Samstag, 18.08.2018

Abschied und weiter

Es prallen starke Widersprüche aufeinander in dem Ort am Dschungel und doch hat das alles mich im Inneren berührt. Gedanken an Wiederkehr kommen auf und ich scheine nicht der Erste zu sein, dem das passiert. Überall finden wir Spuren von Europäern, die in Bukit Lawang und Umgebung hängen geblieben sind oder immer wieder kommen.

Die Natur tritt trotz allem so überwältigend kraftvoll und voller Schönheit auf, zeigt uns wie sich über Jahrmillionen Biodiversität entwickelt hat. Es ist ein traumhaftes Stück Erde - und die Menschen hier sind mir an's Herz gewachsen.

 

Für mich persönlich genügen die hiesigen Lebensbedingungen für Reisende: Bett, Sitzklo, Dusche, Essen und Trinken das mir schmeckt und bekommt (hat etwas gedauert, das herauszufinden), freundliche, lachende Menschen, Musik - fertig, reicht.

Am 16. verlassen wir Bukit Lawang nach 10 Tagen dann doch, aber nicht den Dschungel. Eine mühselige Fahrt mit dem Geländewagen führt uns nach Tanghahan. Wir übernachten in der Jungle Lodge, die ihrem Namen Ehre macht. Anders, aber auch sehr schön, kleiner, noch näher dran.

 

Nachmittags besuchen wir eine Elefantengruppe, die hier um den Preis der von Menschen bestimmten Begrenzung ein Refugium hat und nicht von verärgerten Bauern wegen der "Plünderung" von Feldern gejagt und vergiftet wird, wie in anderen Teilen Sumatras. Doch es gibt auch Geschichten, dass dieses Leben mit Menschen nicht ohne Dressur abgeht. Wir verzichten auf's Reiten, versuchen den großen Tieren irgendwie respektvoll zu begegnen und hoffen, dass sie das spüren.

Am nächsten Tag unternehmen wir noch eine tolle Flusswanderung, durchschwimmen einige tiefe Stellen bis zu einem Wasserfall, "Dschungelbuch-Atmosphäre". Eigene Fotos konnten wir hier nicht machen, deshalb 2 Bilder aus dem Internet:

16:00 ist Abfahrt mit einem Privatauto zur Busstation, um von dort den Nachtbus um 19:45 nach Banda Aceh zu nehmen, ganz in Sumatras Norden gelegen, 11 Std. Fahrt. Es geht bis an Indonesiens geographischen Anfang, der heißt "Kilometer Null", auf der Insel Pulau Weh, von Banda Aceh mit der Fähre gut erreichbar.

In der Nähe der Busstation endlich wieder ein Geldautomat, wir decken uns ein. Unser Privatautofahrer organisiert den Fahrkartenkauf, alles ist geregelt und der große Reisebus kommt pünktlich.

Nach all den ausgeleierten Geländewagen hat er eine geradezu luxuriöse Ausstattung mit Fast-Liegesitzen, WC an Bord, Kopfkissen, Decken. Letztere sind bei der intensiven air-condition auch nötig. Geli hat die Befürchtung, dass sie während der Nachtfahrt kaum zum Schlafen kommen wird und sich Rückenschmerzen einstellen. Wird mir wahrscheinlich nicht viel anders ergehen. Ich finde es aber gut, dass wir uns auf diese Aktion trotz der Beschwerlichkeiten einlassen.

Eine Autobahn gibt es hier nicht, also brettert der unerschrockene Busfahrer kurvige, schmale Straßen entlang durch Dörfer und Städte, überholt Tankwagen, andere Busse, nimmt Leute auf und setzt sie ab, macht 1x Pause um 2:30 zum Essen und Trinken für alle, um 5:00 nochmal vor einer Moschee zum Beten (nicht für alle) und setzt uns schließlich gegen 7:00 morgens nach wenigen kurzen Schlafphasen etwas gerädert (wir nicht er) am Zielort ab.

