen.

Wir fahren und warten und fahren und warten ...

Irgendwann schließlich leise Aufregung: ein Teilnehmer hat ein Krokodil gesichtet! Eine Salzwasser-Krokodildame schwimmt langsam am Ufer entlang, mal mehr, mal weniger unter Wasser.

Sie soll ihr Nest in der Nähe haben, ist ca. 2,5 m lang. Der Bootsführer kennt sie anscheinend alle. Die Kinder sind besonders angetan und ich steigere ihre Spannung noch, indem ich ab und zu meine Hand über Bord halte, scheinbar um das Krokodil anzulocken. Der Junge hilft mir dann, meine Hand wieder 'in Sicherheit' zu bringen. Wir beobachten fasziniert eine Weile. Ein solches Tier kennen wir nur aus Filmen und von Bildern, aber das hier und sein Leben in dieser Umgebung und unser Dabei-Sein sind echt. Das Boot fährt behutsam vor und zurück, um in Sichtweite zu bleiben. Schließlich setzen wir die Fahrt fort, die ja nun erfolgreich war. Etwas später aber dann erneute Aufregung. Ein stattliches männliches Krokodil, ca. 4,5 m lang, ebenso unbeeindruckt von unserer Gegenwart, zieht durch's Wasser.



Wir sind begeistert und haben anscheinend einem Spezialisten an Bord, der einen Blick für die Tiere hat, und es ist nicht der Bootsführer! Die Frau des erneuten Krokodilentdeckers erzählt mir auf Nachfrage, dass ihr Mann sich sehr für diese Tiere interessiert, sie bereits auf einer Krokodilfarm in der Nähe waren und er sich dort viele Informationen geholt hat. Jedenfalls haben wir mit ihm nun einen Ansprechpartner, gebürtig aus Neuseeland, der für mich langsam gut verständliches Englisch spricht und uns einiges erklärt, was wir vorher einfach nicht verstanden haben. Leider gehen nach der Fahrt alle schnell wieder ihrer Wege, auch die Familie mit den netten Kindern fährt zu ihrem Campingplatz ein Stück zurück. Sie wollen ebenfalls Richtung Sydney und wir verabschieden uns sehr freundlich, vielleicht treffen wir uns ja nochmal wieder.

In Cape Trib(ulation) hat der ursprünglich vorgesehene Campingplatz direkt am Meer bereits geschlossen, wir sind in der Nebensaison. Geli hat einen weiteren entdeckt, dort sollen auch Touren zum hier nicht weit entfernten Great Barrier Reef angeboten werden. Wir buchen erstmal für unseren Camper und lassen uns dann die Unterschiede/Vorzüge des hiesigen Tourangebotes im Vergleich zu den Ausflügen von Cairns erklären: nur 25 Min bis zu einem schönen Korallenriff, kleine Gruppe (17 Leute) an Bord, die Unterwasserwelt noch sehr ursprünglich, da hier im Vergleich zu Cairns nur wenig los ist. Ergebnis: Wir buchen! Für übermorgen (vorher ist kein Platz mehr). Wir haben allerdings immer noch Rüdigers Empfehlung für die 'Passions of Paradise' im Kopf, die von Cairns aus zum Reef fährt. Heimlich kommt irgendwie der Gedanke auf: dann machen wir eben beides!
Der Stellplatz ist schön, ganz nah am Regenwald, deswegen besonders nachts viele Geräusche und manche Tiere, die herumhüpfen und -schleichen. Nur kein Cassowary, dem Geli so gern mal begegnen würde (ein großer Laufvogel, schwarzes Fell/Federn, große Füße, knallbunter Kopf mit 'Helm', stark vom Aussterben bedroht, Vorbild für Jurassic Parc-Dinovögel). Wir kochen in einer auch hier vorhandenen großen Gemeinschaftsküche, treffen dort viele junge Leute, die ebenfalls ein Stück weit dem 'wilden Australien' begegnen wollen - Austausch über dies und das. Bei uns gibt's Linsensuppe, improvisiert. Nicht alle vertrauten oder auch unbekannte Zutaten finden Eingang, wieso kochen wir auch ausgerechnet hier so ein deutsches Essen. Schmeckt aber doch und reicht für 2 Tage. Nun haben wir einen Tag zum Erkunden dieses doch sehr abseits gelegenen Ortes. Wir beginnen mit einem langen Boardwalk durch den Regenwald.