Sofort stürzt sich eine Gruppe von TukTuk- und Taxifahrern auf die Reisenden, besonders auf uns. Wir haben keine Ahnung, wo in der Stadt sich von hier aus gesehen unsere Unterkunft befindet und so lassen wir uns mit unserem relativ umfangreichen Gepäck doch eher auf einen etwas seriöser wirkenden Taxifahrer ein, den Geli von den geforderten 100.000,- IDR noch schnell auf 80.000,- runterhandelt. Nachdem wir ihm die Adresse gezeigt haben, fährt er zielgerichtet Richtung Zentrum und deutet schließlich auf eine Inschrift an einer Straße, in der ein Wort der von uns angegebenen Adresse auftaucht. Langsam fährt er weiter und sucht, wie wir mutmaßen, nach der Hausnummer 17. Nicht auszumachen, diese Nummer, wo ist das bloß? Er fährt die breite, viel befahrene Straße auf und ab, fragt immer wieder Leute, die ihm alle etwas anderes erzählen, biegt in Nebenstraßen ab, fährt diese rauf und runter, fährt zwischendurch nochmal ganz woanders hin.

Der Fahrer tut uns leid, was haben wir ihm bloß für eine Adresse gegeben und er gibt sich doch solche Mühe. Auf seine zeichensprachliche Anregung hin beschließen wir, ihm doch die 100.000,- zu geben. Die Verständigung mit ihm ist mühselig, er spricht kein Englisch. Bei uns und besonders bei Geli steigt der Pegel nun auch an, sie ist müde, hat Hunger, ist verschwitzt, muss zur Toilette. Alle Aktionen des Fahrers führen nicht weiter, wir wollen jetzt zu einem kleinen Hotel, bei dem er uns zwischenzeitlich schon mal absetzen wollte, weil es ja wohl ganz in der Nähe unserer Zieladresse läge. Dort haben wir den Hinweis "Free WiFi" gesehen und Geli überlegt, dass wir im Internet nochmal checken, was mit der Adresse los ist. Auch die Umsetzung dieses Wunsches ist schwierig, will er da nicht hin oder versteht er uns nicht? Als er fast an der Einfahrt zum Hotel vorbei fährt, obwohl ein großes Schild darauf hinweist, werde ich etwas massiver und nötige ihn, nun endlich abzubiegen. Nach dem Aussteigen bekommt er den erhöhten Obolus, er entschuldigt sich dafür, dass es nicht richtig geklappt hat mit dem Transport und wir bekommen im Hotel nach ein bisschen Hin und Her das Passwort für den Internetzugang. Geli gibt "Routenplanung vom aktuellen Standort zur gewünschten Adresse" ein und siehe da, wir sind komplett falsch. Mit der Adresse ist alles ok, nur der Taxifahrer hatte keine Ahnung, wo das ist! Erst jetzt wird uns klar, dass wohl Leute, die sich ein bisschen Geld verdienen wollen, am Busbahnhof ihre Dienste anbieten, ohne wirklich einen Überblick über die Adressen in ihrer Stadt zu haben, geschweige denn ein Navi.

Was nun? Mir fällt ein, dass Gabriel, der Österreicher, von dem wir schon mal kurz berichtet haben, uns die Grab-App empfohlen hatte, mit der man in ganz Südostasien private Fahrdienste kostengünstig und transparent in Anspruch nehmen kann. Auch Anto (Danke!) hatte Geli schon in Hannover darauf hingewiesen. Jedenfalls hatte sie die App gleich runtergeladen und gesagt, getan, nach 8 Minuten kommt ein Auto vorgefahren, dessen Fahrer uns für 25.000,- IDR endlich zu unserer Unterkunft bringt, auch wenn er wegen eines großen Umzugs in der Stadt (Nationalfeiertag) ein paar Umwege fahren muss. Wir legen noch ein bisschen drauf, wir sind so froh.