Vorbei an Palmenwäldern

und den höchsten Gräsern Australiens

laufen dann komplett allein am endlosen Strand

 

durchqueren an einer seichten Stelle einen Creek (Achtung! Bevorzugter Lebensraum der Krokodile),

finden dank MapsMe den Weg über Stock und Stein zurück zur Straße, beobachten dort auf einem Parkplatz, wie der Guide seiner Gruppe eine kaum erkennbare Springspinne zeigt

Diese Spinne ist in der Lage sich farblich an ihre Umgebung anzupassen

und genießen einen Lookout in der Nähe des eigentlichen Kaps.

Über die Straße geht's zurück zum Camping, kein Problem, Autos fahren nur ganz selten. Vorbei an Bäumen voller bunter Papageien, die ein Riesenspektakel veranstalten, schon von Weitem zu hören. Neben unserem Camping finden wir 3, 4 andere Häuserk und einen kleinen Supermarkt (mit Magnum-Mandel-Eis! Das gönnen wir uns). Und das war's schon fast, wirklich ein kleiner, letzter Posten der Zivilisation, weiter geht's dann nur noch mit 4WD. Wir ruhen uns am Pool ein bisschen aus (so etwas gehört auch fast zu jedem Campingplatz).

Abends gehen wir ein Stück weiter im Whet-Café essen, soll gut hier sein und ist es auch. Viele 'Abenteurer' an den Nachbarplätzen, hier in Cape Trib trifft sich eine bestimmte Art von Menschen. Der Weg hin und zurück nahe der Straße führt z. T. durch dunklen Wald und ist nur mit Taschenlampe zu bewältigen, Beleuchtung gibt's nicht, auch nicht auf der Straße, auch nicht an den Stellplätzen auf unserem Camping. Beim Essen plötzlich Kerzenlicht, das durch die Tische getragen wird zu einem jungen Pärchen. Die Frau hat Geburtstag, die Mitarbeiter des Cafés stimmen "Happy Birthday" an und wir singen alle mit. Ihr ist es peinlich und auch wieder nicht, ist doch eine schöne Überraschung und irgendwie schön auch für uns, alle haben ein Lächeln im Gesicht.
Früh aufstehen, 8:00 Treffen an der Rezeption und Einweisung in die Schnorcheltour zum Reef. Leider trüb heute, wir hätten gern strahlenden Sonnenschein auf dem Meer. Wegen der gefährlichen Quallen, von denen wir ja schon in Palm Cove gehört und gelesen hatten, bekommen wir schwarze Ganzkörperanzüge. Gesicht und Hände sind angeblich nicht gefährdet. Soviel verstehe ich noch, ansonsten aber wieder Erläuterungen in hoher Geschwindigkeit und breitestem Slang. Geli kann nicht helfen, versteht selber kaum (s. o.). Wir laufen durch den Wald zum Strand, ich spreche die junge Frau unterwegs freundlich an, ob sie vielleicht etwas langsamer sprechen könnte. Das scheint ihr nicht zu passen, ziemlich patzig erklärt sie mir wiederum kaum verständlich so etwas wie 'ich bräuchte wohl einen Übersetzer' ... Habe ich das jetzt richtig verstanden?

Am Strand dann kann das Boot ja nicht hochfahren, wir müssen ein Stück durch's Wasser. Krokodile? Sie erklärt (langsam und deutlich), dass seit Jahren an dieser Stelle nichts passiert sei, sie uns aber trotzdem darauf aufmerksam machen müsse, dass die Gefahr theoretisch besteht ... Beim Aufsteigen auf's Boot ist sie mir behilflich. (!) Wir rasen mit hoher Geschwindigkeit über die Wellen (deshalb nur 25 Min, nicht gerade ökologisch korrekt), das Boot hüpft gelegentlich, manchmal im Takt der voll aufgedrehten Rock-Musik, AC/DC ist angesagt. Das hat was, wir kommen in Stimmung! Und die Sonne lässt sich auch kurz mal blicken, vielleicht wird das ja noch was. 12,5 Seemeilen weiter der erste Schnorchelspot. Ein bisschen unheimlich finde ich es schon, so mitten auf dem Meer mit einigem Wellengang von Bord zu gehen und sich dem Wasser zu überlassen. Da bin ich nicht der Einzige, ein paar junge Frauen müssen sich sehr überwinden. Ein Stück weiter ist aber eine Sandbank zu sehen, die wir zwar nicht betreten dürfen, die aber deutlich macht, dass wir uns nicht über endlosen Tiefen befinden.

Ich lasse mich seitwärts des Bootes von oben in's Wasser fallen und probiere die zur Verfügung gestellte Schnorchelausrüstung aus, das ist für mich nun zusätzlich ungewohnt. Meine eigene Ausrüstung habe ich aber mitgenommen - für alle Fälle. Ich versuche, durch den Schnorchel zu atmen. Ist ja auf Dauer vielleicht einfacher als meine übliche Methode, ohne Schnorchel unter Wasser auszuatmen und nur kurz zum Einatmen aus dem Wasser aufzutauchen. Aber mit dem Schnorchel komme ich nicht zurecht. Ich habe das Gefühl, nicht genug Luft hin und her bewegen zu können, der Widerstand ist mir zu groß, ich bekomme das Gefühl von Atemnot. Also weg damit. Die vorhin so unfreundliche Einweiserin hat mich beobachtet und fragt (gut verständlich), ob alles in Ordnung sei, nimmt mir ohne Kommentar den Schnorchel ab, den ich kurzerhand aus der Halterung an der Maske gezogen habe. Jetzt geht's los! Das Wasser ist klar, viele Korallen sind zu sehen und Fische aller Art, Stellen, wo sie sich ballen und manchmal etwas verstecken. Durch die fehlende Sonne sind die Farben nicht so intensiv, das liegt aber auch an der an einigen Stellen sich ausbreitenden Korallenbleiche. Ein Holländer,  der bereits vor 20 Jahren schon mal hier war, bestätigt dies. Und es ist kalt im Wasser, gut für die Korallen, nicht so gut für uns. Wir hatten auf unserer Reise schon bessere Tauchgründe, bis auf die - Schildkröten!

Mangels Unterwasserkamera genau eine solche Schildkröte aus dem Internet, Korallen allerdings weniger farbenfroh

Die begegnen uns hier wie selbstverständlich, zum Anfassen nah. Das sollen wir aber nicht und halten uns natürlich auch dran. Ein bisschen müssen wir die Zähne zusammenbeißen wegen der Kälte. Geli sieht für mich erschreckend verfroren aus, so sehr, dass ich sie nicht mal in diesem Zustand an Bord fotografieren mag. Da kommt die kleine Pause ganz recht, wir fahren ein Stück zum nächsten Spot. Auch hier wieder eine Schildkröte. Wir haben ein spezielles Handzeichen vermittelt bekommen, das wir zeigen sollen, wenn jemand eine entdeckt. Das funktioniert gut. Zwischendurch ein paar Sonnenstrahlen, mehr wird's leider nicht.

 

Auf dem Rückweg ist mir dann auch sehr kalt, ich ziehe den oberen Teil vom Anzug runter, nass und Fahrtwind ist zuviel. Gegen 13:00 sind wir zurück am Campingplatz, das höchste Glück ist jetzt die heiße Dusche. Danach den Rest unserer Linsensuppe, das tut gut. Im Rückblick war die Tour gut, wenn sie auch nach den Taucherlebnissen in Indonesien keine Begeisterungsstürme bei uns entfacht hat. Die Fahrt hat Spaß gemacht, die Betreuerin hat doch noch freundliche Seiten gezeigt, das Tauchen und Erlebnisse-Teilen in einer Gruppe war besonders, einen kleinen Teil des GBR kennenzulernen war eine Ehre. Wir können es jetzt aber auch gut wieder sich selbst überlassen, menschliche Besucher haben hier ja auch eigentlich keinen Platz. Die Tour von Cairns aus werden wir aus diesen und reisetechnischen Gründen nicht mehr machen. Am Nachmittag fahren wir kurz an das besagte Ende befestigter Straßen, schreiben den Kilometerstand auf und beginnen die Fahrt südwärts, die uns bis zum 24.12. nach Sydney führen soll.

Eine kleine Pause legen wir noch auf einem südlich von Cape Trib gelegenen Campingplatz ein, auf dem Cassowaries ihre Runden drehen sollen. Geli hat die Hoffnung nicht aufgegeben und dreht ebenfalls ein paar Runden. In der Zeit mache ich ein kleines Nickerchen, bin müde und wir wollen heute noch ein längeres Stück fahren, Bett ist ja immer dabei. Aufgeweckt werde ich dann netterweise nicht von Geli (war wieder nichts mit dem Cassowary), sondern von einem Papagei, der mich im Camper besucht.

Er lebt auch hier, zusammen mit einigen  Schlangen und Wallabies (kleine Känguru-Form), die von den Betreibern gehalten werden und die aufgrund verschiedener Beeinträchtigungen in freier Wildbahn nicht überleben würden. Dem Papagei gefällt es gut bei uns, nur mit Mühe gelingt es dem Besitzer, ihn heraus zu locken, damit wir unsere Fahrt fortsetzen können. Die geht nun straight durch bis - Palm Cove! War einfach schön hier und vielleicht ja noch die Paddeltour ... Also wird unsere 1. Woche dort enden, wo sie auch begonnen hat und das ist gut so. 

Das Wetter ist wolkig, sonnig, stürmisch, paddeln geht leider wieder nicht. Deshalb ein Tag auf der Krokodil-Erlebnisfarm, von der wir ja schon gehört hatten und die nicht allzu weit entfernt liegt. Wir fahren nun zum 3. Mal die wunderschöne Straße direkt am Meer entlang, jedesmal begeistert. Die Zeit mit den Krokodilen und anderen Tieren vergeht dann wie im Flug. Viele Attraktionen greifen ineinander, wir müssen gucken, dass wir jeweils rechtzeitig da sind. Fütterung von Salz- und Frischwassecrocs,

Salzwasserkrokodilsfütterung

Sich jagende Salzwasserkrokodie

Süßwasserkrokodile (sind kleiner und haben eine andere Schnauze)

Führung zur Krokodilszucht, Bootsfahrt über einen Creek,

Koalas,

Schlangen und - Cassowaries!!

Das alles mit vielen Erläuterungen und witzigen Anekdoten, aber auch Problematisierung des Umgangs der Menschen mit diesen Tieren, teilweise verständlich, teilweise wieder nicht. Die Haltungsbedingungen für die Tiere scheinen uns ganz akzeptabel zu sein. Den Ansatz, der australischen Bevölkerung einen anderen Umgang mit den so besonderen Tieren näher zu bringen, als 'abknallen' oder 'überfahren' (Cassowaries), finden wir unterstützenswert.  Die Krokodilszucht mit den Eiern der hier lebenden Krokodile ist allerdings nichts anderes als ein lukrativer Einkommensbereich, da das Leder und das Fleisch kommerziell vermarktet werden. Er ergibt sich aus der Haltung der Tiere hier, die eine weitere Vermehrung nicht vorsieht. Die Eier müssten sonst vernichtet werden. Vergleichbar ist das vielleicht mit einer Hühnerzucht bei uns in einem nach oben offenen Stall.

Wenn das 'Schlachtgewicht' erreicht ist, findet eine schmerzfreie Tötung statt, wie uns auf Nachfrage erläutert wird.

Am Ende der verschiedenen Führungen wird die Zuschauerrunde jeweils zu Fragen ermuntert und die kommen auch!

Kinder und Erwachsene scheinen das gewohnt zu sein und beteiligen sich rege. Bei den Schlangen wird ein/e Assistent/-in aus dem Publikum gesucht zum Halten der Tiere. Ein Mädchen übernimmt das und traut sich was! Nur sprachlich scheint ihr der Austausch etwas schwer zu fallen. Der Grund: sie ist aus Norwegen und mit ihrer Familie hier im Wohnmobil unterwegs, wie uns der Vater später erklärt. Austausch von Australien-Erfahrungen, wir können schon mitreden! Der Tag hat uns gefallen, nun freuen wir uns auf unser Essen in der Campingküche.

Dort treffen wir das junge deutsche Pärchen wieder, die wir gestern abend schon kurz kennengelernt haben, Fabian und Sarah, 25 und 22 Jahre jung. Sie werden auch ein Jahr, vielleicht länger unterwegs sein. Wenn wir uns begegnen, nimmt das Reden kein Ende. Es ist aber auch so interessant, was die beiden erleben und erlebt haben und sie sind sehr sympathisch! Eigentlich ist ihre Situation im Moment ziemlich blöd. Sie sitzen seit 4 Wochen in Cairns und Umgebung fest, weil die Papiere für ihren kleinen Mitsubishi-Camper, den sie hier gekauft haben, von den zuständigen Ämtern in einem anderen Bundesstaat nicht bearbeitet und verschickt werden.
Sie versuchen das Beste draus zu machen und kleine Unternehmungen zu genießen. So waren sie auch an dem Tag in Palm Cove, als wir morgens Richtung Cape Trib aufgebrochen sind. Sie erzählen uns, dass am Nachmittag plötzlich Aufregung am Strand herrschte und dieser von der Wasserwacht geräumt wurde. Der Grund war eine Krokodilssichtung direkt vorm Strand! Fabian zeigt uns ein entsprechendes Video, das er aufgenommen hat. Nun müssen wir es glauben, hier ist Krokodilsland!

Wir haben über WhatsApp Kontakt vereinbart und unsere Blogadressen ausgetauscht. Sie werden auch Richtung Sydney fahren und wir hoffen, dass wir uns wieder treffen. So beginnen wir in aller Ruhe die zweite Camperwoche, bleiben wieder 3 Nächte hier.